Luca di Fulvio - Das Kind, das nachts die Sonne fand / Il bambino che trovò il sole di notte

  • Kurzmeinung

    flohmaus
    Ein fantastisches Buch, die Seiten flogen nur so dahin.
  • Kurzmeinung

    Schüsselchen
    Sehr spannend und real (ungeschönt) geschrieben
  • Luca die Fulvio "Das Kind, das nachts die Sonne fand"


    Titel: Das Kind, das nachts die Sonne fand
    Autor: Luca di Fulvio
    ISBN: 978-3-404-17180-4
    Seiten: 830
    Verlag: Bastei Lübbe


    Autor:
    Luca di Fulvio wurde 1957 geboren und studierte nach der Schule Dramaturgie. Anschließend war er Mitglied des Livingf Theatre in London, bevor er 1996 seinen ersten Roman in Italien veröffentlichte. Der in Rom lebende Schriftsteller, dessen Werk "Der Junge, der Träume schenkte" 2011 ins Deutsche übersetzt wurde, beschäftigt sich dabei immer wieder mit Problematiken wie Gewalt gegen Frauen oder das Leben der Emigranten im Noew York der 20er Jahre. "Das Kind, das nachts die Sonne fand" ist sein dritter Roman, der im deutschsprachigen Raum erscheint.


    Handlung:
    Raühnval, ein opulentes Herrschaftsgebiet in den Ostalpen. Dort führt der junge Marcus ein priviligiertes Leben als Sohn des Landesfürsten. Bis zu dem Tag, als bei einem Massaker seine Familie und alle übrigen Burgbewohner ermordet werden. Marcus überlebt dank der Hilfe Eloisas, der Tochter der Hebamme, und findet Aufnahme bei den Dorfbewohnern. Doch die Herrschaft eines grausamen neuen Fürsten lässt bald einen kühnen Plan in ihm reifen: Marcus will für ein Leben in Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen, für sich und für die übrigen Leibeigenen des Reichs. Ein Vorhaben, das ihn erneut mit den dunkelsten Seiten des menschlichen Seins konfrontiert. Und ihm abermals das Kostbarste zu entreißen droht... (Klappentext)


    Rezension:
    Wenn ich Geschichte lesen möchte, greife ich meistens zu Sachbüchern, da ich nicht möchte, dass historische Fakten allzu sehr verdreht werden. Dann nämlich besteht die Gefahr, nicht mehr zwischen geschehenes und erfundenem unterscheiden zu können. Doch, habe ich mich dieses Mal an das neueste Werk von Luca di Fulvio gewagt, dessen andere Bestseller ich bisher unbeachtet gelassen hatte.


    Der italienische Autor nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise ins tiefste Mittelalter, genauer 1407, wo der 9-jährige Marcus als Sohn des Landesfürsten von Raühnval ein umsorgtes Leben führt. Er schläft in einem echten Bett, ist nie hungrig und wird von seinen Eltern nach allen Regeln erzogen, die ihn später zum Nachfolger seines Vaters werden lassen sollen. Marcus ahnt nichts von der Welt da draußen, wo die Bewohner der Dörfer in Armut leben und mit den einfachsten Mitteln zurechtkommen und von dem leben müssen, was Feld, Wald und Tiere hergeben. Doch, der Fürst ist gerecht und das Leben einigermaßen erträglich. Doch, auf einmal ändert sich alles. Die Herrscherfamilie fällt einem Massaker zum Opfer und nur Markus wird gerettet durch die mutige Tat von Eloisa, einem kleinen Mädchen seines Alters. Doch nun, aller Privilegien beraubt, muss er ums Überleben kämpfen. Für ihn heißt das, lernen, wie ein einfacher Mensch zu leben und zu arbeiten. Die Vergangenheit lässt ihn jedoch keine Ruhe. Der grausame neue Fürst hat, ohne von der wahren Identität des Jungen zu ahnen, im ständig in Blick, wie alle anderen Leibeigenen auch. Doch Marcus lernt sich zu behaupten und in seinem Inneren entwickelt er einen kühnen Plan.


    Ein atemraubendes Historienstück, Abenteuer und Krimi zugleich und eine beeindruckende Zeitreise. Auch, wenn es Raühnval nicht wirklich gegeben hat. Doch, so oder ähnlich hätte es sich durchaus abspeielen können als in Mitteleuropa noch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation existierte und unzählige Fürsten um die Vormachtstellung im Reich kämpften und Komplotte mit- und gegeneinander schmiedeten. Der Unterschied zwischen Landbevölkerung und herrschenden Adel wird hier sehr schön und detailliert dargestellt, die Charaktere sind vielschichtig und nicht statisch. Tatsächlich ist die Wandlung, die Luca di Fulvio vor allem Marcus/Mikhail zuschreibt, beeindruckend beschrieben, was auch für die übrigen Protagonisten gilt. Tatsächlich versinkt man in diese Welt, leidet mit, hofft und bangt, so dass die über 800 Seiten schnell verfliegen.


