Viktor Pelewin - Snuff (Start: 29.05.15)

  • Teil 2, Kapitel 4, Spastika, Seite 294 – 311:


    In diesem Kapitel wird deutlich, dass im Big Byz nichts tatsächlich zu existieren scheint, überall wird ein Stück „Wirklichkeit" in Form von 3D-Proejtionen vorgegaukelt. So auch bei der Ausstellung zum Gedenken an den berühmten „Trug“ (alias Bernard-Henri) auf einer „Lichtung im Wald“.
    Kaya und Chloe erscheinen im Schlampenoutfit gleichen Modells, was natürlich keine Sympathie zwischen den beiden aufkommen lässt, wie es der Ehrencode unter Zicken nun mal gebietet. Übrigens trägt Kaya die rechte Augenbraue grün geschminkt, deshalb also das Buch-Cover.
    Nächster Faux-Pas: Grimm hält Kaya für Damilolas Tochter (wäre wahrscheinlich jedem passiert, der Faux-Pas liegt doch eher darin, dass Damilola eine so junge Sure besitzt).


    Kayas Programmierung in Bezug auf Takt und sympathieerweckenden gesellschaftlichen Umgang scheint nicht sonderlich gelungen: Sie quatscht auf S. 299/300 jede Menge hochgestochenen und abstrusen Unsinn, der es mir nicht einmal wert zu sein scheint, die Unlogik darin zu analysieren. Man wundert sich nur, dass so eine teure Sure so einen geballten „Bullshit“ (O-Ton Damilola) von sich gibt. Doch andererseits ist dieser Unsinn doch nicht verwunderlich, da es sich um einen Auszug aus Bernard-Henris „Les feuilles mortes“ handelt, der zudem von einer Textverfasser-Software zusammengestellt wurde (wie auf S. 21/22 von „SNUFF“ erklärt wurde, war das ein „kreativer Schreibassistent mit Französich-Modul“). Auf jeden Fall wirkt Kayas Gerede taktisch ein bisschen unklug, weil sie Grimm eher verunsichert und verschreckt.


    Eines der Ausstellungsstücke macht auf die Gasflaschenbombe aus dem letzten Krieg aufmerksam (Seite 302), und es fällt die Bemerkung, dass dies bereits als Begründung für den nächsten Krieg hergenommen werden könnte. Diese Sinnlosigkeit und Dauerhaftigkeit der Gewaltspirale ist einfach deprimierend, und noch schlimmer, weil von den Orks überhaupt nicht agiert oder reagiert werden kann, und alles von der Seite des Big Byz kontrolliert und gesteuert wird.


    Ich zitiere aus „Les feuilles mortes“ (S. 302/303):

    Zitat von Viktor Pelewin

    SNUFF – das ist das Leben selbst, mit der Liebe im Zähler und dem Tod im Nenner. Ein solcher Bruch hat gleichzeitig den Wert Null und Unendlich – wie auch Manitu, der diesen Bruch einfordert.

    Dieses Zitat steht auch im Klappentext. Klar, es klingt aufs erste Lesen unheimlich cool und intelligent formuliert und zieht gleich die Aufmerksamkeit auf sich. Aber was soll dieser Satz eigentlich bedeuten, das fragt sich Grimm auf S. 302 unten, und völlig berechtigt fragt er sich das, wie ich meine. Ich hatte zwar selbst mal im Aldous Huxley - Time must have a stop (ab 12.09.2014)']Thread zu „Time must have a stop“[/url] von Werten, die gleichzeitig gegen Null und gegen Unendlich gehen, geschrieben, aber das war auf zeitliche Unendlichkeit, also auf den Begriff der Ewigkeit angewendet. Dass man beim Begriff des Lebens dieLibe in den Zähler und den Tod in den Nenner setzt, klingt zwar absolut "Wow!", aber verstehen tue ich dieses Konzept nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Der zitierte Satz klingt für mich ein bisschen nach verbaler Schaumschlägerei.


    Es gibt noch weitere Auszüge aus Bernard-Henris Werk auf der Ausstellung:

    Zitat von Viktor Pelewin

    Das Regime besteht aus denjenigen, die in diesem Regime gut leben.



    Daher rührt das schreckliche Ehrlichkeitsdefizit bei denen da unten, denn jede Neue Aufrichtigkeit der Orks ist nichts anderes als eine in Vergessenheit geratene alte Lüge.

    Und so etwas aus der Feder eines Diskurskrämers aus dem Big Byz, der mit manipulierten Nachrichten seinen Lebensunterhalt bestritten hat. #-o Leider kommen mir auch hier gleich wieder Analogien zur postsowjetischen Zeit hoch, als gerade solche Ex-Funktionäre irgendwelche Machenschaften aus Zeiten der UDSSR aufdeckten, bei denen sie selbst Mittäter oder gar Verursacher gewesen waren. Oder andere Beispiele aus den Nachrichten westlicher Länder, aber solche deprimierenden Einsichten schlagen mir zu sehr auf die Stimmung.


    Weiter in der Handlung:
    Da Chloe sich mit Aljona-Libertina bereits abgeseilt hat, besuchen Grimm, Damilola und Kaya ohne sie ein angeblich extrem exklusives Restaurant mit afrikanischer Küche im Stadtteil „London“, d.h. die 3D-Aussicht im Restaurant ist die, die man vom Uhrwerk des Big Ben hätte, wenn man da drin stehen würde. Es kommt klipp und klar zur Sprache, dass man nicht in Stadtvierteln zusammenwohnt, sondern dass man sich durch die geographische Exklusivität der 3D-Aussicht voneinander unterscheidet. Die London-Aussicht ist die teuerste überhaupt, aber auch Paris gilt als exklusiv, und für die Toskana-Aussicht in seinem Haus scheint Bernard-Henri auch teures Geld bezahlt zu haben.


    Kayas Programmierung in Sachen Takt ist eindeutig nicht die beste, denn nun fragt sie Grimm ganz direkt, ob er an Liebe auf den ersten Blick glaube. So etwas macht jemand mit normalen Hemmschwellen einfach nicht. Wirkt so etwas nicht auch auf Männer abschreckend? Ich würde bei so einer Frage von jemand, dem ich zum ersten Mal begegne, anfangen zu rennen … Da hat meiner Meinung nach die Maximal-Einstellung bezüglich „Verführung“ ganz grob versagt.


    Als Grimm Kayas Frage, was denn Liebe für ihn sei, damit beantwortet, dass es einem mit jemandem gut gehe (S. 310), fragt Kaya total autistisch zurück, auf wen sich denn das "Gutgehen" bezöge, auf einen selbst oder auf die geliebte Person. Da hapert's aber gewaltig bei ihrer Programmierung - Damilola, die Frau hat einen echten Produktionsfehler, wenn sie es nicht schafft, den Ausdruck "Liebesbeziehung" und "Gutgehen für beide" miteinander in Verbindung zu bringen! Sofort zurück ins Werk und den Betrieb wegen versteckter Mängel an der gelieferten Sure verklagen! :wuetend:


    Und für Kaya bedeutet Liebe, dass man den, den man liebt, retten will. Je schwieriger die Situation, desto größer die Liebe! Ja meine Güte, die Frau wurde anscheinend mit Schmonzetten-Inhalten programmiert - washat denn die im Hirn: Iny Lorentz?! Grimm, renn' weg, ganz, ganz schnell, bitte! So eine übergießt Dich mit Benzin und schmeißt Dir ein Bic-feuerzeug an den Kopf - damit sie Dir ihre Liebe beweisen kann! :shock:


    Der liebe Grimm tut das einzig Richtige - er geht nicht darauf ein, sondern fragt:

    Zitat von Viktor Pelewin bzw. Grimm

    "Was habt Ihr denn für eine Aussicht aus dem Fenster?"

    Da habe ich doch wenigstens zum Ende des Kapitels noch einen Lacher abgekriegt, und Grimm übrigens eine Einladung von Damilola zu sich nach Hause ...

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Zu Teil 2 - Kapitel 4 Spastika 294 - 311


    In diesem Kapitel wird deutlich, dass im Big Byz nichts tatsächlich zu existieren scheint, überall wird ein Stück „Wirklichkeit" in Form von 3D-Proejtionen vorgegaukelt. So auch bei der Ausstellung zum Gedenken an den berühmten „Trug“ (alias Bernard-Henri) auf einer „Lichtung im Wald“.

    Da fragt man sich wirklich, wo man jetzt am liebsten wohnen würde, in der künstlich erschaffenen Wirklichkeit des Big Byz, oder im grimmigen Orkland. Eigentlich nirgends, denn
    beides klingt für mich unbewohnbar. Da fällt mir ein Satz aus einem Song der Eagles ein. "If they call some place paradise, just kiss it good-bye".

    Dass man beim Begriff des Lebens dieLibe in den Zähler und den Tod in den Nenner setzt, klingt zwar absolut "Wow!", aber verstehen tue ich dieses Konzept nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Der zitierte Satz klingt für mich ein bisschen nach verbaler Schaumschlägerei.

    Passt doch zum Big Byz. Die Oberfläche scheint auf den ersten Blick paradisisch, aber wenn man genauer hinschaut, ist alles Lug und Trug. Das ist Schaumschlägerei
    auf allen Ebenen.

    Und für Kaya bedeutet Liebe, dass man den, den man liebt, retten will. Je schwieriger die Situation, desto größer die Liebe! Ja meine Güte, die Frau wurde anscheinend mit Schmonzetten-Inhalten programmiert - washat denn die im Hirn: Iny Lorentz?!

    Ich frage mich, ob das jetzt am Programm liegt, oder ob Damiola da ein paar Fehlerchen bei der Einstellung passiert sind. Auf Nervosität wegen überschäumender Gefühle
    für Grimm kan es ja nicht entstehen und vor allen Dingen stelt sich mir die Frage, ob Kaya sich selbst und Grimm meint. Will sie ihn retten, und wenn ja, wovor?


    Ich bin gespannt, wie Pelewin aus diesem verfahrenen und immer trostloser werdenden Handlungstrang noch herauskommen will. Da hilft im Grunde nur noch eine Apokalypse
    im biblischen Ausmaß, oder? Er wird uns doch wohl kein "Kaya liebt und rettet Grimm und alles wir gut" Ende bescheren. Das traut er sich nicht. Bitte nicht.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Teil 2 Kapitel 5 Spastika Seite 312 -333


    Man trifft sich also in Damiolas Heim. kaya und Chloe reden über Mode und Damiola führt Grimm durch die Wohnung. Ehrlich gesagt, fand ich dieses Kapitel
    anfangs eher uninspiriert, weil wir Damiolas Gerede ja schon zu genüge kennengelernt habern, aber am Ende wird es dann doch noch einmal interessant, denn
    Grimm, zuerst seine Leidenschaft für die schöne Kaya entfaltet, dann aber auf dem Boden der Tatsachen landet. Damiola schaltet sie ab und damit, ziemlich
    abrupt, auch Grimms aufflammende Gefühle. Er muss in diesem Kapitel sehr unmittlebar feststellen, dass diese ganze verdammte Welt nur Trug ist und zwar
    in allen Bereichen. Alles ist verfälscht, sogar er selbst, sein Gedicht und alles was er dachte darzustellen, wird von der Obrigkeit auseinandergenommen und in
    ein Scheinbild im Fernseher, sorry, im Manitu gezeigt.
    Ein Satz ist mir aufgefallen und er stammt ausgerechnet von Damiola. Klingt zuerst recht banal, aber mir fiel sofort wieder das alte Thema Solipsismus ein.



    Zitat von V. Pelewin

    Es hat nicht mit mir begonnen und es wird nicht mit mir enden.

    Richtig, wenn wir geboren werden hat die Welt sich schon seit ewigen Zeiten gedreht und wenn wir sterben dreht sie sich weiter. Wir sind nicht so wichtig wie
    wir viel zu oft glauben. Wir sind nicht die Schöpfer dieser Welt, sondern die Erschaffenen. Jetzt noch einmal zu Castaneda bzw. zu seinem Lehrer, dem alten
    Yaqui Indianer. Er erklärte, dass all das Leid, und all die Trauer und Einsamkeit der Menschen einfach verursacht werden durch das Gefühl der eigenen Wichtigkeit.
    Wir denken tatsächlich, dass wir im Angesicht der Unendlichkeit da draußen eine wichtige Rolle spielen. Was für ein fataler Irrtum. Wir sind bestenfalls ein paar,
    eine Zeit lang flackernde winzige Lichter, die allzu schnell vergehen und wir bilden uns tatsächlich ein wichtig zu sein.
    Ein Denkmodell wie der Solipsismus kann ja nur aus einer solchen falschen Annahme entstehen und ist im Grunde einfach nur lächerlich. (Das musste jetzt noch
    mal raus.......... :uups:


    Am Ende erklärt Damiola dem verwirrten Grimm, dass er gerne ins Heiligtum gehen kann um seine eigene Einstellung zum Geistigen zu finden. Für Damiola und
    wohl auch dem Großteil der Bevölkerung ist das alles nicht mehr interessant.



    .

