Lawrence Durrell - Justine / Tunc (Start 01.06.15)

  • Am 01.06.15 starten @Jean van der Vlugt und ich eine Werk-Leserunde über den Autor Lawrence Durrell. Ich beginne mit "Justine" den ersten Teil des Alexandria-Quartetts und Jean van der Vlugt plant "Tunc" zu lesen. Wer möchte kann sich jederzeit gerne auch mit einem Buch seiner Wahl von Durrell beteiligen und ist herzlich willkommen mitzumachen. :winken:

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  • Am 01.06.15 starten Jean van der Vlugt und ich eine Werk-Leserunde über den Autor Lawrence Durrell.

    Oh verdammt, das habe ich doch glatt verpasst......... :lechz:


    Leider kommt das für mich gerade eher ungünstig, weil ich noch in zwei MLR`s beschäftigt bin. Durrell gehört zu meinen Lieblingsautoren und wenn ich irgendwie die
    Zeit finde, werde ich dann vielleicht seinen Reisebericht >>Schwarze Oliven< (Korfu) lesen und etwas dazu schreiben.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • @Jean van der Vlugt Tunc habe ich in Verbindung mit Nunquam als Doppeldecker unter dem Titel >The revolt of Aphrodite< im Regal.


    Ich bin schon sehr gespannt, wie dir dieser Roman (oder die beiden) gefallen wird.


    @Farast : Viel Spass mit der männermordenden Justine. Die Dame bietet auf jeden Fall Diskussionsstoff.......... :-,

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  • Oh verdammt, das habe ich doch glatt verpasst......... :lechz:
    Leider kommt das für mich gerade eher ungünstig, weil ich noch in zwei MLR`s beschäftigt bin. Durrell gehört zu meinen Lieblingsautoren und wenn ich irgendwie die
    Zeit finde, werde ich dann vielleicht seinen Reisebericht >>Schwarze Oliven< (Korfu) lesen und etwas dazu schreiben.

    Wir kommen ja auch sehr kurzfristig damit raus... :uups: Allerdings ist diese Autoren-Leserunde ja auch so offen angelegt, dass man immer gut dazustoßen kann. Ich fänds prima! Und genug Stoff gibt es ja auch. (Ich habe mir vorsichtshalber auch schon mal Romane aus dem Avignon-Quintett gesichert, um nachlegen zu können ... 8)

    @Jean van der Vlugt Tunc habe ich in Verbindung mit Nunquam als Doppeldecker unter dem Titel >The revolt of Aphrodite< im Regal.


    Ich bin schon sehr gespannt, wie dir dieser Roman (oder die beiden) gefallen wird.


    @Farast : Viel Spass mit der männermordenden Justine. Die Dame bietet auf jeden Fall Diskussionsstoff.......... :-,

    Ich bin auch gespannt! Als Inhaltsbeschreibung zu "Tunc" wird eine solche Vielzahl an irren Charakteren angeteast, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Mal sehen, wie Durrell mit dem Science-Fiction-Aspekt umgeht (sowas ist bei "Hochliteraten" ja manchmal etwas krampfig).

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    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)

  • Viel Spass mit der männermordenden Justine. Die Dame bietet auf jeden Fall Diskussionsstoff..........

    :shock: Da bin ich mal gespannt. Angefangen habe ich noch nicht, mal sehen ob ich heute abend dazu kommen werde. :uups:



    Allerdings ist diese Autoren-Leserunde ja auch so offen angelegt, dass man immer gut dazustoßen kann. Ich fänds prima!

    Genauso habe ich es mir auch vorgestellt. Ich würde mich riesig darüber freuen @taliesin, wenn du dann dazustoßen könntest, natürlich nur wenn es bei dir passt. :winken:

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  • Bis Seite 10 meiner Ausgabe


    Erster Eindruck: Jetzt weiß ich warum jede/r schreibt, dass man aufmerksam lesen darf. In meinem Fall ist es ein Ich-Erzähler, bei dem ich allerdings noch nicht weiß wie sein Name ist (o.k. eigentlich weiß ich es, Dank des Klappentextes, aber "offiziell" noch nicht 8) ) . Kurios ist auch, dass er quasi auf die Insel "entkommen" ist. Das gibt natürlich schon viel Gedankenfutter, was da passiert sein könnte, in Alexandria. Und da ist auch noch ein ganz kleines Kind, ich tippe mal auf ein Baby (weil es in einer Wiege schläft), dessen Mama gestorben ist. Ob da der Erzähler der Vater ist? Naja, wird noch kommen. Justine wurde auch schon erwähnt. Ich ahne es was taliesin mit "männermordend" meinen könnte :lol:


    Umhauen tut mich die Ausdruckskraft von Durrell. Das hätte ich jetzt so nicht erwartet. Er versteht es eine Atmosphäre zu erschaffen, die man mit allen Sinnen wahrnehmen kann.


