Mark Watson - Hotel Alpha

  • Kurzmeinung

    Gaymax
    tolles Buch, tolle Idee, lesens- und empfehlenswert
  • Kurzmeinung

    Mojoh
    Toll geschrieben, rund um Besitzer und Mitarbeiter des fiktiven Londoner Hotels, schöne Idee und interessante Charaktere
  • Inhalt (Amazon.de)


    Seit den Sechzigerjahren ist das Hotel Alpha eine regelrechte Institution in London, was nicht zuletzt an dem Besitzer des Fünfsternehauses liegt: Howard York ist smart und charismatisch, mit der wunderschönen und klugen Sarah-Jane verheiratet und ein gefeierter Held, seit er 1984 bei einem Brand den kleinen Chas rettete und ihn adoptierte, nachdem dessen Mutter in den Flammen umkam. Obwohl seit diesem Unglück blind, ist der Junge ein aufgewecktes und fröhliches Kerlchen, das allerdings die Öffentlichkeit scheut, die Tage im Hotel verbringt und sich zum Computerexperten entwickelt. Und da ist Graham Adam, der seit der Eröffnung im Hotel Alpha als Concierge tätig ist und zu Chas’ väterlichem Vertrauten wird. Er ist das gute Gewissen des Hotels, doch der schöne Schein ist nicht ganz ohne trügerisches Licht.


    Meine Meinung


    Ich habe mit diesem Buch eine Leseflaute überwunden, die fast einen Monat anhielt. Hierbei handelte es sich um einen Spontankauf, da mein Hirn durch das Cover eine Verbindung zu dem Film "Grand Budapest Hotel" schuf, den ich ebenfalls sehr mochte.
    Mark Watson kreiert hier einen detailreich beschriebenen Mikrokosmos: Das Nobelhotel Alpha, das die Bühne darstellt für ein Stück, das die Geschicke zweier Männer beleuchtet, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Auf der einen Seite steht Howard York, der charmante und extrovertierte Besitzer des Hotels, nach dessen Wille sich quasi das Universum gestaltet und dann wäre da noch Graham Adam, ein altmodischer, ruhiger Mann, der Howard die Chance seines Lebens verdankt: Er ist der Concierge des Hotel Alpha, somit haben wir mit diesen beiden Männern einen Ausgangspunkt, dessen Grundzüge an den großen Gatsby erinnern, scheint dieser Roman doch eine teilweise schon nostalgische Erzählung darzustellen, in der sich der geneigte Leser absolut verlieren kann.
    Dreh- und Angelpunkt ist der Brand im Zimmer einer Frau mit Problemen, die im Hotel aufgenommen wurde. Im Zuge dieses Brandes wird deren Sohn Chas von Howard adoptiert und verbringt, verängstigt durch die Einschränkungen seiner Blindheit, einer Konsequenz des Brandes, fast sein ganzes Leben im Hotel, entwickelt sich dort jedoch, ermutigt durch seine Lehrerin Ella und den Modernisierungsdrang seines "coolen" Adoptivvaters zum Profi am Computer und im Internet, Erfindungen, die das Leben, nicht nur im Alpha, nachhaltig verändern, auf Graham jedoch befremdlich wirken, dessen Job immer mehr in die Unpersönlichkeit abdriftet.
    Wie schon erwähnt, könnte man die Erzählweise dieses Romans als nostalgisch bzw. altmodisch bezeichnen: Man könnte beanstanden, dass die Erzählung keinen richtigen Spannungsbogen hat, ich selbst würde es aber etwas positiver ausdrücken: Es wird sich Zeit genommen um das Hotel und dessen Alltag bzw. den der Gäste zu beschreiben, kaum verwunderlich, spielen sich doch 90% der Handlung darin ab, so wird das Hotel selbst praktisch zu einem der Akteure. Desweiteren liegt das Hauptaugenmerk eben auf Graham, Howard und Chas während die anderen Figuren etwas blass bleiben, wobei dies ja auch das kommen und gehen in einem Hotel ausmacht.
    Ich möchte an dieser Stelle auch meinen imaginären Hut vor Mark Watson ziehen: Er schafft es über weite Strecken hinweg Chas Blindheit glaubhaft zu beschreiben und auch wenn er das ein oder andere Mal über eine Hürde stolpert (woher weiß Chas z.B. wie ein Joint riecht, es wurde nie erwähnt, dass er je einen gesehen/probiert hätte?), so scheint der Autor hier über das ausreichende Maß an Einfühlungsvermögen zu verfügen.
    Erweitert wird die Hauptgeschichte um die 3 leitenden Personen des Hotels um einige weitere Kurzgeschichten, die bestimmte Gäste des Hotels näher in Betracht ziehen. 100 weitere Geschichten kann man im Internet finden, was für mich eine schöne Symbolik der Modernisierung darstellt: Wie Graham, Howard und Chas beginnen wir unsere Reise auf "altmodischen" Wegen, in dem wir das Buch gelesen haben, wenn wir wollen können wir es dabei belassen, sollten wir mehr in Erfahrung bringen wollen, können wir das gerne, am Ende dieses Romans tun, in dem wir online gehen und eine neue Welt für uns entdecken.