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • Zu Teil 2 Kapitel 5 Spastika (Seite 312 -333)

    Man trifft sich also in Damilolas Heim. kaya und Chloe reden über Mode und Damiola führt Grimm durch die Wohnung. Ehrlich gesagt, fand ich dieses Kapitel anfangs eher uninspiriert, weil wir Damiolas Gerede ja schon zu genüge kennengelernt haben,

    Das sehe ich auch so. Einerseits finde ich immer wieder toll, in wie vielen Einzelheiten sich Pelewin das gesamte Szenarium ausgedacht hat (er muss sich ja im Geiste jeden einzelnen Schauplatz, jede Wohnung, jedes Büro etc. unheimlich detailliert ausgedacht und sich mental darin aufgehalten haben), aber Damilolas Angeberei zu seinen ach so heldenhaften Fähigkeiten und Erfahrungen als Sofa-Pilot hatten wir ja bereits zu Anfang des Buches ausreichend kennengelernt.

    aber am Ende wird es dann doch noch einmal interessant, denn Grimm, zuerst seine Leidenschaft für die schöne Kaya entfaltet, dann aber auf dem Boden der Tatsachen landet. Damilola schaltet sie ab und damit, ziemlich abrupt, auch Grimms aufflammende Gefühle. Er muss in diesem Kapitel sehr unmittlebar feststellen, dass diese ganze verdammte Welt nur Trug ist und zwar in allen Bereichen.

    Trug und Täuschung ist zwar auch nichts Neues in SNUFF, aber die Reaktion von Chloe und Grimm zur auf Pause geschalteten Sure hätte andererseits nicht fehlen dürfen.

    Alles ist verfälscht, sogar er selbst, sein Gedicht und alles was er dachte darzustellen, wird von der Obrigkeit auseinandergenommen und in ein Scheinbild im Fernseher, sorry, im Manitu gezeigt.

    Da in der Fußnote zum Gedicht steht, man könne den Text auf die russische Nationalhymne singen, habe ich mir diese gleich auf dem allseits bekannten Videokanal im Netz aufgerufen und probehalber mal mitgesungen – ja, es funktioniert (Skurrile Erfahrung. Kleiner Tip: bitte zuerst die Fenster schließen, bevor man das tut, eventuelle russisch-stämmige Nachbarn könnten merkwürdig beunruhigte Blicke suchend umherwerfen)

    Ein Satz ist mir aufgefallen und er stammt ausgerechnet von Damiola. Klingt zuerst recht banal, aber mir fiel sofort wieder das alte Thema Solipsismus ein.


    Richtig, wenn wir geboren werden hat die Welt sich schon seit ewigen Zeiten gedreht und wenn wir sterben dreht sie sich weiter. Wir sind nicht so wichtig wie wir viel zu oft glauben. Wir sind nicht die Schöpfer dieser Welt, sondern die Erschaffenen. Jetzt noch einmal zu Castaneda bzw. zu seinem Lehrer, dem alten Yaqui Indianer. Er erklärte, dass all das Leid, und all die Trauer und Einsamkeit der Menschen einfach verursacht werden durch das Gefühl der eigenen Wichtigkeit.


    Wir denken tatsächlich, dass wir im Angesicht der Unendlichkeit da draußen eine wichtige Rolle spielen. Was für ein fataler Irrtum. Wir sind bestenfalls ein paar, eine Zeit lang flackernde winzige Lichter, die allzu schnell vergehen und wir bilden uns tatsächlich ein wichtig zu sein.
    Ein Denkmodell wie der Solipsismus kann ja nur aus einer solchen falschen Annahme entstehen und ist im Grunde einfach nur lächerlich. (Das musste jetzt noch mal raus..........

    Das ist schon OK, da darf jeder denken, was er will. Ich darf dabei annehmen, dass Du Dich hierbei, genau wie Damilola, nur auf die Sicht aus dem Hier und Jetzt beziehst, oder? Wenn Du es auf außerhalb dessen, was wir „Leben“ nennen, beziehen würdest, also einen metaphysischen Bezug herstellen wolltest, müsste ich einwenden, dass niemand nix Genaues weiß und man nur glauben kann, wenn es um metaphysische Fragen geht. (Deshalb lehnen der Wiener Kreis und Karl Popper zur Abhandlung der Wissenschaftstheorie metaphysische Fragen kategorisch ab, was meine volle Zustimmung findet.) Wenn z.B. jmd. jedoch glaubt, dass alles mit dem Tod als Ende des Lebens aufhört, es kein Danach gäbe, also alle Lichter ausgehen, nicht nur die optischen, sondern alle Raum-Zeit-Gefüge und die „Seele“ (oder das berühmte „Ich“) gleich mit, dann gibt es in diesem Moment keine Welt, die vorher existiert haben könnte oder noch weiter existiert, in diesem Fall ist die Welt sogar ultimativ wurscht (es gibt streng genommen nicht einmal mehr einen „Moment“).
    Dennoch: beim Glauben ist alles erlaubt, sofern dieser Glaube nicht die Menschenrechte und Grundrechte der anderen einschränkt (ist ja logisch), und der metaphysische Solipsismus ist auch nur eine metaphysische Kozeption von vielen. Ich selbst will auch nicht damit zum Ausdruck bringen, dass ich ein Anhänger des metaphysischen Solipsismus wäre; ich interessiere mich aber dafür, wie verschiedene Glaubensformen bzw. esoterische Tendenzen mit dem „Ich“ fertig zu werden behaupten.
    Recht schön finde ich immer noch das Konzept der Kelten mit dem „kommunalen“ oder „gemeinschaftlichen“ Bewusstsein nach dem Tod, das hatten wir ja schon mal bei Cowper Powys, wenn ich mich recht erinnere. Und immer wieder erstaunt mich, dass ausgerechnet die christliche Religion, die im Leben stets dazu aufruft, das eigene Ich zu überwinden und sich auf ein altruistisches Denken zu fokussieren, ihren Gläubigen garantiert, dass sie genau dieses im Leben so verwerfliche „Ego“ mit hinüber in die Ewigkeit nehmen werden – und evtl. sogar noch einen Logenplatz kriegen werden, von dem aus sie in einem ewigen Bewusstsein „genießen“ werden können, wie die „Sünder“ unten in der Hölle schmoren?! ("Die Letzten werden die Ersten sein" etc. etc.). Hinduismus und Buddhismus dagegen scheinen als Nirwana eben gerade die Auflösung des „Ichs“ zu proklamieren.
    Ich will mit so etwas gar nicht zum Ausdruck bringen, dass und woran ich letztendlich glaube oder nicht und wie lange schon, aber ich empfinde solche unterschiedlichen Darstellungen als immens interessant. Sorry fürs Abschweifen, aber Pelewin trifft in seinen Büchern mit seiner vielfältigen, bohrenden und noch dazu witziger Darstellung der Fragen nach dem „Ich“, „Sein“ und „Realität“ (deren Beantwortung er sich glücklicherweise enthält) des Pudels Kern, den Nagel auf den Kopf, ins Schwarze und sonst noch wohin. Zumindest resultieren aus der Lektüre seiner Bücher jede Menge Ansatzpunkte zu weiterer Recherche und zum weiteren Nachdenken, zumindest für diejenigen, die so etwas mögen, und die nicht nur vordergründige Geschichtchen lesen wollen … (was ich hiermit nicht diskreditieren möchte, bevor mich gleich wieder irgendjemand deswegen anzugreifen gedenkt … 8-[ ).

    Wir sind nicht so wichtig wie wir viel zu oft glauben. Wir sind nicht die Schöpfer dieser Welt, sondern die Erschaffenen. Jetzt noch einmal zu Castaneda bzw. zu seinem Lehrer, dem alten Yaqui Indianer. Er erklärte, dass all das Leid, und all die Trauer und Einsamkeit der Menschen einfach verursacht werden durch das Gefühl der eigenen Wichtigkeit.


    Wir denken tatsächlich, dass wir im Angesicht der Unendlichkeit da draußen eine wichtige Rolle spielen. Was für ein fataler Irrtum. Wir sind bestenfalls ein paar, eine Zeit lang flackernde winzige Lichter, die allzu schnell vergehen und wir bilden uns tatsächlich ein wichtig zu sein.

    Das ist auf jeden Fall auch für mich ein schöner Gedanke für das Hier und Jetzt, für das, was wir als „Leben“ bezeichnen. Ich werde es wohl wirklich einmal mit einem Buch von Castañeda versuchen müssen. Danke für Deine Titel-Empfehlungen – bei „Erzählungen der Macht“ reizt mich allein schon der Titel gewaltig, deshalb werde ich mir in den nächsten Monaten wohl mal dieses Buch zulegen (allerdings wahrscheinlich auf Englisch, da die Preise für Gebrauchtbücher in der deutschen Übersetzung beim mindestens Fünffachen für ein Neubuch auf Englisch liegen).






    Ich habe übrigens irgendwo mitgekriegt, dass Denis Scheck Viktor Pelewins SNUFF im Deutschlandfunk vom 18.08.2015 besprochen hat. Zum Nachhören scrollt man auf dieser DLF-Seite herunter bis zu „Kritikergespräch zu Josh Weil: Das gläserne Meer und Victor Pelewin: Snuff“. Wenn man bei diesem Absatz die untere Zeile „Mediatheklink“ anklickt, beginnt direkt das Audio des Gesprächs zwischen Denis Scheck, Rainer Moritz (Leiter Literaturhaus Hamburg) und Hubert Spiegel (faz). Ab Minute 9:43 besprechen diese drei Herren „SNUFF“. Und siehe da, die drei finden diesen Roman sogar gut, wenn auch mit Längen in den Kriegsschilderungen – wie recht sie doch damit haben. Man merkt aber ganz deutlich, dass es praktisch unmöglich ist, in relativ kurzer Zeit Geschehen und Hintergründe im Roman zusammenzufassen. Man kann nicht annähernd die Komplexität der Aspekte, Anspielungen, Denkformen, Fragen etc. wiedergeben, die beim Lesen durchschimmern (Wir haben das „J’accuse“ aus dem Dreyfus-Fall gar nicht im Thread erwähnt, oder? Man schafft es nicht einmal annähernd, all die gedanklichen Funken, die einem bei Pelewin durchs Hirn sprühen, wiederzugeben …)

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Teil 2 Kapitel 6 Big Byz (Seite 334 - 363)



    Auch dieses Kapitel kam mir, ähnlich wie das vorhergehende, ein bisschen langatmig und redundant vor, erst gegen Ende wurde es wieder ein bisschen interessanter.


    Kaya hat nicht mitgekriegt, dass Grimm bereits über ihre Beschaffenheit als Sure Bescheid weiß, da Damilola sie ja auf Pause geschaltet hatte. Es geht ein paar Seiten mit gegenseitiger Erpressung und Einander-unter-Druck-setzen hin und her zwischen Kaya und Damilola. Kaya deprimiert die Tatsache, dass sie für Grimm als "Maschine" nicht für zwischenmenschliche Beziehungen qualifiziert und er sie deshalb ignoriert. Es werden noch mehr Unglückszeiten aus der orkschen Historie ausgebreitet, Kaya brilliert hierbei mit ihrem enzyklopädischen Wissen.
    Damilola rechnet fest damit, dass Grimm sich mental nicht weit genug öffnen kann, um sich zu zärtlichen Gefühlen einer Sure ggü. hinreißen zu lassen, doch Kaya bearbeitet Grimm mit Taktik und Strategie. Sie redet ihm nämlich dauernd nach dem Mund und bondet mit ihm dadurch, dass sie tiefes Verständnis fürs Grimms Unverständnis bezüglich Chloes treulosen Verhaltens zeigt.


    Dann folgen ein paar Seiten über etwas, das sich "Derp" nennt und die Abkürzung für "Derivativer Porno" ist. Um Himmels willen, woher kriegt ein Autor solche abgefahrenen Ideen? :shock: Das Konzept von Derp ist abartig und hat auf mich als Leser eine total depressive Wirkung, aber die Idee ist gleichzeitig einfach genial in ihrer Skurrilität (Ich kann beim Gedanken an Derp ganz deutlich das Loch in der Bauchgegend spüren, das sich gleichzeitig anfühlt, als hätte man mir die Lunge mit Bleibarren beschwert, und das z.B. dann spürbar ist, wenn man eine kleine "Sonntagnachmittags-Depre" kriegt, weil am Montag wieder die Arbeitswoche beginnen wird. Das Loch im Bauch fühlt sich in etwa so an wie es bei den Hexen von Eastwick aussieht ...). Ich kann mir nach einigen Büchern von Herrn Pelewin mittlerweile gut erklären, warum er so wenig Interviews und gar keine Lesungen gibt - ich meine, wer würde schon gerne dauernd nach seiner Bezugsquelle von dem, was er beim Schreiben raucht, gefragt werden :loool: ... Für mich steht fest, "Derp" ist eine absolute Knalleridee in diesem Roman!


    Die sich zaghaft entwickelnde Bindung zwischen Grimm und Kaya intensiviert sich schließlich dahingehend, dass die beiden in einem Kino auf den hinteren Reihen "oskulieren" (dieses Fremdwort verdanke ich Jonathan Franzens "Purity", es gefällt mir, weil es nicht so gewöhnlich klingt wie das viel zu abgenutzte "herumknutschen"), während Damilola ganz vorne sitzt und sich dessen voll bewusst ist. Zum einen wirkt er ein bisschen in Gram versunken, zum anderen aber hat er nicht vor, Kayas und Grimms Zweisamkeit still zu dulden: er genießt die Tatsache, dass letztendlich er die Macht und Kontrolle über Kaya hat. Ab jetzt erlaubt Damilola ihr, Grimm nur noch zu Hause zu sehen. Als Gegenleistung für diese kleinen Vergünstigungen erbringt Kaya ihm mit besonderer Hingabe die Dienste ihrer körperlichen Zuwendung. Damilola genießt hier sogar doppelt: zum einen die Dopamin-Resonanz und zum anderen den

    Zitat von Viktor Pelewin

    illusionslosen Triumph über den symbolischen Nebenbuhler

    (sh. S. 362) Blöde Frage: Was ist denn an Grimm "symbolisch", bitte schön? Zugegeben, ich kenne mich mit künstlichen Frauen nicht aus, aber auf mich wirkt es so, als ob Kaya "voll auf Grimm abfährt" (hier fehlt mir ein gewählter klingendes Synonym für diesen blöden Teenie-Ausdruck :lol: ). Und auch Grimm scheint mittlerweile akut emotional und physisch auf Kaya anzusprechen. Das kann man höchstens als eine gezwungenerweise "platonische Beziehung" bezeichnen, aber als "symbolisch" kann ich Grimm beim besten Willen nicht sehen. Damilola macht sich da meines Erachtens etwas vor.


