Thomas Enger - Verleumdet / Blodtåke

  • Klappentext:
    Ein brutaler Killer: In einem Pflegeheim wird eine Frau tot aufgefunden. Der Täter muss rasend vor Wut gewesen sein. Eine anonyme Drohung: Justizministerin Trine Juul wird der sexuellen Nötigung bezichtigt. Eine beispiellose Medienhetze beginnt. Dann, die Botschaft: Treten Sie zurück, sonst kommt alles ans Licht. Die Suche nach der Wahrheit: Henning Juul soll den Mord im Pflegeheim untersuchen, doch auch seine Schwester Trine braucht Hilfe. Er macht eine Entdeckung, die nie bekannt werden darf. Und dann schlägt der Killer erneut zu. (von der Verlagsseite kopiert)


    Zum Autor:
    Thomas Enger, Jahrgang 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete in einer Online-Redaktion. Nebenbei war er an verschiedenen Musical-Produktionen beteiligt. Sein Thrillerdebüt Sterblich war hierzulande wie auch international ein sensationeller Erfolg. Er lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo. (von der Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Blodtåke (3 Henning Juul)
    Erstmals erschienen 2012 bei Gyldendal, Oslo
    Aus dem Norwegischen übersetzt von Günther Frauenlob, Maike Dörries
    Aus wechselnden personalen Perspektiven, in erster Linie Henning Juuls und seiner Schwester Trine erzählt
    Eingefügt Kapitel aus der Sicht des Täters
    94 Kapitel auf 380 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Nach dem ersten Band der Reihe, „Sterblich“, fragte ich mich, warum der Journalist Henning Juul nicht die gleiche Bekanntheit und Popularität genießt wie seine Kollegen anderer skandinavischer Krimireihen. Denn auch er ist eine tragische Figur, ein einsamer, aber fairer Wolf und in seinen Ermittlungen nicht immer geradlinig.
    Auch wenn man den Nebendarstellern bereits ein paar Mal begegnet ist, kommen sie nicht nahe; man registriert, bis auf ein, zwei Ausnahmen, dass sie da sind und ihre Rollen ausfüllen, doch die Persönlichkeiten hinter den Jobs bleiben farblos.
    Warum der Autor im Präsens erzählt, erschließt sich nicht. Man gewöhnt sich daran; den Sinn erkennt man nicht. Falls er damit die Handlung unmittelbarer gestalten wollte, geht das Konzept nicht auf.
    Wie ein roter Faden durchzieht die Frage alle Bände, wer den Brand in Henning Wohnung gelegt hat, bei dem sein Sohn ums Leben kam. Dass es mit der Antwort nur millimeterweise vorangeht, ist klar; je kleiner die Schritte, für desto mehr Bände reicht sie.


    Schwachstelle ist diesmal die Auflösung. Ein bisschen Psychologie rund um das kaputte Elternhaus – ziemlich plakativ. Nicht nachvollziehbar der Ruf des Täters nach der Justizministerin – er ist der Konstruktion rund um den zweiten Handlungsstrang geschuldet.
    Warum sich Hennings und Trines Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit nicht decken, müsste eigentlich ein Nachfolgeband klären.


    Dennoch: So ganz schlecht ist der Krimi nicht. Wie ein Journalist Quellen anzapfen kann, die der Polizei verschlossen sind, wie er sich dem Wettbewerb, stets als erster eine Meldung auf die Pressebühne zu werfen unterwirft, wie sich, in diesem Fall, das Private und Dienstliche verquicken – das ist spannend und geläufig geschrieben.
    Ich bin sicher, dass das Buch Fans von skandinavischen Krimis gefallen würde, auch wenn ich nicht ganz zufrieden bin.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)