Stefanie Kasper - Das verlorene Dorf

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Oberbayern 1843: Als sich die junge Waise Rosalie in den Bauern Romar verliebt, scheint sie ihr Glück gefunden zu haben. Doch die Waisenhausvorsteherin warnt Rosalie vor dieser Ehe und macht sonderbare Andeutungen. Rosalie heiratet Romar dennoch und folgt ihm in sein Heimatdorf, das tief im Wald verborgen liegt. Eines Nachts hört Rosalie ein Neugeborenes weinen, das am nächsten Tag als angebliche Totgeburt begraben wird. Dann kommt eine junge Frau, mit der Rosalie sich angefreundet hat, auf mysteriöse Weise zu Tode. Rosalie wird bald bewusst, dass in Romars Dorf nichts ist, wie es scheint – und dass auch sie selbst in tödlicher Gefahr schwebt ...


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Stefanie Kasper ist Ende zwanzig. Sie stammt aus Peiting im Bayerischen Oberland und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen im Ostallgäu. Gleich mit ihrem ersten Roman, »Die Tochter der Seherin«, gelang ihr ein großer Erfolg.


    Allgemeines
    Erschienen im Goldmann Verlag am 20.04.2015 als Taschenbuch mit 384 Seiten
    35 Kapitel - Epilog - Autorennachwort
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Hauptfigur Rosalie
    Handlungsorte: Augsburg, Schongau, Haberatshofen (Ostallgäu)
    Handlungszeit: 1830er Jahre, hauptsächlich 1844/1845 mit kursiv gedruckten Einschüben aus der Gegenwart


    Zum Inhalt
    Rosalie ist vom Schicksal doppelt geschlagen: Sie ist nicht nur ein elternloses Kind im üblichen Sinne, sondern sie wurde von ihren Eltern ausgesetzt, da sie ein Albino ist - ein Phänomen, das den Mitmenschen im bäuerlichen Umfeld des 19. Jahrhunderts unheimlich ist. Auch im Augsburger Waisenhaus bleibt sie eine Außenseiterin, zumal sie die Erzieherinnen und die anderen Kinder durch das Anfertigen ebenso kunstvoller wie düsterer Zeichnungen von Toten verstört. Als junge Erwachsene geht sie nach Schongau, um in der Küche des dortigen Waisenhauses der Köchin als Hilfe zur Hand zu gehen. Hier geschieht etwas, das der einsamen jungen Frau wie ein Wunder erscheint: Romar, ein Bauer aus dem kleinen Dorf Haberatshofen, verliebt sich in sie und macht ihr einen Heiratsantrag. Obwohl man Rosalie davor warnt, Romar in sein isoliertes, mitten im Wald gelegenes Dorf zu folgen, lässt sie sich nicht von ihrem Entschluss abbringen.
    Rosalie wird herzlich empfangen, dennoch kann sie nicht umhin, seltsame Eigenheiten der Dorfbewohner zu bemerken. Weshalb unterwerfen die wenigen Einwohner sich blind dem Diktat der Dorfältesten Willem und Ava, die keinen Kontakt zur Außenwelt wünschen und weder Besucher noch Ausflüge der Haberatshofener dulden? Und warum dürfen Rosalie und zwei andere Frauen, die kürzlich nach Haberatshofen geheiratet haben, nicht an den Dorfversammlungen teilnehmen? Was hat es mit dem Fluch auf sich, der über den Schwangeren und Gebärenden schwebt...?