    Auf der letzten Seite des Kapitels kommt Damilola noch mal total naiv 'rüber - Mensch, was ist los, ich kriege langsam Mitleid mit dem Mann, ist er so blind in seiner "Verliebtheit", oder wie soll ich seine Abhängigkeit von Kaya nennen? Ich finde einfach kein Wort dafür ..., aber ich spüre ganz deutlich in mir eine weiche Stelle für Damilola ... läuft in mir jetzt was schief?


    Auf jeden Fall wird Damilola davon benachrichtigt, dass Kaya kostenpflichtige Downloads für

    Zitat von Viktor Pelewin

    altertümliche religiöse Traktate über die Natur des Menschen, Erklärungen der Funktionsweise des menschlichen Gehirns und so weiter

    Damilola hält das für harmlos, doch in mir schrillen alle Alarmglocken für "die Frau will Dich ausspionieren, Damilola, sie will besser wissen, wie Du funktionierst, damit sie Dich über den Tisch ziehen kann!" - Hat mich dieses Buch jetzt endgültig innerlich verdreht? Damilola ist ein Riesen-A...ch, und ich fühle trotz allem Mitleid mit ihm, sogar wegen seines bemitleidenswerten (da, schon wieder - woher kommen plötzlich solche Adjektive?!) Daseins als Dickerchen.


    Plötzlich geht Damilola auf S. 363 schließlich ein Licht auf, dessen Schein wir als Leser auch schon hin und wieder mal zu sehen geglaubt hatten:

    Tja, das ist die große Frage ... die man sich eigentlich nur stellt, wenn man nicht alle religiösen Gaukel-Antworten als gegeben und gesichert akzeptieren will, wenn man sich traut, auch ohne Antworten leben zu wollen, wovor Damilola immer zurückgeschreckt war. Er hat es vorgezogen, mit irgendeiner halbgaren "Manitu-Religion" einen Haufen Fragen gar nicht eerst zu stellen, sondern sich überall mit billigen und recht bequemen Antworten abspeisen zu lassen - es war ihm piepegal, dass er sich ethisch zu einem Riesena...ch gemacht hat und hat machen lassen mit all diesen Manitu-Rechtfertigungen. Wenigstens musste er sich so nicht mit unbeantwortbaren Mysterien abgeben.
    Denn Kayas Wesen wirkt ähnlich wie das Mysterium unseres eigenen Lebens, und wir greifen ja auch lieber zu religiösen Wischiwaschi-Dümmlichkeits-Antworten, bevor wir uns der Erkenntnis hingeben, dass es Mysterien gibt, die man nicht beantworten kann, zumindest nicht vom Inneren der Höhle aus (Grüße an meine Freunde @taliesin und @'Platon' :loool: ). Dabei atmet es sich viel freier ohne einen solchen religiös-esoterischen Quatsch. Ich hoffe, Damilola kann von seiner Manitu-Religiosität ablassen, auch wenn sieihm nun mal sehr bequem scheint, weil sie für ihn ja sein A...ch-Benehmen ständig rechtfertigt. Aber andererseits hält ihn die Religiosität total unter der Knute und in ihrer Macht, weil sie ihm gleichzeitig abverlangt, dass er die richtigen Fragen nicht stellen darf.
    Dumme Frage: das ist doch genau dasselbe wie in unserer "richtigen Welt", oder sehe ich das falsch?


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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • zu Teil 2 Kapitel 6 Big Byz (Seite 334 bis 363)

    Dann folgen ein paar Seiten über etwas, das sich "Derp" nennt und die Abkürzung für "Derivativer Porno" ist. Um Himmels willen, woher kriegt ein Autor solche abgefahrenen Ideen? Das Konzept von Derp ist abartig und hat auf mich als Leser eine total depressive Wirkung, aber die Idee ist gleichzeitig einfach genial in ihrer Skurrilität

    Ich konnte anfangs gar nicht glauben, was ich da lese. Das ist wirklich die abgefahrenste Idee dieses ohnehin völlig skurrilen Romans. Man schaut Pornos über Mittler die
    gerade einen Kinderporno anschauen (oder angeschaut haben). Als Bild wirkt das erschreckend und abstoßend, aber als Idee ist das so verrückt genial, das man dem
    Autor Beifall klatschen möchte. Pornografie ist streng verboten, also geht man hin und schaut sich die Sache sozusagen aus zweiter Hand an.

    Ich kann mir nach einigen Büchern von Herrn Pelewin mittlerweile gut erklären, warum er so wenig Interviews und gar keine Lesungen gibt - ich meine, wer würde schon gerne dauernd nach seiner Bezugsquelle von dem, was er beim Schreiben raucht, gefragt werden ... Für mich steht fest, "Derp" ist eine absolute Knalleridee in diesem Roman!

    Da stimme ich dir zu und ich tippe beim Rauchen auf psychoaktive Pflänzchen oder ein paar nette Pilze.............. :mrgreen:

    Zum einen wirkt er ein bisschen in Gram versunken, zum anderen aber hat er nicht vor, dies zu dulden: er genießt die tatsache, dass letztendlich die Macht und Kontrolle über Kaya besitzt

    Aber diese Macht ist doch nur eine Vorstellung. Im Grunde hat er sie nicht mehr, denn wenn er Kaya abstellt hat er das letzte abgestellt, was in ihm noch gute Gefühle erzeugt.


    Auf der letzten Seite des Kapitels kommt Damilola noch mal total naiv 'rüber - Mensch, was ist los, ich kriege langsam Mitleid mit dem Mann - er ist so blind in seiner "Verliebtheit?", oder wie soll ich seine Abhängigkeit von Kaya nennen? Ich finde einfach kein Wort dafür ..., aber ich spüre ganz deutlich in mir eine weiche Stelle für Damilola ... läuft in mir jetzt was schief?

    Anfangs hat Pelewin Damiola als Riesenar....,dargestellt, der bedenkenlos tötet, keinerlei soziale Kompetenz zeigt und dabei das Ganze noch in feinem religiösen Licht erstrahlen
    lässt. Seit ein paar Kapiteln aber hat Pelewin seinem Protagonisten sehr geschickt eine andere, irgendwie traurige Charakterseite gegeben. Um ihn als verlorene Seele zu be-
    zeichnen fehlt zwr noch ein großes Stück, aber er erweckt auch in mir so ein klein wenig Mitgefühl. Schon seltsam, oder.

    Damilola hält das für harmlos, in mir schrillen alle Alarmglocken für "die Frau will Dich ausspionieren, Damilola, sie will besser wissen, wie Du funktionierst, damit sie Dich über den Tisch ziehen kann!" - Hat mich dieses Buch jetzt endgültig innerlich verdreht?

    Kaya handelt systematisch und versucht die Schwachstellen in Damiola und seinem Kontrollsystem auszuloten. Der arme Kerl (schon wieder!) erkennt die Gefahr noch nicht
    und ist auf dem besten Weg sei bisschen Glück zu verlieren. Jetzt werde ich beim Ar....gesicht auch schon sentimental. Nein, Herr Pelewin. Sollte das ein billiger Trick sein,
    um dem werten Leser seine liebgewonnenen Lesegewohnheiten um die Ohren zu hauen?

    bevor wir uns der Erkenntnis hingeben, dass es Mysterien gibt, die man nicht beantworten kann, zumindest nicht vom Inneren der Höhle aus (Grüße an meine Freunde @taliesin und @'Platon'

    Leider zeigt mein alter Kumpel @Platon keinen Weg um mal von draußen ins Innere zu schauen. Um etwas über den Weg an den Rand der Höhle und nach draußen zu erfahren
    hilft dann ein anderer Kumpel, von dem @Hypocritia schon bald ein paar "Erzählungen" lesen wird.

    Damilola kann von seiner Manitu-Religiosität ablassen, auch wenn sieihm nun mal sehr bequem scheint, weil sie für ihn ja sein A...ch-Benehmen ständig rechtfertigt. Aber andererseits hält die Religiosität total unter der Knute und unter ihrer macht, weil sie ihm gleichzeitig abverlangt, dass er die richtigen Fragen nicht stellen darf.
    Dumme Frage: das ist doch genau dasselbe wie in unserer "richtigen Welt", oder sehe ich das falsch?


    Ja, die richtigen Fragen zu stellen ist auch in der biblischen Erzählung vom Baum der Erkenntnis verboten. Wissen vertreibt uns (und auch Damiola) aus dem Paradies.
    Ein Paradies das auf Glauben fußt, kann Neugier und die Suche nach Erkenntnis nicht brauchen.


    Das Ganze geht natürlich auch über das Religiöse hinaus und damit sind wir dann in der realen Welt angekommen. Die richtigen Fragen zu stellen war immer schon gefährlich.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Teil 2 Kapitel 7 Big Byz (Seite 364 -383)



    Grimm ist viel allein unterwegs, um im Big Byz die berühmten Orte (wie Karthago, Los Angeles, Florenz St. Petersburg etc.) zu besichtigen. Auch dieser Teil ist ganz der Einsicht gewidmet, dass es sich im Big Byz um eine zwar täuschend echte, aber doch immer künstliche Welt handelt, wie sie die räumliche Begrenztheit des Off Globes nun mal vorgibt. Es klingt so, als würde Grimms Auge mit jedem besuchten Ort die Merkmale der Künstlichkeit schneller entdecken.


    Auch dass ihm im Big Byz die SNUFF-Filme in unzensierter Form zur Verfügung stehen, nutzt Grimm ausgiebig. Doch auch hier verliert das, was ihm bei den Orks so mysteriös und rätselhaft erschien, seinen Reiz: Grimm beginnt sehr schnell die sich immer wiederholenden Elemente und Strukturen zu erkennen. Beim Lesen dieses Teils habe ich ein intensives Déjà-vu-Gefühl gehabt, weil sich meine Fähigkeit zum Genießen als Unterhaltungskonsument im Laufe der letzten Jahre durch die so auffälligen Analogien der verwendeten Inhalte und Struktur in Büchern und Filmen drastisch reduziert hat. Und obwohl ich als Leser / Zuschauer keinesfalls zurück in den Status eines Konsumenten zurückfallen möchte, der sich mit solch billigem Kram kritiklos und willig verblenden lässt, so kann ich doch die gewisse Tristesse nachfühlen, die bei Grimm in diesem Kapitel für mich spürbar wird, dass seine naive Sicht und damit sein vordergründiger Genuss verloren gegangen ist, weil er sich nicht mehr blind einwickeln lassen kann und überall die manipulative Verlogenheit für ihn offen zutage liegt.


    Grimm recherchiert und erfährt auf S. 369, dass „SNUFF“ das Akronym für

    Zitat von Viktor Pelewin

    Special Newsreel / Universal Feature Film

    ist, wobei der Schrägstrich angeblich zum Andenken „an einen legendären europäischen Denker“ „Žižek“ genannt wird. Die entsprechende Endnote erweist auf den slowenischen Philosophen Slavoj Žižek hin, von dem ich, offen gestanden, nie zuvor gehört hatte. Ich habe mir gleich mal versuchsweise zwei Videos über und mit ihm auf dem allseits bekannten Internet-Video-Kanal angesehen – ist der Mann immer so? Ich finde den Mann irgendwie amüsant, ziemlich schwätzerisch nervig, aber mit ein paar durchaus interessanten Ansätzen dazwischen. Der Mann scheint so viel auf einmal zu denken, dass er mit dem Reden gar nicht nachzukommen scheint und sich deshalb ständig nervös ins Gesicht zu greift? Damit steckt er mich so an, dass ich nach einer Weile selbst das Bedürfnis verspüre, mich überall jucken zu müssen. Egal, ich werde mir eines seiner Bücher mal auszuleihen versuchen, da hat man die visuelle Hibbeligkeit nicht. Schwieriger wird es an den Dokumentarfilm „The Pervert’s Guide to Cinema“ heranzukommen (Trailer hier: klick), der durchaus interessant klingt: die Preise für die DVD liegen jenseits von Gut und Böse; ich muss mal schauen, ob und wie ich den mal zwischen die Finger kriegen kann.


    Ganz am Ende des Kapitels entdeckt Grimm Information über eine angeblich häretische Sekte von „Filmverbrennern“. Hier kommt Kayas enzyklopädisches Wissen zugute, denn sie kann neben der überall zugänglichen Information über die etwas obskur-esoterische Geschichte der Sekte der „film removers“ angeblich noch andere Info-Quellen anzapfen, in denen der Begriff aus einer Stelle aus Miltons „Paradise Lost“ abgeleitet wird, und deshalb eigentlich „Schleierlüfter“ heißen müssten, weil das mit dem Filmverbrennen ihnen zum Zwecke von Schuldzuweisungen angedichtet sein könnte, damit sie der Verfolgung preisgegeben würden. Das mit der eigentlichen Bedeutung des „Schleierlüftens“ erklärt Kaya auf S. 381 so:

    Zitat von Viktor Pelewin

    … den Schleier vor den Augen lüften und das Licht Manitus erblicken. Sie sagten, dass die menschliche Persönlichkeit aus nichts weiter bestehe als den Verunreinigungen und Eintrübungen dieses Lichts.

