Dave Eggers - Der Circle

  • Ich glaube allerdings nicht, dass alles, was er vorstellt, massenkompatibel ist.


    Das meine ich ja gerade. Eben weil er nicht unbedingt stromlinienförmige Literatur vorstellt, muss er ab und zu einen massenkompatiblen Autor präsentieren, um sich eine gewisse Popularität zu erhalten.


    Dann unterscheidet sich wohl unsere Definition von schwafeln immens.


    Offensichtlich. Ich finde zum Beispiel, dass Wolfgang Herles von der ZDF - Literatursendung "Das blaue Sofa" häufig schwafelt, zu nichtssagend über die Bücher redet. Außerdem führt er viel zu kurze Interviews, bei denen er den Interviewten seine Ansichten in den Mund legt, denen daraufhin oft nichts anderes übrig bleibt, als blödsinnige Antworten zu geben.


    Man kann auch Bücher kritisieren ohne auf solche, für mich billige Effekthascherei mit Fliessband, Mütttonne und höhnischen Bemerkungen zu setzen.


    Klappern gehört zum Handwerk. Das ist doch vor allem Show, die den Zuschauern Spaß machen soll und nicht allzu Ernst zu nehmen ist.


    Aber wenn Dir das gefällt, na bitteschön.


    Ja, das gefällt mir. Ich habe eine entschieden fiese Seite an mir und freue mich immer über pointierte Verrisse. Gelegentlich verreiße ich im Forum selbst ein Buch und spüre durchaus ein grimmiges Vergnügen dabei. So kann ich Dampf ablassen und muss nicht zum Serienkiller werden. :loool:

    Ich beurteile übrigens gelesene Bücher nie nach "Tageslaune" .


    War auch nur ein launiger Scherz. :wink:

    :study: Olga Tokarczuk - Gesang der Fledermäuse

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Klappern gehört zum Handwerk. Das ist doch vor allem Show, die den Zuschauern Spaß machen soll und nicht allzu Ernst zu nehmen ist.


    Ja, vielleicht nimmt man so etwas wirklich manchmal zu ernst. TV-Sendungen sollte man eh immer mit einem gewissen Abstand ansehen. Geht ja auch hauptsächlich um die Einschaltquoten.


    Ja, das gefällt mir. Ich habe eine entschieden fiese Seite an mir und freue mich immer über pointierte Verrisse. Gelegentlich verreiße ich im Forum selbst ein Buch und spüre durchaus ein grimmiges Vergnügen dabei. So kann ich Dampf ablassen und muss nicht zum Serienkiller werden.


    :loool: :loool:

  • Also ich bin noch nicht allzu weit in dem Buch, aber ich bin jetzt schon erschrocken, wie naiv man sein kann :shock:
    Bis jetzt find ich Mae weder sympathisch noch dämlich, aber wie naiv kann man sein, ganz einfach hinzunehmen und sich drüber zu freuen, dass sämtliche (!) Daten von ihrem Handy und Laptop auf einer Firmencloud gespeichert werden? :shock:
    Auch wenn man dafür ein neues Tablet und Handy bekommt und eine tolle Arbeitsstelle hat (wobei sie ja merkwürdige Gründe hatte ihre alte Arbeitsstelle zu hassen --> Arbeitszeiten von 9-17 Uhr??? Wie schrecklich! (Achtung Sarkasmus^^)); finde ich das wirklich wirklich böse... und mal eben unter alles Unterschriften und Fingerabdrücke zu setzen halte ich auch mehr als fraglich :-?
    Aber das Thema interessiert mich schon, ich bin sehr gespannt, was draus werden wird und werde nach Let's Dance bestimmt daran weiterlesen!