    Beurteilung
    Schon das stimmungsvolle Cover und das düstere, dem Roman vorangestellte Gedicht "Zwielicht" von Joseph von Eichendorff weisen darauf hin, dass der Leser es hier mit einem außergewöhnlichen Roman zu tun hat, der einerseits ein historischer Roman mit Krimi-Elementen, andererseits ein Mystery-Roman ist.
    Als Aufhänger für ihre Geschichte hat die Autorin die Legende der Weißen Frau vom Sachsenrieder Forst gewählt. In kursiv gedruckten Einschüben zwischen den nummerierten Kapiteln der Haupthandlung spricht ein zunächst Unbekannter den Leser direkt an und berichtet von schrecklichen Unfällen, die sich aufgrund von Geistererscheinungen im Sachsenrieder Forst in der jüngsten Vergangenheit (21.Jahrhundert) zugetragen haben. Doch auch die fortlaufende Romanhandlung hat einen wahren Kern, es hat das winzige Dorf Haberatshofen seit dem 12.Jahrhundert bis zu seiner Auflösung im Jahre 1845 tatsächlich gegeben. Der Roman enthält Fotos eines Gedenksteins und des alten Dorfbrunnens, der bis heute erhalten ist.
    Rund um diesen historischen Sachverhalt spinnt die Autorin gekonnt eine fiktive Geschichte, die ebenso fesselnd wie auch beklemmend ist. Der Leser ahnt schon bald, was in der isolierten Gesellschaft vor sich geht und bangt um die Protagonistin Rosalie, die - glücklich, endlich ihrer Einsamkeit entronnen zu sein und trotz ihres ungewöhnlichen Äußeren akzeptiert zu werden - mit Scheuklappen durch das Leben geht. Obwohl sich auch ihr Mann sehr rätselhaft verhält, dauert es lange, bis Rosalie gewillt ist, sich ihrem eigenen unterdrückten Unbehagen zu stellen.
    Rosalies Verhalten mutet ein wenig unglaubwürdig an und auch die Vorgänge im Dorf mit seiner ungewöhnlichen Hierarchie wirken eher märchenhaft als realistisch, dies tut dem Vergnügen an der Lektüre aber keinen Abbruch, sondern erzeugt beim Leser eine anhaltende, sich langsam aufbauende Spannung, die in einem bemerkenswerten und durchaus noch überraschenden Finale gipfelt.
    Der verhaltene, mit Andeutungen gespickte Erzählstil passt gut zum beklemmenden Inhalt des Romans.


    Fazit
    Ein außergewöhnlicher Roman, der den Leser in die unheilvolle Atmosphäre eines isolierten Dorfes entführt und spannende Unterhaltung bietet!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Vielen Dank für Deine schöne Rezi, €nigma.


    Diese Vermischung verschiedener Genre hat mir schon bei Stefanie Kaspers Roman "Das Haus der dunklen Träume" gut gefallen und so ist nun auch "Das verlorene Dorf" auf meiner Wunschliste gelandet :)

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Düster-atmosphärisch, aber vorhersehbar


    Das Dorf Haberatshofen im Sachsenrieder Forst gab es wirklich. 1126 wurde es erstmals urkundlich erwähnt, und es ist auch bekannt, dass im Jahr 1809 dort drei Familien lebten, mitsamt Nutzvieh und Pferden. Außer dem Brunnen, ein paar Grabsteinen und den Grundmauern der zerstörten Kapelle erinnert heute jedoch nur noch eine Gedenktafel an die aufgegebene Siedlung.


    Die Autorin verknüpft in ihrem Roman, den sie im Jahr 1843 angesiedelt hat, das Schicksal dieser drei Familien mit der alten Legende der Weißen Frau - und einer düster-atmosphärischen Geschichte, die das Realistische mit dem Märchenhaften verbindet. Diese Grundidee fand ich sehr interessant, originell und ansprechend!


    Auch den Schreibstil fand ich großartig: dicht und voller bedrückend wunderschöner Stimmungsbilder. Das Gefühl beim Lesen hat mich an alte Schauergeschichten erinnert, an Legenden wie Sleepy Hollow oder die Geschichten von Edgar Allan Poe. Ich liebe diese Art von angenehmen, "klassischen" Grusel! Am Anfang hat mich das Buch richtig gepackt, und ich habe voller Spannung die Seiten geradezu verschlungen.


    Es geht um die Waise Rosalie, die ihr ganzes Leben lang eine verhasste Außenseiter war, denn als Albino hat sie weiße Haut und Augen, die in der Sonne rot glühen. In der damaligen Zeit kann sich das niemand erklären, und so gilt sie als Nachtmensch, als Dämonenkind. Deswegen ist sie nur zu bereit, ihrem geliebten Romar in sein Dorf im Wald zu folgen - obwohl es als verflucht verschrien ist und seine Bewohner als bedrohliche Sonderlinge. Warum sollte sie das stören, der doch selber Misstrauen entgegen schlägt?


    Zum ersten Mal erfährt sie dort Akzeptanz und Liebe, und so verschließt sie zunächst die Augen vor den ominösen und tragischen Ereignissen, und vor der Gefahr, die ihr droht...


    Leider, leider flaute die Spannung für mich mehr und mehr ab, denn vieles erschien mir einfach zu offensichtlich. Schon bevor ich bei der Hälfte angekommen war, hatte ich mir zusammengereimt, was in diesem Dorf wirklich vor sich geht. Erst störte mich das gar nicht so sehr, weil ich die Geschichte dennoch sehr unterhaltsam fand...


