Stephen King – Finderlohn / Finders Keepers

  • Kurzmeinung

    Aleshanee
    Sogar noch einen Tick besser als Band 1!
  • Kurzmeinung

    Pasghetti
    Typische King-Protagonisten - man hat sie direkt vor Augen. Geschichte hätte spannender sein dürfen
  • Klappentext:


    1978: Treffen Sie Morris Bellamy, einen Leser, der besessen ist von dem Romanschrieber John Rothstein, dem zurückgezogen lebendem Genie, das den gefeierten Charakter Jimmy Gold geschaffen hat.


    Morris ist wütend - nicht nur, weil Rothstein aufgehört hat zu schreiben, sondern auch, weil er seinen nonkonformistischen Jimmy sich für eine Karriere in der Werbung hat verkaufen lassen. Morris bricht in Rothsteins Haus ein und leert dessen Safe. Aber der wahre Schatz, neben dem Bargeld ist eine Fundgruppe von Notizbüchern, in denen sich mindestens noch ein Jimmy-Gold-Roman befindet - und dafür ist Morris bereit zu töten. Wenig später geht er ins Gefängnis für ein anderes Verbrechen, aber nicht, bevor er seine Beute verstecken konnte.


    2009: Treffen Sie den jungen Pete Sauber, dessen Vater brutal von einem gestohlenen Mercedes verletzt wurde, während er für einen neuen Job anstand. Als Pete einen vergrabenen Koffer voller Geld und Notizbücher findet, wird ihm klar, dass er damit die Mittel hat, seine Familie vor der Armut zu retten. Wenn er sein Geheimnis bewahren kann ...


    2014: Morris ist auf Bewährung draußen. UNd er würde durch die Hölle gehen, um seinen Schatz wieder zu bekommen. Das ist der Zeitpunkt, zu dem der Detektiv Bill Hodges - der eine Firma mit dem Namen "Finders Keepers" gegründet hat - gebeten wird, zu ermitteln. Zusammen mit seinen Kollegen Holly Gibney und JErome Robinson muss Hodges Pete vor dem zunehmend durchgedrehten und rachsüchtigen Morris retten ...


    Nicht mehr seit "Misery" hat King mit soviel tiefschürfender Kraft über einen Leser geschireben, der so besessen war. "Finders Keepers" ist spektakulär spannend, und auch Kings Kommentar dazu, wie LIteratur das Leben formt - zum Guten, zum Schlechten, für immer.


    Eigene Beurteilung:


    Der blaue Regenschirm auf dem Titelbild gibt bereits einen Hinweis darauf, dass dieser neue Roman einen gewissen Bezug zu „Mr. Mercedes“ haben könnte, Kings erstem Ausflug in die Welt des reinen Kriminalromans. Und tatsächlich gibt es hier mehr als einen Bezug – es handelt sich um eine direkte Fortsetzung.


    Wieder einmal hat King die Obsessionen von Schreibern und Lesern in den Mittelpunkt einer Erzählung gestellt, wobei er aber diesmal die Gruselelemente weggelassen hat – die aber am Rande während regelmäßiger Besuche Bill Hodges beim komatösen Hartsfield doch ihren Eingang in den Roman finden. Offensichtlich ist er mit diesem Charakter noch nicht so ganz fertig und gibt so einen Ausblick auf die Idee, dass die beiden ersten Romane um Bill Hodges noch mindestens einen Nachfolger bekommen werden.


    Dieser Krimi ist interessant und auch ansprechend strukturiert, wobei sich die Meisterschaft Kings im Erzählen hier ein wenig zu flüssig anfühlt – so, als ob es ihm vergleichsweise leicht gefallen wäre, diese Geschichte einfach herunter zu schreiben. Aber das ist eine Kritik auf hohem Niveau, denn die Glattheit, die seine Meisterschaft in die Erzählung hinein bringt, ist natürlich das Ergebnis jahrzehntelanger Übung über einige überaus erstaunliche Erzählungen und so sollte es einen eigentlich eher überraschen, wenn King mal einen richtig durchschnittlichen Roman schreibt.