  • Danke für Deine Rezi, @Dead Eye - ich hab mir das Buch mal auf die Wunschliste gesetzt, es hört sich interessant an. Ich mag solch ruhige Geschichten ja sehr gerne :wink:

  • Da der Inhalt hier ja schon sehr schön zum Besten gegeben wurde, beschränke ich mich mal nur auf's Rezensieren:


    Auch auf dieses Buch bin ich bei meiner Onleihe gestoßen und es hat mich aufgrund der Inhaltsbeschreibung gleich interessiert. Ich mag Romane, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und Situationen aus verschiedenen Perspektiven beschreiben. Nachdem ich es nun in recht kurzer Zeit gelesen habe, kann ich sagen, dass sich einige Dinge, die ich mir von Hotel Alpha erhofft habe, tatsächlich eingetreten sind, andere Aspekte aber meiner Meinung nach zu kurz kamen.


    Pro:
    Perspektiven: Die Geschichte wird aus zwei Hauptperspektiven beschrieben und bleibt dadurch auch bei dem eher langsamen Erzählstil interessant. Insbesondere die Perspektive vom Rezeptionisten Graham hat mir gefallen und vermittelt einen vergleichsweise objektiven Eindruck von den anderen Charakteren. Zumal ist der konservative Graham mir recht schnell ans Herz gewachsen, was leider nicht viele Charaktere in diesem Buch geschafft haben.
    Entwicklung der Charaktere: Das Buch deckt, wie bereits angedeutet, einen recht großen Zeitrahmen (ca. 30 Jahre) in der Entwicklung des Hotels und seiner (Dauer-)Bewohner ab. Dadurch hat der Autor viel Zeit zur Charakterentwicklung und insbesondere Chas Entwicklung ist dabei spannend. Hier findet sich jedoch auch einer meiner größeren Kritikpunkte (siehe Contra). Die langfristige Beschreibung des Hotels ist zudem interessant, da deutlich wird, wie sich das Hotel langsam aber sicher, insbesondere im Rahmen der Digitalisierung verändert, und was dies mit den Charakteren macht. Leider hätte die Entwicklung der Charaktere durchaus noch tiefer ausfallen können, denn bei einigen tut sich in der Zeit scheinbar nichts.
    Geschichten des Hotels: Der Autor hat das Buch so konzipiert, dass es dauerhaft durch Kurzgeschichten erweitert wird. Ein paar dieser Kurzgeschichten befanden sich auch schon im Anhang meiner Version. Sie beschreiben die Entwicklungen im Hotel aus noch einmal anderer Perspektive. Ich finde, das ist ein sehr interessantes Konzept, das gerade für Kurzgeschichten quasi endloses Potential bietet. Was passiert schließlich nicht alles in einem Hotel wie diesem? Wenn ich die Zeit finde, werde ich mal einen Blick in das meines Wissens bereits veröffentlichte Nachfolgewerk des Autors mit den entsprechenden Geschichten werfen.


    Contra:
    Darstellung vom blinden Chas: Dies war mit Sicherheit der Aspekt, der mich am meisten gestört hat. Chas wird dauerhaft als sehr unselbstständig dargestellt. Zwar ist er beruflich erfolgreich, dennoch ist er, ohne seinen Computer völlig hilflos. Ich will hier aus Spoilergründen nicht näher ins Detail gehen und ich vermute, dass der Autor ihn absichtlich so darstellt um seine Entwicklung hin zur Selbstständigkeit zu zeigen, jedoch geht er dabei wohl ein wenig weit. Ich kenne einen Blinden aus meinem Bekanntenkreis, der sich über diese Darstellung, zurecht, aufgeregt hätte.


    Das große Geheimnis: Das „große Geheimnis“ des Hotels, welches lange über dem Geschehen und den Charakteren schwebt, wirkte aufgebauscht und war, meiner Meinung nach, kein wirkliches. Erstens kam man als Leser ganz von selbst drauf und auch aus Sicht der Charaktere spielte es eigentlich keine derart große Rolle. Ich war auf jeden Fall recht enttäuscht als es aufgedeckt wurde, und ich es mir schon die ganze Zeit gedacht hatte. Da hätte ich mir mehr versprochen.


