Lawrence Durrell - Justine / Tunc (Start 01.06.15)

  • Man könnte wirklich was für seinen Wortschatz, schlüge man alles nach! :)
    Wendungen, die ich gar nicht oder nur ungenau verstehe, die ich noch nie oder selten gehört habe:
    au courant, amour propre, style pompier, de rigeur, Gri-Gri, Melisponda, Kaiks, weibliche Pudenda, rituale Milch und ribonukleares Acidum. Und was meint, wenn gesagt wird, jemand wirke wie schwebend zwischen Rauwolfia-Stillen?!

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 54 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Everett "Erschütterung" (27.03.)

  • Gestern habe ich TUNC ausgelesen und bin noch etwas ratlos. Ein eher offenes Ende. Oder eher: Durrell bindet die ausgelegten Handlungsfäden nicht direkt zusammen, "beendet" nicht alle Themen in einer eindeutigen Weise. Der ganz große Knall bleibt aus (wenn auch der letzte Absatz ein kleiner, fieser Cliffhanger ist). Die Geschichte wird eher in überblicksartiger Rede zuende gebracht. Allerdings ist der Roman ja auch nur der erste Teil des Doppeldeckers mit NUNQUAM (das mir der Postbote leider erst Ende nächster Woche bringen wird). Die Nachbemerkung des Autors weist auch noch einmal dezidiert auf NUNQUAM hin. Und erwähnt außerdem, dass der aufmerksame Leser "hier und da im Text eigentümliche Anklänge an das "Alexandria-Quartett" und an die "Schwarze Chronik" entdecken" wird. "Das ist beabsichtigt". :)


    Auf jeden Fall geht es um (gedankliche) Freiheit und Unabhängigkeit und wie man sie sich erhält. In diesem Sinne erhält Charlock am Ende noch folgenden Ratschlag eines geheimnisvollen, sterbenen Aussätzigen:

    Zitat

    Die Firma ist nur dazu da, dass man ihr entflieht!

    (S. 264)

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  • Schwarze Oliven


    Durrell reist mit seiner Frau (hier kurz N. genannt) nach Korfu. Die beiden mieten sich ein kleines Haus und lernen schnell ein paar Inselbewohner kennen.
    Da treffen sich schon einige recht skurrile Charaktere und Durrell beginnt nach und nach nicht nur die persönlichen Geschichten dieser Menschen, sondern auch
    die Geschichte der Bewohner und Eroberer, die die Insel über die Jahre prägten, oder auch von ihr geprägt wurden.
    Das Ganze geschieht hauptsächlich in Form von Tagebucheinträgen, aber auch in längeren Passagen wenn es um die Geschichte der Insel geht.


    Da gibt es Einträge die sprachlich so brillant sind, dass der Leser nicht nur Reiselust empfindet, sondern auch eine Sehnsucht nach Harmonie, Stille und diesem
    tiefen Frieden bekommt, der diese Insel zu umgeben scheint. Das alles wirkt wie von dieser Welt entrückt und erinnert in Teilen an die alte Form des Schäferidylls.


    Ich könnte ganze Seiten zitieren, aber hier nur ein Beispiel: Eine Liebeserklärung nicht nur an die Insel



    Die Fenster gehen direkt aufs Meer, dessen ewig klagende Geräusche der Rhythmus unserer Arbeit und unseres Schlafes sind. Tagsüber läuft es mit goldenen
    Wellen über die Decke; es spiegelt die hellen Bauernteppiche wider - ein Schiff, eine Meduse, ein Webstuhl, eine Zypresse; es spiegelt das warme rohe Tongeschirr
    auf unserem Tisch wider - und N., die jetzt braunhäutig und blond, mit überschlagenen Beinen auf einem Stuhl sitzt und liest. Ruhige Augen, glattes Haar und klare,
    weiße Zähne wie die eines jungen Raubtieres. Wie Vater Nikolas sagt: Was wünscht sich der Mensch mehr als einen Olivenbaum, eine Heimatinsel und eine Frau
    aus seinem eigenen Land.


    Auch über die Geologie der Insel erfahren wir etwas und auch diese Beschreibung zeigt Durrells poetische Kraft.



    Zitat von L. Durrell

    Alle Epochen des Jura sind hier vertreten. Im Norden lässt die Form mancher Höhlen auf vulkanischen Ursprung schließen, aber das ist noch nicht bewiesen
    worden. Die Grotten von Paleocastrizza sind mir Edelsteinen durchsetzt, die im reflektierten Licht der hereindringenden See purpurn, gelb und perlmutterfarben
    glimmen. Die Trauben dieses Berglandes ergeben einen Wein, der leicht perlt und einen schwachen Beigeschmack nach Schwefel und Felsen hat. Wenn du
    in Lakones nach Rotwein fragst, bringen sie dir ein Glas vom Blute Vulkans.


    lg taliesin :winken:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • @Jean van der Vlugt Ui, schon fertig. Habe ich den richtigen Eindruck, dass du weiterlesen wirst, sobald der Nachfolgeband bei dir eintrudelt?