    So haben wir einen erstaunlich wenig reihenhauptcharakztereentrierten zweiten Roman einer wahrscheinlichen Reihe, der die beiden Hauptprotagonisten – Peter Sauber und Morris Bellamy – sehr tiefgehend psychologisch durchleuchtet und sie mit einigen wichtigen Parallelen und noch wichtigeren Unterschieden zu zwei Kehrseiten der Medaille „Literaturbesessenenheit“ macht - und dies mit allerlei literarischen Verweisen und Anspielungen würzt. Die auf diese beiden Charaktere bezogenen direkten Nebenfiguren sind gleichfalls ausreichend auscharakterisiert und in ihren Handlungen motiviert, so dass man eigentlich an keiner Stelle die Geschehnisse wirklich hinterfragen möchte. Ich bin wirklich gespannt, was sich Herr King für den dritten Band der Reihe – so es denn einen geben wird – ausdenkt. :bounce::thumleft:

  • Mein lieber Lieblingsschriftsteller! "Finderlohn" ist beileibe kein schlechtes Buch, ganz im Gegenteil. Es ist ein guter Krimi! Allerdings gibt es massenhaft gute Krimis auf dieser Welt und mir wäre es doch lieber wenn Sie Ihren Lebensabend damit verbringen würden, etwas zu schreiben, das mit Ihren größten Erfolgen und dem wofür Sie bekannt geworden sind, vergleichbar wäre. Denn Horrorepen gibt es im Gegensatz zu Krimis leider noch nicht genügend auf der Welt. Das musste einfach mal gesagt werden. :wink:


    Ansonsten hat der große Meister einmal mehr einen souveränen Kriminalroman abgeliefert. Seine größten Stärken hat er im ersten Teil als der später schon fast etwas zu cool und gelassen auftretende Hodges noch nicht dabei war. Die Lebensgeschichte von Morris fand ich sehr faszinierend und er war für mich der mit Abstand stärkste Charakter dieses Buches. Aber auch das was von Pete und seiner Familie erzählt wird, war unterhaltsam und fesselnd. Im zweiten Teil hat sich King kurzzeitig verzettelt und die Geschichte unnötig in die Länge gezogen. Am meisten hat mich gestört, dass er Hodges und Holly eine ganze Weile über Dinge, bei denen man als Leser schon wusste, dass es anders ist, ermitteln und fachsimpeln ließ. Der nicht überzogene Showdown am Ende hat mir dann wieder gut gefallen, sogar besser als der des Vorgängers "Mr. Mercedes".
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe "Finderlohn" als E-Book angelesen. Schlecht finde ich es nicht, aber der Funke ist nicht so übergesprungen. Es könnte sein, dass es für mich im Moment nicht so das richtige Buch ist, weil ich gerade eine "andere Lesephase" habe.
    Allerdings will ich es nicht ad acta legen, sondern werde in nicht allzu ferner Zukunft nochmal einen zweiten Anlauf nehmen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • „Finderlohn“ ist der zweite Band der Bill Hodges Reihe. Der Vorgänger ist „Mr.Mercedes“. Ich persönlich würde empfehlen, den ersten Band zuerst gelesen zu haben, da es doch einige Zusammenhänge und auch Anspielungen im zweiten Band gibt. Es ist aber nicht zwingend notwendig. Geplant ist eine Trilogie. Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Ich muss dazu sagen, dass ich bis auf den Vorgänger „Mr. Mercedes“ lange schon kein Buch von dem Autor gelesen hatte, da mir der erste Band wirklich gut gefallen hatte, fieberte ich also „Finderlohn“ entsprechend entgegen. Dieses Buch gehört für mich nicht unbedingt in das Genre Horror, es ist eher ein Thriller, eine sehr spannende Geschichte. Zuviel zur Handlung möchte hier gar nicht verraten, einfach um euch die Spannung nicht zu nehmen. Es gibt zwei sehr wichtige Personen, die Protagonisten des Buchs. Zum einen erleben wir Morris, der ziemlich gruselige psychopathische Wesenszüge hat. Das lässt sich ja schon dadurch feststellen, dass er sich so dermaßen über ein Ende eines Romans aufregt, es nicht wahrhaben will und daraufhin den Autor umbringt. Offenbar hatte er sich das Ende anders gewünscht und ist dann voller Jähzorn. Auf der anderen Seite haben wir Peter Saubers, einen neugierigen Jungen, der quasi die Beute des Psychopathen entdeckt. Seine Familie hat nicht viel Geld, sodass er ihnen regelmäßig Geld aus dem „Schatz“ zukommen lässt. Sein Vater hat durch einen Unfall schwere Verletzungen erlitten, dass er nicht mehr arbeiten gehen kann. Für Peter selbst haben die Notizbücher einen viel höheren Wert. Er liebt die Romane von Johnny Gold. An dieser Stelle überschneiden sich die Charaktere von Peter Saubers und Morris Bellamy. Mir ist es schnell gelungen, eine Verbindung zu Peter aufzubauen. Mir tat seine Familie einfach leid.Die Charaktere haben so unterschiedlich und andersartig sie zunächst erscheinen, doch einige Gemeinsamkeiten. Alle Personen wurden sehr facettenreich gestaltet, man merkt wie wichtig, dem Autor die Figuren sind. Mich fasziniert auch die ständige Weiterentwicklung in der Handlung immer wieder aufs Neue. Auch trifft man in diesem Buch alte Bekannte aus „Mr.Mercedes“ wieder.