    Fazit:
    Hotel Alpha ist kein schlechtes Buch, absolut nicht, aber es ist auch kein herausragendes. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen, die Perspektivwechsel sind interessant und insbesondere der detailliert beschriebene Einzug der digitalen Medien ist spannend geschildert, aber am Ende kam es mir vor, als hätte die Geschichte mehr Potential gehabt. Ich denke, ich werde es nicht noch mal lesen, bereue aber auch nicht, es getan zu haben. Solides Buch für zwischendurch, wenn man keine Wunder oder wirklich tief beschriebene Charaktere erwartet. Ich habe lange zwischen 3 und 3,5 Sternen geschwankt. 3,5 sind es dann geworden, da die Thematik (Hotelbetrieb über einen langen Zeitraum) auf jeden Fall einfallsreich war!


    Take to the sky ~ Look back from high above
    I am on target ~ For something beyond
    Take to the sky ~ Grounded on Mother Earth
    Thankful for strong wings to fly
    I will take to the sky

  • Ich mochte Teil 1 der Erzählung rund um das Hotel Alpha, nämlich das eigentliche Buch. Es gab interessante Geschichten aus den beiden Perspektiven von Chas und Graham "Madman" Adam, mein absoluter Favorit, berichtet. Letzterer ist bei allem Trubel des Hotels und vor allem seines Besitzerpaares der Ruhepol und Felsblock, an dem so einiges abprallt. Trotzdem macht er eine sehr feinsinnige Entwicklung durch, grantelt ein wenig mit den Neuerungen in Hotel und Gesellschaft und beweist ein gutes Gespür für die Bedürfnisse seiner Gäste bzw. auch des Seelenlebens vieler Akteure.
    Natürlich dreht sich in der Geschichte vieles ausführlich um die Hauptpersonen, Graham, Chas und Howard - aber auch die anderen auftretenden Personen werden toll skizziert, mit wenigen Pinselstrichen ziemlich genau charakterisiert. Watson lässt in seiner Erzählung der Phantasie des Lesers viel Platz um auf Wanderschaft zu gehen. Und genau an dem Punkt setzt die große Stärke des Buches an (hoffentlich stellt es sich bei der weiteren Lektüre auch als solche heraus), nämlich quasi der zweite Teil, der im Anschluss in meiner Ausgabe bereits in Auszügen abgedruckt ist:
    Die hundert Alpha Stories (www.hotelalphastories.com oder .de) schweifen ab, machen uns mit anderen Personen, Orten und Geschehnissen in der turbulenten Bestehenszeit des Hotels bekannt, von denen im Buch gelegentlich, nebenbei oder auch gar nicht die Rede war. Eine tolle Idee.
    Mich hat Watson einerseits mit seinem Konzept eine Geschichte zu konstruieren andererseits mit seiner erzählerischen Leichtigkeit überzeugt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Meine Meinung:


    Es existiert ja schon eine sehr schöne und ausführliche Meinung und Rezension, deswegen hier nur in Kürze, denn mir gefiel das Buch und es lag zu Unrecht so lange auf meinem SUB. Eine fiktive Erzählung über ein Hotel, einen blinden Jungen namens Chas, dem Besitzer Howard, sowie dem Concierge des Hotels mit dem Namen Graham. Mir gefiel die Schreibweise, zwischen den unterschiedlichen Hauptprotagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, auch gefielen mir die Abschnitte, wo der blinde Chas in Aktion trat und der Autor aus der Sicht eines blinden schreiben musste bzw. die anderen Sinne hervorstachen, was man allerdings durchaus hätte vertiefen können, aber auch so war es gelungen. Richtig hervorragend ist auch die Idee, dass das Hotel Alpha mit vielen weiteren Kurzgeschichten von anderen Gästen weiterlebt. Habe mir zumindest die deutschen Kurzgeschichten dazu schonmal gegönnt. Ganz vergessen habe ich die Geschichte der Zeit und der Digitalisierung, welche der Autor nebenbei und schleichend einfließen lässt. Es geschehen Ereignisse, welche in den Nachrichten waren und der Autor beschreibt auch die Technisierung und Digitalisierung im Laufe des Buches. Rundherum ein sehr gelungenes Buch, welches ich ganz schön spät in die Hand genommen habe, aber besser spät als nie.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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    :study: 111 Pflanzen die man kennen muss (Klaudia Blasl) 240 / 240 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 0 / 268 Seiten



    SUB: 857