    Ein sehr guter Historienroman, über einen Jungen, der nachts die Sonne fand.

  • Wow, was für ein Buch!
    Ich bin jetzt bei 32% der eBuch-Version und habe das Gefühl mein persönliches Leseheighlight des Jahres in den Händen zu halten.


    Was DiFulvio in diesem Buch mit einer ganz simplen Sprache für Emotionen rüberbringt, ist unglaublich.


    Ich kann mein Lesemaschinchen kaum weglegen. Das könnte eine ziemlich lange Lesenacht werden. Zum Glück habe ich morgen frei. :study:

  • Mittlerweile habe ich das Buch durch und fand es richtig, richtig gut.


    Nur das Ende war meiner Meinung nach ziemlich übertrieben und kam dadurch recht unglauwürdig rüber.
    Darum ein halber Stern Abzug, aber trotzdem eine ganz klare Leseempfehlung von mir. :)

  • Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen regelrecht verschlungen.
    Luca Di Vulvio bedient sich einer sehr einfachen Sprache und schafft es dadurch eine große Vielfalt an Emotionen in seine Geschichte zu legen. Die Charaktere sind gut gezeichnet, allerdings manchal etwas sehr schwarz-weiß dargestellt.
    Auch sind manche Abschnitte schon recht gewaltsam, was auch detalliert beschrieben wird, und vielleicht nichts für allzu sanfte Gemüter. Für die kleineren Schwächen gebe ich einen halben Stern abzug.


    Insgesamt hat mir das Buch aber wirklich sehr gut gefallen und ich werde ganz sicher auch die anderen Romane des Autors in Angriff nehmen. :thumleft:
    Von mir gibt es eine Leseempfehlung!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Da steckte man eben noch in einer ausgewachsenen Leseflaute und schon wurde der Wunsch, endlich mal wieder ein richtig fesselndes Buch in den Händen zu halten, erhört.


    Di Fulvio versetzt den Leser ins eher späte Mittelalter und schildert die Lebensumstände der Leibeigenen, die von der Willkür ihrer Herrscher abhängig waren. Mitten darin ist Mikael, der aus seinem warmen Bett in der geschützten Burg hin zu einem bitterkalten Strohlager katapultiert wurde und nun zitternd und mit Frostbeulen versehen das Trauma aufarbeiten muss, das das Massaker an seiner Familie in ihm hinterlassen hat und sich dabei noch glücklich schätzen darf, überhaupt mit dem Leben davongekommen zu sein. Der Leser erlebt die Entwicklung des verschlossenen, extrem eingeschüchterten und sich dumm, nutz- und wertlos fühlenden kleinen Jungen hin zu einem starken Mann, der in der Nacht die Sonne sucht. Allein diese wunderschöne Metapher hatte mich ja schon für den Roman eingenommen, aber die wundervoll ausgearbeiteten Figuren, die selten einbrechende Spannungskurve und der allgemeine schöne Schreibstil haben ihr übriges dazu beigetragen, dass ich das Buch in den letzten Tagen kaum aus den Händen legen konnte.


    Mikael, dessen Schicksal einem das Herz zerreißen könnte, durchlebt eine grandiose Entwicklung. Allerdings tut er das nicht von heute auf morgen - der kleine Junge hat einen sehr langen, sehr schweren Weg vor sich, voller Demütigungen, lehrreichen Niederlagen und einigen Narben, die von diesen zurückbleiben. Er muss nicht nur lernen, harte körperliche Arbeit zu leisten, sondern auch an den seelischen Kämpfen, die er führt, nicht zu zerbrechen. Unterstützt wird er dabei von Eloisa und ihrer Mutter. Beides ebenfalls vielschichtige Figuren, die lieber etwas zu ruppig reagieren, als ihre wahren Gefühle zu offen zur Schau zu stellen.