    Ich zitiere mal einen Abschnitt:


    Zitat von Seite 8

    Farbtöne für eine Landschaft... lange Sequenzen in Tempera. Das Licht bricht sich im Gelb der Zitronen. Eine Luft voller Ziegelstaub - süßlich riechender Ziegelstaub - und dem Geruch der heißen, mit Wasser gelöschten Pflastersteine. Helle, dunstige, erdgefesselte Wolken, aber nur selten Regen. Auf diesem staubroten, staubgrünen, kreidig-malvenfarbenen und karmesinblassen Grund. Im Sommer überzog die Meeresfeuchte die Luft mit einem leichten Firnis. Alles lag unter einer Schicht aus Gummi.

    Da spürt man doch die Hitze, hat Staub zwischen den Zähnen, atmet die Meeresluft und badet buchstäblich in Farben.


    Nicht zu vergessen meine beiden Zitate im Vorfeld:


    Ich gewöhne mich auch, jeden sexuellen Akt als einen Vorgang zwischen vier Individuen aufzufassen. Darüber wird viel zu reden sein. S. Freud, Briefe an Wilhelm Flies


    Wir haben nur zwei Möglichkeiten: entweder das Verbrechen, das uns glücklich macht, oder die Schlinge, die verhindert, daß wir unglücklich werden. Kann es da überhaupt ein Zögern geben, liebenswerte Thérèse, und wird Ihr kleiner Kopf ein Argument finden, das dem entgegenzustellen wäre? D.A.F. de Sade, Justine

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  • Umhauen tut mich die Ausdruckskraft von Durrell. Das hätte ich jetzt so nicht erwartet. Er versteht es eine Atmosphäre zu erschaffen, die man mit allen Sinnen wahrnehmen kann.

    Ja, das beherrscht Durrell in allen Facetten. Stimmungen zu erschaffen und den Leser sofort so etwas wie Sehnsucht nach genau diesem Ort empfinden zu lassen.


    Hier eine Passage aus >Schwarze Oliven<, das mich dazu bewogen hat meine erste Griechenlandreise in Angriff zu nehmen.



    Eine Halbinsel in rotglühendem Zustand abgetrennt, dann in einer Antarktis aus Lava langsanm erkaltet. Was über die Meilen blauen Wassers hinweg
    auf dich zuschwebt, ist weniger eine Landschaft als ein Klima. In das griechenland trittst du ein wie in einen dunklen Kristall; die Konturen der Dinge
    werden unregelmäßig, die Linien brechen. Inseln lösen sich in Luftspiegelungen auf; überall täuscht dich der zitternde Schleier der Atmosphäre.

    So schön und so klar auf den Punkt gebracht kenne ich das von keinem Autor. :thumleft:

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  • Ich lese also nicht "Justine" aus dem Alexandria-Quartett, sondern den Roman "Tunc" von 1968, der gewissermaßen den ersten Teil des zweiteiligen Romans "Der Aufstand der Aphrodite" darstellt, dessen zweiter Teil "Nunquam" heißt und zwei Jahre später veröffentlicht wurde.


    Inhalt (laut Klappentext): Der Ich-Erzähler Felix Charlock, ein Erfinder von faustischem Drang, konstruiert den Super-Computer Abel, der imstande ist, Gefühle und Gedanken, Vergangenheit und Zukunft eines Menschen preiszugeben. Von dem weltumspannenden, im verborgenen wirkenden Industriekonzern Merlin als Direktor unter sagenhaft generösen Vertragsbedingungen engagiert, versagt sich Charlock jedoch die totale Enträtselung der menschlichen Natur, da er der gespenstischen Anonymität der Firmenleitung und ihren kalten Machtgelüsten misstraut. Eine Fülle bizarrer Gestalten aus dem Durrellschen Universum umgeben Felix: Iolanthe, eine grünäugige griechische Hafendirne mit Herz, die ihre Brüste durch Paraffin-Injektionen fotogen strafft, zum gefeierten Hollywood-Star aufsteigt und schließlich publicityträchtig zugrunde geht; Benedicta, eine unstete und dämonische Schönheit, Tochter des Merlin-Gründers, mit der Charlock in einem goldenen Käfig wunschlos unglücklich wird; der ewig trunkene und indezente Kulturphilosoph Caradoc; der Clown Sipple mit seinen spukhaften Späßen; Mrs. Henniker und ihre Schule für junge Damen, die mehr ein Haus für absonderliche Freuden ist; Koepgen, ein Wandermönch auf seltsamer Suche für Merlin und zugleich auf der Flucht vor Merlin. Menschen, die ihre Freiheit gegen die Pressionen der Gesellschaft durchzusetzen versuchen, aber dabei auch Höllenstürze erleben. "Frei", sagt Felix Charlock, "ist das einzige Wort mit 'f', auf das es ankommt."