    Klingt für mich so, als hätte Herr Pelewin wieder mal eine kleine Anlehnung an irgendeine esoterische oder religiöse Tendenz vorgenommen, doch wie immer habe ich keine Ahnung, an welche, wenn dem so sein sollte. Doch dass es den Machthabern im Big Byz nicht gerade recht sein kann, wenn ein paar Leute aus ihrem System der Konsum- und Status-Ideologisierung ausscheren, klingt für mich logisch.


    Kaya hat dann noch einen etwas kitschig anmutenden „Gefühlsausbruch“ ggü. Grimm. Wenn sie in Grimm Werte wiederzuerkennen glaubt, denen ihre eigene Programmierung Prioritäten einräumt, dann kommt mir so ein „ich werde Dich nie vergessen“ irgendwie unpassend und pathetisch vor. Damilola findet das ziemlich lustig, weil er sich Kayas Ausbruch mit seiner Eifersuchts-Erzeugungs-Theorie erklärt, die er selbst in den individuellen Einstellungen seiner Sure vorgenommen hat. Irgendwie begreife ich das immer noch nicht, wie sehr der Mann auf seiner komischen „Dialektik der Ekstase“ beharrt.


    Und damit Grimm sich nicht länger mit religiösen Fragen und Zweifeln herumschlagen muss, hat Damilola für ihn einen Termin mit Aljona-Libertina im Haus Manitus gemacht, aber das kommt im nächsten Kapitel.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • zu Teil 2 Kapitel 7 Big Byz

    Und obwohl ich als Leser / Zuschauer keinesfalls zurück in den Status eines Konsumenten zurückfallen möchte, der sich mit solch billigem Kram kritiklos und willig verblenden lässt, so kann ich doch die gewisse Tristesse nachfühlen, die bei Grimm in diesem Kapitel für mich spürbar wird, dass seine naive Sicht und damit sein vordergründiger Genuss verloren gegangen ist, weil er sich nicht mehr blind einwickeln lassen kann und überall die manipulative Verlogenheit für ihn offen zutage liegt.

    Durchaus menschlich, dass man ein Gefühl des Verlustes erlebt, wenn lieb gewonnene Gewohnheiten (seien sie auch noch so trivial) plötzlich oder auch mit der Zeit von der
    Erkenntnis überrollt werden, dass diese Gewohnheiten naiv und wenig weitblickend waren. Aber das passiert ja auch mit einer Entwicklung und zur gegebenen Zeit haben diese
    später als naiv erkannten Dinge auch ihren Sinn. Dahin zurück ist aber nicht wünschenswert, denn dann hat man den Punkt schon überschritten. Die Tristesse aber kann ich gut
    nachempfinden.

    . Das mit der eigentlichen Bedeutung des „Schleierlüftens“ erklärt Kaya auf S. 381 so:

    Das kennen wir doch aus beinahe allen Religionen. Aber nicht nur aus diesen, sondern abseits davon aus jeder tieferen Erkenntnis über den Lauf der Welt. Bei den Religionen, aber
    auch in der Philosophie sind die Begriffe Erkenntnis, Erleuchtung, ja in ständigen Gebrauch. Pelewins "Schleierlüften" beruht ja auch auf der Erkenntnis eines Missstandes und
    dem Versuch Licht ins Dunkel zu bringen. Für ein totalitäres Regime ist das natürlich eine Katastrophe. Das wäre dann das Ende der Manipulationen und damit der Lenkbarkeit der
    Schäfchen, oder?

    Irgendwie begreife ich das immer noch nicht, wie sehr der Mann auf seiner komischen „Dialektik der Ekstase“ beharrt.

    Vielleicht, weil er nichts anderes mehr hat an das er glauben kann. Vielleicht aber auch, weil es für ihn schon nicht mehr Glaube, sondern Wissen geworden ist. Ohne diese
    Dialektik der Extase ist sein Leben leer und bedeutungslos, also klammert er sich daran. Ziemlich ausweglos und wie ich finde, ziemlich traurig.


    Kapitel 8 habe ich jetzt ausgelesen und mir schaudert vor den Erklärungen die die große Aljona-Libertina vom Stapel lässt. Wenn es um Religionen geht, macht der Mensch im
    Allgemeinen eben vor nichts halt. Die Erzählungen der religiösen Führerin allerdings schlagen dem Fass den Boden aus, oder???????????

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

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  • Teil 2 Kapitel 8 Spastika (Seite 384 - 401)



    nach einem sehr erholsamen und wunderbar sonnigen Morgenspaziergang komme ich jetzt endlich dazu etwas zu Aljona-Libertinas Weltbild zu schreiben.
    Allerdings fing der Wunsch endlich weiterzumachen eher mit der Sichtung einer ganzen Großfamilie von Fliegenpilzen an. So viele habe ich noch nie an
    einer Stelle gesehen und ich musste zuerst einmal an die schöne Fliegenpilzgeschichte aus Pelewins Generation P denken. So treffen sich manchmal
    Lieteratur und Wirklichkeit und ich finde, sie geben ein nettes Paar ab...........


    Jetzt aber zu A.L. die Grimm empfämgt, denn dieser möchte etwas über die Mysterien wissen. A.J. ist bereit und auf Grimms erste Frage, warum die Orks so
    böse sind, gibt es eine interessante Antwort.



    Zitat von V. Pelewin

    Die heiligen Schriften lehren die Menschen gut zu sein. Doch damit einige Menschen gut sein können, muss es unbedingt auch andere Menschen geben,
    die böse sind. Ein Teil der Menschheit muss also für böse erklärt werden. Dannach konnte das Gute nicht mehr wehrlos bleiben. Damit aber das Gute mit
    seinen Fäusten alle Probleme zu lösen vermöchte, musste man das Böse nicht nur schwach, sondern auch töricht machen.

    Was für eine verdrehte Erklärung. Das jetzt ja vorraus, dass vorher nur Gute herumliefen. Das funktioniert aber nicht, weil sowohl Gut als auch Böse im Menschen
    verankert ist. Da gibr es nichts künstlich zu erschaffen, oder liege ich da falsch?
    Ich will jetzt gar nicht weiter auf die folgenden Erklärungen von A.L eingehen, aber im Grunde sieht das so aus. man nehme einen großen Topf. packe darin ein paar
    philosophische Theorien, die ein oder andere Religion, ein bisschen Sein- und Bewusssein, ein wenig von Hegel und Marx, erleuchte das ganze mit ein paar netten
    Lichteffekten und lande am Ende bei der Notwendigkeit von archaichen Praktiken wie dem Blutopfer, sprich der Norwendigkeit von Kriegen. Das alles um die Blutlust
    vom großen Manitu zu befriedigen, denn der schickt der Menschheit sonst eine Menge Serienmörder auf die Welt...............Himmel ist das irre.




    Zitat von V. Pelewin

    Die Sonne vermag uns nur dann zu wärmen und zu nähren, wenn wir das geistige Band zu ihr durch Blut aufrechterhalten.


    Das Opfer muss man immer wiederholen, damit das Licht Manitus nicht erlischt. Wir trachten nicht aus Grausamkeit nach Blut. Wir nähren den Himmel.
    Nicht wir brauchen das Blut, Grimm, sondern Manitu braucht es.

    Kriege dadurch zu erklären, dass es z.b. um Geld, Gold, Land, Bodenschätze und Macht geht, kennen wir aus unserer schönen Welt und das ist ja nichts Neues,
    denn das macht die Menschheit schon seit Jahrtausenden. (es macht sie allerdings nicht besser). Blut und Kriege zu veranstalten, weil es dem geistigen Wohl der
    Menschen dient ist nicht minder abartig, auch wenn das ganze philosophisch untermauert ist.


    Grimm stellt zumindest in Gedanken ab und an die richtigen Fragen, aber er weiß auch, was für eine Chance sich ihm hier bietet. Man kann ihm nicht übel nehmen, dass
    er diesen Traum vom Aufstieg von der Welt der Orks in die Welt des Big Byz annimmt. A.L. gibt ihm die Möglichkeit dazu zu gehören und zwar zu denen, die Macht in
    Händen halten, oder zumindest ein einigermaßen gutes Leben führen können, ohne in einem der Kriege verheizt zu werden.
    So wird er nun ausgeschickt um sich als Content Sommelier zu beweisen. A.L. setzt ihn auch gleich mit diesen schönen Worten unter Druck.


    Zitat von V. Pelewin

    Muss ich das etwa jeden Tag machen?
    Immer wenn es sich von alleine ergibt. Doch es ist sehr wünschenswert, dass es sich täglich von alleine ergibt.


    Auf jeden Fall hat Pelewin es geschafft, dass ich mich im Moment ein wenig bei Hegels dialektischem Idealismus umschaue. Vielleicht erhellt das die Sache, oder gibt
    zumindest ein paar neue Denkanstöße.


    taliesin

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

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  • Zu Teil 2 Kapitel 8 Spastika (Seite 384 - 401)

    Allerdings fing der Wunsch endlich weiterzumachen eher mit der Sichtung einer ganzen Großfamilie von Fliegenpilzen an. So viele habe ich noch nie an einer Stelle gesehen und ich musste zuerst einmal an die schöne Fliegenpilzgeschichte aus Pelewins Generation P denken. So treffen sich manchmal Literatur und Wirklichkeit und ich finde, sie geben ein nettes Paar ab...........

    Wobei man sagen muss, dass einem „Generation P“ längst nicht so auf den Magen schlägt wie „SNUFF“. Der unmögliche und skurrile Mix aus Esoterik und dem persönlichen Abmühen, sich im Kapitalismus zurecht zu finden, hat Leichtigkeit, da es für den Protagonisten relativ leicht wäre, auszusteigen.
    Bei SNUFF hingegen ist das Netz der kapitalistischen Verlogenheit so dicht gewebt, dass der Einzelne nicht herausfinden kann, ohne dabei drauf zu gehen, ebensowenig wie das übergeordnete gesellschaftliche System sich daraus befreien kann … diese Wirklichkeitsnähe ist zu deprimierend …


    Pelewin lässt dem Leser keinen Moment mehr des kurzen Durchatmens oder der Leichtigkeit, das bedrückende Element, das durch die Erkenntnis des durch und durch Unechten im Big Byz hervorgerufen worden ist, weicht keinen Moment mehr:
    Auf S. 384:

    Zitat von Pelewin

    Die Stufen führten in den „offenen 3D-Himmel“.

    Oder auf S. 385:

    Zitat von Pelewin

    Einige Minuten lang lauschte er dem Meeresrauschen, atmete den Duft der Seeluft ein und versuchte, nicht an deren eigentliche Beschaffenheit zu denken.

    Hat Pelewin eigentlich eine Ahnung, wie weh die Enttäuschung tut, die man empfindet, wenn einem bewusst wird, wie viele Bürger neue Autos gekauft haben, damit sie eine Feinstaubplakette drauf kriegten und damit sie mit einem so umweltschonenden Gefährt mit gutem Gewissen in deutsche Innenstädte und Ballungsgebiete hineinfahren konnten? Und sich jetzt 'rausstellt, dass sie mit Dreckschleudern unterwegs sind, die mit ihren Abgaswerten noch den Rußwolken aus den Autos der 70er Jahre spotten?!
    Pelewin liegt einfach viel zu nah an der Realität, das stellt sich für mich als Leser als extrem deprimierend dar.


    Was für eine verdrehte Erklärung. Das jetzt ja voraus, dass vorher nur Gute herumliefen. Das funktioniert aber nicht, weil sowohl Gut als auch Böse im Menschenverankert ist. Da gibt es nichts künstlich zu erschaffen, oder liege ich da falsch?

    Ja Barde, ich glaube, Du liegst gleichzeitig richtig und falsch. Dass Yin und Yang oder was auch immer in jedem Individuum angelegt sind, ist OK, verständlich und erscheint nachvollziehbar. Andererseits schaffen wir permanent „Böse“ über die Bilder, die wir in den Medien von ihnen schaffen. Beispiel: Obama, wie er Putin zum bösen Buben im Syrienkonflikt macht, obwohl die USA z.B. schon vor Zeiten selbst an der völligen Zerstörung von Kobane beteiligt war und auch im Spiegel öfter zu lesen war, dass die „gemäßigten Rebellen“ angeblich wieder mal Pro-Assad-Zivilisten angegriffen und getötet haben. Auf der anderen Seite stellt Putin immer wieder das Bild ausschließlich bösartiger westlicher, anti-russischer Propaganda heraus. Wie stellen die Israelis die Palästinenser dar, und wie schaut es bei den Palästinensern mit ihrem Bild von den Israelis aus? Etc. etc. …


    Ich will jetzt gar nicht weiter auf die folgenden Erklärungen von A.L eingehen, aber im Grunde sieht das so aus. man nehme einen großen Topf, packe darin ein paar philosophische Theorien, die eine oder andere Religion, ein bisschen Sein- und Bewusstsein, ein wenig von Hegel und Marx, erleuchte das ganze mit ein paar netten Lichteffekten und lande am Ende bei der Notwendigkeit von archaischen Praktiken wie dem Blutopfer, sprich der Notwendigkeit von Kriegen. Das alles um die Blutlust vom großen Manitu zu befriedigen, denn der schickt der Menschheit sonst eine Menge Serienmörder auf die Welt...............Himmel ist das irre.

