Alexandra Bracken - Furchtlose Liebe / The Darkest Minds Never Fade

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    Gelungene Fortsetzung


    Am Ende des ersten Bandes hat Ruby ein ungeheures Opfer gebracht: um ihre große Liebe Liam zu retten, hat sie sich vollständig aus seiner Erinnerung gelöscht und ist einen Deal mit der korrupten Children's League eingegangen. Insgeheim nimmt sich sie vor, sich nur so lange als deren Soldatin benutzen zu lassen, bis Liam genug Zeit hatte, sich wirklich in Sicherheit zu bringen, und sich dann abzusetzen. Auf keinen Fall will sie daher emotionale Bindungen zu den anderen Jugendlichen in der League aufzubauen!


    Aber Ruby wäre nicht Ruby, wenn sie ihr Herz komplett verschließen könnte vor dem lieben, tapsigen Jude, der nach jedem Einsatz auf sie zuspringt wie ein begeisterter Welpe und sie ungestüm umarmt... Auch die anderen Jugendlichen in ihrer Einheit sind ihr schnell nicht mehr egal - nicht mal die mürrische, arrogante Vida, die Ruby immer das Gefühl gibt, Dreck unter den Sohlen ihrer Stiefel zu sein.


    Und so beschließt Ruby, heimlich mitzuhelfen, die Children's League wieder zu dem zu machen, was sie eigentlich ein sollte: eine Organisation, die den Kindern hilft, die ihren Familien weggenommen und in Lager gesperrt wurden. Doch dabei macht sie sich mächtige Feinde... Dann gerät ausgerechnet Liam in den Besitz von etwas, das alles verändern könnte und das ihn in ungeheure Gefahr bringt, und so muss sich Ruby auf eine gefährliche Rettungsmission begeben.


    Die Geschichte geht rasant und spannend weiter, denn die Gefahr für Ruby und ihre Freunde war nie größer! Die Geschehnisse überschlagen sich; kaum einer sieht die Jugendlichen noch als Menschen, überall sind sie nur die "Kreaturen" oder die "Freaks", die man entweder einsperren, benutzen oder sogar töten muss. Ruby weiß überhaupt nicht mehr, wem sie noch trauen kann, und noch schlimmer: sie vertraut sich selber nicht mehr...


    In diesem Band wird viel darauf eingegangen, dass die Menschen ja durchaus Grund dazu haben, sich vor den Psi-Kids zu fürchten. Ihre Fähigkeiten sind so ungeheuer wie gefährlich, und sie können in den falschen Händen zur tödlichen Waffe werden. Ruby und ihr Team begegnen einer Gruppe von Blauen, die zeigen, dass absolute Macht manchmal absolut korrumpiert... Ruby selber wird gezwungen, ihre Fähigkeiten für Dinge einzusetzen, von denen sie weiß, dass sie eigentlich ethisch nicht vertretbar sind, und so nach und nach stellt sie fest, dass sie sie auch immer gedankenloser einsetzt, um das zu erreichen, was sie will. Macht sie das zum Monster?


    Es gibt hier nicht DIE Guten und DIE Bösen, und das fand ich großartig. Die Autorin lässt Ruby sehr differenziert über die ethischen Fragen nachdenken und alles hinterfragen, und das macht aus dieser originellen Dystopie in meinen Augen auch ein lohnendes Jugendbuch zum Nachdenken, mehr als reine Action.


    Die neuen Charaktere haben mir sehr gut gefallen, allen voran der goldige kleine Jude, der in seinem riesigen Herzen scheinbar Platz hat für die ganze Welt. Er ist unglaublich rührend, und oft wirkt die bedrückende, grausame Welt, die Alexandra Bracken erschaffen hat, umso schrecklicher im Kontrast zu seinem ungebrochenen Optimismus. Aber vor allem hat mich beeindruckt, wie sich die Charaktere entwickelt haben, die wir schon aus dem ersten Band kennen. Besonders Ruby hat nur noch wenig gemeinsam mit dem verängstigten Kind, das sie damals war, aber ihre Entwicklung ist zwar drastisch, aber plausibel und glaubhaft.


    Dadurch, dass Liam sich nicht an Ruby erinnert, geht die Liebesgeschichte natürlich nicht einfach so weiter. Sie liebt ihn immer noch, sie vermisst ihn, aber es stehen eindeutig andere Dinge im Mittelpunkt - wie zum Beispiel das nackte Überleben. Dennoch ist diese Liebe ein wichtiger Teil dessen, was Ruby antreibt! Aber vor allem gibt es in diesem Buch sehr berührende Freundschaften.