    Der Roman hat sieben Kapitel und 269 Seiten in meiner TB-Ausgabe aus dem Rowohl-Verlag von 1972, übersetzt von Susanne Lepsius.
    Im vorgestellt ist ein prima Zitat von Fjodor M. Dostojewskij:

    Zitat

    Zwei mal zwei gleich vier - das ist eine Mauer.


    Bis Seite 50, mitten im zweiten Kapitel:


    Der Roman macht es dem Leser (also zunächst mal mir) zu Beginn nicht leicht: Der Ich-Erzähler springt zwischen wahllos ausgewählten Szenen hin und her. Eine Vielzahl von Personen taucht ohne große Einführung auf. Außerdem gibt es im ersten Kapitel kaum Szenen- und Ortsbeschreibungen. Also nichts mit dem sinnlichen Erleben der Orte wie bei @Farast gerade. Mein Eindruck bisher als filmischer Vergleich: Man springt ganz nah ran an das Objekt. Nur langsam zieht die Kamera auf und lässt Hintergrund erkennen. (Anstatt erstmal alles mit einer schönen Draufsicht einzuführen und sich dann immer näher an die Hauptfigur ranzuschleichen.)


    Man findet sich also recht schlecht zurecht. Vor dem inneren Auge entsteht kein Bild, sondern Unsicherheit. Der Erzähler macht keinen verlässlichen Eindruck, außerdem spricht er manchmal den Leser mit Du an, manchmal adressiert er mit dem Du auch Figuren seiner Vergangenheit, über die er gerade spricht. Von sich in der Vergangengeit redet er manchmal auch in der dritten Person ("Charlock macht dies und das"). Darüberhinaus bemerke ich eine an sich unnötige Vielzahl von sehr unüblichen Fremdworten, also: mir sind sie nicht geläufig. Die kulturellen Verweise sind auch nicht ohne: Aus dem Bereich der klassischen Antike etwa reicht es nicht aus, zu wissen, wer die schöne Helena war - da muss schon mehr Bildungsbürgerwissen vorhanden sein. Mmh. Was die vielen kleinen Erzählbausteine aber bisher für einen Eindruck des Erzählers vermitteln ist der eines Mannes, der klug, genussliebend und weltgewandt ist, der über eine gewisse Boyishness verfügt (also: die charakterliche Tiefe und den Charme eines "großen Jungen"), der sich aber gerne auch davonschleichen würde. Weiß nur noch nicht, in welchen Situationen. :scratch:


    Im zweiten Kapitel kommt es zu längeren Szenen samt Ortsbeschreibungen. Wir sind in Athen. Felix trifft bei einem Empfang einer reichen und irgendwie mit der griechischen Politik verbandelte Dame namens Hippolyta, die eine seiner (noch nicht patentierten) Erfindungen nutzen möchte - es handelt sich um sowas wie ein Diktaphon oder Tonbandgerät - auf Caradoc. Mehr oder weniger "aus gesellschaftlichen Zwängen" ziehen sie gemeinsam mit einem dritten Mann in ein Bordell, was die nächste größere Szene ist.



    Ein wenig gehen mir diese chauvinistischen Bordellgeschichten unserer Väter- und Großvätergeneration schon auf die Nerven. Das ausgelutschte Klischee "Hure mit Herz" kann mir so ziemlich gestohlen bleiben. Na, mal sehen, ob in "Tunc" zum Thema "Ausleben der Sexualität" noch was besseres passiert ...

    Bisher bin ich noch in Habachtstellung, was diese Ansammlung von skurrilen Figuren überhaupt auf die Beine stellt. 8-[

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  • Ich merke gerade, dass ich "Justine" bzw. "Das Alexandria-Quartett" nicht so richtig vorgestellt habe. Also der Reihe nach.


