Antoine Laurain - Liebe mit zwei Unbekannten / La femme au carnet rouge

  • Ein wunderbares Buch für den Sommer! Sehr empfehlenswert!


    Der Buchhändler Laurent entdeckt eines Morgens eine lilafarbene Damenhandtasche, die auf einer Abfalltonne steht. Ihre Besitzerin ist nirgendwo zu sehen und so schaut er flüchtig in die Tasche. Es befinden noch einige Gegenstände in ihr, doch hat es auf Laurent den Anschein, dass die Tasche ihrer Besitzerin gestohlen wurde. Schließlich würde keine Frau ihre Tasche- samt Inhalt- auf einer Mülltonne deponieren und somit einen kleinen Teil ihres Lebens stehen lassen.
    Laurent beschließt, die Tasche mitzunehmen, schließlich würde sie sonst sowieso von der Müllabfuhr fort gebracht werden. Während er durch die Straßen von Paris eilt, die lilane Damenhandtasche haltend, fühlt er sich aufgrund der vielen forschenden Blicke der ihn umgebenden wie der Dieb selber.
    Als er Abends zu Hause ankommt beschließt er, sich den Inhalt der Tasche genauer anzusehen. Ein alter Taschenspiegel, ein Schminktäschchen mit einem korallenfarbenden Lippenstift und einer Haarklammer, ein paar Orakel-Würfel, ein rotes Moleskine Notizbuch, ein schwarzes Parfumfläschchen, ein Schlüsselbund, an dem ein goldener Schlüsselanhänger mit eingravierten Hieroglyphen hängt, ein kleiner Taschenkalender, Lakritzbonbons und Fotografien, sowie viele andere Dinge, über die Laurent erstaunt ist, dass sie in diese Tasche passen, kommen zum Vorschein. Besonders das rote Notizbuch erweckt sein Intresse und obwohl ihn das mulmige Gefühl beschleicht, dass ihn sein Inhalt rein gar nichts anzugehen hat, öffnet er es, um darin zu lesen.
    Die Besitzerin der Tasche, wie aus einer Buchwidmung hervorgeht heißt sie Laure, schreibt dort hinein ihre Gedanken, das was sie mag und das wovor sie Angst hat.
    Obwohl Laure Laurent nicht kennt, da sie ihn noch nie im Leben gesehen hat, erfährt er immer mehr über ihr Leben.
    Auch wenn Laurent Laure noch nie begegnet ist, verliebt er sich in sie. Er beschließt, sie ausfindig zu machen, um ihr ihre um die Wertgegenstände erleichterte Tasche zurück zu geben und auch um zu erfahren, wer ihm den Kopf verdreht.
    Doch ist dies in Paris, einer Stadt mit rund 2,5 Millionen Einwohnern, denkbar schwierig. Immerhin weiß er, dass sie in seiner Gegend wohnen muss.. Und so macht er sich auf die Suche nach seiner unbekannten Liebe.


    Dieses Buch ist sehr angenehm zu lesen, sodass die Seiten nur so dahin fliegen. Der Schreibstil ist locker-leicht und man fühlt sich sehr schnell in das Buch und nach Paris befördert, da die Sprache sehr lebendig ist und man sofort in die Geschichte gezogen wird.
    Der in Paris geborene und dort noch immer lebende Autor Antoine Laurain schafft es, den Leser von der ersten Seite an zu fesseln und nachvollziehbar und faszinierend die Gefühle der einzelnen, sehr lebendig gezeichneten, Charaktere zu beschreiben.
    Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, da ich unbedingt erfahren wollte, ob und wenn ja wie Laurent Laure findet und natürlich was sie davon halten würde.
    Ich muss gestehen, dass ich um dieses Genre meistens einen Bogen mache, doch konnte mich dieser Roman wirklich sehr überzeugen. Er scheint realistisch, ist in sich schlüssig und nicht mit Kitsch überfüllt, er ist packend und entführt den Leser nach Paris, er lässt einen direkt am Geschen teilhaben und wirkt gleichzeitig erfrischend wie auch berührend.
    Ich kann tatsächlich nachvollziehen, dass dieser Roman es unter die Spiegel-Bestseller geschafft hat!


    Ich kann ihn sehr weiter empfehlen, auch an Leser, die dieses Genre, genauso wie ich, meistens meiden- es lohnt sich, dieses Buch zu lesen!

  • Liebe in Paris – zauberhaft :love:
    Liebe in Paris – abgedroschen :sleep:
    Zwischen beiden Extremen schwanke ich. ?(


    Einerseits: Das ist so richtig nett, wie Laurent sich auf die Suche nach einer Unbekannten macht, in deren Handtascheninhalt er sich verliebt hat. Sich in den Inhalt einer Handtasche zu verlieben --- das kann, selbst in der literarischen Welt, nur einem Pariser passieren. :shock: Außerdem: Laurent besitzt eine Buchhandlung; er hat a priori Leserherzen auf seiner Seite. :lol:


    Und dann die arme Laure und ihr Kampf gegen die Folgen des Überfalls. Mitleid ist angebracht. Oder nicht?


    Sieht also nach Kuschelbuch aus.


    (Jetzt weiß natürlich jeder, dass als nächstes ein ABER folgt, und ich will niemanden enttäuschen, daher:) Der Autor bemüht sich, eine leichte Liebesgeschichte mit Intellektualität zu würzen, heißt: Er präsentiert seine eigene Belesenheit via Laurent, so erscheint es (muss man diese Menge an Büchern im Einzelnen auflisten?).
    Auch über den Auftritt des Nobelpreisträgers Modiano – würde mich interessieren, ob er das Buch gelesen hat? – kann man geteilter Meinung sein.