    Aber ich fand immer schwerer zu glauben, wie blind Rosalie dafür ist, was direkt vor ihren Augen passiert. Mehr als einmal sieht sie Dinge, die sich einfach nicht mit dem erklären lassen, was ihr erzählt wird. Sie wird von verschiedenen Menschen, die überzeugende Argumente vorbringen, eindringlich gewarnt. Sie stellt sich öfter die richtigen Fragen, kommt sogar zu den richtigen Antworten - nur um sich dann alles wieder schön zu reden. Ein ständiges Hin und Her, das ich irgendwann nur noch ermüdend fand, denn Rosalie kam mir eigentlich zu intelligent vor, um sich so täuschen zu lassen.


    Auch das Ende fand ich eher enttäuschend. Die große Enthüllung war für mich keine Überraschung, und abgesehen davon fand ich es etwas aufgesetzt und unglaubwürdig.


    Rosalie ist anfangs ein sehr starker Charakter voller interessanter Facetten. Die Autorin beschreibt sie sehr lebendig, und ich fand es einfach, mich in sie hineinzuversetzen. Allerdings wird ihr Potential in meinen Augen ab der Hälfte des Buches immer weniger ausgeschöpft.


    Die meisten anderen Charaktere, sogar Romar, bleiben eher rätselhaft. Rosalie glaubt sie zu kennen, sogar zu lieben, aber dennoch hatte ich als Leser nie das Gefühl, sie wirklich zu verstehen. Aber das hat mich nicht so sehr gestört, weil es zur Geschichte passt, und zu dieser grundlegenden Stimmung von Mysterium und Gefahr.


    Rosalie liebt Romar, und dennoch würde ich das Buch nicht als Liebesgeschichte bezeichnen. Diese Liebe ist es schließlich, die Rosalie hineinzieht in der verlorene Dorf, und diese Liebe ist es auch, die Romar zu einem emotional Zerrissenen macht. Mir hat gut gefallen, dass die Autorin auf Kitsch verzichtet, und auch darauf, die Liebe zum Allheilmittel zu machen.


    Fazit:
    Im Jahr 1834 wird die junge Rosalie, verhasst und gefürchtet wegen ihres Albinismus, von ihrem frisch angetrauten Mann mitgenommen in sein Dorf im tiefsten Wald: Haberatshofen, über das die finstersten Gerüchte kursieren. Dort findet sie eine Gemeinschaft von Sonderlingen vor, die sie mit offenen Armen empfangen und ihr zum ersten Mal in ihrem Leben Liebe und Akzeptanz schenken. Aber die Dinge sind nicht, wie sie scheinen...


    Die wunderbar schaurige Atmosphäre und der lebendige Schreibstil haben mich begeistert, und auch die Protagonistin fand ich interessant und vielversprechend. Leider wurde das Buch zunehmend vorhersehbar, und ich fand immer unglaubwürdiger, dass Rosalie nicht versteht, was vor sich geht, obwohl sie immer wieder mit der Nase darauf gestoßen wird.

  • Die Mischung aus Spannung, Mysterie, Liebesgeschichte und der historischen Verknüpfung zu teils realen Gebäuden und Örtlichkeiten, nebst ihren überlieferten spukhaften Legenden, hat Stefanie Kasper bereits sehr schön in ihrem Buch „Das Haus der dunklen Träume“ umgesetzt. Deswegen war es für mich auch ein klares Bedürfnis nun ebenfalls ihr neues Buch zu lesen und so brach ich auf, in das verlorene Dorf.


    Im Gegensatz zum Haus der dunklen Träume spielt hier die komplette Handlung in der Vergangenheit. Um genau zu sein, in den 1840er Jahren, in einem weit abgelegenen Dorf mitten in den Wäldern Oberbayerns. Zwar wird die Geschichte quasi mittels eines Erzählers (der aus unserer heutigen Zeit stammt) im Rückblick berichtet, doch wie gesagt finden innerhalb der eigentlichen Story keinerlei Zeitsprünge statt.


    Recht bald zeichnete sich das Grundgerüst der Story ab und die Handlung war im Großen und Ganzen vorhersehbar. Dennoch schaffte es die Autorin hervorragend den Spannungsbogen bis ganz zum Schluß hoch zu halten. Ihr Schreibstil ließ absolut keine Langeweile aufkommen und sorgte am Ende sogar noch für die ein oder andere Überraschung.