    Klappentext (leicht abgeändert und stark gekürzt):
    Lawrence Durrells vierbändiger Roman-Zyklus lenkt den Blick gleichsam aus wechselnden Ebenen in einen mehrteiligen Spiegel. In den Büchern Justine, Balthazar, Mountolive und Clea spiegeln sich Männer und Frauen mit ihren Tollheiten, Täuschungen und Träumen- Menschen, die bis zu den Hüften versunken sind in der Vergangenheit dieser einen Stadt: Alexandria. Vor der Kulisse ihrer grellen Schönheit webt Durrell aus den feinen Fäden menschlichen Erinnerungsvermöges ein verschlungenes Muster. Im Mittelpunkt der "Untersuchung über die moderne Liebe" wie Durrell sein Alexandria-Quartett genannt hat, steht die faszinierende Gestalt einer Frau: Justine, eine Jüdin, lebensvoll und von Leidenschaften getrieben, ist zugleich Geschöpf und Opfer ihrer Heimatstadt Alexandria, in der griechische und orientalische Einflüsse sich durchdringen.


    "Justine" hat in meiner Ausgabe (mit Anmerkungen) 199 Seiten und besteht aus vier Teilen. Wie ich gerade gesehen habe gibt es noch vor den Anmerkungen Marginalien. Den Ausdruck habe ich ja noch nie gehört. Muss ich gleich mal nachschauen gehen.


    Wie ich meiner Buchausgabe von Bertelsmann entnehmen kann erschien "Justine" 1957, die Buchausgabe selbst aus dem Jahr 1977. Das lesen wird mir durch die relativ kleine Schrift und leserunfreundliche Zeilenabstände erschwert. Naja, ich werde mich schon noch daran gewöhnen. Was es auch nicht einfacher macht, wenn auch wunderbar geschrieben, ist die bildhafte Sprache von Durrell. Das fordert mir als Leser viel Konzentration ab. Aus diesem Grund bin ich gerade mal 2 Seiten mehr gekommen wie gestern :uups:





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  • @Farast: Sag mal, ist "Dein Erzähler" auch so sprunghaft? Mit halben Sätzen, Einschüben, plötzlichen Ausrufen und Hinweisen darauf, irgendetwas erst später zu erzählen? Oft fast wie eine direkte Leseransprache? So ist das bei TUNC stellenweise. Ganz angenehmer Tonfall!

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  • Sprunghaft trifft bei mir auch zu. Ich versuche gerade ein wenig Durchblick zu bekommen. Man darf ganz schön aufmerksam beim lesen sein. Ich würde jetzt gerne mehr schreiben, aber ich darf gleich den Kochlöffel schwingen.

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  • Aufpassen muss man wirklich! :wink:


    Habe jetzt das zweite Kapitel beenden können (bis Seite 77). Inzwischen hat mich der Roman dann doch endlich gepackt. Der Ich-Erzähler ist eher der Beobachter der Zustände. Vor allem schaut er dem Treiben des geheimnisvollen Caradoc zu. Der hält eine unglaubliche Rede in der Akropolis, in der er die unglaublichen Anstrengungen, sich als Säugling an die Welt zu gewöhnen (bzw. seinen Organismus nahezu völlig umzustellen, von in utero auf ex utero), mit Architektur und dem Umsetzen von Ideen verbindet.


    Auf Seite 64 gibt es eine interessante Erwähnung: "Mobego, der Gott unserer Tage". Was ist gemeint? Mob-Ego?!


    Mal sehen, vielleicht schaffe ich heute noch ein wenig mehr zu lesen ... :lechz:

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  • Ich merke gerade, dass ich "Justine" bzw. "Das Alexandria-Quartett" nicht so richtig vorgestellt habe.

    Ich auch, hier also etwas zu Durrells Reise nach Korfu.


    Klappentext: gekürzte Form


    Sonne und Felsen, Weinernten, Ölbaumlandschaften, das fischreiche Meer mit der Silhouette Albaniens und der Epirus am Horiznt: das ist Korfu, die Insel des
    Ulysses und der Phäaken, der Griechen und Römer, Vandalen, Goten, Byzantiner und Normannen, das ist die Welt des östlichen Mittelmeeres, der diese Liebes-
    erklärung eines großen Erzählers gilt.
    Die lange Kette feinziselierter Details, die bei aller Genauigkeit in der Wiedergabe stets von einem Schleier des Poetischen überzogen sind, fügt sich zu einem
    Kabinettstück verzauberter und verzaubernder Prosa, zu einem Buch, das die Reiselust weckt und zugleich großartiger reiseführer ist.



    Durrell sammelte die Eindrücke für dieses Buch während der Zeit von April 1937 bis ca. August 1938 auf der Insel Korfu. Auch hier tauchen eine Reihe recht
    exzentrischer Figuren auf, aber diese sind nicht fiktiv, auch wenn sie der Welt entrückt erscheinen.
    Die Schatten des Beginns des Zweiten Weltkrieges scheinen hier anfangs noch keinen Halt zu finden, aber zum Ende von Durrells Aufenthalt beginnt auch diese
    Welt die aufkommende Dunkelheit zu spüren.


