Klappentext:
1978: Treffen Sie Morris Bellamy, einen Leser, der besessen ist von dem Romanschrieber John Rothstein, dem zurückgezogen lebendem Genie, das den gefeierten Charakter Jimmy Gold geschaffen hat.
Morris ist wütend - nicht nur, weil Rothstein aufgehört hat zu schreiben, sondern auch, weil er seinen nonkonformistischen Jimmy sich für eine Karriere in der Werbung hat verkaufen lassen. Morris bricht in Rothsteins Haus ein und leert dessen Safe. Aber der wahre Schatz, neben dem Bargeld ist eine Fundgruppe von Notizbüchern, in denen sich mindestens noch ein Jimmy-Gold-Roman befindet - und dafür ist Morris bereit zu töten. Wenig später geht er ins Gefängnis für ein anderes Verbrechen, aber nicht, bevor er seine Beute verstecken konnte.
2009: Treffen Sie den jungen Pete Sauber, dessen Vater brutal von einem gestohlenen Mercedes verletzt wurde, während er für einen neuen Job anstand. Als Pete einen vergrabenen Koffer voller Geld und Notizbücher findet, wird ihm klar, dass er damit die Mittel hat, seine Familie vor der Armut zu retten. Wenn er sein Geheimnis bewahren kann ...
2014: Morris ist auf Bewährung draußen. UNd er würde durch die Hölle gehen, um seinen Schatz wieder zu bekommen. Das ist der Zeitpunkt, zu dem der Detektiv Bill Hodges - der eine Firma mit dem Namen "Finders Keepers" gegründet hat - gebeten wird, zu ermitteln. Zusammen mit seinen Kollegen Holly Gibney und JErome Robinson muss Hodges Pete vor dem zunehmend durchgedrehten und rachsüchtigen Morris retten ...
Nicht mehr seit "Misery" hat King mit soviel tiefschürfender Kraft über einen Leser geschireben, der so besessen war. "Finders Keepers" ist spektakulär spannend, und auch Kings Kommentar dazu, wie LIteratur das Leben formt - zum Guten, zum Schlechten, für immer.
Eigene Beurteilung:
Der blaue Regenschirm auf dem Titelbild gibt bereits einen Hinweis darauf, dass dieser neue Roman einen gewissen Bezug zu „Mr. Mercedes“ haben könnte, Kings erstem Ausflug in die Welt des reinen Kriminalromans. Und tatsächlich gibt es hier mehr als einen Bezug – es handelt sich um eine direkte Fortsetzung.
Wieder einmal hat King die Obsessionen von Schreibern und Lesern in den Mittelpunkt einer Erzählung gestellt, wobei er aber diesmal die Gruselelemente weggelassen hat – die aber am Rande während regelmäßiger Besuche Bill Hodges beim komatösen Hartsfield doch ihren Eingang in den Roman finden. Offensichtlich ist er mit diesem Charakter noch nicht so ganz fertig und gibt so einen Ausblick auf die Idee, dass die beiden ersten Romane um Bill Hodges noch mindestens einen Nachfolger bekommen werden.
Dieser Krimi ist interessant und auch ansprechend strukturiert, wobei sich die Meisterschaft Kings im Erzählen hier ein wenig zu flüssig anfühlt – so, als ob es ihm vergleichsweise leicht gefallen wäre, diese Geschichte einfach herunter zu schreiben. Aber das ist eine Kritik auf hohem Niveau, denn die Glattheit, die seine Meisterschaft in die Erzählung hinein bringt, ist natürlich das Ergebnis jahrzehntelanger Übung über einige überaus erstaunliche Erzählungen und so sollte es einen eigentlich eher überraschen, wenn King mal einen richtig durchschnittlichen Roman schreibt.
So haben wir einen erstaunlich wenig reihenhauptcharakztereentrierten zweiten Roman einer wahrscheinlichen Reihe, der die beiden Hauptprotagonisten – Peter Sauber und Morris Bellamy – sehr tiefgehend psychologisch durchleuchtet und sie mit einigen wichtigen Parallelen und noch wichtigeren Unterschieden zu zwei Kehrseiten der Medaille „Literaturbesessenenheit“ macht - und dies mit allerlei literarischen Verweisen und Anspielungen würzt. Die auf diese beiden Charaktere bezogenen direkten Nebenfiguren sind gleichfalls ausreichend auscharakterisiert und in ihren Handlungen motiviert, so dass man eigentlich an keiner Stelle die Geschehnisse wirklich hinterfragen möchte. Ich bin wirklich gespannt, was sich Herr King für den dritten Band der Reihe – so es denn einen geben wird – ausdenkt.