    Das Buch floss mir regelrecht durch die Finger und jede Lesepause die ich gezwungen war einzulegen, störte mich von Mal zu Mal mehr.


    Die düstere, dichte und unheimliche Atmosphäre, die von besagtem Dorf und vor allem von seinen Einwohnern ausging, war förmlich greifbar. Das Grauen, welches dort geschmiedet wurde, ließ mich mehrfach innerlich schütteln und innehalten.


    Fazit: Ein durchaus lesenswerter Roman für Freunde von mystischen Liebesgeschichten, der für wunderbare Unterhaltung und Spannung sorgt. Von mir gibt es dafür :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne

  • Nachdem ich schon "Das Haus der dunklen Träume" von Stefanie Kasper sehr mochte, habe ich mich sehr gefreut, als dieses Buch von ihr erschien. Ich schenkte es meiner Mutter, die völlig begeistert war. Also musste das Buch direkt ausgeliehen und von mir selbst genauer unter die Lupe genommen werden.


    Was mir an Kaspers Schreibstil unheimlich gut gefällt, ist dieses dichte Netz aus Stimmung, Faszination für alte Orte und ihre Geschichten und, Spannung und authentischen Charakteren. Schon nach wenigen Seiten fesselte mich ihre Geschichte um Rosalie und Romar, weil ich mich von ihr völlig einlullen und davontragen lassen konnte.
    Kasper beherrscht eine sehr ansprechende Erzählweise, die in meinem Kopf sofort Bilder entstehen lässt und somit vom Sofa direkt in das Geschehen katapultiert.


    Die Geschichte selbst ist sehr faszinierend. Besonders wurde das Leseerlebnis für mich dadurch, dass es den Ort, der als Schauplatz dient, tatsächlich gab/gibt. Jedes Mal, wenn ich mir das ins Gedächtnis rief, lief mir ein Schauer über den Rücken. Natürlich hat Kasper hier (zumindest hauptsächlich) keine Fakten präsentiert, aber die Geschehnisse sind zumindest an die reale Geschichte des Ortes angelehnt, und sowas reizt mich doch immer sehr. Sogar so sehr, dass ich mich im Internet etwas über die Gegend belesen habe. Sehr interessant, was es da so alles gibt. Umso mehr konnte mich die düstere Atmosphäre des Dörfchens Haberatshofen (um es einmal beim Namen zu nennen) in ihren Bann ziehen. Ich war beim Lesen oft hin- und hergerissen und konnte nicht sagen, ob ich dem Ort lieber vertrauen oder ihn verachten soll. Es war fast, als würde ich die Ereignisse aus den Augen der Protagnositin verfolgen. So detailreich und liebevoll bannte Kasper ihren Schauplatz auf das Papier.


    Doch auch die Charaktere konnten mich wieder sehr begeistern. Die Waise Rosalie hatte es mir von Anfang an angetan. Die Autorin nimmt sich Zeit, um die junge Frau und ihre Lebensumstände vorzustellen. Dadurch konnte ich sehr schnell eine Verbindug zu ihr aufbauen und mich proflemlos auf sie einlassen. Auch andere Figuren wurden mit Fingerspitzengefühl gezeichnet, besitzen Tiefgang und äußerst realistische Züge. Sie weckten in mir verschiedenste Emotionen: Vertrauen, Wut, Ekel, Freude, Hoffnung und ... Überraschungen.


    Kasper gehört für mich schon jetzt zu den Autoren, die ein wirklich gutes Händchen für Spannung und interessante/unvorhergesehene Wendungen innerhalb ihrer Erzählungen haben. Das eine oder andere konnte ich mir zwar schon mal zusammenreimen, aber dieses große Ganze, das man am Ende überblicken kann, blieb für mich doch über den größten Zeitraum hinweg ungeahnt. Auf diese Art und Weise war ich immer wieder wahnsinnig gespannt darauf, was als nächstes passieren, welche Geheimnisse sich aufdecken lassen würden. Etwas, was ich beim Lesen solcher Geschichten ganz besonders liebe.


    Es gibt lediglich eine Kleinigkeit, die mir nicht wirklich schlüssig schien:


    Aber das ist wirklich nur eine Kleinigkeit, die sich auf meinen gesamten Leseeindruck nicht auswirkt. Ich vergebe ganz klar :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: für ein Buch, das mich absolut begeistert hat. Ich hoffe nur, die Autorin schreibt schon fleißig an ihrer nächsten Geschichte. Gekauft ist sie quasi jetzt schon.