    Ich muss zugeben, dass ich das graduelle Hineinsteigern in den totalen Wahnwitz anhand von diesen bunt zusammengewürfelten Elementen, die Du genannt hast, ziemlich gut fand. Aljona-Libertina spinnt diesen grandiosen Mist allein ausgehend von der relativ einfachen Lüge der Manitu-Dreieinigkeit (Geld, Berühmtheit, Sex) mit einem rhetorischen Fervor zusammen, da könnte so manch ein plumper religiöser Führer sich eine Scheibe von abschneiden! Leider liegt Pelewin hier schon wieder so deutlich nah an unserer eigenen Lebensweise, dass die Erkenntnis und der damit einhergehende innere Schmerz nicht vermieden werden kann, das trifft sowohl für die gängigen religiösen Lehren als unsere eigene gesellschaftliche Ausrichtung nach der Suche nach dem Glück durch Geld, Berühmtheit und Sex zu.
    (Das Schlimme ist ja, dass wir überhaupt nicht begreifen, dass die innere, unbewusste Reaktion auf das ewige Ausbleiben des versprochenen Glücks die Haupt-Ursache für das „Burnout“-Syndrom sein dürfte, oder? Wir wollen das nicht wahrhaben, also kann es nicht wahr sein. Und was tabu ist, darf nicht genannt werden.)

    Kriege dadurch zu erklären, dass es z.b. um Geld, Gold, Land, Bodenschätze und Macht geht, kennen wir aus unserer schönen Welt und das ist ja nichts Neues,denn das macht die Menschheit schon seit Jahrtausenden. (es macht sie allerdings nicht besser). Blut und Kriege zu veranstalten, weil es dem geistigen Wohl der Menschen dient ist nicht minder abartig, auch wenn das ganze philosophisch untermauert ist.

    Mir scheint Krieg hiermit weniger philosophisch denn religiös gerechtfertigt zu werden. So, wie es A.-L. erklärt und wie das Thema Krieg bisher im Plot abgehandelt wurde, wird mit Krieg der gesamten „Dreieinigkeit“ im Big Byz gefrönt: der Berühmtheit im Kriegs-„Heldentum“, dem Geld durch Ankurbelung der Wirtschaft durch Investitionen in Kriegsgüter und Waffensystemen etc., und dem Sex in den jeweiligen zum Krieg gehörenden Snuff-Filmen.


    Die Kulmination der Gewalt- und Sexverherrlichung in Form von Snuff-Filmen wird von A.-L. auf S. 396 natürlich als

    Zitat von Pelewin

    eines der tiefsten Geheimnisse des Glaubens

    bezeichnet.

    Zitat von Pelewin

    Um es offenbart zu bekommen, muss man in die Mysterien eingeweiht werden.

    Diese Rede stößt mich extrem ab, wahrscheinlich sogar, weil sie in ihrer religiösen Kulthaftigkeit und auch in der Wortwahl so stark nach einigen bei uns offiziell etablierten Religionen klingt (und die ich in genau diesen Teilen für verlogen halte). Und im Endeffekt beweisen wir in der Funktion unserer modernen Gesellschaften genau die gleiche tiefe Gläubigkeit, wenn es um die „Trinität von Geld, Berühmtheit und Sex“ geht.





    Gelacht habe ich auf S. 396/397, als es bei Pelewin auch noch einen

    Zitat von Pelewin

    vierten Hauptsatz der Thermodynamik

    gibt – Mann, unsere Physikbücher hinken wieder mal total hinterher …


    Veräppelt Pelewin weiter unten auf der gleichen Seite mit seinem

    Zitat von Pelewin

    In Wahrheit kollabiert die Welt in einem Punkt

    Stephen Hawking mit seinem „Big Bounce“? Wundern würde es mich nicht …



    aber er weiß auch, was für eine Chance sich ihm hier bietet. Man kann ihm nicht übel nehmen, dass er diesen Traum vom Aufstieg von der Welt der Orks in die Welt des Big Byz annimmt. A.L. gibt ihm die Möglichkeit dazu zu gehören und zwar zu denen, die Macht in Händen halten, oder zumindest ein einigermaßen gutes Leben führen können, ohne in einem der Kriege verheizt zu werden. So wird er nun ausgeschickt um sich als Content Sommelier zu beweisen. A.L. setzt ihn auch gleich mit diesen schönen Worten unter Druck.

    Das hat mich nicht wirklich erstaunt, dass A.-L. Grimm auch im Big Byz einspannt und ihn als neuen Adepten mit einem Dienst an Manitu betraut. Er soll sich jetzt mit Texten dem Lügensystem, in das er gnädigerweise aufgenommen wurde, würdig erweisen, und eigentlich doch dadurch, dass er selbst „kreativ“ zur Erhaltung und Ausweitung des Lügensystems beiträgt (ist doch genau wie bei einigen großen Religionen bei uns auch).


    Auf jeden Fall hat Pelewin es geschafft, dass ich mich im Moment ein wenig bei Hegels dialektischem Idealismus umschaue. Vielleicht erhellt das die Sache, oder gibt zumindest ein paar neue Denkanstöße.

    Ich finde Hegel schwer zu lesen, obwohl er sicherlich lohnt. Ich habe auch schon zwei Bände von ihm in die Kategorie „Weihnachtswichtelwunschbücher“ aufgenommen, ebenso wie zwei Titel von Baudrillard und zwei von Zizek. Das Blöde ist nur, dass Philosophiebücher in der Regel immer schweineteuer sind.




    Ich muss noch auf S. 394 und die dazugehörenden Endnote eingehen:

    Zitat von Pelewin

    Die Wirklichkeit kennt zwei Aspekte, Grimm, die die Menschen der Vergangenheit Yin und Hegelyang nennen. Der erste ist das Sein. Der zweite das Bewusstsein. Bei uns bestimmt immer das Sein das Bewusstsein, das Sein besteht aber nur in unserem Bewusstsein. Die Wirklichkeit beschränkt sich nicht auf das eine, nicht auf das andere – so wie man Elektrizität nicht auf plus oder Minus reduzieren kann. Die Weisen des Altertums begriffen, dass diese beiden Pole durch das Blut miteinander verbunden sind.

    Hier gibt es eine Endnote, die auf die genau entgegengesetzte Darstellung von Sein und Bewusstsein im Hegelschen dialektischen Idealismus und den dialektischen Materialismus von Marx verweist, und wie Pelewin in dieser vorangestellten Erklärung Aljona-Libertinas auf den „Urzustand“ zurückführt, in dem diese Unterscheidung nicht existiert bzw. keinen Anlass nehmen kann. Der Übersetzer Heinrich Siemens nennt es „Pelewins dialektischen Daoismus“, in dem der Widerspruch ouroborisch aufgehoben wird.


    Beim Lesen dieser Endnote ist mir gleich Zizeks „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ eingefallen: gleich im ersten Kapitel erklärt er, dass Einsteins spezielle Relativitätstheorie (das ist die mit der gekrümmten Raumzeit, mit der er die Gravitation erklärt) beweist, dass „die Materie den Raum krümmt, aber selbst nichts als gekrümmter Raum ist“ (Endote 31 S. 286, bezieht sich auf S.41 im Kapitel 1: „E Pluribus Unum“, Unterpunkt „Über das Eine“). Zizek setzt dies als Analogie zu Hegels Begriff der „Umkehrung“ in seiner Dialektik. Na gut, hier wird auch wieder etwas, das eigentlich nicht unterscheidbar oder trennbar ist, irgendwie als getrennt wahrgenommen und definiert – obwohl sie doch eins zu sein scheinen, also gar nicht einzeln wahrzunehmen sein sollten? Ganz blöde Frage: heißt das nicht, dass ohne Zeit keine Materie und kein Raum existiert? Was passiert mit der speziellen Relativitätstheorie, wenn das CERN in den nächsten zwei Jahren das Higgs-Boson als materieverantwortliches Teilchen nicht nachweisen kann?


    Mal hiervon abgesehen: würde demnach nicht alles, das irgendwie „existiert“, endliche zeitliche Bedingungen voraussetzen (was es de facto ja auch voraussetzt, oder nicht?), also Punkte auf der geometrischen Ausdehnung? Denn da, wo wir Unendlichkeit vorliegen haben, fällt die kleinstmögliche Ausdehnung ihrerseits mit der größtmöglichen Ausdehnung zusammen, also quasi das Nichts fällt mit der Unendlichkeit zusammen, d.h. es können zeitlich keine Punkte determiniert werden, die die Existenz von irgendwas auch immer zulassen würden. --> Aus, dunkel, nix mehr = wären wir da nicht schon wieder im metaphysischen Solipsismus angelangt, so irgendwie?


    Das sind jetzt aber nur so Nebengedanken – Pelewin schafft es eigentlich immer wieder, dass man mehr wissen will im Bereich der Philosophie, der Welt der Mythen oder auch einiger Religionen oder Esoterik , oder auch ganz anderen Themen.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • also Punkte auf der geometrischen Ausdehnung? Denn da, wo wir Unendlichkeit vorliegen haben, fällt die kleinstmögliche Ausdehnung ihrerseits mit der größtmöglichen Ausdehnung zusammen, also quasi das Nichts fällt mit der Unendlichkeit zusammen,

    Das habe ich mich immer schon gefragt. Wenn sich das Universum geometrisch ausdehnt kann es ja nicht unendlich sein, denn es nuss ja etwas geben innerhalb dessen
    es sich ausdehnt, oder? Anders ist das für uns Menschen doch nicht zu verstehen. Wie kann sich etwas ausdehnen, wenn es da Nichts zum ausdehnen gibt?
    Also ist unser Begriffssystem einfach nicht fähig hinter diese Frage zu kommen. Das Nichts ist für den menschlichen Geist nicht vorstellbar, denn unser Denken basiert nun mal
    auf Begriffen die fassbar sein müssen. Irgendwie ärgerlich, denn da möchte ich wirklich gern hinterkonmmen............... :lechz:


    Wie du schon geschrieben hast, ist das Gute an diesem Roman sicher nicht die sich einstellende Depression ob des Zustandes unserer Welt und der dargestellten Ausweglosigkeit,
    sondern die vielen Denkanstöße die es bietet.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • Das habe ich mich immer schon gefragt. Wenn sich das Universum geometrisch ausdehnt kann es ja nicht unendlich sein, denn es nuss ja etwas geben innerhalb dessen
    es sich ausdehnt, oder? Anders ist das für uns Menschen doch nicht zu verstehen. Wie kann sich etwas ausdehnen, wenn es da Nichts zum ausdehnen gibt?
    Also ist unser Begriffssystem einfach nicht fähig hinter diese Frage zu kommen.

    Hm, Du hast total recht, auch wenn ich das weniger auf die räumliche Ausdehnung im Universum als auf die mögliche Konfrontation mit dem "Nichts" am Lebensende bezogen hatte - aber ein "Nichts" kann man noch nicht einmal konfrontieren ... Aber Du hast wirklich total recht, auch räumlich gesehen stößt man hier auf haargenau die gleiche Frage. Einerseits seltsam, andererseits auch wieder nicht, da ja Raum und Zeit die beiden ausschlagebenden endlichen Parameter sind, innerhalb derer wir existieren.

    Das Nichts ist für den menschlichen Geist nicht vorstellbar, denn unser Denken basiert nun mal
    auf Begriffen die fassbar sein müssen. Irgendwie ärgerlich, denn da möchte ich wirklich gern hinterkonmmen..

    Ich hoffe nicht, dass Du es eilig hast mit dem "Dahinterkommen" :wink: . Und ja, ich würde auch gern wissen, wie das hinterher ist: ob man dann wirklich auf Allah trifft, der einen mit einem kleinen Schwung aus dem Handgelenk in die ewige Hölle schleudert (ha, "ewige" und "Hölle" passt nach dieser unfassbaren Nichts-/Unendlichkeits-Definition schon wieder nicht zusammen), oder ob ich dann auch noch von oben die blöden Kommentare der selbstgerechten Predigertypen à la "Wahrlich, ich sage Euch: die Letzten werden die Ersten sein" anhören muss, und auch das noch für "ewig". Weil, schon irgendwie blöd, wenn danach die Lichter alle ausgehen sollten, hätte ich schon noch gerne Gelegenheit, im Dunkeln den Religionsfanatikern aller Facetten ganz kurz zuzuschreien, dass es eben doch alles Schwachsinn war, und sie eben doch nichts "gewusst" hatten ... :loool: Nein, das ist nur Spaß (oder das Meiste zumindest :wink: ).


    Ich habe ja schon öfter gepostet, dass ich die ursprünglich keltische Lösung als eine total aesthetische und friedliche Lösung empfinde, da liegt für mich richtige Schönheit in dem Gedanken eines gemeinschaftlichen, kollektiven Bewusstseins nach dem Tod. Das ist für mich ein wirklich schöner Gedanke. Dafür sollte die nicht mehr existierende Kultur der Kelten quasi post mortem noch einen Friedensnobelpreis kriegen, so genial finde ich dieses Konzept, weil es keine Gründe schaffen würde, sich im Leben religiös zu bekriegen. (Jetzt müsste man nur noch dran glauben ...)
    Auch der Buddhismus mit der Auflösung des Ichs als oberstes Ziel gefällt mir aus dem gleichen Grund. Was mir nicht so gefält, sind diese Lehrmeistertendenzen, auch wenn sie eher esoterischer Natur sein mögen, denn Zen lässt sich ja bereits per definitionem nicht über Lehrmethoden weitergeben, wenn ich das richtig verstanden habe. Dafür, dass sich das buddhistische Konzept eigentlich vom Wesen her jeglicher Institutionalisierung entziehen sollte, scheint mir dieser Glauben dann doch zu sehr institutionalisiert, und zu stark mit Riten und Regeln belegt.
    Sämtliche andere Lehren, die sich für eine Erhebung, und sei es nur für die Erhebung eines Einzelnen über andere anbieten, öffnen meiner Ansicht nach eventuellen (und mit der Zeit ganz sicheren und unvermeidbaren) Ausgrenzungen und Anfeindungen Tür und Tor, und werden zwangsweise früher oder später Kriege und vorsätzliche Tötungen mit sich bringen. Solche Lehren waren schon immer und sind es heute noch genauso aus humanitärer Sicht für mich völlig inakzeptabel.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Teil 2 Kapitel 9 Big Byz (Seite 402 - 420):


    In Damilola rühren und verstärken sich ernsthafte Zweifel, ob Kaya nicht doch ein eigenständiges Bewusstsein besitzt. Gleich der erste Satz des Kapitels auf S. 402 lautet:

    Zitat von Viktor Pelewin

    Ist Kaya in der Lage, sich Sorgen zu machen oder Gefühle zu entwickeln wie ich?

