Donna Leon- Tod zwischen den Zeilen/By Its Cover

  • Dreiundzwanzig Fälle, ohne dass die handelnden Personen auch nur ein Jahr älter werden oder sich entwickeln, das ist einfach zu viel. Die Grenzen der Serie von Donna Leon mit ihrem Commissario Brunetti sind schon seit vielen Jahren und Folgen offensichtlich. Und dennoch gelingt es ihr, mit jedem weiteren Buch sozusagen noch eine Stufe in der literarischen und krimimäßigen Qualität abzusteigen.



    Spielten die ersten Bände noch in der Championsleague, bewegen sich die letzten und erst recht der neue vorliegende nur noch auf dem Niveau einer fünfklassigen Verbandsliga.



    Dieses Mal geht es um verschwundene resp. gestohlene Bücher. In der alten ehrwürdigen Biblioteca Merula, in der sich Brunetti in seiner Studienzeit (wann das wohl war?) oft aufhielt werden einzelne Seiten aus einem Buch vermisst, Es handelt sich um wertvolle Reisebeschreibungen aus dem 15. und 16. Jahrhundert.



    Unter Verdacht gerät ein amerikanischer Wissenschaftler, doch der ist unauffindbar. Brunetti versichert der Unterstützung seiner Schwiegereltern, doch der einzige der etwas wissen könnte ist der ehemalige Priester Aldo Franchini, der sich in der Bibliothek mit den Werken von Tertullian befasst.



    Als dieser Priester tot aufgefunden wird, kommt so etwas wie eine kleine Spannung in ein Buch, das bis dahin dahingeplätschert war wie ein Fußballspiel in der Sommerpause. Der Bruder des Priester hat keinen guten Leumund für ihn und so ganz nebenbei mit einem für Leon gewohnten kleinen Schuss Sozialkritik gelingt die Lösung eines eher langweiligen Falles.



    Das Buch ist schwach, die Reihe ausgelutscht, doch ich freue mich für den durch die Frankenaufwertung arg gebeutelten Diogenes Verlag, dass er damit richtig Geld verdienen , und dafür wiederum viele wirklich gute Bücher verlegen kann.

  • Soeben habe ich das Buch beendet und bin ebenfalls enttäuscht,
    vor allem bei diesem hohen Preis.
    Es war nicht mehr als eine nette Zwischendurch-Lektüre, schade.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Zitat

    Donna Leon ist die Angela Merkel der Literatur. Sie hat Erfolg, weil sie Ruhe und Sicherheit bietet.

    Hier entdeckt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Der 23ste Fall von Commissario Brunetti war solides Handwerk. Er zählt aber sicher nicht zu den besten der Reihe. Der Roman wurde lieblos vom Reißbrett herunter erzählt und es kam kaum Spannung auf. Das ist bei einem Cosy Crime auch nicht zwingend notwendig, leider versprühte der Inhalt zu wenig Lokalkolorit und Flair, um dauerhaft fesseln zu können oder ihm Gedächtnis zu bleiben. Leon konzentrierte sich zu sehr aufs Jammern über die korrupten Machenschaften der italienischen Politik bzw. der italienischen Gesellschaft und zu wenig auf einen ordentlichen Aufbau der Handlung. Einen Extrastern gab es für das Setting - einen Kriminalfall im Umkreis einer Bibliothek kann einen Büchernerd wie mich nur ansprechen. Schade, dass nicht mehr daraus gemacht wurde.