Helen FitzGerald - Ex / Bloody Woman

  • Krimi + Thriller + ??? = Roman.


    Inhalt:
    Es sollte eine lustige Junggesellinnen-Abschiedstour werden; so jedenfalls war der Plan von Catriona; sie wollte mit ihren Ex-Partnern noch einmal intim werden, sozusagen im Gedenken an die "guten, alten Zeiten".
    Was sie allerdings nicht geplant hatte, war, dass alle ihre One-Night-Stands anschließend zu Tode kamen und deren abgetrennte Geschlechtsteile jeweils aufgefunden wurden.
    Aus diesem Grund saß Catriona plötzlich im Gefängnis, anstatt wie eigentlich geplant ihre große Liebe, den italienischen Arzt Joe, zu heiraten und dann mit ihm in die Toskana zu ziehen.
    Catriona versucht die Wahrheit herauszufinden: Sie geht in sich; geht gedanklich all ihre bisherigen Beziehungen durch, durchdenkt ihre Beziehungen zu ihrer Mutter, ihrem Vater, ihrer besten Freundin Anna und Joe.


    Meine Meinung:
    Die Erzählung ist wirklich kurzweilig.
    Aber ich muss gestehen, dass ich während des Lesens so einige Male dachte:
    Äh - Puh - Ehm (und auch phasenweise kurz davor war, das Lesen aufzugeben).


    Die lebendige Wortwahl der Autorin hat mir sehr gut gefallen:
    "Der Regen prasselte so stark, dass hinter den lautstark wedelnden Scheibenwischern kaum etwas zu sehen war. ... kam plötzlich die Sonne heraus und rief: "Überraschung!"" (S. 238)


    Und die Autorin kann sich hervorragend in die Psyche ihrer Protagonistin eindenken und dies dem Leser auch vermitteln:
    Sie zeigt die vielen Schichten der Psyche auf.
    Ganz tief unten in der Seele brodelt es.
    Nichts ist so, wie es (auf den ersten Blick) scheint.
    Beim Lesen hatte ich das Gefühl, als ob ich von vorne auf eine Münze blicken würde und diese aber hinten ganz anderes aussieht.


    Fazit:
    Lesenswert.
    Begründung:
    Was auch immer man als Leser erwarten würde -
    dieser Roman liefert es jedenfalls nicht.
    Und dies macht den Roman so unerwartet und spannend.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Sie hat eine bipolare Störung und auch ihre Kindheit war offenbar nicht die beste. Die Rede ist von der Hauptperson des hier vorliegenden Thrillers, die den größten Teil der Geschichte selbst erzählt. Catriona Marsden aus Schottland hat immer wieder Blackouts, die ihre Erinnerung trüben und verwischen.



    Zu Beginn des Buches findet sie sich im Gefängnis, weil sie im Verdacht steht, drei ihrer Ex-Freunde umgebracht und schrecklich verstümmelt zu haben. Zuvor war sie nach Lucca in der Toskana gefahren, wo sie zusammen mit ihrem Traummann, dem Arzt Joe, ihre Hochzeit vorbereitet hatte. In einer seltsamen Entscheidung geben die beiden sich in der Woche vor ihrer Hochzeit noch einmal völlige, vor allem sexuelle Freiheit.



    Cats Mutter ist der Überzeugung, man müsse seine Vergangenheit richtig abschließen. Catriona legt das so aus, dass sie mit allen ihren vier bisherigen Partnern noch einmal ins Bett geht.
    Sie schläft mit Johnny, Rory und mit Achmed und kann sich nicht erklären, wieso diese jeweils kurz danach mit abgeschnittenem Penis tot aufgefunden werden. Die Geschlechtsteile selbst findet man an anderen Orten, Orten, die für Catriona eine wichtige Bedeutung haben und die nur sie offenbar kennt. Schwache Fetzen an eine Handtasche und deren Inhalt geistern im Gefängnis durch ihre Erinnerung und auch der Leser spürt die Ungereimtheiten, ohne ihnen allerdings auf die Spur kommen zu können.




    Eine Schriftstellerin, zunächst Cat sehr zugewandt, schreibt ein Buch darüber, über das Cat sehr schockiert ist, weil sie ganz anders dargestellt wird, als sie sich selbst sehen möchte.



    Nur Cats Mutter und ihre beste Freundin schon seit den gemeinsamen Schulzeiten, Anna (sie begehrt Cat seit langem) halten bedingungslos zu ihr. Eine sehr verzwickte Lage wird da von Helen Fitzgerald aufgebaut. Sie wird sich in immer wieder neuen überraschenden Wendungen ändern. Rückblicke auf Cats Vergangenheit und ihre Geschichte mit den Männern wechseln sich ab mit spannenden Geschehnissen und Aktionen in der Gegenwart und führen zu für den Leser lange undurchschaubaren Verwicklungen. Was ist mit Joes Großmutter, die er so verehrt. Wo ist die Tatwaffe, eine Gartenschere abgeblieben? Ist Cat verrückt, und gestört, oder sagt sie die Wahrheit?



    Lange Zeit gelingt es Helen Fitzgerald, den Leser im absoluten Dunkel zu lassen bis zu einem sehr überraschenden Ende. Er hat sich in der Zwischenzeit gut unterhalten und ein spannendes Buch gelesen, das in Sprache und Aufbau über dem Durchschnitt liegt, von einem großen Buch aber doch etwas entfernt ist.