    Zu Beginn wird die Geschichte mittels zwei Handlungssträngen erzählt, der eine Handlungsstrang spielt im Jahr 1978, der andere 2009/2010, also auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Sie wechseln sich ab und werden schließlich dann im Jahr 2014 zu einer Geschichte miteinander verbunden.
    Sehr gut gelungen ist King einmal mehr, seine Geschichte Stück für Stück, wie bei einem Puzzle, mit viel Liebe zum Detail und den Protagonisten aufzubauen. Der flüssige Schreibstil und die interessante Story entfalten Sogwirkung, fesseln größtenteils und lassen die Seiten nur so dahinfliegen. An ein, zwei Stellen hätte man sich etwas kürzer fassen können, da wurden mir dann zu viele Details verwandt. Trotzdem ist die Handlung wirklich richtig gut durchdacht. Am Ende überschlagen sich die Geschehnisse im wahrsten Sinn des Wortes und mehr Spannung geht eigentlich kaum. Mir gefällt immer noch der wahnsinnig bildhafte Stil, sodass man sich als Leser wahnsinnig in die Geschichte integriert fühlt und alle Ereignisse direkt vor Augen hat.

    Mich hat „Finderlohn“ ganz gut unterhalten und gefesselt. Ich kann es allen, die spannende und gruselige Geschichten mögen, nur empfehlen !!

  • Ich habe "Finderlohn" als E-Book angelesen. Schlecht finde ich es nicht, aber der Funke ist nicht so übergesprungen. Es könnte sein, dass es für mich im Moment nicht so das richtige Buch ist, weil ich gerade eine "andere Lesephase" habe.
    Allerdings will ich es nicht ad acta legen, sondern werde in nicht allzu ferner Zukunft nochmal einen zweiten Anlauf nehmen.

    Oh ja, das kenne ich nur zu gut :-) wenn man nicht in der richtigen Stimmung ist, ist es glaube ich bei jedem Buch recht schwierig den Leser zu überzeugen.

  • Habe "Finderlohn" gerade eben ausgelesen und beiseite gelegt.
    Zu erst einmal finde ich es Klasse das dieser Roman an die Geschehnisse von Mr.Mercedes angelehnt ist und das Bill Hodges, Holly und Jerome sowie der in die Jahre gekommene Mercedes hier wieder zum Einsatz kommen.
    Die beiden Protagonisten, der immer tiefer in unglückliche Verstrickungen geratene Pete Saubers und sein Gegenspieler der durchgeknallte Morris Bellamy sind beide super beschrieben und kommen ziemlich gut rüber. Ob jemand nach dem er 35 Jahre im Knast gesessen hat nichts besseres zu tun hat als den Manuskripten zweier unveröffentlicher Romane hinterher zu rennen erscheint mir zwar ziemlich unglaubwürdig, allerdings war Morris eben auch vollkommen gurchgeknallt, WAHNSINNIG würde ich sagen.
    Am Aufbau des Romanes gibt es natürlich nichts zu mäkeln, Einführung, Vorspiel, erste Verstrickungen, dann immer heftiger bis hin zum großen Finale, anschließend das "Danach". So ist es ja oft bei King und deshalb lese ich auch gerne seine Bücher.
    Das Bill Hodges zwischendurch immer wieder den hirngeschädigten, in einer Anstalt vor sich hin dümpelnden Brady Hartsfield (Mr.Mercedes) besucht und das dieser aufgrund seiner schweren Hirnverletzungen möglicherweise dazu in der Lage ist Dinge mittels Telekinese zu steuern lässt für die Zukunft hoffen, auf mindestens ein weiteres Abenteuer des in die Jahre gekommenen Ex-Bullen Bill Hodges und seines Teams.
    Einen halben Stern Abzug gibt es von mir weil mir irgendwie der letzte Kick gefehlt hat und ich das Gefühl nicht loswerde das King diesen Roman zwischendurch schnell runtergeschrieben hat.