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • Kurzbeschreibung:
    Oberbayern 1843: Als sich die junge Waise Rosalie in den Bauern Romar verliebt, scheint sie ihr Glück gefunden zu haben. Doch die Waisenhausvorsteherin warnt Rosalie vor dieser Ehe und macht sonderbare Andeutungen. Rosalie heiratet Romar dennoch und folgt ihm in sein Heimatdorf, das tief im Wald verborgen liegt. Eines Nachts hört Rosalie ein Neugeborenes weinen, das am nächsten Tag als angebliche Totgeburt begraben wird. Dann kommt eine junge Frau, mit der Rosalie sich angefreundet hat, auf mysteriöse Weise zu Tode. Rosalie wird bald bewusst, dass in Romars Dorf nichts ist, wie es scheint – und dass auch sie selbst in tödlicher Gefahr schwebt... *Quelle*


    Zur Autorin:
    Stefanie Kasper stammt aus Peiting im Bayerischen Oberland und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen im Ostallgäu. Gleich mit ihrem ersten Roman, Die Tochter der Seherin, gelang ihr ein großer Erfolg, dem viele weitere folgten.


    Meinung:
    Oberbayern im 19. Jahrhundert: Die junge Rosalie wächst in einem Waisenhaus auf, denn sie wurde von ihren leiblichen Eltern ausgesetzt, da sie ein Albino ist. Dieses Anderssein macht sie zur Außenseiterin, denn sie ist den Mitmenschen aufgrund ihres fast weißen Haars und ihren rötlich schimmernden Augen unheimlich. Durch ihre verstörenden Zeichnungen von Tod und Verderben wird sie von den anderen Kindern und auch den Erziehern gemieden.


    Nach ihrem Heimaufenthalt geht sie nach Schongau, wo sie eine Anstellung als Beiköchin im hiesigen Waisenhaus antritt. Dort lernt sie den Bauern Romar kennen, der aus dem entlegenen Dorf Haberatshofen stammt, einer kleinen Gemeinde mitten im Wald, von der Außenwelt regelrecht abgeschottet. Sie verliebt sich in ihn und die beiden heiraten alsbald. Im Dorf wird Rosalie zunächst freundlich aufgenommen und findet in Romars Cousine Sara eine Freundin. Doch schon bald mehren sich unheimliche Vorkommnisse in Haberatshofen, die Rosalie an der Gemeinschaft und auch an ihrem Ehemann zweifeln lässt. Was hat dieses Dorf zu verbergen?


    Stefanie Kasper hat mit Das verlorene Dorf einen stimmungsvoll-atmosphärischen Roman verfasst, der eine Mischung aus historischem Kriminalroman mit Mystery-Anteilen darstellt.


    Die Protagonistin Rosalie ist seit ihrer Kindheit eine Außenseiterin, vor der viele Menschen in ihrem Umfeld Angst haben, denn als Albino wird sie als eine Art Monstrosität angesehen. Ihre Krankheit ist im 19. Jahrhundert noch so gut wie unbekannt und sie wird als Nachtmensch bezeichnet. Als sie sich in Romar verliebt und er ihr einen Heiratsantrag macht, fühlt sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben glücklich und hört nicht auf die Warnungen, die ihr die Köchin Cäcilia mit auf den Weg gibt. So muss Rosalie erfahren, dass die zunächst sehr freundlichen Haberatshofener mehr mit ihr im Sinn haben, als sie nur als Ehefrau von Romar in ihrer kleinen Gemeinde willkommen zu heißen.


    Die Nebencharaktere wie Romar, seine Cousine Sara, mit der sich Rosalie schnell anfreundet und auch die anderen Dorfbewohner sind von Anfang an mysteriös und der Leser merkt schnell, dass sich hinter ihrer Maske der Freundlichkeit viel mehr verbirgt.


    Stefanie Kasper erzählt die Geschichte von Rosalie sehr stimmungsvoll und atmosphärisch. Über der ganzen Geschichte hängt eine Wolke aus Düsternis und es geschehen Dinge, bei denen man rätselt, ob sie nun wirklich passieren oder ob sich Rosalie manches nur einbildet. Anfangs braucht man ein wenig Geduld, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt, doch ab der Stelle, als Rosalie mit Romar nach Haberatshofen geht, wird es spannend und die unheilvollen Geschehnisse nehmen ihren Lauf. Zwar stößt man relativ schnell auf das Geheimnis der kleinen Dorfgemeinschaft, doch dies tut der Handlung nur wenig Abbruch.