  • Ich bin nun fast durch mit dem Buch und Mae ist und bleibt einfach sehr naiv 8-[ Während des Lesens frage ich mich ja immer wieder ob auch wir dies alles so hinnehmen würden oder ob sich doch mehr Menschen gegen diesen Grosskonzern stellen würden.
    Es ist einfach erschreckend, dass die (meisten) Menschen im Buch dies mit sich machen lassen. :shock:


    Das Thema von Buch ist wirklich spitze wenn auch sehr erschreckend :thumleft:

    "To the stars who listen and the dreams that are answered"(Sarah J. Maas)

    "Being clever and being creepy are not mutually exclusive" (Tracy Deonn)

  • Das Thema von Buch ist wirklich spitze wenn auch sehr erschreckend


    Das finde ich auch. Wenn ich lese, dann mag ich das Buch gar nicht mehr weglegen. Mae und die anderen Charaktere hinterlassen allerdings überhaupt nichts. Sie werden irgendwann im Gedächtnis verschwinden, während das Thema bleibt.
    Und du hast recht. Sowas Naives wie die Frau hab ich auch noch nicht erlebt [-(

  • Ich bin nun durch mit dem Buch. Habe die Mittagspause genutzt um fertig zu lesen.


    Hier meine abschliessende Beurteilung

    "To the stars who listen and the dreams that are answered"(Sarah J. Maas)

    "Being clever and being creepy are not mutually exclusive" (Tracy Deonn)

  • Ich bin jetzt knapp über die Hälfte und muss sagen dass es mir richtig gut gefällt ! :thumleft: Habe die halbe Nacht gelesen, konnte gar nicht aufhören :lol:
    Irgendwie beängstigend aber auch total faszinierend zugleich. Und es regt an auch mal sein eigens Onlineverhalten zu überdenken.

  • Ich habe das Buch nun auch endlich gelesen und fand es erschreckend realitätsnah. Mae erscheint zwar wirklich extrem naiv, aber das kommt beim Lesen bzw. in schriftlicher Form natürlich viel zugespitzter raus als wenn man solchen Leuten direkt begegnet und nur immer ein, zwei Momentaufnahmen ihres Verhaltens mitkriegt. Ich kenne jedoch eine ganze Reihe von Menschen - Kollegen, Freunde - , die tatsächlich sich wie Mae verhalten. Sie geben sorglos alle möglichen Daten von sich im I-Net weiter, sie posten privateste Fotos und Infos, sie stellen ihre Adresse ins Netz, teilweise auf Homepages sogar mit Kontonummern, sie scheren sich nichts, aber auch nullkommanichts um Datenschutz und Sicherheit im Netz, und Privatsphäre wird von ihnen - ähnlich wie in dem Buch geschildert - als unnötig und altmodisch bezeichnet, denn heutzutage teilt man doch alles mit seinen Freunden. Und wenn man sie auf ihr extrem sorglos-naives Verhalten anspricht, bekommt man zur Antwort "Wieso, ich habe doch nichts zu verbergen, von mir kann jeder alles wissen, das ist mir doch egal".


    Mir hat es da oft schon die Sprache verschlagen, wenn ich von Menschen, die vor mir standen, und die ich im "real life" erlebe, solche Äußerungen zu hören bekam. Deshalb kommt mir der Inhalt von "The Circle" alles andere als unrealistisch vor. Wie gesagt, ein Autor kann vieles genauestens auf den Punkt bringen und komprimieren, was im normalen Alltag verschwommener und in einzelnen, kleinen Situationen rüberkommt, aber ich finde, die Problematik, die in dem Buch zum Ausdruck kommt, ist absolut realistisch und genau so auch in unserem alltäglichen Leben gegeben. Viele Menschen geben ihre Privatsphäre, ihr Innen- und Außenleben und ihr Denken im I-Net und in sozialen Netzwerken komplett preis, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was das an Konsequenzen und Auswirkungen nach sich zieht. Auswirkungen für sie selbst, für die Gesellschaft, für Wirtschaft und Politik, kurzum, für unser ganzes Leben.