    @taliesin Schöne Zitate! Da kann man nachvollziehen, wieso das Fernweh weckt. :winken:


    Bis Seite 164


    Auf Seite 161 habe ich gefunden was zu dem anfänglichen Zitat von Freud passt. "Wir vier seien, ohne es zu wissen, einer die Ergänzung des anderen, unlöslich aneinander gebunden." Fast ein logischer Schluss zum Handeln der Figuren. Eigentlich ist mir keiner der Personen so wirklich sympathisch und doch auf irgendeine Art vertraut. :-k Durrell lässt mich all ihre Gedankengänge, Höhen, Tiefen, Rückschlüsse ihrer Überlegungen und ihr Handeln miterleben. Aber Vorsicht, ich sehe ihr Treiben nur durch ein (!) Paar Auge. Und das könnte so manches nach seinen eigenen Gutdünken hinbiegen. Wenn es (das Auge) bzw. der Ich-Erzähler (sag mal bin ich blind oder habe ich den Namen tatsächlich bis dahin noch nicht gelesen :shock: ) auch ständig darauf hinweist, dass alles was beschrieben wird dem Autor (in dem Fall dem Erzähler) zurückzuführen ist und seine eigene Beobachtung ist.
    Es bleibt nicht aus, dass man sein eigenes Verständnis zur Liebe überdenkt und fröhlich mit dem Handeln der Figuren vermischt und vergleicht.
    Über Justine und dem Erzähler gehen die ersten Gewitterwolken auf. Ganz klar, dass jedes Verhalten auch seine Konsequenzen trägt. Aber es ist bei Durrell noch so viel mehr. Da sich die Personen über ihr Handeln selbst reflektieren, bleibt es nicht nur bei dieser Beobachtung. Als wenn Schichten abgezogen und analysiert werden, erscheinen alle Figuren immer wieder in einem neuen Licht bzw. Blickwinkel. Toll!


    Bevor ich es vergesse, Nessim durchläuft eine Zeit der Leere, die er durch unterschiedliche Handlungen zu füllen sucht. Ich glaube, es wird ihm nur kurzweilig gelingen. Nessim war die erste Person, bei der ich eher an Leere wie Einsamkeit gedacht habe. Eigentlich könnte man noch viel mehr auf die einzelnen Personen eingehen, ihr Handeln analysieren und den jeweiligen Ist-Zustand reflektieren. Ich befürchte nur, dass das den Rahmen einer MLR bzw. Werkleserunde sprengen würde :wink: Ah ja und Leere/Einsamkeit -was auch immer- wird nicht nur durch Liebe (wie auch immer und was auch immer die Figuren darunter verstehen) gefüllt, Philosophie, Religion (Kabbale) scheint auch ein Mittel der Wahl zu sein.

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  • @Jean van der Vlugt Ui, schon fertig. Habe ich den richtigen Eindruck, dass du weiterlesen wirst, sobald der Nachfolgeband bei dir eintrudelt?

    Auf jeden Fall! Auf "Nunquam" bin ich schon gespannt. Ich könnte auch den ersten Roman des Avignon-Quintetts ("Monsieur") einschieben, obwohl ... das wäre wahrscheinlich zu verwirrend! :wink:
    "Justine" hört sich jedenfalls irgendwie konzentrierter an als "Tunc". Da gab es viele Figuren, die in einer nicht eindeutig geklärten Beziehung zum Ich-Erzähler standen. Eine Vielzahl von Nebenfiguren, deren Teiben der Ich-Erzähler eher beobachtend wahrnimmt. Welchen Zug seines Charakters sie illustrieren, ist nicht immer ganz klar.
    Stimmt mein Eindruck überhaupt, dass es in "Justine" hauptsächlich um die Liebe geht?!

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  • Stimmt mein Eindruck überhaupt, dass es in "Justine" hauptsächlich um die Liebe geht?!

    Dein Eindruck stimmt! Um alle Variationen der Liebe. Alles was sich Autor so vorstellen konnte. Allerdings wird es nicht gerade romantisch :wink: , aber wunderschön! Aaargh, ich klinge schon so widersprüchlich wie die Personen in dem Buch, das ich lese. Färbt das ab? :lol:


    Bei "Justine" werde ich mit Sicherheit auch nicht stehenbleiben, sondern gleich weitermachen. Ich muss einfach wissen wie das noch mehr variiert werden kann bzw ob sich Durrell da was komplett neues überlegt. Übrigens meine ich gerade eine Gemeinsamkeit bei unseren Büchern zu entdecken.

    Welchen Zug seines Charakters sie illustrieren, ist nicht immer ganz klar.

    Es ist zwar eine andere Variation, aber das Ergebnis bleibt. Dieses diffuse, nicht wirklich greifbare Gefühl was es jetzt mit dieser oder jener Figur auf sich hat.