    Interessant zu erfahren war, dass es eine alte Legende gibt, die sich um die Weiße Frau im Sachsenrieder Forst dreht und das Dorf Haberatshofen im 19. Jahrhundert wirklich existiert hat, von seinen Bewohnern allerdings verlassen wurde und in Vergessenheit geriet. Dies belegen 2 Fotografien im Anschluss an die Geschichte.


    Fazit:
    Das verlorene Dorf ist eine Mischung aus historischem Kriminalroman mit einem Mystery-Anteil, der viel vom Aberglauben der damaligen Zeit lebt und gelungen Fiktives mit einer ehemals real existierenden Gemeinschaft verbindet.


    Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich hab das ebook in nur zwei Tagen regelrecht verschlungen. Das ist bei mir eher selten.
    Die Geschichte hat mich total gefesselt. Obwohl mir Einiges von Anfang an ziemlich klar war


    Ich hab mit Rosalie mitgefiebert, mitgebangt. Manchmal hätte ich sie aber auch schütteln mögen, dass sie Vieles, was so offensichtlich war, nicht sehen wollte. Ich habe die Stimmung in diesem Dorf auch als immer bedrohlicher empfunden, gut gemacht von der Autorin. Das Ende hat mich dann doch wieder etwas überrascht.


    Der Ort Schongau sagte mir gar nichts und ich musste erstmal googlen wo das ist. Im Netz findet man eine Menge Spukgeschichten zum Sachsenrieder Forst und Umgebung. Die Bayern scheinen ein recht abergläubisches Völkchen zu sein :wink: Die Bilder die am Ende des Buches hatte ich im Netz bereits auch schon gesehen und war überrascht dass es das Dorf wirklich gegeben hat. Die Geschichte selbst ist allerdings fiktiv. Besser ist das.


    Von der Autorin möchte ich unbedingt noch mehr lesen.
    Eine spannende Geschichte die mich echt abgeholt hat. So müssen Bücher sein :thumleft: Volle Sternenzahl dafür :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Nachdem ich mir Eure Beiträge in diesem Thread so durchgelesen habe, steht meine nächste SuB-Befreiungsaktion wohl fest. :):study:
    Ich bin ja mal gespannt... :)

  • Ich habs nun durch, denn ich konnte es kaum aus der Hand legen. :thumleft:
    Wirklich ein sehr gelungenes Buch. :)


    Ich hatte zwar schon recht früh eine Ahnung, worauf alles hinauslaufen würde, aber trotzdem hat die Autorin eine superspannende, bedrückende Atmosphäre geschaffen. Was das Ganze so erschreckend gemacht hat, war die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte, denn so oft ich Rosalie auch in den Hintern hätte treten können, weil...


    ... konnte ich ihre Gründe trotzdem total nachvollziehen.
    Gerade Rosalies Situation hat diese Geschichte so ausweglos und daher so gruselig bedrückend wirken lassen.


    Ein tolles Buch, das ich jedem, der sich mal wieder richtig schön schaudern möchte, wärmstens empfehlen kann.
    Danke für diesen tollen Tipp, @Jessy1963 :thumleft: .

  • Stefanie Kasper - Das verlorene Dorf


    Meinung:
    Die Geschichte um das verlorene Dorf in Oberbayern liest sich verdammt gut. Die Autorin hat ein gutes Händchen bei der Sprache gezeigt und schafft es so, dass der Leser wunderbar vorankommt. Der Lesefluss ist herrlich weich und man gleitet geradezu durch das Buch.


    Die Erzählung selbst ist sehr ruhig gehalten, wenn man auch die Bedrohung in Haberatshofen immer spüren kann. Man stellt als Leser sehr schnell eigene Vermutungen zu den Geschehnissen an und kommt der Sache schnell auf die Spur. Was in dem Dorf passiert ist schnell klar, zumindest das große Problem erkennt man schnell, die vielen kleinen Dinge lösen sich spätestens zum Ende hin völlig auf.
    Das Ende selbst habe ich mir etwas anders vorgestellt, als es dann gekommen ist, was nicht bedeutet, dass es schlecht sein. Im Gegenteil, es ist sogar besser als mein zu Beginn Gedachtes.


