John Connolly - Das dunkle Vermächtnis/Dark Hollow

  • Charlie Parker-Reihe Band 2



    Klappentext:
    Nach dem traumatischen Verlust seiner Familie hat sich der New Yorker Ex-Cop Charlie Parker nach Maine zurückgezogen, an den Ort seiner Kindheit. Als eine junge Frau und ihr Sohn von der Hand eines Unbekannten sterben, muss Parker die Verfolgung aufnehmen. Denn der Schlüssel zur Klärung des Verbrechens liegt in der Geschichte seiner eigenen Familie. Und in den dunklen Wäldern von Maine, dem Ursprung eines mythischen Killers...

    Inhalt:
    Im zweiten Teil um den Ex-Cop Charlie „Bird“ Parker, der sich nach dem grausamen Mord an seiner Frau und Tochter, auf Privatermittlertätigkeiten umgestellt hat, beginnt die Geschichte mit der Ermordung einer jungen Frau, eine Bekannte von Charlie, und deren kleinem Sohn. Tatverdächtig ist der labile, zur Gewalt neigende, Ehemann der Frau, mit dem Charlie kürzlich noch unangenehmen Kontakt hatte. Parker macht sich die Aufklärung des Falles zur höchstpersönlichen Mission und stößt bald auf Verstrickungen, die nahelegen, dass der Ehemann nicht der Mörder ist, aber von einigen gefährlichen Leuten dringend gesucht wird.
    Charlie hat sich zur Bewältigung seiner Traumatisierung auf das Anwesen seines verstorbenen Großvaters zurückgezogen, welches in einer Kleinstadt im Bundesstaat Maine liegt (Stephen King-Leser werden sich also gleich „heimisch“ fühlen). Immer wieder erlebt er Augenblicke, in denen seine Frau und die Tochter aus dem Jenseits Kontakt zu ihm suchen zu scheinen, um ihn zu warnen bzw. auf die richtige Fährte zu bringen.
    Und was hat es auf sich mit dem mystifizierten Killer Caleb Kyle, der schon seinen Großvater nicht mehr ruhig schlafen ließ? Ein Serienmörder, der vor langer Zeit verschwunden zu sein scheint, und dessen Namensnennung die Einwohner der Stadt heute noch zutiefst beunruhigt?



    Meine Meinung:
    Der erste Teil der Charlie-Parker-Reihe hat mir schon gut gefallen, aber in diesem Band entfaltet sich die okkulte Stimmung in einem Maße, die mich sehr gefesselt hat. Charlie ist noch immer nicht seelisch gefestigt und versucht nun ernsthaft, irgendwie innerlich zur Ruhe zu kommen und sich ein neues Leben aufzubauen als Privatermittler. Er kennt die Leute in der Stadt, in der er sich niedergelassen hat, und die Wiedersehensfreude ist mal größer und mal so gar nicht vorhanden, denn Charlie hatte als junger Mann dort eine Affäre mit einer verheirateten Dame.
    Die Handlung ist durchsetzt von Visionen und Geisterbegegnungen, die unheimlich beschrieben sind, aber immer positiven Ursprungs sind, weil sie Charlie helfen oder warnen wollen. Manchmal gehen diese Szenen richtig zu Herzen, vorausgesetzt man hat den ersten Band schon gelesen.



    Der Thriller-Plot schreitet in rasantem Tempo voran. Die Spurensuche verläuft abwechslungsreich, denn Charlie hat es zu tun mit Kleinkriminellen, anderen Detektiven, wieder einmal der Mafia (verschiedene „Abteilungen“ davon), der örtlichen Polizei und mysteriösen Gestalten. Die grauenhaften Morde, die Caleb Kyle in der Vergangenheit an mehreren Mädchen begangen hat, werden nicht nur kurz abgehakt, sondern in spannender Weise wieder aufgegriffen. So kann der Leser gut nachvollziehen, wieso Kyle zu einer berühmt-berüchtigten Horrorfigur geworden ist und man kann es kaum erwarten, dass Charlie hinter die Zusammenhänge kommt, zumal die Zeit sehr drängt. Denn die Tochter seines früheren Mentors bei der Polizei ist entführt worden und Charlie will die junge Frau, mit der er sehr vertraut ist, unbedingt retten. Was mit ihr passiert ist, kann man sich erschaudernd vorstellen.
    Charlies erprobte Helfer, ein Auftragskiller und sein Lebenspartner, ein versierter Einbrecher, stehen ihm wieder zur Seite, doch oft muss Parker sich alleine in Albtraumsituationen begeben. Die ironischen Dialoge zwischen den drei Freunden gehören zu den Highlights des Buches.



    Der Schreibstil trifft genau meinen Geschmack mit dieser anhaltend dunklen Atmosphäre, die sich in den weitläufigen, finsteren Wäldern von Maine besonders intensiv entfaltet. Die ganze Hintergrundgeschichte um Caleb Kyle ist so böse-mystisch, dass sich mehrere Male Gänsehautmomente einstellen und die Seiten nur so dahinfliegen. Die zweite Hälfte des Buches habe ich deswegen regelrecht verschlungen.



    Die restlichen Bücher der Reihe habe ich mir bereits zugelegt und ich hoffe, dass es im Stil des zweiten Bandes größtenteils weitergeht. Ich habe die ersten beiden Teile in der englischsprachigen Originalversion gelesen und bin gespannt, ob die bevorstehenden deutschen Übersetzungen mithalten können, denn Connollys Stil ist für mich das hervorstechendste Plus der Bücher.
    Für „Dark Hollow“ vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.



    Zum Autor John Connolly:
    irischer Schriftsteller, geboren 1968 in Dublin, erhielt mehrere Auszeichnungen, z. B. für den besten Debütroman (Charlie-Parker-Reihe Band 1), besten britischen Kriminalroman (ebenfalls ein Parker-Buch) und bestes Sachbuch („Books to die for“). Neben seiner Thriller-Reihe hat Connolly auch drei Jugendbücher, einen Roman, mehrere Kurzgeschichten und ein Sachbuch veröffentlicht.
    Er studierte Englisch und Journalismus in Dublin und arbeitete auch ein paar Jahre als freischaffender Journalist für The Irish Times, für die er immer noch schreibt. Der Autor lebt teilweise in Dublin und auch in den USA, wo seine Charlie-Parker-Reihe spielt.