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  • Bis zum Ende von "Justine"
    Gestern abend habe ich -leider- "Justine" beendet. Da kamen ja noch ganz interessante Wendungen dazu :shock: Sogar etwas Krimi war dabei. Ja, das Ende. So hätte ich es mir nicht vorgestellt und ich bin mehr als neugierig was sich da noch alles zeigen wird. @Jean van der Vlugt ich ergänze bei meinem Beitrag oben Liebe noch mit "Veränderung der Erinnerung".
    Tja und was Justine selbst betrifft. Ich kann sie nicht verurteilen, dafür weiß ich einfach zu wenig von ihr und was sie eigentlich antreibt so zu handeln. Im Moment geht der Daumen eher so zwischen lala in die Mitte. Melissa empfinde ich noch als diejenige die wirklich lieben kann.


    Hier fand ich noch ein wunderbares Zitat auf Seite 185:


    Zitat

    Weil man im Laufe der Zeit Abstand gewonnen hat, bekommen von der Erinnerung umgewandelte Ereignisse einen neuen Glanz. In der rückschauenden Betrachtung sieht man sie getrennt von den Details des Vorher und Nachher, losgelöst von der Struktur und den Hüllen der Zeit. Auch die handelnden Personen unterliegen einer Umwandlung; sie sinken tiefer und tiefer in den Ozean der Erinnerung wie beschwerte Körper, erfahren in jeder Schicht eine Umwertung, werden neu bestimmt vom menschlichen Herzen.

    Deshalb auch mein "Dilemma" was ich da glauben soll, was sich im Laufe der Zeit in der Erinnerung verändert hat, wo ich nur einseitige Informationen bekommen habe.


    Dieses Zitat muss ich einfach noch bringen (S. 191) Es ist von einem Brief von Cleo an den Erzähler, die noch mal neue Blickwinkel bringen:

    Zitat

    Ein Künstler führt nicht ein Privatleben wie wir, er verbirgt es und zwingt uns, zu seinen Büchern zu greifen, wenn wir den Ursprung seiner Gefühle kennenernen wollen. Hinter all seinen Gedanken über Sexualität, Gesellschaft, Religion und so weiter (all diese Abstraktionen, die das Großhirn so beschäftigen) steht einfach ein Mensch, der über das Maß des Erträglichen darunter leidet, daß es so wenig Zärtlichkeit in der Welt gibt.

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  • Bis Seite 207:


    Wie schon angedroht lese ich weiter. 8) Der zweite Teil des "Alexandria-Quartett" heißt "Balthazar". Beginnt bei meiner Ausgabe ab Seite 201 und endet S. 377.


    Vorangestellt wurden zwei Zitate von D. A. F. de Sade, Justine


    Zitat

    Der Spiegel sieht den Menschen schön, der Spiegel liebt den Menschen; ein anderer Spiegel sieht den Menschen abscheulich und haßt ihn; und doch ist es immer dasselbe Wesen, das diese Empfindugen auslöst.


    Zitat

    Jawohl, es muß noch einmal festgestellt werden, daß ihr diese Tatsachen mit einer beflissenen Schicklichkeit zu verschleiern sucht, die ihnen alle Schärfe und allen Schrecken nimmt. Zurück bleibt nur, was nützlich für jeden ist, der sich mit dem Menschen vertraut zu machen wünscht; dabei habt ihr keinen Begriff davon, wie sehr diese tableaux der Entwicklung des menschlichen Geistes dienen. Vielleicht liegt es nur an der törrichten Zurückkhaltung derer, die über diese Materie schreiben möchten, daß wir hier immer noch von einer so achtungsvollen Scheu erfüllt sind. Aus einer sinnlosen Furcht heraus befaßt sich der Schriftsteller mit Lappalien das menschliche Herz zu greifen und seine ungeheuerlichen Verirrungen unseren Blicken darzubieten.


    Inhalt lt. Klappentext:
    Dieselben Ereignisse berichtet in der Version des Kabbalisten und Arztes Balthazar, erscheinen im zweiten Buch dann in neuem Licht; es werden ungeahnte Zusammenhänge deutlich, die über die verflochtenen geistigen und sinnlichen Beziehungen des alexandrinischen Freundeskreises hinaus bis in die explosive nahöstliche Atmosphäre vor dem zweiten Weltkrieg reichen.


    Man darf also gespannt sein was einem an neuen Informationen geliefert wird. Ich muss jetzt einfach den ersten Absatz zitieren. Durrell malt buchstäblich eine Landschaft:

    Zitat

    Landschaftstöne: von Braun zu Bronze, steile Silhouetten am Horizont, niedrige Wolken, Perlgrund mit austernfarbenen und violetten Schattenreflexen. Der Löwenstaub der Wüste: Prophetengräber, die zu Zink und Kupfer werden, wenn die Sonne über dem alten See untergeht. Die hohen Flugsanddünen wie Wasserzeichen der Luft - grün und zitronengelb, übergehend in Stahlgrau, in einen einzigen pflaumendunklen Fleck, feucht, zitternd: Nymphe mit klebrigen Flügeln. Taposiris liegt tot zwischen den gestürzten Säulen und Seezeichen veerschwunden sind die Harpunen-Männer.