    Als Leser will man hin und wieder die Personen im Buch einfach anschreien und ihnen ‚Redet miteinander!‘ entgegenschreien. Es könnten viele Missverständnisse umgangen werden, wenn die Personen einfach miteinander reden würden. Allerdings wäre dann die Geschichte nicht wie sie ist. Zum Einen muss man sagen, dass, gerade wenn Rosalie etwas wissen wollte, Frauen damals ihren Männer gehorsam waren (welch schöne Zeit, Anmerkung von mir ;) ), und wenn Romar eben nicht antworten wollte, so musste Rosalie das eben so hinnehmen. Zum Anderen ist da Romar, der gern reden würde, aber zwischen seiner Liebe zu Rosalie und der Dorfgemeinschaft hin und hergerissen ist und sich somit immer wieder auf’s Neue entscheiden muss. Allerdings gibt er sich, bis kurz vor Ende der Geschichte, immer nur sehr rätselhaft Rosalie gegenüber, welche, durch ihre Liebe und sein Verhalten, wiederum verwirrt ist und dann eben nicht das tut was er gern wollen würde. Man sieht, ein Kernproblem ist hier das Miteinander reden, welches, zum Großteil, nicht vorhanden ist. Die Autorin hat dieses Problem, das Miteinander, die Sehnsucht und Liebe der Protagonisten und die Verzweiflung wunderbar eingefangen und präsentiert die Geschichte ruhig und glaubhaft.


    Die Atmosphäre im Buch hat mir auch wunderbar gefallen. Sie ist romantisch (die Örtlichkeiten der Erzählung), liebevoll (Rosalie und Romar, sowohl als Paar als auch zum Großteil den Anderen gegenüber), bedrohlich,verzweifelnd, traurig (die Geschicke der ‚Opfer‘, das Dorf) und geheimnisvoll (was verbirgt sich hinter all dem, die weiße Frau). All das macht das Buch zu einer wunderbar runden Erzählung, die den Leser nie langweilt, ihn an keiner Stelle stresst und ihn immer weiter lesen lässt.


    Man darf hier keinen Mysterieknaller erwarten. Man könnte sich streiten, ob die Legende um die weiße Frau sein muss. Sicherlich macht es die Geschichte interessanter, doch auch ohne dieses Mysterium wäre die Geschichte, so wie sie Stefanie Kasper zu Papier gebracht hat, lesenswert. Sie zeigt Abgründe dieses Zeitabschnitts auf, die sicherlich nicht abwägig sind. Ich persönlich kenne mich nicht in dieser Epoche aus, doch sicherlich gab es solche Ereignisse in abgeschieden Gegenden.


    Fazit:
    ‚Das verlorene Dorf‘ ist eine schöne Geschichte eines ausgestoßenen Mädchens, welches sich nichts mehr wünscht als endlich als Mensch respektiert zu werden. Es ist die Geschichte über die Suche nach Liebe, Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Trotz aller Widrigkeiten glaubt sie bis zum bitteren Ende an das was sie sich am sehnlichsten wünscht.
    Wenn man ehrlich ist, ist in diesem Buch nicht viel passiert, aber dennoch war es nie langweilig. Es war ruhig und dennoch spannend und wunderbar geschrieben.
    Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich werde mir auch andere Bücher der Autorin anschauen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn


  • 1844: Rosalie wird von ihren Eltern verstoßen und ausgesetzt. Eine Waisenhaus-Mitarbeiterin findet Rosalie, nimmt sie mit und zieht sie im Waisenhaus groß, als wäre Rosalie ihre eigene Tochter.


    Doch die anderen Kinder und Mitarbeiter im Waisenhaus halten sich aus Angst von ihr fern, denn Rosalie ist ein Albino-Mensch - lakenweiße Haut und rote Augen. Und auch sonst will niemand etwas mit ihr zu tun haben.


    Jahre später lernt Rosalie Romar kennen, der in einem abgeschiedenen, tief im Wald liegenden Dorf lebt, und verliebt sich in ihn.
    Als Romar sie darum bittet seine Frau zu werden, willigt Rosalie ein und ignoriert alle Warnungen, die sie von den anderen zu hören bekommt.


