Andreas Schnell - Tage des Niedergangs

  • Klappentext:
    "Laut den letzten Informationen ist die Lage völlig außer Kontrolle geraten. Die Unruhen haben längst das ganze Stadtgebiet ergriffen. Noch immer liegen keine offiziellen Berichte über den Auslöser dieser Katastrophe vor. Wir wurden aufgefordert, das Studio zu verlassen, da unsere Sicherheit nicht mehr garantiert werden kann. Bitte treffen Sie alle nötigen Schutzmaßnahmen. Bringen Sie sich in Sicherheit! Wir stellen mit sofortiger Wirkung den Sendebetrieb ein. Wir wünschen unseren Zuhörern alles Gute. Passen Sie auf sich auf!"


    Handlung:
    Der Gelegenheitsarbeiter Karol Formann befindet sich nun seit längerer Zeit in einem Hospiz. Sein Vater liegt im Sterben, lässt sich aber sehr viel Zeit damit. Währenddessen spitzt sich die Lage in Frankfurt am Main ziemlich zu. Überall auf der Welt wird von Unruhen berichtet, von gewaltsamen Aufständen, von Randale, Mord und Totschlag. So richtig dringt das ganze Ausmaß erst zu Karol durch als das Hospiz, genauso wie die ganze Stadt, evakuiert werden soll, da die Unruhen im Begriff sind, die Mainmetropole zu erobern. Karol weigert sich, da er seinem kurz vorm Ableben stehenden Vater nicht noch diesen Stress antun möchte und bleibt mit ihm zurück. Kurze Zeit später scheidet sein Vater aus dieser Welt. Als er ihn in eine Kühlkammer schaffen will, wird Karol brutal überfallen. Er traut seinen Augen nicht, denn die Angreifer sind zwei vor kurzem hier im Hospiz verstorbene Personen. Er kann ganz knapp entkommen und macht sich auf den Weg in seine Wohnung durch das größtenteils entvölkerte, aber immer noch brandgefährliche Frankfurt. In seinem Wohnhaus wird er wieder von Untoten angegriffen, kann sich aber eine Waffe ergattern. Obwohl er von ihr betrogen wurde, denkt Karol schließlich an seine Ex-Freundin Vera, die eher eine von der Lifestyle-Sorte a la Paris Hilton ist, und der er nicht zutraut, in einem solchen Chaos zu überleben. Nachdem er sie aus der Wohnung geholt hat, wollen sie den Gerüchten nachgehen, nachdem die Bundeswehr noch ein Lager in der Stadt aufrecht hält. Doch der Weg dorthin ist mehr als beschwerlich ...



    Meine Meinung:
    Mir ist es schon passiert, dass ich mit kleinen Verlagen und unbekannten Autoren ziemlich daneben gegriffen habe, auch im Horrorbereich. Zwischendurch gibt es dann aber auch mal die ein oder andere Überraschung, z.B. "Apokalypse" von Daniel Daub oder dieses hier vorliegende Exemplar. Ich habe nun wirklich schon unzählige Zombiebücher gelesen: gute und schlechte, die einen legen das Hauptaugenmerk auf Action, die anderen auf subtilen Grusel und die Psyche und andere wiederum auf möglichst viel brutalen Splatter. Aber so etwas wie "Tage des Niedergangs" ist mir überhaupt noch nicht untergekommen. Ich wage sogar zu sagen, dass ich in meiner langen Horrorkarriere eine Atmosphäre wie sie Andreas Schnell erschaffen hat, überhaupt noch nicht erlebt habe und hier etwas wirklich Außergewöhnliches geschaffen wurde, dessen alleinige Sortierung unter dem Etikett "Zombiehorror" dem Buch nicht gerecht wird, denn "Tage des Niedergang" ist noch viel, viel mehr. Was zunächst noch sehr standardmäßig beginnt, mit einem Durchschnittstypen als Protagonisten, der die beginnende Apokalypse erlebt, den ersten Zombieangriffen standhält und sich schließlich auf der Flucht befindet, entwickelt sich schon bald zu etwas ganz anderem als man es von ähnlichen Geschichten gewohnt ist. Man frägt sich zunächst, warum alles so entvölkert ist. Wohin wurden die Menschen evakuiert und müssten da nicht eigentlich noch viel mehr Zombies umherstreifen? Anfangs dachte ich an ein Logikloch, aber obwohl bei weitem in diesem ersten Band noch nicht alles aufgeklärt ist, ergibt die Geschichte ein stimmiges und Sinn machendes Ganzes. Und das obwohl eigentlich statt Fragen zu beantworten, immer mehr Fragen aufgeworfen werden. Man will aber unbedingt weiterlesen um zu erfahren, was es mit allem auf sich hat. Ich will nicht allzu viel von der Handlung verraten, denn die Geschichte geht im Laufe ihrer Entwicklung Wege, an die man anfangs niemals gedacht hätte und man sollte alles möglichst unvoreingenommen erleben. Jedoch denke ich auch, dass diese Entwicklung nicht jedem gefallen könnte. Wer eine "Walking Dead"-ähnliche Actionstory erwartet, wird enttäuscht werden obwohl es zwischendurch durchaus mal blutig zur Sache geht. Im späteren Verlauf der Gesichte folgt ein Twist, der ein dickes Fragezeichen über dem Kopf des Lesers erscheinen lässt und gerade das ließ die Geschichte in neue Sphären eindringen. Das Hauptaugenmerk hat Andreas Schnell auf eine Gänsehautatmosphäre gelegt, die einem nicht nur einmal Schauer über den Rücken jagt. Gerade die Tatsache, dass man nur auf wenige Personen bzw. auch wenige Zombies trifft, kommt dem ganzen sehr entgegen. In weiterer Hinsicht ist die Charakterentwicklung von vor allem Karol, den man immer mehr zu schätzen lernt, ein großer Pluspunkt. Auch Julius, ein Gefährte auf den der Protagonist und sein Anhängsel im Laufe der Geschichte treffen, ist mehr als gelungen und von ihm erwarte ich mir noch einiges in den Folgebänden. Nervig wiederum ist die zickige Vera, Karols Ex-Freundin, die mit ihrer unmöglichen Art ausschließlich Minuspunkte sammelt, aber zum Glück immer weiter in den Hintergrund gerät. Erwähnenswert ist auch noch das wunderbare Cover, das mich stark an diverse Heavy Metal-Albencover der 80er Jahre erinnert (und im übrigen etwas anders als das hier verlinkte Bild aussieht). Abzüge gibt es einzig und allein für die nervige Vera, deren dummes Verhalten manchmal richtig weh tat und für die leider viel zu vielen Rechtschreibfehler.


    Fazit: Die Apokalypse kommt nach Hessen, Franken und Bayern! Ein Endzeitszenario mit schauriger Atmosphäre und einer außergewöhnlichen, hochspannenden und unkonventionell verlaufenden Geschichte.
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