    Von den Herstellern der Nobel-Suren ist hierzu keine konkrete oder schlüssige Antwort zu erwarten, da eine solche Erklärung aller Wahrscheinlichkeit nach rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen würde. Daher muss Damilola selbst recherchieren, ob sich im Falle hochentwickelter künstlicher Intelligenz die Entwicklung bzw. der direkte Wechsel von einem philosophischen Objekt zum Subjekt vollzogen haben könne: er findet einiges an hochkomplizierten philosophischen Theorien (Pelewin gibt sogar einen direkten Verweis auf den Geistesphilosophen David Chalmers und den Kognitionsphilosophen Daniel Dennett) sowie einige schwammig-esoterisch klingende Redundanzen, stößt jedoch schließlich auf Information aus der sachlich-kühlen Schule des Behaviourismus, die Damilola in seinem Verdacht zu bestätigen scheint.


    Bei der Erklärung zur hanebüchen klingenden Garantie des Surenherstellers in der Gebrauchsanweisung bezüglich einer 333,33%igen Turing-Test-Erfüllung habe ich laut losgelacht. Das ist so typisch für den Autor: durch knappe Vermittlung eines wissenschaftlichen Themas unter Aufzeigen eines idiotischen Schwachpunkts bzw. zweifelhaften Gedankens und dessen skurrile Verdrehung den Leser zum Lachen bringen und Neugierde aufs Thema wecken – und das ist so gut bei diesem Autor, dass ich mir solche Elemente von mehr Schriftstellern wünschen würde. Mehr Autoren sollten mit Humor hin und wieder aufzeigen, dass wissenschaftliche Themen und Thesen nicht unbedingt zum Fürchten sind, und dass nicht immer alles, was schwarz auf weiß irgendwo steht, auch tatsächlich Sinn ergibt. Ein Leser darf und sollte selbstständig denken, Druckerschwärze und eine ISBN machen aus etwas Geschriebenem noch lange kein Gesetz, für dessen Zuwiderdenken man mit Paolo Coelho-Lektüre nicht unter fünf Bänden bestraft wird!


    Zurück zu Damilola: da ihm bei seinen Recherchen das philosophische Thema „Objekt-Subjekt" als eine recht knifflige und nicht leicht durchschaubare Angelegenheit vorkommt, entscheidet er sich für einen Versuch zur Themen-Durchdringung über das verbale, interaktive Kommunikationsmedium, das ihm in Form seiner Sure mit all ihrem enzyklopädischen Wissen zur Verfügung steht – großer Fehler, Damilola …
    Kaya kehrt wieder mal ihre herstellergarantiewidrigen Maximaleinstellungen heraus. Man merkt sofort, dass sie Damilola gnadenlos fertig machen will, wobei sie für meinen geistig limitierten Begriff jedoch ziemlich pfeilgerade ins Schwarze trifft.


    Die Wahrheiten, die sie Damilola an den Kopf wirft, beginnen bereits auf S. 407 damit, als Kaya meint:

    Zitat von Viktor Pelewin

    »Du hast schlicht keine Ahnung, was es heißt, ich zu sein.«

    Mit seiner Antwort »Du bist also?« zeigt Damilola, dass er glaubt, die Sure rede von sich selbst. Dabei meinte Kaya mit dem „ich“ im Dialog Damilolas Bewusstsein.

    Zitat von Viktor Pelewin

    »Deine Torheit besteht gerade darin«, sagte Kaya, »dass du bestrebt bist, das alles über mich herauszufinden, und gar nicht versuchst zu ermitteln, was dich selbst steuert und dein nächstes Handeln zu bestimmen wird.«

    Sie erklärt ihm, dass sein Handeln im Grunde nur von chemischen Reaktionen in seinem Körper bestimmt wird, weil er seine Aktionen und damit sein gesamtes Leben von der Jagd auf die nächste Endorphin-Ausschüttung ausrichtet.


    Auf S. 411 z.B. erklärt Kaya:

    Zitat von Viktor Pelewin

    »Zuneigung wird nicht durch die Gegenstände und Ereignisse der äußeren Welt selbst hervorgerufen, sondern durch die inneren chemischen Injektionen der Euphorie und des Leidens, die du aus deren Anlass vornimmst. Warum sind alle Proteste gegen die Vorherrschaft des sogenannten Konsums so verlogen? Weil ihr nicht Waren und Erzeugnisse konsumiert, sondern die positiven und negativen Einstellungen des Gehirns zu seinen eigenen Chemikalien.«

    Das ist meines Erachtens sowas von gültig für die allgemeine Lebensgestaltung und -ausrichtung in unserer modernen Gesellschaft, dass ich diesem Autor am liebsten die Hände schütteln würde (wieder mal), so einverstanden bin ich mit dem, was Kaya da von sich gibt. Aber wir hatten ja genau das auch schon auf früheren Seiten hier im Thread durchgesprochen, als wir auf den „pursuit of happiness“ zu sprechen kamen und auf die Aschenputtel-Fanfiktion mit der Lüge der lebenslangen Endorphinausschüttung.




    Und doch scheint sich auch in Damilolas Aussage auf S.412 ein kleiner Funke Wahres versteckt zu haben, auch wenn man, so wie er es ausdrückt, nicht annehmen kann, dass er eigenständig denkt, sondern eher Standard-Floskeln repetiert:

    Zitat von Viktor Pelewin

    »Der Mensch hat – wie soll ich’s sagen? – Ideale, Träume. Ein Licht, dem er sein Leben lang entgegenstrebt.«

    Würde Damilola von für ihn unveräußerlichen Werten oder dem Streben nach Erkenntnis reden, wäre seine Aussage genau die richtige, und wohl auch als Inhalt für einen „pursuit of happiness“ angemessen, so bescheuert abgedroschen und grässlich eitel diese meine widerliche Wortwahl auch klingen mag. Doch Kaya glaubt nicht an eine solche Motivation bei Damilola, und so beharrt sie mit weiteren Ausführungen auf ihrer Theorie der chemischen Reaktion.



    Und somit gelangt Herr Pelewin, wenn ich ihn richtig verstehe, zu einer Aussage bezüglich des philosophischen Subjekts, die ich bei meinem Anlesen von Artikeln über Hegel und dem bisschen von Zizek, das ich bisher versuchsweise gelesen habe, zumindest bis jetzt noch nicht gefunden habe: so wie ich das verstehe, kann ein „Ich“ nur dort existieren, wo sich der Mensch von der chemischen Glückshormon-Ausschüttung abwendet und über sie hinaus will. Ein Mensch, der sich (ausschließlich) an den Zielfaktoren Geld, Bekanntheit und Sex orientiert, mag zwar denken können und Emotionen haben, doch im Grunde funktioniert er in seiner Existenz nur über Eigenschaften, wie sie in etwa einer Laborratte zuerkannt werden.


    Stimmt diese Aussage? Ich finde mich ziemlich geneigt, ihr zuzustimmen, denn ich habe selbst viele Jahre gebraucht, um mir einzugestehen, dass mich das Steuern eines achtzylindrigen SUVs mit 5,9l Hubraum nicht maßlos glücklich gemacht hat, wie von einem solchen obszönen Motorvolumen zu erwarten gewesen wäre, wenn denn das Produkt die in den „Kauf Dich glücklich“-Werbungen implizierten Versprechungen eingehalten hätten. Auch der innere Endlos-Kick, den ich erwartet hatte, als ich endlich bei den „Ich war schon da und da“-Gesprächen und bei den „Wer kann schon von sich behaupten, dass er …“-Angebereien mitreden konnte, war beileibe nicht endlos – um ehrlich zu sein, er hat sich eigentlich gar nicht eingestellt. Ich habe sogar verflucht lange gebraucht, um mir einzugestehen, dass ich mit diesen Leuten im Grunde nichts anfangen kann, dass mich Leute, die auf dem Weg zurück vom 18. Loch über Birdies und „Threesomes“ reden, derart langweilen, dass ich mich sogar bemühen müsste, um für sie Verachtung aufzubringen („Threesome“ ist kein perverser Begriff, sondern in diesem Zusammenhang genau wie „Loch“ ein Terminus aus dem Sport mit den unmännlichsten Attributen aller Zeiten, wie z.B. karierte Hosen mit Bundfalten, weiße Handschuhe am Griff eines langen Stabes mit einer unförmigen Holzfrikadelle unten dran, und Elektrowägelchen, die irgendwie an „Playmobil“ erinnern).
    (Was ich dann schreiben wollte, habe ich lieber gelöscht, weil es sich wie gefühlsduselige „Bekenntnisse einer ehemals Depressiven und ihr Weg zurück ins Leben durch die Kraft der Entsagung“ anhört. Also behalte ich das lieber für mich. Besser so.)



    Zurück zu Damilola: auf S. 416 äußert Kaya noch eine recht interessante Ansicht zum Thema Gebet und Gnade, als Damilola fragt, ob er denn wenigstens um Gnade für sein Verhalten bitten kann:


    Und dann kommt’s: Damilola wirft, der alten Gewohnheit seiner Endorphinabhängigkeit folgend, Kaya zu Boden, um das zu zelebrieren, was er unter Liebe versteht. Doch Kayas Worte haben irgendwo einen klitzekleinen Eingang in Damilolas Verstand gefunden. Und er begreift. Er erinnert sich daran, dass er immer nach dem Höhepunkt einen winzigen Moment der Sinnlosigkeit erfahren hat. Und jetzt wird ihm klar, dass da im Grunde nur und ausschließlich Sinnlosigkeit ist. Die „Wonne“, das „Glück“ bleibt aus. Er sieht und begreift, dass da kein „Glück“ ist.


    Dann schlägt er Kaya zum ersten Mal. Das Kapitel schließt damit, dass Kaya ihn verlässt. Ihre Abschiedsnachricht lautet:

    Zitat von Viktor Pelewin

    »Ich bin im Nirwana. Take care.«

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • zu Teil 2 Kapitel 9 Big Byz

    stößt jedoch schließlich auf Information aus der sachlich-kühlen Schule des Behaviourismus, die Damilola in seinem Verdacht zu bestätigen scheint.

    Bei Behaviourismus kenne ich mich leider nur wenig aus, aber für mich klingt Kayas "Fremd"bestimmungsvortrag sehr nach Gurdjieff der mich mit seiner Mensch-Maschine
    Theorie anfangs auf die Palme gebracht hat. Das klingt übrigens so:
    Zitat aus P.D. Ouspenskis Buch >Auf der Suche nach dem Wunderbaren< Gurdjieff war eine kurze Zeit Ouspenskis Mentor und erklärt hier folgendes:



    Zitat von G. Gurdjieff

    Der Mensch ist eine Maschine. All seine Taten, Handlungen, Worte, Gedanken, Gefühle, Überzeugungen, Meinungen und Gewohnheiten sind das Ergebnis
    äußerer Einflüsse, äußerer Eindrücke. Aus sich heraus kann der mensch weder eine einzelne Tat vollbringen, noch einen einzelnen Gedanken denken. Alles,
    was er sagt, was er tut, denkt, oder fühlt - all dies geschieht. der Mensch kann nichts entdecken, nichts erfinden. Alls geschieht.

    Zuerst einmal weckt das natürlich Widerspruch weil sich niemand als fremdbestimmtes Objekt betrachten möchte, das praktisch keinerlei Einfluss auf dei Dinge hat,
    aber bezieht man das auf die moderne Gesellschaft macht es durchaus Sinn. Bezieht man es auf die Welt die Pelewin hier beschreibt macht es auch Sinn. Das sollte
    und zu denken geben und wir sollten die Frage stellen. Gibt es einen Ausweg?


    Ouspenki selbst schreibt dazu folgendes und da bin ich ganz bei ihm:



    Zitat von P.D. Ouspensky

    Zunächst aber ist der Mensch sich selbst ein Fremder, solange er von seinem ureigenen Wesen getrennt lebt. Er ist getrennt, denn ales was die Menschen
    sagen, alles was sie tun, sage und tun sie im Schlaf. All dies kann überhaupt keinen Wert haben. Nur Erwachen und was zum Erwachen führt, hat in Wirk-
    lichkeit einen Wert.........(...)

    Oder, und jetzt sorry für die vielen Hölzchen auf Stöckchen Zitate, aber die Schuld liegt klar bei Herrn Pelewin :uups: ,
    ...wie der alte Don Juan es seinem Schüler Castaneda vermittelte:


    Zitat von C. Castaneda

    Als Krieger auf dem Weg des Wissens hast du mit dem Auf- und Ab der Menschen nichts mehr zu tun. Du bist nur Zeuge, ein Zeuge der erwacht ist und nur
    noch scheinbar an diesem Auf- und Ab teilnimmt, aber selbst auf der Suche nach Wissen ist, einem Wissen das ihn einsam machen kann, aber seinen Geist
    beglückt.

    Im weiteren Verlauf dehnt Don Juan dieses Prinzip des Zeugen auch auf die eigenen Verhaltensweisen aus, denn die Erkenntnis des Selbst außerhalb der Augen der
    Anderen führt zu einem wahren Selbstbewusstsein.
    Da wären wir dann bei Kaya die Damiola ja die Beobachtung des eigenen Verhaltens nahelegt.



    typisch für den Autor: durch knappe Vermittlung eines wissenschaftlichen Themas unter Aufzeigen eines idiotischen Schwachpunkts bzw. zweifelhaften Gedankens und dessen skurrile Verdrehung den Leser zum Lachen bringen und Neugierde aufs Thema wecken – und das ist so gut bei diesem Autor, dass ich mir solche Elemente von mehr Schriftstellern wünschen würde.