    Im Dorf angekommen, fühlt sich Rosalie zum ersten Mal in ihrem Leben sicher, akzeptiert und aufgenommen. Es dauert auch nicht lang, bis sie erste Freundschaften schließt.
    Doch der Schein trügt. Als Rosalie merkt, welche Machenschaften sich wirklich im Dorf abspielen, ist es zu spät. In ihr wächst bereits neues Leben heran und Flucht ist nicht mehr möglich, denn die Dorfbewohner bewachen sie auf Schritt und Tritt ...


    Persönliche Meinung:


    Zu Beginn der Geschichte erfährt der Leser, wie Rosalie aufgewachsen ist und wie sie sich als ständige Außenseiterin fühlt.
    Das glaubhaft rüberzubringen, ist der Autorin voll und ganz gelungen. Dann geht es auch schon los und man steckt mitten im Geschehen.


    Während dem Lesen merkt man richtig, dass sich Kasper beim Gestalten ihrer Protagonisten sehr viel Mühe gegeben hat. Denn fast jede hat ihre eigene Vergangenheit.


    Der Schreibstil ist flüssig, aber auch der Zeit, in der das alles, hervorragend angepasst.


    Diese Geschichte hat mich nicht unbedingt so mitgerissen, wie es bei Das Haus der dunklen Träume der Fall war, trotzdem bin ich von ihr wirklich begeistert!


    Mit diesem Buch habe ich Stefanie Kasper unter die Probe gestellt. Diese Probe hat sie bei mir durch und durch bestanden. Ich werde auf jeden Fall weitere Werke von ihr lesen!!


    Ich mag es sehr, dass die Autorin sich in ihren Büchern auf wahre Begebenheiten bezieht und somit ihren Geschichten noch mehr Farbe verleiht, weil sie sich dadurch nicht alles nur an den Haaren herbeizieht.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich fand die düstere, drückende Atmosphäre, die sich das ganze Buch über hält, sehr gut gelungen. Man wusste, dass da irgendwas im Busch ist, ab einem bestimmten Zeitpunkt war es sogar vorrausschaubar, allerdings konnte ich dennoch das Buch nicht weglegen. Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Einzig war mir die Protagonistin etwas sehr naiv, heiratet sie den "Fremden" doch sehr schnell, aber das und die Vorhersehbarkeit sind nur kleine Mängel, daher gibts von mir wohlverdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Und wieder bin ich einem Buch aufgrund des Covers erlegen. Diese düstere Stimmung, die mich bereits beim Anblick des Buches befiel, machte mich sehr neugierig. Auch der Klappentext versprach Spannung und gute Unterhaltung.


    Die ersten Seiten fand ich sehr spannend, machten mich zugleich auch stutzig, da es sich ja um einen Roman handeln sollte. Jedoch hatte ich eher den Eindruck, einen Thriller oder Horrorroman in Händen zu halten. Spannend empfand ich dann auch die nächsten Seite und Kapitel.


    Die Protagonisten, hauptsächlich Rosalie, fand ich sehr gut dargestellt, so dass ich auch die Emotionen spüren konnte.


    Dann jedoch kam der Abbruch des Ganzen. Zahlreiche Wiederholungen, sehr viel Fantasyelemente und nicht mehr nachvollziehbare Handlungen. Ich hatte stellenweise das Gefühl, als wäre die Geschichte ausgeschöpft oder erschöpft. Dennoch verfiel ich dem Zwang weiterlesen zu wollen. Und immer wieder hatte ich die Hoffnung, dass es wieder mystisch und spannend wird.


    Das Ende jedoch hatte mich komplett aus sehr Bahn geworfen. Wollte man den Leser gefühlsmäßig auf eine falsche Fährte locken und diese dann abrupt enden lassen? Oder war einfach aus der Geschichte nicht mehr rauszuholen? Ich weiß es nicht. Deshalb bin ich auch mit etlichen Fragezeichen zurückgeblieben. Wie geht es weiter? Was ist dann geschehen? Was ist mit dem Dorf passiert? Wo sind die restlichen Bewohner geblieben?


    Für mich war das Ende sehr unrund und nicht wirklich passend und stimmig zur gesamten Geschichte. All die vielen Worte bis die Story zum eigentlichen Punkt kam und dann - Ende. Hm....


    Fazit:




    Ich kann auch nicht wirklich sagen, ob mir das Buch gefallen hat, oder nicht. Es war anders. Anders als erwartet und anders als angekündigt. Ist es ein Roman? Oder ein Mysterythriller? Eine fantastische Geschichte? Irgendwie von jedem Genre etwas. Ein Roman mit Mystery und Fantasie Elementen.