    Am Ende des Buches steht ein Epilog (Epilog in Alexandrien) der schon darauf hinweist, dass Durrell in Alexandria etwas findet, das er in einem neuen Roman
    verarbeiten kann, dem >Alexandria Quartett<.


    @Jean van der Vlugt Deine Zurückghaltung bei den ersten Eindrücken zu Tunc/Nunquam kann ich sehr gut nachvollziehen, denn diese Romane unterscheiden sich
    sowohl sprachlich als auch thematisch, sehr vom Rest seines Werkes. Ich kann mich, weil es schon so lange her ist, nicht mehr genau daran erinnern, aber beim
    zweiten Lesen hat es mich, trotz aller Unterschiedlichkeit zu seinen anderen Werken, doch sehr fasziniert.
    Grundsätzlich ziehe ich jedoch den poetischen, Stimmungen erschaffende Durrell vor.


    @Farast An die bildhafte Sprache und auch an die Wechsel der Erzählebenen wirst du dich gewöhnen. Es dauert manchmal eine Zeit bis der Funke beim Lesen von
    Herrn Durrells Prosa überspringt.


    :winken:

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  • Bis Seite 26



    Am Ende des Buches steht ein Epilog (Epilog in Alexandrien) der schon darauf hinweist, dass Durrell in Alexandria etwas findet, das er in einem neuen Roman
    verarbeiten kann, dem >Alexandria Quartett<.

    Das klingt ja interessant! Klar, dass ich direkt neugierig bin was ihm da begegnet sein könnte.


    Der Funke ist schon übergesprungen, wenn es auch nicht so klingen mag. Im Moment geht hier nur alles drüber und drunter und das lesen bleibt etwas auf der Strecke. Aber wie es scheint, wird das verlängerte Wochenende wieder ruhiger und ich komme dann besser zum lesen (hoffe ich mal :lol: ) . Die bildhafte Sprache bewirkt bei mir ohnehin ein entschleunigtes Lesen und ich könnte vieles hier zitieren, was mich fasziniert.


    Ich versuche mal meine Gedanken zusammenzufassen. Noch ist ja der Ich-Erzähler namenlos, aber immerhin habe ich schon einiges über ihn erfahren können. Reich scheint er ja nicht gerade zu sein, er lebt in einer Wohngemeinschaft mit einem anderen Mann und macht auch Schulden (ein Schuldschein hat ja Melissa für ihn eingelöst :evil: ) . Immerhin weiß ich mittlerweile, dass er Lehrer ist. Und ja, Melissa wohnt bei ihm. Ein Zusammenleben, das ich noch nicht so durchschauen kann. Liebt sie ihn? Ich würde mal sagen, von dem wenigen her was ich gelesen habe ja. Oder es ist so eine Art Abhängigkeitsverhältnis? Aber er???? Nüja, schauen wir mal. Das er von "Güte" spricht, scheint ja nicht gerade auf Liebe hinzuweisen. Angedeutet ist auch das Verhältnis zwischen Justine, Nessim (Mann oder Freund, das habe ich noch nicht rausgefunden) und dem Erzähler. Da will frau unbedingt noch mehr rausfinden, wie das zusammenhängt. Überhaupt finde ich es spannend, dass ich in diesem Buch den Blickwinkel des Lehrers bekomme und in den 3 anderen neues erfahren kann. Zeigt es doch, dass es eine Sache ist, wie man es selbst sieht, aber ein Außenstehender schon eine ganz andere Meinung dazu haben kann. Wie unzuverlässig so eine Aussage ist. Ich meine irgendwo diesbezüglich im Buch auch gelesen zu haben, kann mich aber gerade nicht mehr erinnern wo. Ich sollte mir wieder Post-its in greifbarer Nähe legen!


    Zurück zu der ersten Begegnung des Erzählers und Justine. So ganz eine erste Begegnung ist es natürlich nicht. Eine Stadt wie Alexandria ist ja auch wie ein Dorf (Saarland ist auch so, irgendwie kennt da jeder jeden :lol: ) und er kannte sie zumindest schon vom sehen her. Keine Ahnung ob umgekehrt er ihr auch schon aufgefallen war. Sie scheint zumindest so interessiert zu sein, dass sie ihn mit zu Nessim (der ja auch so eine undurchsichtige Person ist...) nimmt. Unter anderem gab es diesen herrlichen Satz:


    Zitat von S. 23

    Wir gingen von Zimmer zu Zimmer und zerbrachen die Stille. Endlich antwortete er aus dem großen Atelier unter dem Dach, und sie rannte ihm entgegen wie ein Jagdhund, legte mich ihm zu Füßen und trat schwanzwedelnd zur Seite. Sie hatte mich apportiert.

    Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass das Haus -bis auf Nessim und Justine- völlig leer ist. Da gibt es doch garantiert Angestellte. Aber ich meine eine Vorstellung davon zu bekommen, wie "leer", wie "einsam?" es dort ist.


    Wenn ich mein Lesergefühl beschreiben müsste, dann wäre es im Moment so, dass mir die Leute auf eine Art ziemlich einsam vorkommen. Vielleicht täusche ich mich auch :-k Und ich werde in meinen Überlegungen ständig hin- und her gezerrt. Da lässt sich irgendwie nichts wirklich greifen. Ja, und das gefällt mir! :drunken: Wenn es auch verwirrend ist :geek:

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  • Jean van der Vlugt: Deine Zurückghaltung bei den ersten Eindrücken zu Tunc/Nunquam kann ich sehr gut nachvollziehen, denn diese Romane unterscheiden sich sowohl sprachlich als auch thematisch, sehr vom Rest seines Werkes. Ich kann mich, weil es schon so lange her ist, nicht mehr genau daran erinnern, aber beim zweiten Lesen hat es mich, trotz aller Unterschiedlichkeit zu seinen anderen Werken, doch sehr fasziniert.
    Grundsätzlich ziehe ich jedoch den poetischen, Stimmungen erschaffende Durrell vor.

    Eine besondere Stimmung hängt hier natürlich auch im Raum. Vielleicht ist sie allerdings mehr durch die Vorgänge, als durch Formulierungen geschaffen. Eine Stimmung des Treibenlassens, überall nicht richtig Ankommens, vertraute Fremdheit und während man beobachtet - an etwas Hochprozentigem nippen! :wink: Ein ganz klein wenig muss ich beim Lesen an die Tanger-Abenteuer in Burroughs-Büchern denken, etwa "Naked Lunch". Nur warum genau?! :-k Auch dort weiß man nicht genau, wer welches Spiel spielt. Vielleicht das. Auf den Vergleich zum "poetischen" Durrell bin ich jetzt aber schon auch noch gespannt. Mal sehen, wann ich mir das Alexandria-Quartett vornehme. Zunächst werde ich schon noch NUNQUAM lesen. Wwenn man sich schon mal ans Personal oder den Ich-Erzähler gewöhnt hat. Und dann hatte ich mir eigentlich das Avignon-Quintett vorgestellt ... :drunken:


    Wenn ich mein Lesergefühl beschreiben müsste, dann wäre es im Moment so, dass mir die Leute auf eine Art ziemlich einsam vorkommen. Vielleicht täusche ich mich auch :-k Und ich werde in meinen Überlegungen ständig hin- und her gezerrt. Da lässt sich irgendwie nichts wirklich greifen. Ja, und das gefällt mir! :drunken: Wenn es auch verwirrend ist :geek:

    Mir kommen die Leute - eher als einsam - fast irgendwie "leer" vor. Und sie versuchen, diese Leere irgendwie zu füllen, mit Ausschweifungen, schönen Reden, Dinnerparties, Alkohol oder Bordellbesuchen. Leichte Dekadenz. Das seltsame Treiben der Bourgeoisie. Obwohl: Bourgeoisie ist viel zu festgelegt für die Figuren, sie wollen viel ungebundener sein. Freiheit ist ihr höchstes Gut. Eine vielversprechende Grundlage für einen Roman, scheint mir! :wink:

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  • Bis Seite 30


    Und wenn ich denke, jetzt flutscht es aber beim lesen werde ich ausgebremst, weil ich erst einmal recherchieren musste was



    Zitat von S. 29

    hortus conclusus, soror mea sponsor ....

    bedeutet. Es stammt aus dem Hohe Lied Salomons und heißt übersetzt: Ein Garten, verriegelt, ist meine Schwester-Braut... Dann habe ich noch nach dem Begriff "hybris" geschaut und habe mir den Begriff "travestie" näher betrachtet und jetzt darf ich erst mal die neuen Informationen unterbringen und was es mir über Justine (und über Alexandria) sagen soll. Scheint mir zZt so als könnte sich der Ich-Erzähler auch kein rechtes Bild von ihr machen. Aber er ist ziemlich fasziniert von ihr.


    So oft habe ich noch nie Absätze wieder und wieder gelesen. Jedes Mal entdecke ich wieder neues was mir (unaufmerksamer Leserin wie es scheint) entgangen war. Ist das mit den beiden anderen Büchern auch so?