  • Verlagsinfo

    John Rothstein hat in den Sechzigern drei berühmte Romane veröffentlicht, seither aber nichts mehr. Morris Bellamy, ein psychopathischer Verehrer, ermordet den Autor aus Wut über dessen »Verrat«. Seine Beute besteht aus einer großen Menge Geld und einer wahren Fundgrube an Notizbüchern, die auch unveröffentlichte Romane enthalten. Bellamy vergräbt vorerst alles – und wandert dummerweise für ein völlig anderes Verbrechen in den Knast.[...]

    (gekürzt, da Spoiler)


    Meine Meinung


    Der 23jährige Morris Bellamy verspricht sich einen genialen Coup, indem er den alternden Bestseller Autor John Rothstein ausraubt. Dabei hat er es allerdings weniger auf das Geld abgesehen, als auf die Manuskripte, die seit Jahren unveröffentlicht in dessen Safe schlummern. Allerdings kommt meistens alles ganz anders, als man denkt ...


    Während man Morris Lebensabschnitte seit dem Überfall im Jahr 1978 verfolgt, gibt es einen Wechsel zu dem jungen Pete Saubers 30 Jahre später. Er ist 13 Jahre alt, als die Wirtschaftskrise auch seine Eltern trifft und der Anschlag von Mr. Mercedes (aus Band 1 der Trilogie) auch sein Leben nachhaltig beeinflusst. Durch einen Zufall wendet sich das Blatt und Pete gelingt es, erstmal alles zum Guten zu wenden.

    Ich mochte ihn echt sehr, denn er ist pfiffig und ein schlauer Kopf, lässt sich nicht unterkriegen und zeigt Initiative und viel Empathie für seine Familie.


    Aber es wäre kein Stephen King, wenn da sich da nicht einige bittere Fallstricke auftun würden!


    In diesem zweiten Teil um den im Ruhestand stehenden Detective Bill Hodges taucht dieser erst relativ spät in der Handlung auf. Erstmal lässt uns King in die Köpfe der beiden anderen Protagonisten tauchen und bei beiden spürt man die Faszination zu Büchern, zu Geschichten und damit auch die Identifikation zum Helden der Trilogie von John Rothstein. Sowie Morris als auch Pete sind von der Hauptfigur in dessen Romanen total beeindruckt, was für ihrer beider Leben folgenschwere Konsequenzen hat.


    Eine der beglückendsten Erfahrungen, die man als Leser im Leben machte, war die, ein Leser zu sein - also nicht nur lesen zu können (was Morris bereits wusste), sondern in die Tätigkeit als solche vernarrt zu sein. Hoffnungslos.

    Zitat Seite 170


    Während Pete ein wirklich liebenswerter Teenager ist, der einfach nur versucht, das richtige zu tun, ist Morris das genaue Gegenteil. Er ist zwar kein Idiot, aber die Rafinesse fehlt ihm und er ist ein wahrhaftiger Künstler darin, die Schuld immer bei den anderen zu suchen - und auch zu finden.


    Ich höre ja immer wieder, dass Stephen King einiges aus seinem Privatleben in die Bücher projiziert und grade hier mit dem Safe voller Manuskripte, die der fiktive Autor hortet, erinnert schon sehr an Kings Beschreibung seiner eigenen Schreibmanie und den vielen Ideen, die sich bei ihm zuhause stapeln :D

    Die Fixierung auf einen Schriftsteller und seine Geschichten hat man ja schonmal in dem Buch "Sie" erlebt; nehmen aber hier ganz andere Formen an.


    Obwohl man anfangs wieder mehr den Fokus auf die Figuren spürt (entgegen dem Vorgängerband) wird es nicht langweilig, auch wenn man vieles ahnt und die Spannung sich nur langsam aufbaut. Dann geht es allerdings Schlag auf Schlag und im letzten Drittel konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen!

    Durch die wechselnden Perspektiven und immer kürzeren Abschnitte, in denen sozusagen alles gleichzeitig passiert, wird eine immense Dramatik geschürt, die mir beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen ließ.


    Mein Fazit: 5 Sterne