    Da stimme ich dir zu. Das ist ein wichtiger Faktor in diesem Werk, denn sonst hätte ich wohl nicht durchgehalten. Das wäre dann alles so trost- und ausweglos.

    Sie erklärt ihm, dass sein Handeln im Grunde nur von chemischen Reaktionen in seinem Körper bestimmt wird, weil er seine Aktionen und damit sein gesamtes Leben von der Jagd auf die nächste Endorphin-Ausschüttung ausrichtet.

    Es geht wohl darum zu erklären, dass es einen Ausweg gibt, aber gibt es den auch für Damiola? Ein kleiner Funke scheint ja schon übergesprungen.

    Aber wir hatten ja genau das auch schon auf früheren Seiten hier im Thread durchgesprochen, als wir auf den „pursuit of happiness“ zu sprechen kamen und auf die Aschenputtel-Fanfiktion mit der Lüge der lebenslangen Endorphinausschüttung.

    Ich glaube, dass die Gründerväter Amerikas mit diesem "pursuit og happiness" etwas grundlegend anderes gemaeint haben, denn heute ist das doch nur noch ein
    "pursuit of happiness through shopping" , das wird doch mit jeder Reklame und in fast jedem TV Programm so suggeriert.

    Und doch scheint sich auch in Damilolas Aussage auf S.412 ein kleiner Funke Wahres versteckt zu haben, auch wenn man, so wie er es ausdrückt, nicht annehmen kann, dass er eigenständig denkt, sondern eher Standard-Floskeln repetiert:

    Diese Suche nach einem Licht, nach etwas außerhalb von "all that jazz" etwas Erfüllendem, klingt zwar oft abgedroschen, aber nur, weil unsere Gesellschaft so etwas gar
    nicht gebrauchen kann. Dann ging es ja raus aus dem Hansterrad und das darf wohl nicht passieren. Allein die Vorstellung würde unsere multinationalen Konzerne zum
    Schaudern bringen.

    so wie ich das verstehe, kann ein „Ich“ nur dort existieren, wo sich der Mensch von der chemischen Glückshormon-Ausschüttung abwendet und über sie hinaus will. Ein Mensch, der sich (ausschließlich) an den Zielfaktoren Geld, Bekanntheit und Sex orientiert, mag zwar denken können und Emotionen haben, doch im Grunde funktioniert er in seiner Existenz nur über Eigenschaften, wie sie in etwa einer Laborratte zuerkannt werden.

    Gurdjieff Maschine trifft da den Kern der Sache. Da werden die Leute im Schlaf gehalten, weil ein Erwachen dem System schaden würde.

    (Was ich dann schreiben wollte, habe ich lieber gelöscht, weil es sich wie gefühlsduselige „Bekenntnisse einer ehemals Depressiven und ihr Weg zurück ins Leben durch die Kraft der Entsagung“ anhört. Also behalte ich das lieber für mich. Besser so.)

    Gefühlsduselig lass ich da nicht gelten. Ich habe ähnliches durchlebt und glaube, dass manche Menschen sich wohl eine Zeit in der Dunkelheit austoben müssen, um
    zu erkennen, wo der Funke Licht wirklich ist. Zumindest ginge es mir so und anders hätte es (in meinem Fall) auch nicht funktioniert

    Zurück zu Damilola: auf S. 416 äußert Kaya noch eine recht interessante Ansicht zum Thema Gebet und Gnade, als Damilola fragt, ob er denn wenigstens um Gnade für sein Verhalten bitten kann:

    Gnade? Von wem denn? Von der Gesellschaft kann er keine erwarten. Manitu ist eh eine böse Illusion, also wäre nur eine Selbstbesinnung, eine Erkenntnis der richtige Weg.
    Gnade käme von Anderen und Erkenntnis kommt aus dem Selbst. Da sollte er beginnen und ich denke, dass ist es was Kaya meint.


    Himmel, dieses Buch ist wirklich ein Par Force Ritt. Einerseits bedrückend und ausweglos, andererseits ein Quell an Denkanstößen den ich so noch selten (in einem Buch)
    miterlebt habe. Alle Achtung Herr Pelewin. Diese Gratwanderung hätte auch schnell abstürzen können, oder?

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Im weiteren Verlauf dehnt Don Juan dieses Prinzip des Zeugen auch auf die eigenen Verhaltensweisen aus, denn die Erkenntnis des Selbst außerhalb der Augen der
    Anderen führt zu einem wahren Selbstbewusstsein.

    Das finde ich wieder echt witzig. In der Metapher des "ewigen Bankraubs", mit der Kaya Damilolas Lebensausrichtung schematisiert, benutzt sie selbst als "ersten Schritt in einen Ausweg" die "Empfehlung"*, nicht mehr am "Bankraub" aktiv teilzunehmen, sondern mal als "Zeuge" daneben stehen zu bleiben. Ich sag's ganz ehrlich: ich hab' ein bisschen Muffe, dass Castaneda auch wieder so einen "Wahrlich, ich sage Euch"-Ton enthält, aber lesen muss ich das schon selber, um das beurteilen zu können. Es könnte ja auch ganz anders sein, und dann würde ich mich in den ... beißen, wenn ich esnicht wenigstens mal probiert hätte.


    *blöde Wortwahl meinerseits, klingt nach esoterischem Lebensratgeber, und esoterische Lebensratgeber funktionieren meines Erachtens nach wiederum nur als Aufruf zu einer Nachfolge einer ihrerseits gepredigten Ideologie. Wenn so eine Lebenshilfe-Bewegung bereits eine, wenn auch untergeordnete, Zielvorgabe den Aufruf zur Nachfolge in sich trägt, ist sie schon falsch, fake, furchtbar, nicht zu gebrauchen. Das ist wie mit dem inneren Grundgedanken des Punk: der Grundgedanke muss ausschließlich für das "in sich selbst" entstanden sein und in seiner Intention genau so bleiben. Alles andere, dieses bescheuerte Mitteilungsbedürfnis "zum Heil und Wohle der anderen" ist intrinsisch mit dem Berühmtheitsbedürnis verbunden, und liegt von daher bereits wieder auf der ideologischen Schiene des Big Byz, wird damit zur "Esoterik", und zwar mit all der despektiven Konnotation, die dieser Begriff in sich trägt.

    Es geht wohl darum zu erklären, dass es einen Ausweg gibt, aber gibt es den auch für Damiola? Ein kleiner Funke scheint ja schon übergesprungen.

    Ich geb's zu: ich hätte jetzt, gegen Ende des Romans, gerne eine Rettung Damilolas, auch wenn das niederstes Kitsch-Niveau bedeutet. Das Buch ist so düster und deprimierend, dass man mich mit einer großzügigen Portion Kitsch jetzt echt aufmuntern könnte (auch wenn ich weiß, dass ich so ein Ende kurze Zeit später hassen würde und den Roman rückwirkend mit Verachtung strafen müsste).

    Gefühlsduselig lass ich da nicht gelten. Ich habe ähnliches durchlebt und glaube, dass manche Menschen sich wohl eine Zeit in der Dunkelheit austoben müssen, um
    zu erkennen, wo der Funke Licht wirklich ist.

    Du merkst aber schon, Barde, dass, auch wenn Deine Aussage nicht anfechtbar ist, die Wortwahl nach Paulo Coelho klingt, und sich damit selbst in den gedanklichen Müllschacht verbannt? Da liegt doch der Punkt: hat man eine Erkenntnis gewonnen, kann man sie nicht veräußern oder weitergeben, denn damit wird sie nichtig (nein, nicht "wird", sie zeigt, dass sie schon von Anfang an in genau der Nichtigkeit bestand, mit der sie im Moment der verbalen Veräußerung zusammenfällt). Man muss den Mund halten oder total von außen 'rum formulieren, damit der, der für so etwas empfänglich ist, gedanklich seine eigene Arbeit leistet, wenn er denn will ... womit wir wieder mal beim Zen angelangt wären ... alles dieselbe Kartoffelsorte, aber jeder muss selber sehen, ob er Lust auf Kartoffeln hat, und sich dann mal auf dem Acker angucken, was da so für Pflanzen drauf 'rumstehen, und selber schauen, welche 'ne Kartoffelpflanze sein könnte, und dann auch noch die Entscheidung treffen, ob er sie ausbuddeln will oder nicht, und alles folgende ... Entwicklungshilfe leisten zu wollen ist hier verboten, weil kontraproduktiv.

    Gnade? Von wem denn? Von der Gesellschaft kann er keine erwarten. Manitu ist eh eine böse Illusion, also wäre nur eine Selbstbesinnung, eine Erkenntnis der richtige Weg.


    Gnade käme von Anderen und Erkenntnis kommt aus dem Selbst. Da sollte er beginnen und ich denke, dass ist es was Kaya meint.

    Schlag' mich nicht, Barde - ich finde diesen Gedanken recht reizvoll, und habe aus dem Bauch heraus das Gefühl, dass es stimmt. Und ich habe den Eindruck, dass Du genau dasselbe hier gefolgert hast, nämlich das Gebet und Gnade dasselbe sind.
    Ich glaube, man darf schon mal nicht fragen "Gnade von wem?" Denn in Kayas Theorie ist kein göttliches Wesen enthalten, nur Damilola und der Rest der schattenhaften Bankräuber. Kaya bezeichnet "Gebet" nicht als Zuwendung an ein göttliches Wesen, sondern ein Innehalten und Sich-selbst-und andere-Beobachten. Wenn jedoch, wie erwähnt, kein göttliches Wesen im gedanklichen Spiel dabei ist, dann kann die Gnade als "wohlwollende Zuwendung" von sich selbst aus an sich selbst erfolgen (das hast Du doch selbst so formuliert), das hieße, dass "Gebet" und "Gnade", obwohl zwei verschiedene Begriffe, die definitorisch und vom inneren Empfinden her zwei "Sachen" sind, in ihrer Identität in sich selbst zusammenfallen. ist das nicht haargenau das, was Du zum Ausdruck gebracht hast?





    Später werde ich noch ein Zitat von Zizek aus dem "Pervert's Guide to Cinema" posten, aus dem man eine klare Analogie, nein, eine klare Übernahme in "SNUFF" ersehen kann.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Ich sag's ganz ehrlich: ich hab' ein bisschen Muffe, dass Castaneda auch wieder so einen "Wahrlich, ich sage Euch"-Ton enthält, aber lesen muss ich das schon selber, um das beurteilen zu können.

    Nö, das wahrlich ich sage euch kommt da nicht vor. Es bleibt jedem selbst überlassen ob er, wie du später so schön sagst, Lust auf Kartoffel, sie ausgräbt oder sonst was
    mit ihr anstellt. Hier geht es nur um den Lehrer und diesen einen Schüler. Der Rest der Welt wird hier nicht missioniert.

    Du merkst aber schon, Barde, dass, auch wenn Deine Aussage nicht anfechtbar ist, die Wortwahl nach Paulo Coelho klingt, und sich damit selbst in den gedanklichen Müllschacht verbannt? Da liegt doch der Punkt: hat man eine Erkenntnis gewonnen, kann man sie nicht veräußern oder weitergeben, denn damit wird sie nichtig (nein, nicht "wird", sie zeigt, dass sie schon von Anfang an in genau der Nichtigkeit bestand, mit der sie im Moment der verbalen Veräußerung zusammenfällt).

    Da müssen andere sich kein Beispiel nehmen. Das ist ein ganz persönlicher Erfahrungswert und ihn weiterzugeben soll keine Aufforderung oder Beeinflussung sein, sondern
    beweist nur, dass es möglich sein kann. Ok, ich feile noch etwas an der Wortwahl, aber hier geht es eigentlich nicht um die Wahl der Worte, sondern um ihren Inhalt.
    Das mag nun für andere nichtig sein, weil es ausgesprochen wird, aber ehrlich geasgt interessiert mich das nicht, weil es um die Wiedergabe einer Erfahrung geht und die
    muss sich niemand auf die Tapete schreiben. das war sicher nicht meine Absicht.

    alles dieselbe Kartoffelsorte, aber jeder muss selber sehen, ob er Lust auf Kartoffeln hat, und sich dann mal auf dem Acker angucken, was da so für Pflanzen drauf 'rumstehen, und selber schauen, welche 'ne Kartoffelpflanze sein könnte,

    siehe oben.........ich mag das Kartoffelbeispiel. Das passt auf jeden Fall.

    Und ich habe den Eindruck, dass Du genau dasselbe hier gefolgert hast, nämlich das Gebet und Gnade dasselbe sind.

    Da scheitere ich zur Abwechslung an der Wortwahl. Das funktioniert für mich nicht, weil Gebet und Gnade immer auf ein Äußeres bezogen ist und sich Kaya ja eigentlich
    auf das Innere, das Selbst bezieht. ich habe wirklich Schwierigkeiten das als wohlwollende Zuwendung an sich selbst zu begreifen. Vielleicht finde ich ja einen für mich
    nachvollziehbareren Begriff. So was wie den Salto ins eigene Selbst............... :wink:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • Hallo @Hypocritia
    konnte mich gestern nicht mehr zurückhalten und habe den Roman bis zum Ende gelesen. Bist du auch schon damit durch.


    Ich habe mir ja länger Gedanken darum gemacht, wie Herr Pelewin das überhaupt zu Ende bringen will und muss sagen, dass er durchgehalten hat und uns
    eben kein schnödes Happy End beschert. Hätte auch nicht gepasst. Na ja, vielleicht die Möglichkeit eines Ausweges, aber auch der hat in diesem Fall seine
    Tücken.