    Sogar in meiner eigenen Familie gibt es Personen, deren erster Blick morgens dem Smartphone und FB gilt und deren letzte Aktivität abends vor dem Einschlafen darin besteht, sich dem Smartphone zuzuwenden (das auf dem Nachttisch liegt) und nochmals schnell zu schauen, ob man noch was beantworten oder liken oder anschauen muss (!), ehe man für einige Stunden blöderweise nicht mehr online sein kann, weil man schläft. :roll: Diese Personen sind nicht fünfzehn, nicht kichernde pubertierende Mädels und nicht dumm. Mae hat viele Namen. :wink:


    Das Problem ist: diejenigen, die sich Sorgen um den Verlust jeglicher Privatsphäre und um den Schutz der Individualität machen, die wissen, welchen Druck z.B. soziale Netzwerke ausüben und wie sehr durch sie auch manipuliert wird, die lesen ein solches Buch mit Interesse und setzen sich damit auseinander. Diejenigen, denen all da egal ist und die einfach nur posten, posten, posten wollen, alles von sich zeigen und alles von anderen wissen wollen ("teilen"), die lesen solche Bücher erst gar nicht und sind auch nicht bereit, über ihr Tun und über die Folgen nachzudenken. Insofern spricht das Buch im Grunde die Falschen an - anders als wahrscheinlich vom Autor beabsichtigt.

  • Diejenigen, denen all da egal ist und die einfach nur posten, posten, posten wollen, alles von sich zeigen und alles von anderen wissen wollen ("teilen"), die lesen solche Bücher erst gar nicht und sind auch nicht bereit, über ihr Tun und über die Folgen nachzudenken. Insofern spricht das Buch im Grunde die Falschen an - anders als wahrscheinlich vom Autor beabsichtigt.

    Das finde ich eine gewagte Theorie, denn in meinen Ohren klingt das so, als wären alle die Menschen, die tagtäglich auf FB oder anderen sozialen Netzwerken nur posten, teilen, liken usw.Menschen, die nie ein Buch in die Hand nehmen um zu lesen und wir buchlesenden sind dann die "Elite" :scratch: Ich denke es gibt in allen "Schichten" solche und solche und nur weil man ein Buch liest oder eben nicht liest in die eine oder andere Schublade gesteckt zu werden finde ich nicht gut.


    sich dem Smartphone zuzuwenden (das auf dem Nachttisch liegt)

    Das habe ich auch und ja, ich gebe auch zu, dass ich meist abends bevor ich ins Bett gehe nochmal kurz in den BT schaue und morgens wenn ich aufstehe ebenfalls und trotzdem bin ich mir den Gefahren vom Internet bewusst :roll:

    "To the stars who listen and the dreams that are answered"(Sarah J. Maas)

    "Being clever and being creepy are not mutually exclusive" (Tracy Deonn)

  • Das finde ich eine gewagte Theorie, denn in meinen Ohren klingt das so, als wären alle die Menschen, die tagtäglich auf FB oder anderen sozialen Netzwerken nur posten, teilen, liken usw.Menschen, die nie ein Buch in die Hand nehmen um zu lesen und wir buchlesenden sind dann die "Elite" Ich denke es gibt in allen "Schichten" solche und solche und nur weil man ein Buch liest oder eben nicht liest in die eine oder andere Schublade gesteckt zu werden finde ich nicht gut.

    Das sehe ich auch so. Ich bin ganz sicher kein Verfechter vom Fratzenbuch (habe meinen Account dort löschen lassen weil ich mich ob dieser Fotofluten von Mahlzeiten und anderen Banalitäten regelrecht erschlagen fühlte) aber ich weiss aus meinen aktiven Zeiten dort, dass viele Leute, welche ich auch real kannte, durchaus sehr eifrige Leser waren ! Das kann man so wohl nicht verallgemeinern.

  • Das sehe ich auch so. Ich bin ganz sicher kein Verfechter vom Fratzenbuch (habe meinen Account dort löschen lassen weil ich mich ob dieser Fotofluten von Mahlzeiten und anderen Banalitäten regelrecht erschlagen fühlte) aber ich weiss aus meinen aktiven Zeiten dort, dass viele Leute, welche ich auch real kannte, durchaus sehr eifrige Leser waren ! Das kann man so wohl nicht verallgemeinern.