    Bei historischen Romanen gibt es für mich immer zwei Punkte, die ich sehr kritisch betrachte und die für mich den Unterschied zwischen einem gelungenen Werk und einem Blabal-Geschreibsel machen. Zum Einen handelt es sich dabei um eine schwarz/weiß-Darstellung der Figuren. Sehr oft geht die Komplexität der Handlung zu Lasten der Vielschichtigkeit der Figuren, die entweder gut oder böse sind. Auch in diesem Roman stehen fast alle Figuren entweder auf der einen oder auf der anderen Seite. Der Leser bekommt feste Wertmaßstäbe aufdiktiert, denen er folgt und nach denen er die Charaktere einordnen kann. Glücklicherweise gibt es aber auch die eine oder andere ambivalente Figur, sodass dieser Krititkpunkt nicht allzuschwer auf dem Gesamturteil lastet.
    Der zweite Punkt, der mir wichtig ist, sind die historischen Tatsachen. Da ich keine Historikerin bin und deshalb kein Experte auf diesem Gebiet, bin ich in diesem Punkt nicht ganz so streng und lasse auch die eine oder andere dichterische Freiheit durchgehen. Mir ist vor allem wichtig, dass nicht mit modernen Maßstäben gemessen wird, sondern wirklich eine relativ glaubwürdige historische Moral in der Geschichte entwickelt wird. Jetzt geht es hier natürlich um die Leibeigenschaft und um die Umbruchssituation, die im auslaufenden Mittelalter die Feudalherrschaft abgelöst hat. Dass sich da auch moderne Gedanken einschleichen, ist also vorprogrammiert. Aber es bleibt für meinen Geschmack genügend Raum dafür da, die mittelalterlichen Richtlinen - die sich immer streng nach einer Obrigkeit richteten, sei es nun Gott beziehungsweise dem Papst oder dem König - herauszulesen und nachzuvollziehen.


    Formal positiv aufgefallen ist mir, dass die Kapitel nicht unglaublich lang sind, sodass man auch zwischendurch schnell noch zwei davon lesen kann, ohne gleich eine Stunde beschäftigt zu sein. Der Schreibstil ist, wie schon erwähnt, sehr schön zu lesen und zur Story passend. Also nicht gewollt schwurbelig-mittelalterlich, aber durchaus zum Thema passend. Einige Szenen sind dehr gewalttätig; darauf sollten zarter besaitete Leser vorbereitet sein. Aber auch das ist man von historischen Romanen ja gewöhnt.


    Am Ende ging mir tatsächlich alles ein wenig zu glatt auf, sodass es ein wenig konstruiert wirkte. Aber das verziehe ich dem Buch und vergebe trotz der (sehr kleinen) Kritikpunkte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: und eine Leseempfehlung!

  • Das Kind das Nachts die Sonne fand, ist ein bemerkenswerter Roman. Zugegeben die Story ist nicht neu, jedoch versteht sich der Autor darauf, eine Tiefe in seinem Roman zu schaffen die seltene ist. Die Charaktere sind allesamt toll ausgearbeitet und können von Anfang an überzeugen.



    Mikael und Eloisa sind mir sofort ans Herz gewachsen. Die Welt in Di Fulvios Roman ist lebendig und glaubwürdig. Teilweise auch sehr brutal. Es wird gefoltert und gemordet. Aber auch geliebt. Im Laufe der Geschichte geht man auf eine tolle Reise durch die Welt des beginnenden 15 Jahrhunderts. Wir treffen Schurken, Gaukler und Helden. Raühnval bleibt dabei immer zentraler Punkt. Mich hat die Geschichte sehr berührt und mitgerissen und ich war traurig als die Reise durch diese Welt zu Ende war. Das Ende wartet noch einmal alles auf und es geht richtig zur Sache.



    Mir fällt kein wirklicher Kritikpunkt ein. Eine für mich durch und durch gelungene Geschichte. Die über 800 Seiten sollten hierbei niemanden abschrecken, denn die fliegen nur so dahin. Ich hatte nie das Gefühl das irgendwas in die Länge gezogen wirkte. Jede Seite hat ihre Berechtigung und trägt zur dichten Atmosphäre bei. Mich hat die Reise in die Welt von Mikael und Eloisa sehr berührt und gerührt. Von mir gibt es 5 von 5 Sterne.

  • Dieses Buch war mein erster historischer Roman - also totale Premiere. Zuerst hatte ich es mir einmal in der Bücherei ausgeliehen - jedoch kam ich nicht dazu es zu lesen. Als ich es dann als Mängelexemplar in einem Buchladen sah, schlug ich zu. Aber eines ist klar, das Buch ist auch seinen vollen Preis wert. Schon von Anfang an hat mich der Titel fasziniert, weil man sich soviel damit vorstellen konnte. Ich hatte das Buch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, obwohl es nicht besonders dünn ist. Die Geschichte ist interessant geschrieben - jedoch nicht zu hundert Prozent jugendfrei. Die anderen historischen Romane von di Fulvio haben mich bis jetzt noch nicht zum lesen animiert. Leider.... Trotzdem kann ich ,,Der Junge der nachts die Sonne fand.´´ nur empfehlen.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Luca di Fulvio - Das Kind, das nachts die Sonne fand“ zu „Luca di Fulvio - Das Kind, das nachts die Sonne fand / Il bambino che trovò il sole di notte“ geändert.