George R. R. Martin - Traumlieder III - Erzählungen / Dreamsongs: Volume III

  • 3,5 Sterne


    Also das Muster, mit dem diese drei Anthologien gestrickt sind, gefällt mir echt gut und man erfährt viel über den Autor und seine Erfahrungen - gute wie schlechte!


    Es beginnt wieder mit einem Ausschnitt aus dem Leben von George R. R. Martin, in dem er über seine ersten Erfahrungen mit Drehbüchern schreibt und wie extrem schwierig es war, hier einen Fuß in die hollywood´sche Tür zu bekommen.
    Ich hab mich dann auch total gefreut, dass die ersten beiden Geschichten in "Drehbuchform" aufwarten. Das war zwar ziemlich ungewohnt, denn hier teilen sich die Absätze in "Nahaufnahme von ..." und "Schnitt" und "Wechsel zu ...", aber nach ein paar Seiten kommt man gut damit zurecht. Es fehlt natürlich die ganze Beschreibung und die Atmosphäre, dafür konnte ich mir alles sehr gut als Film vorstellen, als ob man selber hinter der Kamera steht! Und außerdem hat es mich schon immer interessiert, wie ein Drehbuch aufgebaut ist.


    ~ Die erste Geschichte war eine Episode aus der Serie Twilight Zone mit dem Titel "Merkwürdiger Besuch". Sie spiegelt das typische Ambiente wider, das ich aus der Serie kenne, auch wenn ich nur ein paar Folgen selbst gesehen habe: mysteriös und amerikanisch. Gestartet ist die Serie übrigens schon in den 50er Jahren und hat sich bis heute gehalten :)
    ~ Das zweite Drehbuch, "Doorways", hatte einen Science Fiction / Action Touch und obwohls mir ein bisschen zu klischeehaft und dramatisiert war, haben mir beide Geschichten gut gefallen.


    Dann erzählt George R. R. Martin wieder ein bisschen über sich und seine Liebe zu den Superhelden wie X-MEn, Green Lantern und die vielen anderen, die ihn durch seine Jugend begleitet haben und wie daraus seine Idee zu der Reihe "Wild Cards" entstanden ist.


    ~ Aus "Wild Cards" sind dann auch die nächsten beiden Geschichten "Taschenspielertricks" und "Das Tagebuch des Xavier Desmond", die mich leider nicht so gut erreichen konnten. Ich hab zwar den ersten Band von Wild Cards gelesen, der letztes Jahr auf deutsch rauskam, und weiß dadurch einige Hintergründe, aber so richtig reingekommen bin ich nicht.


    Im nächsten Abschnitt geht es um die Definition der Genres: was ist Science Fiction, was ist Fantasy und warum ist es überhaupt wichtig, alles und jedes in bestimmte Kategorien einzuteilen - und wie beeinflusst das den Verlag und damit die Entwicklung des Autors. Ich konnte gar nicht glauben, wie viele Steine einem dadurch in den Weg gelegt werden können, wenn die Handlung scheinbar nicht in die vorgegebene Klassifizierung passt. Mit einer schönen Aussage, dass man jede Geschichte so ummodeln und in jedes beliebige Genre packen kann, hat George Martin den Widerspruch des ganzen klar hervorgehoben.


    "Wir können uns alle möglichen Definitionen für die Science-Fiction-, Fantasy- und Horror-Literatur ausdenken. Wir können Grenzen ziehen und Etiketten beschriften, doch am Ende kommt immer die gleiche alte Geschichte raus, die vom Herz des Menschen im Widerstreit mit sich selbst handelt." S. 382


    Somit sind auch die letzten 5 Geschichten in kein bestimmtes Schema zu packen.


    ~ Bei "Belagert" handelt es sich um einen ähnlichen Hintergrund wie in "Die Festung" aus der ersten Traumlieder Sammlung. Hier hat mir die Version allerdings um einiges besser gefallen! Es geht um Zeitreisen und den Versuch, die Menschheit vor den Folgen eines weltweiten Kriegs zu schützen.
    ~ In "In der Haut des Wolfes", wie der Name schon vermuten lässt, geht es um Werwölfe, eine typische Gruselgeschichte, die einem "unter die Haut" geht ;)
    ~ Um eine verlorene Schachpartie geht es in "Aussichtslose Varianten" - jemand hat mit einigen Studenten aus der College Zeit noch eine Rechnung offen und lädt sie auf sein einsames Anwesen ein. Spannend gemacht, aber mit ein bisschen zu viel sachlichen Phasen über Schachstrategien.
    ~ "Die Glasblume", sehr metaphorisch und philosophisch angehaucht, spielt in einer Science Fiction Welt und ehrlich gesagt hat mich das ganze etwas verwirrt zurückgelassen.
    ~ Dafür war "Bilder seiner Kindheit" wieder sehr auf den Punkt und erzählt von einem Autor, der sich in der Liebe und Obsession zu seinen Büchern verloren hat. Fand ich sehr gelungen!


    Beendet wir das Buch mit der Rede von George R. R. Martin, die er 2003 als Ehrengast bei der "World Science Fiction Convention" gehalten hat.


    Fazit


    Insgesamt sehr ungewöhnliche Geschichten mit seinem ihm eigenen Stil, jede anders und für sich etwas besonderes, aber nicht alle konnten mich hier überzeugen. Es waren einige dabei, bei denen ich richtig mitgefiebert habe, aber alles in allem war es für mich der schwächste Band der Traumlieder Reihe.



    © Aleshanee
    Weltenwanderer