Lukas Hartmann - Auf beiden Seiten

  • Gebundene Ausgabe: 336 Seiten


    Verlag: Diogenes


    ISBN-13: 978-3257069211


    Der Verlag über das Buch


    1989 und 1990: Jahre des Umbruchs. Der Schweizer Journalist Mario, gerade von seiner Frau getrennt, reist kurz vor dem Mauerfall für eine Reportage nach Ostberlin. Was er noch nicht weiß: Der Kalte Krieg reicht auch bis in sein Leben und seine Familie hinein. Ein überraschender, politisch brisanter Roman über eine nahe Vergangenheit, die bis heute nachwirkt.


    Im Leben des Journalisten Mario hat Dr. Armand Gruber immer eine imposante Rolle gespielt. Gruber ist ein Mann von altem Schrot und Korn. Ein brillanter Deutschlehrer, Hauptmann der Schweizer Armee, glühender Antikommunist. Und jahrzehntelang hat er ein Doppelleben geführt. Keiner hat etwas geahnt. Nicht seine Frau, nicht seine Tochter Bettina, die ihr Leben lang gegen den Vater aufbegehrt. Nicht sein einstiger Lieblingsschüler und Schwiegersohn Mario, der mit Gruber brechen musste, um zum linken Journalisten zu werden. Auch nicht Bettinas beste Freundin Karina, die als Tochter des Hausmeisters beim Schweizer Geheimdienst ganz dicht an Grubers Geheimnis aufgewachsen ist. Denn er war Mitglied der geheimen Widerstandsorganisation P-26. Jetzt, zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges, darf Gruber sein Schweigen brechen.


    Der Verlag über den Autor


    Lukas Hartmann, geboren 1944 in Bern, studierte Germanistik und Psychologie. Er war Lehrer, Journalist und Medienberater. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Spiegel bei Bern und schreibt Bücher für Erwachsene und für Kinder. Er ist einer der bekanntesten Autoren der Schweiz und steht mit seinen Romanen, zuletzt ›Abschied von Sansibar‹, regelmäßig auf der Bestsellerliste. Für ›Bis ans Ende der Meere‹ wurde er 2010 mit dem Sir-Walter-Scott-Literaturpreis für historische Romane ausgezeichnet.


    Meine Gedanken zum Buch


    Die Augsburger Allgemeine schrieb einmal, Lukas Hartmann könne Geschichte so erzählen, dass sie uns die Gegenwart in anderem Licht sehen lässt. Dem kann ich in Kenntnis seiner Romane, deren Handlungszeiten deutlich der Vergangenheit angehören, nur zustimmen. Mit „Auf beiden Seiten“ greift der Autor ein Thema auf, dass sich mit der jüngeren Geschichte befasst.


    Lukas Hartmann hat die Romanhandlung sehr geschickt, aber nach meinem Empfinden auch etwas kompliziert arrangiert. So geht es neben der Trennung von Mario und Bettina um dessen Reise für eine Reportage nach Ostberlin kurz vor dem Mauerfall, aber es geht auch um dessen Verhältnis zu seinem Schwiegervater, Armand Gruber. Dieser war zu Schulzeiten Marios Lehrer, den er bewunderte und schätzte. Mario war sein Lieblingsschüler, aber irgendwann überwarfen sich beide. Denn Gruber war aber auch ein glühender Antikommunist, der eine linke Einstellung nicht akzeptieren konnte und vor allem war er Mitglied des Projekts-26, einer streng geheimen Schweizer Widerstandsgruppe.


    Den Handlungsstrang um die Gruppe P-26 fand ich hochinteressant, bei diesem Ende der 1970er – Anfang der 1980er Jahre ins Leben gerufene Projekt ging es um die Aufrechterhaltung des Widerstandswillens im Falle einer Besetzung der Schweiz. Mir war dieses Geschehen, das bei Bekanntwerden in der Schweiz für einen Skandal sorgte, bislang vollkommen unbekannt. Wahrscheinlich fesselte mich deshalb dieser Teil des Romans besonders. Dagegen konnte ich das von ihm beschriebene Ost-Berlin der Vorwendezeit nicht als das mir vertraute Berlin wiedererkennen. Vielleicht lag das aber daran, dass Lukas Hartmann mit dem ihm eigenen Außenblick auf die Stadt schaute und ich gewissermaßen betriebsblind durch die Straßen lief.


    Bei der sprachlichen Gestaltung seines Romans hat mich Lukas Hartmann wieder vollends überzeugt. Der Roman liest sich sehr eingängig und leicht , ohne dabei flach zu sein. Die Dialoge sind lebendig. In seine Protagonisten kann man sich gut hineinversetzen und deren Tun gut nachvollziehen. Es handelt sich dabei um fiktive Personen, denen er mit seinen Worten Leben einhaucht.


    Kurzum, „Auf beiden Seiten“ hat mich ein wenig zwiegespalten zurückgelassen. Er ist ein durchaus lesenswerter und auch sehr unterhaltsamer Roman, der mich aber mit der Berliner Handlung nicht vollends überzeugt hat. Trotzdem hat er meinen Horizont erweitert und mir kurzweilige Lesestunden beschert.