    Ein mir noch ganz wichtiges Zitat auf Seite 204:

    Zitat

    "Unser Leben gründet sich auf eine Auswahl von Fiktionen", schreibt Pursewarden ( :arrow: kurz zu Info: ein Schriftsteller der auch eine Rolle im ersten Buch spielt) einmal. "Unsere Schau der Wirklichkeit ist bedingt durch unsere Position in Zeit und Raum - nicht durch unsere Persönlichkeit, wie wir gern glauben. So beruht auch jede Interpretation der Wirklichkeit auf einer einmaligen Position. Zwei Schritte nach Osten oder Westen und das ganze Bild verschiebt sich." So ungefähr war es...

    Darley (und auch hier wieder der Hinweis, außer auf dem Buchumschlag habe ich seinen Namen, geschweige denn seine irische Herkunft, bis jetzt nirgends gelesen oder habe es tatsächlich überlesen...) hat ein Buch über seine Erinnerungen der Geschehnisse in Alexandria geschrieben. Er befindet sich immer noch mit dem Kind auf der Insel. Und sehnt sich ziemlich nach Alexandria und den Menschen dort. Fast ein Paradies in seiner Erinnerung. :-k Ein Durchschlag schickt er Balthazar. Und bekommt nach ca. 6 Wochen der Ruhe (Darley schreibt "eine Zeit gesegneten Schweigens" ) nicht nur das ergänzte Manuskript zurück, sondern Balthazar selbst übergibt es ihm.

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  • Deshalb auch mein "Dilemma" was ich da glauben soll, was sich im Laufe der Zeit in der Erinnerung verändert hat, wo ich nur einseitige Informationen bekommen habe.

    Dieses Dilemma ist sicher von Durrell so gewollt, denn bisher kennst du die Personen, ihren Charakter, eben nur aus der Sicht des Erzählers, der nicht unbedingt neutral
    erzählt, vor allen Dingen was Justine betrifft. Bald schon wird sich dein Bild wohl noch verändern, denn im Folgenden wird die Geschichte auch aus der Sicht der anderen erzählt
    und das wird sehr spannend. Erst am Ende, im Band >Clea<, wird das Puzzle für den Leser (mehr oder weniger) greifbar, .
    Jeder der Personen hat eine andere, ganz individuelle Sicht der Dinge und letztendlich liegt es am Leser (sozusagen als fünfte Person) wie er die Ereignisse einschätzt.


    Wie ich dich beneide das Ganze noch vor dir zu haben................ :lechz:


    Auf jeden Fall bin ich infiziert und habe entschieden, den vierten Band (Clea) noch einmal zu lesen. (Übrigens der Band der mir am besten gefällt. Wahrscheinlich weil er
    so melancholisch ist und irgendwie in einer Abschiedsstimmung schwelgt.


    Das gemeinsame der Romane die wir lesen, liegt trotz aller Unterschiedlichkeit der Thematik, wohl eben in diesen Charakterbeschreibungen, die nie wirklich vollständig
    erscheinen und immer Platz für weitere Entwicklungen lassen.


    :winken:

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  • Bis Seite 234


    Überraschenderweise lässt sich dieses Buch im Vergleich flüssiger lesen. Eine mögliche Ursache dafür ist bzw. sind die Übersetzer dieses Buches. Ich habe mal nachgeschaut.


    Es übersetzten:
    Justine - Maria Carlsson
    Balthazar - Gerda v. Uslar und Maria Carlsson
    Mountolive - Maria Carlsson und Gerda v. Uslar
    Clea - Walter Schürenberg


    Und wieder der Moment wo ich es ziemlich bedaure der englischen Sprache nicht so mächtig zu sein um in Original lesen zu können. Wie auch immer ich genieße im Moment die Lektüre sehr und kann gar nicht genug von der bildhaften Sprache Durrells schwärmen. Und wie schon erwartet bekomme ich wieder viele ganz neue Einblicke in die Geschehnisse.

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  • Und wie schon erwartet bekomme ich wieder viele ganz neue Einblicke in die Geschehnisse.

    Das gefällt mir an Durrell auch. Nichts ist so wie es auf den ersten Blick scheint, oder zumindest nicht ganz. :wink:
    Wie gefällt dir denn der geheimnisvolle Balthazar?

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  • Bis Seite 260



    Wie gefällt dir denn der geheimnisvolle Balthazar?

    Bis jetzt habe ich ja noch nicht so viel von ihm erfahren :wink: Und von dem was ich weiß, kann ich ihn noch nicht so recht einschätzen. Im Moment ist er noch der Mann für mich, der friedlich seine "Kabbala" betreibt. Aber wer weiß welche Untiefen da noch rauskommen. Das er das Manuskript von Darley so genau durchschaut und mit Anmerkungen ergänzt, macht ehrlicherweise auch nicht gerade einen sehr guten Eindruck auf mich. Es kommt mir schon etwas seltsam vor. Ein paar Anmerkungen sind ja o.k., aber er scheint ja etliches von Darleys Eindrücken komplett auf den Kopf zu stellen. Alleine schon die fast emotionslose Bemerkung über die Einstellung von Justine zu Darley und was sie in Wirklichkeit bezwecken wollte. Das ist als Leser natürlich recht interessant zu verfolgen, aber ich frage mich was er damit beabsichtigt. Ob er wohl doch etwas mehr macht als Kabbala zu lehren. Naja, das wird sich mit Sicherheit noch rausstellen.