    Ich denke, das hat @Mirielle auch so nicht gemeint, es kam zumindest bei mir nicht so an.
    Ich glaube auch nicht, dass sie alle Facebook Nutzer über einen Kamm scheren möchte - sie sagt ja nur, dass diejenigen, DENEN ALLES EGAL IST, die posten, posten, ... etc, diejenigen sind, die die Botschaft des Buches, wenn sie es dann lesen, ohnehin nicht verstehen.
    Wenn ich unreflektiert mit meinen persönlichen Daten umgehe, dann ist doch die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass ich auch Kritik an genau diesem Verhalten nicht reflektiert wahrnehme, sondern sie - sollte ich sie erkennen - nicht auf mich beziehe.
    Also, @Mirielle: Solltest du es so gemeint haben, dann gebe ich dir Recht, ansonsten tendiere ich in die Richtung von @traummalerin und @Jessy1963 - ich mag nämlich auch keine Verallgemeinerungen. :wink:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Huch, da bin ich aber ganz schön mißverstanden worden oder habe mich mißverständlich ausgedrückt.


    Ich meine es exakt so, wie Du, Mojoh, es auch annimmst bzw. verstanden hast.


    Keineswegs will ich alle Nutzer sozialer Netzwerke über einen Kamm scheren. Natürlich gibt es sehr viele, die sehr wohl nachdenken, was sie wann wie posten, und die bedachtsam im guten Sinn damit umgehen. Wie man aus meinem Post herauslesen kann, dass ich angeblich meine, dass User in sozialen Netzwerken nie ein Buch in die Hand nehmen und alle, die lesen, sich überlegen fühlen, kann ich leider in keinster Weise nachvollziehen. Ich habe so etwas weder gedacht noch geschrieben noch gemeint.


    Ich habe von den Usern gesprochen, denen ALLES EGAL IST, die blindlings einfach nur alles unreflektiert posten, um wieder etwas gepostet zu haben, und die nur noch mit Blick auf ihr Smartphone dahinstolpern, nicht mehr ansprechbar sind, weil sie sonst den Blick von ihrem Display abwenden müssten, und deren Leben bzw. Freizeit sich weitgehend nur noch in den sozialen Netzwerken abspielt. Solche User gibt es nämlich auch zur Genüge. Und die habe ich damit gemeint, als ich schrieb, dass ein Buch wie "Der Circle" von ihnen wohl kaum gelesen wird und sie sich mit der Thematik überhaupt nicht auseinandersetzen wollen und somit auch vom Autor nicht erreicht werden.

  • Ich habe jetzt knapp 100 Seiten gelesen und es wird immer zäher. so nach 30 Seiten weiß man bereits, wie der Hase läuft und worauf es so ungefähr hinführt. Das baut nicht gerade Spannung auf. Wie von anderen bereits erwähnt, sind die Figuren plakativ und zweidimensional. Ebenso die Firma und ihre Ideen, das hat Kinderbuchniveau. Mir ist völlig unklar, warum dieses Buch soviel Wirbel machen konnte. Vielleicht kommt der Knaller ja noch....

  • Die Figurenzeichnung in diesem Buch ist eine Katastrophe. Eigentlich sollte man erleben, wie Mae ihre Persönlichkeit verliert, blöd nur, dass sie gar keine hat, die sie verlieren könnte.


    Gelungen fand ich die Darstellung dieser hektischen Onlinewelt, in der es nur auf Klicks und Posts und Likes ankommt, diesen Zwang zur Partizipation und das Immer-Gläserner-Werden-Müssen. Das hat mir regelrechte Beklemmungen verursacht.

  • Ich bin auch froh, das Hörbuch (endlich) beendet zu haben. Kann mich vielem hier anschließen, interessantes Thema, erschreckende Szenarien, die gar nicht so weit her geholt scheinen, zu viele Wiederholungen, insgesamt zu lang, eher unsympathische Charaktere.


    Evtl. sind die Sexszenen deshalb so plakativ dargestellt, weil sie eben in der realen Welt sind, geheim bleiben, und somit nicht so wichtig sind für Mae? Die Sache mit dem Rating fand ich eher zum Schmunzeln.