Tereza Vanek - Die Ketzerin von Carcassonne

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Zwei starke Schwestern kämpfen für ihre Freiheit – und um die Liebe. In Carcassonne, im Süden Frankreichs, entscheidet sich ihr Schicksal...
    Köln 1205. Die Schwestern Adelind und Hildegard müssen Hals über Kopf aus dem Kloster fliehen, in das sie als Kinder gegeben wurden, als Hildegard ungewollt schwanger wird. Bei einer Gauklertruppe finden die Frauen Zuflucht – und Adelind die Liebe. Ihr Schicksal führt sie bis nach Südfrankreich. Als die Mädchen dort in die Obhut von Esclarmonde de Foix kommen, einer Gräfin, die den Lehren der Katharer folgt, finden auch sie neue Kraft im Glauben. Doch der Konflikt mit dem Papst spitzt sich dramatisch zu. Und er gipfelt schließlich in dessen Aufruf zum Kreuzzug, der in einem blutigen Inferno endet ...


    Autorin (Quelle: amazon)
    Tereza Vanek wurde 1966 in Prag geboren und kam als kleines Kind mit ihren Eltern nach München. Sie studierte Anglistik, Romanistik und Slawistik und promovierte über die Darstellung verbrecherischer Frauen im englischen Drama des 17. Jahrhunderts. Sie arbeitete als Fremdsprachenlehrerin, Übersetzerin, Call Center Agent und Teamassistentin und verkaufte im Internet nostalgische Kleidung, bevor sie sich mit ihrem ersten Roman »Schwarze Seide« einen Traum erfüllte und Schriftstellerin wurde. Tereza Vanek lebt und arbeitet in München.


    Allgemeines
    Erschienen am 16.Juli 2012 im Goldmann Verlag, Taschenbuch mit 576 Seiten
    Karte von Carcassonne im 13.Jahrhundert - 17 Kapitel - Epilog - Chronologie wichtigster historischer Daten - Nachwort
    Handlungsort(e) und -zeit: Köln und Carcassonne zu Beginn des 13.Jahrhunderts


    Zum Inhalt
    Der Roman schildert das Schicksal der charakterlich sehr unterschiedlichen Schwestern Adelind und Hildegard. Beide befinden sich - von ihren Eltern quasi entsorgt - seit ihrer Kindheit unfreiwillig im Kloster. Die bildhübsche Hildegard fühlt jedoch eine echte Neigung zum religiösen Leben, eckt aber wegen ihrer Askese (kompletter Fleischverzicht) an. Als sie von ihrem Beichtvater missbraucht und schwanger wird, soll sie des Klosters verwiesen werden. Adelind, die sich schon immer als Beschützerin ihrer sensiblen und lebensuntüchtigen Schwester gefühlt hat, beschließt, aus dem Kloster zu fliehen, um bei ihrer Schwester bleiben zu können.
    Mit einer Gauklertruppe, die ihnen kurz nach ihrer Flucht weiterhilft, ziehen sie in den Süden, wo sie das Katharertum kennenlernen. Diese "ketzerische" Lehre kommt Hildegard, die nach ihren vorherigen Erfahrungen nichts mehr von der verlogenen Katholischen Kirche wissen will, sehr entgegen. Ihre Schwester Adelind ist hingegen hin und hergerissen zwischen ihrer Loyalität gegenüber ihrer Schwester und der beeindruckenden Gräfin Esclarmonde de Foix, die bei den Katharern in den Rang einer "perfacha" (Vollkommenen) aufgestiegen ist und der Liebe zum Spielmann Peyres, von dem sie sich allerdings bitter enttäuscht fühlt.


    Beurteilung
    "Die Ketzerin von Carcassonne" schildert die in den Augen der Katholischen Kirche ketzerische Lehre der Katharer, die vom 12. bis zum 14.Jahrhundert in Südfrankreich weite Verbreitung fand. Der Leser erfährt viel Wissenswertes über das Denken und Leben der Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft und über die gnadenlose Verfolgung und Niederschlagung durch die etablierte Kirche. Das ausführliche Autorennachwort informiert über die historischen Hintergründe der Ketzerverfolgung bis zur endgültigen Vernichtung des Katharertums.
    Einige der Romanfiguren sind historische Persönlichkeiten, besonders eindrucksvoll ist die Persönlichkeit des Dominic de Guzmán, Begründer des Dominikaner-Ordens, ausgearbeitet, der keineswegs als Bösewicht, sondern als kompromiss- und gesprächsbereiter Verhandler ausgewogen charakterisiert wird. Auch bei der detailliert charakterisierten Esclarmonde de Foix handelt es sich um eine historische Persönlichkeit.
    Weniger gelungen ist die Charakterisierung der fiktiven Romanfiguren. Das Handeln der Protagonistin Adelind ist oft nicht nachvollziehbar, sie schwankt zwischen Extremen, kann sich weder dem Leben in der "domus" (Lebensgemeinschaft der Katharerinnen) noch ihrem Geliebten aus ganzem Herzen zuwenden, wirkt häufig (auf sehr moderne Weise) äußerst "zickig" und lässt sich von ihrer intriganten, sturköpfigen Schwester manipulieren.
    An einigen Stellen weist der Roman Längen auf, die Flucht vor den Häschern der Kirche (mordendes, plünderndes Kreuzfahrerheer) ist zwar grundsätzlich spannend, enthält aber gewisse Wiederholungen, die es nicht gebraucht hätte.


    Fazit
    Thematisch äußerst interessant und informativ, die Umsetzung ist jedoch nicht in allen Aspekten vollständig gelungen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998