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  • Dann habe ich noch nach dem Begriff "hybris" geschaut und habe mir den Begriff "travestie" näher betrachtet [...]

    Bei mir sind auch sehr viele Fremdworte, lateinische Wendungen oder Fachausdrücke für topographische Gegebenenheiten. Bisher habe ich immer "gestaunt", aufs Nachschlagen verzichtet und gedacht: Diese Fremdworte sind mit bedacht gewählt, um einen gewissen Tonfall zu etablieren und um den Leser in einem Strudel von Worten zu verwirren.


    Da die Hybris bei mir auch vorkam, habe ich mal nachgeschaut, wo. Auf Seite 51 hat jemand die antike Formel der drei Stadien der Menschheit auf die Wand einer Toilette geschrieben: Überdruss - Hybris - Ate. (Auch schon schön, wie hier Hochkultur mit Toilettenschmutz verrührt wird!). Jetzt dann doch flugs mal Ate nachgeschaut (bei Wikipedia). Aha: Ate verkörpert die Verblendung! Ate und ihre Schwester Dysnomia (deutsch: Ungesetzlichkeit) sind (laut Hesiod) die Töchter der Göttin der Zwietracht Eris, bzw. Enkelinnen der Göttin der Nacht Nyx. Bei Homer ist Ate die Tochter des Zeus, die Menschen und Götter durch Betörung und Verblendung ins Verderben stürzt und zu unüberlegten, leidenschaftlichen Handlungen verleitet. Ate ist somit eine tragische Figur (und ähnlich der Nemesis).


    Wie sagt man so schön: Wieder was gelernt! Wo ist die Menschheit wohl jetzt gerade? Noch beim Hochmut oder schon bei der Verblendung?! 8-[


    Ich bin jetzt irgendwo im dritten Kapitel (bei Seite 114). Ich-Erzähler Felix bekommt das Angebot, seine Abhörmikrofon-Erfindung für die mysteriöse Weltfirma "Merlin" zu patentieren (und auch seine anderen Erfindungen für viel Geld im Rahmen eines guten, anscheinend hakenfreien Vertrages dort unterzubringen). Er lernt - in einer grandiosen Szene - Jocas, einen der beiden Brüder an der Spitze von "Merlin", und Benedicta, die Tochter des anscheinend toten Firmengründers Merlin, eine eiskalte Anhängerin der Falknerei, kennen. Von Benedictas hartem Wesen ist Felix irgendwie abgestoßen, was sie ihm aber wiederum auch interessant erscheinen lässt. Als Test seiner Abhör-Erfindung soll er eine geheime (griechisch-türkisches?!) politische Verhandlung hinter geschlossenen Türen belauschen, bzw. herausbekommen, ob eine bestimmte Stimme, ein bestimmter Mann anwesend ist. Was geht da bloß vor?! :lechz:
    Von dem im ersten "wirren" Kapitel noch häufig gesprochenen Supercomputer Abel, der Gefühle, das Wesen des Menschen und seine Zukunft erkennen und entschlüsseln kann, ist im Moment überhaupt nicht mehr die Rede. Ich vermute mal, dass das erste Kapitel chronologisch am Ende der Geschehnisse stand und quasi einen Rückblick (oder Überblick) lieferte, um den Leser gleich so richtig in die Vollen zu schmeißen. Auf dass er erst mal gar nichts versteht! Faszination Unverständnis. Ui, wie gehts bloß weiter? Es hat im Moment schon den Anschein eines großen Abenteuerromans! Spannend!

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)

  • Zweiter Teil (bis Seite 74)


    Das perfekte Buch zu diesem wunderbaren, warmen Wetter!


    Das Buch im Buch habe ich ja nicht gerade erwartet, aber der Reihe nach. Der Ich-Erzähler ist Justine immer mehr ergeben. Überhaupt interessant wie die Herren ihr völlig verfallen und sich nicht gegenseitig an die Gurgel gehen :shock: . Faszinierend zu lesen, dass sogar ehemalige Liebhaber immer noch gut Freund mit ihr sind. (Wenn ich nicht selbst mal eine Frau kennengelernt hätte, bei der das ähnlich war, hätte ich behauptet, dass so etwas doch nur frei erfunden sein könnte. Aber von wegen :wink: ) Wobei man höchstens einen Anflug von Eifersucht beim Ich-Erzähler feststellen kann. So als hätte er sich allem ergeben und er nur noch versucht zu analysieren, was Justine ausmacht und sie als Person doch nicht wirklich greifen/verstehen, aber auch nicht von ihr lassen kann. Er ist ihr so rettungslos verfallen, als würde er sehenden Auges in einen Sumpf springen.