    Der Schreibstil hat mir im ersten Band schon gut gefallen, und auch hier zeichnet die Autorin mit prägnanten Worten ein ungemein lebhaftes Bild dieser dystopischen Zukunft. Formulierungen wie diese haben mich sehr angesprochen:


    "Das rotblaue Licht der Polizeiwagen folgte meinem Weg über die Hausdächer wie ein höhnischer Schatten."


    Fazit:
    Die Fortsetzung zu "Die Überlebenden" ist in meinen Augen rundum gelungen: sehr spannend, zunehmend düster, mit lebensechten Charakteren, die an ihren Erlebnissen wachsen. Es gibt unerwartete Wendungen, Verrat und Tod, aber auch wunderbare Freundschaften und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

  • Mein Fazit:

    Oh wow, was für ein Buch. Der zweite Band ist noch heftiger als der erste, wie ich finde.


    Doch von Anfang an: Ruby ist in der League ein wenig zur Ruhe gekommen und hat auch ihre Ausbildung zur Soldatin der Childrens League erhalten. Nebenbei muss sie für Alban, dem Leiter der Organisation, die Gefangenen verhören. Für sie jedes Mal ein notwendiges Übel, wenn sie ihr Ziel erreichen will. Sie glaubt, ihrer Vorgesetzten Cate in irgendeiner Weise in der Schuld zu stehen und fühlt sich für ihre Gruppe durchaus verantwortlich. Vor allen Dingen für den zarten Jude, der noch ein richtig kleiner Junge ist und über keinerlei Kampferfahrung verfügt. Im weiteren Verlauf der Geschichte zeigt sich, das Ruby sich weiter entwickelt hat. Sie hat ihre Kräfte besser unter Kontrolle und konnte sie sogar verfeinern. Sie kann inzwischen sogar ohne körperlichen Kontakt in die Psyche der Menschen eindringen. Aber noch etwas entdeckt sie: Sie empfindet Freude daran, die Menschen zu quälen, die ihr und ihrer Gruppe nur Böses wollten. Sie quält sich mit Gewissensbisse und Schuldgefühlen, und doch ist sie immer wieder bereit, das Leben derjenigen zu verteidigen, die ihr wichtig sind.


    Die anderen Figuren aus der Gruppe sind weiter entwickelt worden oder es sind neue hinzugekommen. Die illustre Gruppe bildet ein eingeschweißtes Gespann, obwohl sie sich nicht immer untereinander grün sind. Doch die Treue und der Rückhalt geben Ruby immer wieder Kraft, weiterzumachen. Und sie muss mehr kämpfen als im ersten Band. Sie kommt oft an ihre Leistungsgrenze, wird auch schwer verletzt und gefangen genommen. Gleichzeitig hat sie Liam nie vergessen, empfindet noch immer starke Gefühle für ihn.
    Die Geschichte um Ruby zu lesen ist wie eine Achterbahn-Fahrt ohne vorhersehbares Ziel. Wohin das alles führt, ist nie genau klar. Die Verstrickung der einzelnen Agenten in den Aufstand ist genauso undurchsichtig wie die Rolle des Clancy Gray, dem Flüchtling aus dem ersten Band. Die Welt ist härter geworden und mir als Leserin erweckte sich der Eindruck, als wäre Ruby nur am Kämpfen. Immer wieder unvorhergesehene Dinge geschehen, wenn man denkt, sie hat es geschafft, jetzt kann sie endlich ein bißchen ausruhen. Nein, es folgte gleich die nächste Situation und am Ende war ich froh, das Buch geschafft zu haben. Es war hoch spannend, aber die vielen brutalen Übergriffe jeglicher Art haben mich auch geschlaucht.


    Die Nebenhandlung, nämlich die Aktivitäten des Präsidenten Gray, sind geschickt eingefädelt worden, so das am Ende eine logische Konsequenz entstand. Und das lässt vermuten, das es im dritten Teil richtig zur Sache gehen wird. Es ist noch ein paar Monate hin, so das ich mich von diesem Band ein wenig erholen kann. Aber ich freue mich schon sehr darauf.


    Wegen dem immerfortwährenden Kampf gibt es einen halben Stern Abzug, daher nur viereinhalb Sterne. Ansonsten, wer Dystopie liebt, wird auch diese Reihe lieben, es ist jedoch ratsam, die Bücher in der Reihenfolge zu lesen, da der zweite Band zumindest ziemlich nahtlos an dem ersten anschließt.


    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.