    Im Moment bin ich mit Nessim zusammen bei seinem Bruder und seiner Mutter. Und während ich noch völlig eingelullt in der Beschreibung Richtung Wüste mitritt, kullert da ja was aus der Tasche von Narouz raus, das ich nicht gerade erwartet hätte :shock: . Da denkt man eben noch, was für ein netter Mann und dann das da. Ähm ja 8)
    Jetzt bin ich ja in einem Dilemma. Wir wollten ja eine Werkleserunde machen und nicht spoilern, aber auch nicht zu viel verraten. Aber ich denke du weißt was ich meine? Wenn nicht; hier doch ein Spoiler:



    Sehr schön fand ich im übrigen auch die Geschichte von "Clea" und ihrer Beziehung zu Justine. Clea wurde mir so richtig sympathisch dabei. Überhaupt kommen mir die Figuren schrittweise immer näher, je mehr ich über sie erfahre.

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  • Bis Seite 266:


    Viel weiter wäre ich nicht gekommen, liegt aber nicht am Buch. Ein anderer Gedanke der mir noch in den Sinn gekommen ist. Was um Himmels Willen ist denn an Justine, dass alle ihr zu Füßen sinken? Besonders sympathisch kommt sie mir bis jetzt nicht rüber. Überirdisch schön kann doch jedenfalls nicht alles sein. Warum heiratet sie Nessim, obwohl sie ihm deutlichst sagt, was sie von ihm hält und erwartet? Was erwartet er also von ihr? Bleibt nur übrig weiterzulesen, um wieder ganz andere Erkenntnisse zu gewinnen.
    Ach ja, und ein Gespräch zwischen den Brüdern machte sehr hellhörig. Was da wohl für eine Gruppe gemeint ist :lechz: Ich hätte da so eine Vermutung :wink: , die ja sowieso wieder auf den Kopf gestellt wird.

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  • Was um Himmels Willen ist denn an Justine, dass alle ihr zu Füßen sinken? Besonders sympathisch kommt sie mir bis jetzt nicht rüber. Überirdisch schön kann doch jedenfalls nicht alles sein.


    Das Problem ist, dass ich nicht vorgreifen will, denn Justine hat eben auch eine tragische Seite. Das alle Männer ihr hinterherhecheln war mir anfangs auch ein Rätsel,
    vor allem, wenn man solche wunderbaren Frauen wie z.b. Clea in Betracht zieht. Letztendlich haben sie alle ihre Geheimnisse und die zeigen sich eben erst nach und nach.
    Schönheit und Attraktivität sind vergängliche Zustände und Justine ist meiner Meinung nach eine Gefangene, die zwar den Schlüssel in den Händen hält, aber Angst hat ihn
    zu nutzen. Mehr sag ich nicht........... :-#

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  • Entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst wieder melde. Es war ein ziemlich anstrengendes (aber schönes!) Wochenenende gewesen, nur zum lesen bin ich kaum gekommen.


    Bis Seite 312


    Ich bin an die Grenzen einer Werkleserunde gestossen :wink: Schwierig nichts über den Inhalt zu verraten, weil man einfach niemanden den Lesespaß daran verderben möchte. Denn das ist eines der Vergnügen, das ich an dem Alexandria-Quartett habe, das sich ständig neue Perspektiven ergibt. Ich könnte mir vorstellen -vorausgesetzt das man relativ zeitnah gemeinsam das Buch liest- ziemlichen Spaß dabei haben könnte seine neuesten Überlegungen auszutauschen. Wobei die Gefahr dabei besteht, dass man dann doch "gespoilert" werden könnte.



    Das Problem ist, dass ich nicht vorgreifen will, denn Justine hat eben auch eine tragische Seite.


    Ich bin froh, dass du mir da nicht zu viel verrätst! Ja, die tragische Seite von Justine. Eines davon, nein halt, zwei weiß ich schon von ihr. Wenn sich allerdings beide Punkte als wahr erweisen, dann sind das sehr heftige Sachen, die sie bewältigen darf. Mag mir das gar nicht vorstellen wie das wäre. Und wenn sich dann noch mehr herausstellen wird... O.k. schauen wir mal. Es ist -von meinem aktuellen Stand her- nicht nachvollziehbar, dass Nessim sie heiraten möchte und bin ziemlich gespannt darauf was noch alles ans Tageslicht kommen wird. Was ja dann auch nicht nur nach meinem eigenen Empfinden her so ist, wie ich deinem Beitrag entnehme.