    Der Ich-Erzähler bekommt ein Buch in die Hände, das ihr erster Mann, Arnauti, geschrieben hat. Es erzählt über Justine (Name in dem Buch natürlich abgeändert, aber jeder weiß um was es geht und vermutlich hat es auch schon ganz Alexandria gelesen). Es handelt von seinen An- und Einsichten über sie. Cool! Aber auch dem Autor gelingt es nicht sie als Person ganz greifbar zu machen. Dazwischen immer wieder Gedanken des Erzählers. Das eine oder andere kommt an die Oberfläche. Mein Aufreger des Tages sind allerdings die Erwähnung eines Kinderbordells. Eine Stadt in der es scheinbar keine Tabus mehr gibt. Wenn Durrell nicht recht geschickt diesen Aspekt hineingewebt hätte, dann hätte ich wohl das Buch an die Wand geworfen.


    Justine kann man eigentlich auch nicht greifen, weil sie ein großes Stück ihrer selbst in sich bewahrt. Das Wort Autismus kam irgendwo vor. Sie kann sich nicht ganz geben und die Erklärungsversuche warum es so ist, gibt es viele. Es ist fast traurig zu lesen. Aber Mitleid wäre wohl das letzte was sie wollte.


    Der zweite Teil handelt mehr um Balthazar. Und jetzt werde ich mich noch etwas über Kabbala schlau machen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Mitten im fünften Kapitel (bis Seite 194)


    Felix wird immer mehr von der Firma vereinnahmt, bzw. erkennt die Allmacht der Firma. Sein Lebensmittelpunkt ist inzwischen London. Diverse Dinge ereignen sich, die ich lieber nicht verraten will. Ich kann allerdings erwähnen, dass der Erzähler sich einige Vorausschauen erlaubt, die ein schlimmes Ende in Aussicht stellen! Den in England ansässigen zweiten Bruder namens Julian, diesen Teil der Doppelspitze der Firma, hat kaum jemand zu Gesicht bekommen. Auch Felix nicht. Kommunikation erfolgt nur über Telefon. Julian wird mit einem Gespenst verglichen. Und tatsächlich hoffen sich im fünften Kapitel Situationen, in denen etwas oder jemand als "gespenstisch" attributiert wird. Mmh, was daraus wohl noch wird?! Außerdem trifft Felix einen zweiten Erfinder namens Marchant, der ohne seine Einwilligung seine Glühbirnen-Erfindung für militärische Zwecke (und im Dienste der Firma) modifiziert. Felix ist etwas vergrätzt, hatte er doch gehofft, dass seine Erfindungen der Menschheit nur Gutes tun. Der andere Erfinder entgegnet, er würde die Menschheit hassen, und alles dafür tun, ihr das Leben zu vergällen (S. 174). Achso: Es ereignen sich einige überraschende Todesfälle im Umfeld von Felix. Zuletzt ein Flugzeugabsturz und davor ein Selbstmord durch den Sprung von einem Turm. Recht am Anfang ist Felix schon auf einen unbekannten jungen Mann gestoßen, der im Bett des Clowns Sipple umgebracht worden ist. Felix sollte dann dabei helfen, dass Sipple das Land verlassen kann, da er anscheinend/scheinbar nichts mit dem Tod zu tun hatte. Der Tote hatte übrigens eine bestürzende Ähnlichkeit mit Felixens damaliger On-Off-Liebschaft Iolanthe, die inzwischen zum Filmstar aufgestiegen ist, nicht zuletzt durch Heirat. ALLES SEHR MYSTERIÖS! :batman:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)

  • Bei mir sind auch sehr viele Fremdworte, lateinische Wendungen oder Fachausdrücke für topographische Gegebenenheiten. Bisher habe ich immer "gestaunt", aufs Nachschlagen verzichtet und gedacht: Diese Fremdworte sind mit bedacht gewählt, um einen gewissen Tonfall zu etablieren und um den Leser in einem Strudel von Worten zu verwirren.

    Bei mir wären noch (außer Fremdworte und lateinische Wendungen) französische Wörter eingestreut und -ich sag mal- religiöse Begriffe. Nachschlagen tue ich jetzt auch nicht alles, was eigentlich schade ist. Es gäbe bestimmt noch ein paar neue Blickwinkel, würde allerdings nicht gerade den Lesefluss erleichtern. Einige Passagen empfinde ich überhaupt sehr philosophisch, den Stil sehr poetisch. Und es ist eines der Bücher, bei dem ich denke, das kannst du später noch mal lesen. Das Gefühl habe ich nicht zwingend bei jedem Buch :wink:

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