Roy Porter - Geschröpft und zur Ader gelassen / Blood and Guts

  • Klappentext (Cover):
    Blood and Guts explores the many ingenious, curious and often gruesome ways in which humankind has fought disease over the ages: from Ayurverdic remedies to antibiotics, from blood-letting to X-rays, from crude amputations to organ transplants. With an extraordinary cast of barber surgeons, quacks, apothecaries, witch-doctors and anatomists, this is an eye-opening, humorous and often terrifying look at our ongoing quest for immortality.


    Über den Autor (s. Buch):
    Roy Porter was until his retirement Professor in the Social History of Medicine at the Wellcome Trust Centre for the History of Medicine at University College London. His books include London: A Social History, English Society in the Eighteenth Century and Enlightenment, which was the winner of a 2001 Wolfson Prize. He died on 3 March 2002.


    Meine Meinung:
    Roy Porter hat es sich zum Ziel gesetzt, den Leser kurz(-weilig) über die Geschichte der Medizin zu informieren und aus meiner Sicht ist ihm dies im Großen und Ganzen sehr gut gelungen.


    Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt, die sich jeweils in der Thematik unterscheiden (z.B. „Chirurgie“, „Krankenhaus“, „Labor“). In jedem Kapitel werden also verschiedene Epochen unter einem spezifischen Gesichtspunkt beleuchtet. Unterstützt wird der Text durch zahlreiche Illustrationen aus dem entsprechenden Zeitabschnitt. So kann man die Wahrnehmung der Krankheiten, Ärzte und Methoden besser nachvollziehen und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit verfolgen.


    Porter pflegt hier einen Schreibstil, der einem Fachbuch angemessen, für Laien jedoch gut verständlich ist, sodass man meist flüssig lesen kann. Da ich die englische Originalausgabe gelesen habe, musste ich ein paar Krankheitsbezeichnungen sowie einige mir nicht geläufige Ausdrücke im Wörterbuch suchen, doch insgesamt kam ich mit der Sprache gut zurecht.


    Aus meiner Sicht ist es dem Autor gelungen, die Entwicklung der Medizin auf mehreren Ebenen zu betrachten. Das heißt, er hat sein Augenmerk nicht nur auf die offensichtlichen Innovationen in Forschung und Wissenschaft gelegt, sondern auch auf das Menschliche und die Rolle der Medizin überhaupt. Ich wusste beispielsweise nicht, dass Ärzte und Chirurgen eine lange Zeit völlig getrennte Berufsgruppen waren, wobei Ärzte ein besseres Ansehen genossen. Auch die Interpretation der Krankheiten und entsprechende Maßnahmen wie der Aderlass wurden aus dem Blickwinkel der Theorien Galens oder Hippokrates‘ einleuchtender. Porter hat es durch die geschickte Aufteilung der Kapitel geschafft, gedankliche Brücken zu knüpfen und zu stärken, sodass man das große Ganze besser erfasst.


    Mein einziger Kritikpunkt wäre das letzte Kapitel („Medizin in moderner Gesellschaft“). Mir persönlich war es zu trocken und hat mich kaum überzeugt. Das kann aber daran liegen, dass ich mich für das Gesundheitswesen in verschiedenen Staaten thematisch gar nicht begeistern kann. Zum Glück umfasst es nur 19 Seiten, sodass mein guter Eindruck vom Buch nur geringfügig geschmälert wurde.


    Im Anhang findet man zusätzlich eine umfangreiche Liste an Leseempfehlungen, die nach Kapiteln sortiert und dabei noch einmal unterteilt sind.


    Fazit:
    Für Interessierte ein lesenswertes Buch, das aufgrund der Kürze immer wieder zum Schmökern einlädt. Empfehlenswert! :thumleft:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Ich besitze dieses Werk (872 Seiten) von Roy Porter und wüsste gern, ob und wieviel sich da mit dem von Dir rezensierten Buch überschneidet.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich besitze dieses Werk (872 Seiten) von Roy Porter und wüsste gern, ob und wieviel sich da mit dem von Dir rezensierten Buch überschneidet.

    Porter hat einmal darauf hingewiesen (im Anhang, glaube ich), dass er durchaus auch auf das große Werk zurückgegriffen hat. Wie groß da die Überschneidungen sind, kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich es (noch) nicht gelesen habe. Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass die kleinere Medizingeschichte für dich von nicht so großem Interesse sein könnte, wenn du bereits die große gelesen hast. Die kleine würde ich eher als ein Einführungsbuch in die Thematik sehen.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Das hört sich spannend an - sowohl das "kleine" als auch das "große" Buch. Ich packe mir mal beide auf meinen Wunschzettel.

  • Ich packe mir mal beide auf meinen Wunschzettel.

    Ich würde erstmal versuchen, die Inhaltsverzeichnisse zu studieren. Vielleicht ist das Kleine tatsächlich eine Zusammenfassung des Großen. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998