    Ein Buch, dessen Autor (fast) alles richtig gemacht hat. :thumleft:
    Der es mir dennoch nicht völlig recht machen kann. :roll:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mein Fazit:


    Durch Connys Rezension bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und ich fand die Idee zu dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte einfach toll. Daher habe ich meiner Bibliothek einfach mal zugelangt, obwohl ich bei französischen Autoren immer eine gewisse Skepsis bei mir spüre. So wirklich erklären kann ich es nicht.


    Der Schreibstil ist auch hier ungewöhnlich. In langen Absätzen hat der Autor die Geschichte um Laurent und Laure beschrieben. Warum er ähnlich klingende Vornamen benutzt hat, ist mir nicht klar. Ich musste beim Lesen schon manchmal aufpassen. Auch die Dialogführung ist ungewöhnlich, denn sie wurden oft in den Zeilen hintereinander geschrieben, was mich dazu verleitete, den Dialogwechsel nicht immer sofort zu bemerken. Demzufolge habe ich manche Zeilen zweimal lesen müssen. Da das Buch nur 239 Seiten hat, war das jetzt nicht weiter tragisch und mit der Zeit hatte ich auch den Dreh raus. Ebenso die langen verschachtelten Sätze machten mir am Ende nichts mehr aus.


    Die Geschichte ist melancholisch angehaucht und in kleinen Nebengeschichten wird die Atmosphäre zuweilen lebendig. Leiser Humor schleicht sich in die Zeilen ein, was mich oft zum Schmunzeln brachte. Da ist z. B. ein Kater namens „Putin“ oder Laurents Freund Pascal hat seine Dating-Geschichten auf dem Computer strukturiert abgespeichert – mit Bild und Lebenslauf wohlgemerkt! Auch Laurents Tochter Chloe ist der Brüller – gibt sie ihren Vater bei ihren Klassenkameradinnen doch als ihren reifen Liebhaber aus. Und Laure liegt im Koma, während Laurent verzweifelt nach der Besitzerin der Tasche sucht und damit auch noch eine Eifersuchtsszene heraufbeschwört. Diese kleinen Nebenschichten sind im Grunde das Tüpfelchen auf dem „i“.


    Die Geschichte um die Handtasche glänzt durch viele kleinen Geschichten, die am Ende auch noch mal kurz erwähnt werden. Aber wegen dem für mich gewöhnungsbedürftigen Erzählstil kann ich nur vier Sterne geben. Vielleicht lese ich noch bei Gelegenheit seine anderen Bücher, aber damit hat es Zeit!

  • Meine Meinung:

    "Die Frau mit dem roten Notizheft" liest sich schöner und spannender als der sperrige deutsche Titel "Liebe mit zwei Unbekannten". Denn "le carnet rouge" ist schuld, dass Buchhändler Laurent nicht von der geheimnisvollen lila Handtasche loskommt. Eigentlich möchte er deren Besitzerin finden, doch es fehlt eine Adresse. Einzig den Vornamen der Handtaschenbesitzerin findet er anhand eines signierten Romans in ihrer Tasche heraus. Der Tascheninhalt macht ihn neugierig auf die unbekannte Frau, die - was er nicht weiss - verletzt im Spital liegt.

    Wunderschön ist beschrieben, wieviel Mühe sich Laurent gibt, diese Frau zu finden. Immer mehr hat er das Gefühl sie aufgrund der Tasche bereits zu kennen und verliebt sich unbekannterweise. Auch wir Leser lernen Laure, so der Vorname der Frau, sehr gut kennen und mögen - obwohl sie physisch kaum anwesend ist. Sie ist nicht präsent und doch extrem nahe.


    Der Autor weiss mit Worten umzugehen und spielt mit ihnen. So heisst die unbekannte Frau Laure, ist Vergolderin (L'or = das Gold), und Laurent sucht nach ihr. Das schreit direkt nach einem Happyend zwischen den beiden fast 40-jährigen. Ob es eins gibt, müsst ihr selbst herausfinden. Ich garantiere euch, jede einzelne Zeile ist lesenswert.


    Denn auch die Details werden liebevoll erzählt, zum Beispiel die Geschichte mit den Fensterläden der alten Frau. Die Szenen mit den Nebenfiguren wie Laurents Tochter Chloé oder Laures Chef sorgen für einige Schmunzelmomente und viel Wohlfühlambiente.

    Wer die fabelhafte Welt der Amélie mag, mag auch diese hoffnungsvoll melancholische Erzählung.


    Fazit:

    Auf eine feine Art bezaubert die Geschichte den Leser. Sie gibt sich verträumt, ruhig und erwachsen und besticht mit dem durch und durch französischem Charme.

    4.5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Leider hat mir der Roman nicht so gut gefallen, vielleicht kam er mir einfach ungelegen.:-k Ich lese hin und wieder sehr gerne solche charmanten Geschichten, aber diesmal packte es mich nicht. Das einzige was ich mit Freuden und großer Spannung las, war die Beschreibung der Tätigkeit des Buchhändlers Laurent, seine Meinung zu bestimmten Büchern und seine Art die Bücher in einem Buchregal einzuordnen.O:-) Laurent war mir auch sonst sehr sympathisch. Aber die ganze Handlung, nein leider, ist der Funke nicht übergesprungen. Ich fand es nur mittelprächtig. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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