    Eines der anderen Vergnügen an dem Buch sind die Überlegungen, die sie anstossen. Diese unterschiedlichen Einsichten, Blickwinkel, die sich immer wieder neu ergeben. Nichts ist wirklich greifbar. Was kann ich glauben, was nicht. Da habe ich diesen schönen Teil hier gefunden. Pursewarden hat in einem seiner Bücher absichtlich eine Seite gemacht, in der man nichts als ein Sternchen vorfindet. Der Grund ist: "Ich verweise den Leser auf eine leere Seite, um ihn auf seine eigene Erfindungskraft zu verweisen - denn dorthin gehört letztlich jeder Leser." Auf dieser leeren Seite befindet man sich ja recht oft :wink:


    Die "Erklärbarkeit der Handlungen" bzw. das der anderen. Da fasst man sich doch direkt an die eigene Nase und stellt fest, wie schwierig es auch im täglichen Einerlei ist. Mit jedem neuen Puzzleteil erhält man neue Blickwinkel und versucht sich daraus Erklärungen zu basteln. Vielleicht sollte man da nicht immer so voreilig sein. (Jetzt fange ich mich auch noch an zu wiederholen. #-o )

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  • Ich bin an die Grenzen einer Werkleserunde gestossen :wink: Schwierig nichts über den Inhalt zu verraten, weil man einfach niemanden den Lesespaß daran verderben möchte. Denn das ist eines der Vergnügen, das ich an dem Alexandria-Quartett habe, das sich ständig neue Perspektiven ergibt. Ich könnte mir vorstellen -vorausgesetzt das man relativ zeitnah gemeinsam das Buch liest- ziemlichen Spaß dabei haben könnte seine neuesten Überlegungen auszutauschen. Wobei die Gefahr dabei besteht, dass man dann doch "gespoilert" werden könnte.

    Vielleicht können wir über bestimmte Themen oder Charaktersierungen Motive entdecken, die unterschiedliche Durrell-Romane durchziehen. So sollte eine Werkleserunde einen Mehrwert bekommen. Lass uns mal vergleichn, vielleicht findet sich ja was! :)


    Also bei TUNC gibt es eine Frau, die so reich ist, dass sie überhaupt keinen Bezug zu Geld oder zu Werten hat. Außerdem scheint sie den Hintergedanken zu haben (den sie allerdings nicht besonders garstig oder auf Kosten anderer verfolgt), schwanger werden zu wollen, einen Erben für ihre Familie zu zeugen.
    Ein Mann schöpft seine Macht daraus, dass er sich sehr geheimnisvoll gibt. Vermeintlich sehr schüchtern, bleibt er immer im Hintergrund, lässt sich nie sehen. Immer ist er schon woanders oder musste gerade weg.
    Dann gibt es einen unsteten Philosophen, der glaubt, man habe vielleicht zweimal im Leben die Chance, alles umzustoßen und seinem Dasein eine neue Richtung zu geben. Eine Sekunde des Zögerns, und diese Möglichkeit ist dahin.
    Und natürlich den Erfinder, der seine Erfindungen nicht unbedingt zu Geld machen will, der sich an der Kraft seiner Gedanken nicht bereichern will, der eine Idee hergeben will und der Menschheit schenken, nicht: sie verkaufen.


    Mich ägert gerade ja, dass wir gerade nun doch vom Post-Streik betroffen sind - und seit einer Woche keine Post mehr bekommen, also auch nicht NUNQUAM, um endlich weiter lesen zu können :evil:

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  • Dann gibt es einen unsteten Philosophen, der glaubt, man habe vielleicht zweimal im Leben die Chance, alles umzustoßen und seinem Dasein eine neue Richtung zu geben. Eine Sekunde des Zögerns, und diese Möglichkeit ist dahin.

    Da habe ich schon etwas aus der Galerie der Gruppe die sich nach und nach zusammenfindet und von Durrell beschrieben wird. Ein zurückgezogen lebender Philosoph
    den Durrell >Graf D. nennt<. Hier ein paar kurze Zitate die diesen interessanten Menschen sehr schön beschreiben.




    Hier haben wir auf jeden Fall eine Firgur die ein dunkles Geheimnis, eine tragische Erfahrung mir sich herumschleppt. Eine Figur, von der man, wäre sie fiktiv, ein tragisches
    Ende erwarten würde. Besonders schlimm scheint dabei, dass er trotz allem die Güte und Sanfheit in Person ist.
    Wie das Ganze sich dann entwickelt, ist das spannende in diesem >Reisebericht<
    Ein paar der damals real existierenden Personen die Durrell auf Korfu eine Zeit lang begleitete, erinnern mich an einige fiktive Personen im Alexandria Quartett.


    Später berichte ich dann noch von >Zarian<, so eine Art >Alexis Sorbas<. Auch dieser Mann hat Charakterzüge die sich in Durrells Romanhelden widerspiegeln.


    @Jean van der Vlugt . Das ist eine gute Idee nach Charakteren, Motiven und Themen zu suchen, die sich immer wieder in seinen Romanen finden lassen.


    .

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

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  • Bis Seite330



    @Jean van der Vlugt Das ist eine gute Idee!


    Irgendwie habe ich bei meinem Buch das Gefühl, dass irgendwie jeder gerne philosophiert, mal mehr mal weniger. Direkt wäre mir Balthazar eingefallen, ganz zu schweigen von den Überlegungen Darleys, aber auf jeden Fall der Schriftsteller Pursewarden (was für ein Name). Passenderweise habe ich dieses schöne Zitat hier gefunden. Das auch recht gut -jedenfalls in meinen Augen- die Grundidee des Alexandria-Quartetts wiedergibt. So ähnlich habe ich schon einiges gefunden, aber noch nicht so ausführlich. Wobei ich jetzt wirklich hoffe, dass ich es nicht in x Versionen wiederlesen werde :wink:



    Zitat

    "Ich nehme an" (schreibt Balthazar), "daß Du Dich einer seltsamen Art Buch gegenüberfinden würdest, falls Du die Absicht haben solltest, das, was ich Dir sage, in Dein eigenes Justine-Manuskript einzugliedern. Der Bericht würde dann sozusagen in Schichten wiedergegeben werden. Ohne es zu wissen, habe ich Dir vielleicht zu einer außergewöhnlichen Form verholfen. Zu etwas Ähnlichem wie Pursewardens Idee einer Romanserie mit "verschiebbaren Ebenen", wie er es bezeichnete. Oder auch vielleicht zu so etwas wie einem mittelalterlichen Palimpset, auf dem verschiedene Arten der Wahrheiten übereinandergelegt worden sind; eine entwertet die andere oder ergänzt sie wohl auch. Fleißige Mönche, die eine Elegie wegkratzen, um Platz für einen Vers der Heiligen Schrift zu schaffen!

    Auf der Seite ist mir noch etwas anderes aufgefallen, dass recht oft vorkommt. Durrell lässt seine Protagonisten immer wieder mal Sätze wiederholen. Z.B. wie hier "Ich wollte, ich wüßte es. Ich wollte, ich wüßte es." Das passt so schön zu der Stimmung des Buches. Ich stelle mir dann immer die entsprechende Person vor, die erst laut und dann nachdenklich leise die Sätze oder Wörter spricht. Gibt es so etwas in der Richtung bei euch auch?


    Dann hätte ich hier noch eine wunderschöne und geheimnisvolle Frau. Sehr rätselhaft, dramatisch und (vielleicht bis zum Ende) nicht zu durchschauen: Justine. Und natürlich auch ihr Gegenpart. Da schwanke ich allerdings zur Zeit zwischen 2 Damen. Und einen Geschäftsmann, vermögend und bestimmt recht verstrickt in die Geheimnisse von Alexandria. Kam er mir anfänglich noch etwas exzentrisch vor, hätte sich da das Bild da mittlerweile gewandelt. Sehr interessant das Ganze.


    Witzig finde ich die eine oder andere Person die mehr als exzentrisch ist. Männer, die als Frauen verkleidet herumlaufen. Obwohl es bei einem ein sehr dramatisches Ende gefunden hat :-? Während der andere sich einfach nur für ein Fest verkleiden möchte. Irgendwie auch eine Wiederholung bzw. Variation...


    Da der zweite Weltkrieg ansteht, gibt es auch schon den einen oder anderen Spion.


    Und wenn sich jetzt das Ganze was ich geschrieben habe, sich sehr ungeordnet liest, dann spiegelt das recht gut meine Gefühle und Gedanken für die Personen in dem Buch bzw. für das Buch selbst wieder.

    Ein paar der damals real existierenden Personen die Durrell auf Korfu eine Zeit lang begleitete, erinnern mich an einige fiktive Personen im Alexandria Quartett.

    Ist ja interessant! Da sollte ich fast schon am Anschluss meiner Lektüre mir dein Buch vornehmen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Auf der Seite ist mir noch etwas anderes aufgefallen, dass recht oft vorkommt. Durrell lässt seine Protagonisten immer wieder mal Sätze wiederholen. Z.B. wie hier "Ich wollte, ich wüßte es. Ich wollte, ich wüßte es." Das passt so schön zu der Stimmung des Buches. Ich stelle mir dann immer die entsprechende Person vor, die erst laut und dann nachdenklich leise die Sätze oder Wörter spricht. Gibt es so etwas in der Richtung bei euch auch?
    Dann hätte ich hier noch eine wunderschöne und geheimnisvolle Frau. Sehr rätselhaft, dramatisch und (vielleicht bis zum Ende) nicht zu durchschauen: Justine. Und natürlich auch ihr Gegenpart. Da schwanke ich allerdings zur Zeit zwischen 2 Damen. Und einen Geschäftsmann, vermögend und bestimmt recht verstrickt in die Geheimnisse von Alexandria. Kam er mir anfänglich noch etwas exzentrisch vor, hätte sich da das Bild da mittlerweile gewandelt. Sehr interessant das Ganze.


    Witzig finde ich die eine oder andere Person die mehr als exzentrisch ist. Männer, die als Frauen verkleidet herumlaufen. Obwohl es bei einem ein sehr dramatisches Ende gefunden hat :-? Während der andere sich einfach nur für ein Fest verkleiden möchte. Irgendwie auch eine Wiederholung bzw. Variation...

    Jetzt war ich doch eine Weile sehr verwirrt, da ich gerade erst solche nachdenklich wiederholten, doppelt gesprochenen Sätze gelesen habe. Aber beim nochmaligen Durchblättern von TUNC habe ich es nicht gefunden. Es muss woanders gewesen sein! :wink:


    Was mir aber aufgefallen ist, ist, dass so einige Figuren in TUNC mehr oder weniger spurlos verschwinden, bzw. nicht mehr in Erscheinung treten, höchstens in kleinen Erzählungen oder aus der Ferne. Aber so ist es ja oft im Leben - und nur wegen der Geschlossenheit eines Romans sollte man nicht erwarten dürfen, dass alle Figuren brav bis zum Ende ihr Scherflein zum Geschehen beitragen. Es unterstützt jedenfalls den Eindruck einer Gesellschaft, die sich treiben lässt. Wurzellos und auch bindungslos. Wie Menschen, die auf Freundschaft (stärker als auf Familienbande zum Beispiel) setzen - und am Ende des Tages feststellen müssen, nur einige "gute Bekannte" zu haben, die auch wieder verschwinden. Mir scheint das ähnlich zu sein, wie bei dir im Alexandria-Quartett, @Farast. Oder täusche ich mich?

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

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    O:-) Letzter Kauf: Everett "Erschütterung" (27.03.)

  • Was mir aber aufgefallen ist, ist, dass so einige Figuren in TUNC mehr oder weniger spurlos verschwinden, bzw. nicht mehr in Erscheinung treten, höchstens in kleinen Erzählungen oder aus der Ferne. Aber so ist es ja oft im Leben - und nur wegen der Geschlossenheit eines Romans sollte man nicht erwarten dürfen, dass alle Figuren brav bis zum Ende ihr Scherflein zum Geschehen beitragen. Es unterstützt jedenfalls den Eindruck einer Gesellschaft, die sich treiben lässt. Wurzellos und auch bindungslos. Wie Menschen, die auf Freundschaft (stärker als auf Familienbande zum Beispiel) setzen - und am Ende des Tages feststellen müssen, nur einige "gute Bekannte" zu haben, die auch wieder verschwinden. Mir scheint das ähnlich zu sein, wie bei dir im Alexandria-Quartett, Farast. Oder täusche ich mich?

    Das Abbild einer Gesellschaft ist hier auch recht gut gelungen. Für mich überwiegt das undurchdringliche. Niemand kannst du wirklich einschätzen, was ihn antreibt. Mit jeder Schicht Information ändert sich die Einstellung nicht nur der Protagonisten untereinander. Als Leser bist du genauso gefordert. Von daher, ja, es gibt Ähnlichkeiten. Es gibt auch Figuren, die sich erst eher am Rand des Geschehens tummeln, dann aber eine ganz wichtige Rolle spielen und wieder verschwinden.


    Gestern habe ich "Balthazar" beendet. @taliesin du hast mich ja mal gefragt, was ich von Balthazar halte. Ui, schwere Frage. Mein Eindruck wäre, er weiß mehr als er preisgibt. Da steckt garantiert noch viel mehr dahinter. Warum gibt er Daley all diese neuen Informationen? Was sind seine Absichten? Welches Spiel spielt er?


    Ich hatte ehrlicherweise etwas befürchtet, dass ich bei den Büchern des Quartetts immer wieder eine Variation des Geschehens bekommen würde à la Murmeltiertag. Von wegen... jetzt habe ich ja fast schon mehr Fragen als vorher :lol: Da gibt es winzige Nebenbemerkungen, von denen ich bestimmt einige überlesen habe, die aber (wenn gesehen) einen aufhorchen lässt. Entweder bin ich da in eine Falle gelockt worden oder habe etwas ganz neues über das Verhältnis zweier Hauptpersonen erhalten, die ins Puzzle hineingehören.
    Und -unglaublich- endlich habe ich offiziell den Namen des Ich-Erzählers erfahren. Eine nette "Spielerei", das es ausgerechnet von Mountolive kam, dem das nächste Buch "gewidmet" ist.


    Was mir noch an diesem Buch aufgefallen war, dass ich höllischst aufpassen musste, wer da gerade erzählt. So als würden sich die Erinnerungen miteinander vermengen. Manchmal war es eindeutig, manchmal musste man ziemlich aufmerksam bleiben. Ich gehe mal davon aus, dass das Absicht war? Und hoffentlich nicht an einer unaufmerksamen Leserin, wie mich zurückzuführen ist...


    Die Marginalien am Ende dieses Buches sollte man aufmerksam lesen. So ganz nebenbei gibt es auch wieder ein paar nicht interessante Infos zum Geschehen. Scobies Wortschaft fand ich noch recht amüsant.Hier zwei Beispiele:


    Zitat

    Lebhaft für "böse, ärgerlich", z.B.: "Seien Sie nicht so lebhaft, mein Lieber."
    Schmutzig
    für "froh erregt", z.B.: "Toby war schmutzig vor Freude, als die Nachricht kam."

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