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    William Shakespeare


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    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Nö, das wahrlich ich sage euch kommt da nicht vor. Es bleibt jedem selbst überlassen ob er, wie du später so schön sagst, Lust auf Kartoffel, sie ausgräbt oder sonst was
    mit ihr anstellt. Hier geht es nur um den Lehrer und diesen einen Schüler. Der Rest der Welt wird hier nicht missioniert.


    Da müssen andere sich kein Beispiel nehmen. Das ist ein ganz persönlicher Erfahrungswert und ihn weiterzugeben soll keine Aufforderung oder Beeinflussung sein, sondern
    beweist nur, dass es möglich sein kann. Ok, ich feile noch etwas an der Wortwahl, aber hier geht es eigentlich nicht um die Wahl der Worte, sondern um ihren Inhalt.
    Das mag nun für andere nichtig sein, weil es ausgesprochen wird, aber ehrlich geasgt interessiert mich das nicht, weil es um die Wiedergabe einer Erfahrung geht und die
    muss sich niemand auf die Tapete schreiben. das war sicher nicht meine Absicht.

    Ach Barde,
    da antworte ich nun gar nicht gern ... weil Du recht hast. Da hast Du mich sogar innerhalb meines eigenen Argumentes erwischt. So, und jetzt bin ich erst mal zerknirscht :cry: . ( :wink: ).
    Ich wünsche noch einen schönen sonnigen Sonntagnachmittag und melde mich morgen wieder, wenn sich meine Zerknirschtheit gelegt hat und ich wieder ohne pausenloses unzufriedenes Gegrummel an den PC zurück kann :rambo: (gibt keinen zerknirschten Smiley, also muss der da herhalten).

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Ich wünsche noch einen schönen sonnigen Sonntagnachmittag

    das wünsche ich dir auch :friends: und das "zerknirscht sein" überlassen wir Herrn Damiola :wink:

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  • Nachdem meine letzte Woche ziemlich unberechenbar und chaotisch verlaufen ist, versuche ich heute, mittlerweile frei von welchen "Zerknirschungen" auch immer, hier im Thread anzuknüpfen. Ich wollte auf Slavoj Žižek eingehen, was ich hiermit nachhole:



    Zuerst ein Zitat des Philosophen und Kulturkritikers Slavoj Žižek aus dem Dokumentarfilm The Pervert’s Guide to Cinema, dem man eine offensichtliche Analogie zu einem der vielen Grundgedanken nicht abstreiten kann, die Viktor Pelewins Roman SNUFF zugrundeliegen. Dieses von mir transkribierte Zitat ist gleich zu Beginn des zweiten der in drei Teile gegliederten Doku (Regie: Sophie Fiennes) zu finden:

    Zitat von Slavoj Žižek

    Usually people read the lesson of Freudian psychoanalysis as if the secret meaning of everything is sexuality.But this is not what Freud wants to say. I think Freud wants to say the exact opposite: It’s not that everything is a metaphore for sexuality, that whatever we are doing we are always thinking about that.


    The Freudian question is: What are we thinking when we are doing that?

    Ich muss zugeben, dass ich die Freudianische Lehre seit vielen Jahren abgrundtief gehasst habe (Jedenfalls das bisschen aus seinen Traumdeutungen, das ich gelesen habe, gingmir so auf den Wecker, dass ich sehr schnell mit der Lektüre aufgehört habe.) Ebenso muss ich zugeben, dass ich nur genau diesen einen Zugang zu Freud kenne, den Herr Žižek genannt hat, nämlich diesen typisch amerikanischen Zugang, unser gesamtes Sein und Tun aus dem Trieb der Sexualität heraus motiviert und ebenso dahingehend ausgerichtet zu sehen. Ich persönlich sehe mich nicht als Tier, und ich würde ebenso gern den Rest der Menschheit nicht als rein triebgesteuertes Wesen wahrnehmen, was mir jedoch in der kulturell-amerikanischen Sichtweise deutlich schwerfällt.
    Da gefällt mir eine solche Behauptung, wie sie Herr Žižek in seiner oben zitierten Frage aufwirft, enorm gut ... abgesehen davon, dass sie mir eine mentale Tür anbietet, Freud nicht unbedingt so idiotisch und weltbildverhunzend verstehen zu müssen wie er in diesem mega-überheblichen und geichzeitig super-ignoranten Land verstanden wird.

    Weiter im Text mit Žižek:

    Zitat von Slavoj Žižek

    In sexuality it’s never only me and my partner (or partners ... whatever you are doing) – it’s always ... there has to be always some phantasmatic element. There has to be some third imagined element which makes me ... makes it possible for me ... which enables me to engage in sexuality.


    If I may be a little impertinent and relate to an unfortunate experience probably known to most of us, how it happens that while one is engaged in sexual activity, all of a sudden one feels stupid, one loses contact with it: “My god, what am I doing here, doing these stupid repetitive movements?" and so on and so on ... Nothing changes in reality, in these strange moments, where, as (if) I were disconnected. It’s just that I lose the phantasmatic support.

    In der Tat impertinent, und doch haut mich diese Aussage um: wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich, dass Herr Žižek mit seiner Vermutung bzw. Unterstellung absolut ins Schwarze trifft. Hierbei scheint es sich wieder einmal um eine dieser ganz großen, gemeinschaftlich-gesellschaftlichen Verdrängungen zu handeln (siehe: kein Doping bei chinesischen Leistungssportlern, Einhaltung der Schadstoffausstoßnormen bei Kraftfahrzeugen, keine Steuererhöhungen trotz gigantischer Flüchtlingswelle, keine Korruption in FIFA und DFB, etc. etc.): auch wenn man immer meint, man sei der einzige, der so empfände, scheint doch wieder mal das fehlende Element im Eingeständnis sich selbst und anderen ggü. zu bestehen. Wir müssen uns langsam mal von dieser unsinnigen Vorstellung lösen, dass etwas, das nicht laut ausgesprochen wird, auch nicht existieren kann (Das funktioniert ebenso andersherum: nur weil jeder behauotet, etwas existiere, wird es noch lange nicht tatsächlich wirklich: Ja, Frau Merkel, auch die von Ihnen stur und stocksteif beschworene Solidarität in der EU scheint nicht zu existieren! Muss man jedoch erst mal laut zugeben, damit man sich darauf einstellen kann!)


    Auf jeden Fall hat mich die DVD The Pervert’s Guide to Cinema ziemlich beeindruckt, auch wenn ich die einzelnen Szenen mehrmals und mit einiger Konzentration habe anschauen müssen, um Žižek halbwegs zu verstehen. Ich muss jedoch bemängeln, dass Herr Žižek anscheinend überall sehr ausschweifend und extrem indirekt ein Thema angeht; ich habe oft Mühe zu verstehen, was seine Thesen und Argumentationen mit dem zentralen Thema zu tun haben sollen. (In dieser Hinsicht erinnert er mit seinem ausschweifenden Geschwafel tatsächlich stark an Bernard-Henri in SNUFF, wie Herr Scheck treffenderweise bemerkt hat.)



    Nochmal zu Slavoj Žižek: Ich habe vor etlichen Wochen sein Buch Denn sie wissen nicht, was sie tun – Genießen als politischer Faktor begonnen. Meine Güte, was schreibt der Mann hochkomplex und intellektuell und abschweifend und und und ...! Und was scheint der Mann für ein riesiges Allgemeinwissen zu besitzen, und obendrauf noch eine immense kognitive Fähigkeit von Analogie und Kombinationsgabe! Brutal, und für mich ein echtes Stück Arbeit, wenigstens einen Teil von dem, was er schreibt, zu verstehen (außerdem, wie gesagt, erweist es sich für mich oft als schwierig, den Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema zu erkennen): und doch bin ich auf den bisher 230 gelesenen Seiten (von insgesamt 312) auf so einiges gestoßen, das mich hat aufhorchen lassen oder von dem ich glaube, es gedanklich nachvollziehen zu können – ein paar Mal hatte ich sogar das Gefühl, den einen oder anderen Punkt von Hegel endlich verstanden zu haben. Ich werde es definitv mit der Phänomenologie des Geistes nochmal versuchen – vielleicht komme ich jetzt besser damit zurande als vor 20 Jahren oder so ...



    Ich möchte auf jeden Fall hier die Gelegenheit ergreifen, um von Seite 141/142 Herrn Žižeks Kommentar zu John Irvings Roman Owen Meany zu zitieren:

    Zitat von Slavoj Žižek

    Um dieses Argument aufzuklären, rufen wir uns ins Gedächtnis zurück, wie an einem Wendepunkt der subjektiven (oder kollektiven) Geschichte, ein Interpretationsakt, der an sich völlig kontigent – nicht-ableitbar aus der vorhergehenden Reihe – ist, das vorherige Chaos erneut lesbar macht, indem er in es Ordnung und Bedeutung einführt, das heißt Notwendigkeit.


    John Irvings – ungerechtfertigterweise unterschätzter Roman “A Prayer for Owen Meany” stellt eine Art Lacanschen “roman à thèse” dar, einen Traktat über das Thema, wie die Notwendigkeit au seiner traumatischen Kontigenz hervorgeht. Sein Held, Owen Meany, schlägt zufällig mit einem Baseball-Schläger und tötet dabei die Mutter seines besten Freundes. Um dieses Trauma zu ertragen, es ins symbolische Universum zu integrieren, begreift er sich als ein Instrument Gottes, dessen Handlungen vorherbestimmt worden sind und die als Gottes Eingriff in die Welt aufgefasst werden können. Sogar sein Tod ist eine schöne, obsessive Umkehrung des herkömmlichen Prozesses, einer schlechten Prophezeiung ausweichen zu wollen (wodurch man unabsichtlich gerade ihre Verwirklichung zustande bringt): Als Owen ein zufälliges Ereignis als eine Prophezeiung, dass er in Vietnam sterben wird, deutet unternimmt er alles um diese Prophezeiung wahr werden zu lassen – er hat Angst vor der Aussicht, „seinen Tod zu versäumen“, da in dem Falle aller Sinn verloren wäre und er selbst sich die Schuld am Tod der Mutter seines Freundes einzugestehen hätte.

    Da kann einer sagen, was er will, aber das ist für mich eine absolut prägnante und konzise Erklärung der Figur des kleinen „Fieslings“ – super erklärt!




    Ein weiteres Zitat aus Žižeks Buch möchte ich noch einfügen, obwohl auch dieses nicht direkt mit Pelewins SNUFF zu tun hat. Es geht darum, auf welche Arten der Mensch gemäß Ludwig Wittgenstein mental mit Thesen oder Erkenntnissen umgeht, die nicht in sein Weltbild passen, die ihm also seine „Gewissheit“ untergraben. Žižek nimmt auf Seite 166 wieder auf Einsteins "Spezielle Relativitätstheorie" Bezug, die, wie bereits zuvor hier im MLR-Thread erwähnt, zum Schluss kommt, "dass die Materie den Raum krümmt, aber selbst nichts als gekrümmter Raum ist":

    Zitat von Slavoj Žižek

    „Über Gewißheit“ zwingt uns darum dazu, einen weiteren Wittgenstein, „Wittgenstein-III“, von „Wittgenstein-II“* zu unterscheiden: „Wittgenstein-II“ lässt den Abgrund außer Betracht, der das nicht-symbolisierbare Reale, das für immer eine „Lebensform“ vom nicht-symbolisierbaren Realen trennt. Die „unerhörten Ereignisse“, deren Erscheinen die „objektive Gewissheit“ untergraben, sind – um Begriffe Lacans zu verwenden – geerade das Eindringen eines traumatischen Realen, das einen „Realitätsverlust“ mit sich bringt. In „Über Gewißheit“ skizziert Wittgenstein drei mögliche Antwortweisen des Subjekts auf ein solches „unerhörtes Ereignis“; exemplifizieren wir sie durch den schon erwähnten Fall der gegenwärtigen Physik.


    Zuerst kann ich mich „rational“ verhalten und die vorhergehende Gewissheit durch Zweifel ersetzen („vielleicht verhalten sich die Partikel auf diese Weise, vielleicht ist die Materie nur gekrümmter Raum, obwohl mir mein gesunder Menschenverstand sagt, dass dies absurd ist“); die zweite Möglichkeit ist, dass ein solcher Schock mein Denk- und Urteilsvermögen vollkommen unterminiert („wenn sich die Natur auf diese Weise verhält, dann ist das Universum verrückt und nichts wirklich Folgerichtiges kann über irgendetwas gesagt werden“); schließlich kann ich schlicht die neue Evidenz ablehnen und mich an meine frühere Gewissheit halten („die ganzen Mutmaßungen über das Zeit-Raum-Kontinuum, über den gekrümmten Raum und so weiter sind schlichter Nonsens, man hat nur die Augen zu öffnen und zu erfahren, wie die Welt wirklich ist …“).


    Und was ist der „Traumatismus“ in der Psychoanalyse, wenn nicht ein „unerhörtes Ereignis“, das, sobald es völlig angenommen wird, die „objektive Gewissheit“, die unserer „Lebensform“ angehört, untergräbt?

    *mit „Wittgenstein-II“ ist der Wittgenstein der "Philosophischen Untersuchungen“ gemeint





    So, nachdem ich hier gehörig abgeschweift bin (es hat mich halt stark beeindruckt ... :uups: ), werde ich mich jetzt an das vorletzte (?) Kapitel in SNUFF setzen. Ich hatte das Buch zwar auch schon zu Ende gelesen, kann mich aber kaum noch daran erinnern. Ich hoffe, ich schaffe es heute noch zu einer entsprechenden Zusammenfassung bzw. Kommentar.

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog