Knut Hamsun - Segen der Erde / Markens Grøde

  • Kurzmeinung

    Sarange
    Mich hat diese betont schlichte und emotional distanzierte Erzählweise leider nicht abgeholt. Abbruch nach 50 Seiten.
  • Autor: Knut Hamsun
    Titel: Segen der Erde
    Originaltitel: Markens Grøde
    Seiten: 352
    Verlag: dtv
    ISBN: 9783423110556


    Der Autor: (alle Angaben der Wikipedia-Seite entnommen)
    Knut Hamsun (geboren als Knud Pedersen am 04. August 1859, gestorben am 19. Februar 1952 ) war ein norwegischer Schriftsteller, der 1920 den Literaturnobelpreis für sein 1917 erschienenes Werk "Segen der Erde" erhielt.
    Seine Kindheit und Jugend verbrachte er auf dem kleinen Hof Hamsund in Nordland, eine Gegend in der scheinbar eine rückständige, fast feudale Gesellschaft mit ihren patriarchalischen Beziehungen zwischen Herren und Untergebenen herrschte. Wie viele seiner Landsleute Ende des 19. Jahrhunderts, wanderte auch Hamsun nach Amerika aus, um dort sein Glück zu versuchen und der Armut in der norwegischen Heimat zu entkommen. Allerdings kam er wenige Jahre später zurück nach Norwegen, da ihm der American Way of Life ebenso wenig zusagte wie der britische Imperialismus oder Kommunismus. Hamsun war vielmehr ein Bewunderer Deutschlands, sogar in der Zeit des Nationalsozialismus bezog er Partei für Hitlers Vorgehen. Er rechtfertigte die Errichtung von Konzentrationslagern und bezeichnete Hitler in einem Nachruf als einen Reformator von höchstem Rang und Verkünder des Evangeliums. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ihm aufgrund seiner Kollaboration mit den Deutschen der Prozess gemacht; in seinem letzten Werk "Auf überwachsenen Pfaden" verteidigt er seine Ansichten.


    Inhalt und eigene Meinung:
    Der Roman ist ein Appell an das ursprüngliche, mit der Natur verwurzelte, bäuerliche Leben. Der fleissige Landmann Isak lässt sich Ende des 19. Jahrhunderts in einer einsamen Gegend nieder, um sich die Landschaft nutzbar zu machen. Woher er kommt, und wer er ist - das wird dem Leser nicht erklärt; die Geschichte beginnt ähnlich einem Schöpfungsakt:

    Zitat

    "Der lange, lange Pfad über das Moor in den Wald hinein - wer hat ihn ausgetreten? Der Mann, der Mensch, der erste, der hier war. Für ihn war noch kein Pfad vorhanden."


    Isak baut eine Hütte, rodet Bäume, geht fischen und jagen, entwässert das Moor und tauscht einige seiner Produkte in der nahegelegenen Stadt gegen die paar Waren, die er nicht selbst herstellen kann. Kurz darauf gesellt sich Inger dazu. Eine romantische Liebesgeschichte wird nicht erzählt, das "Zusammenkommen" wird lapidar auf einer knappen halben Seite beschrieben:

    Zitat

    "Eines Tages kam die Hilfe. Droben auf der Halde wanderte sie lange hin und her, ehe sie sich hervorwagte. ... Nachts war er gierig nach ihr und bekam sie."


    Überhaupt ist Hamsuns Schreibstil sehr trocken und sachlich. Das weitere Zusammenleben des ziemlich wortkargen Paares und die Entwicklung der kleinen Ansiedlung zu einem ansehnlichen Hof wird stets knapp und grösstenteils emotionslos geschildert. Die Sprache ist so einfach wie das beschriebene bäuerliche Leben: verzweigte Sätze, ausschweifende Schilderungen, tiefgehende Gedanken und spannende Erlebnisse sucht man in dem Buch vergeblich. Allerdings frei von Problemen ist das einsame Leben auf der Allmend natürlich nicht. Nach zwei erfolgreichen Geburten wird Inger ihr drittes Kind direkt nach der Geburt umbringen: es kommt mit einer Hasenscharte auf die Welt, ein Makel den auch Inger hat, und diese selbst erfahrene Pein möchte sie ihrer Tochter ersparen. Allerdings wird sie dabei beobachtet und kommt daher für einige Jahre ins Gefängnis nach Drontheim, wo sie ihr viertes Kind auf die Welt bringen wird.


    Unterdessen geht die Erfolgsgeschichte des Hofes weiter. Isak kauft das von ihm bestellte Land dem Staat ab, eine Telefonleitung wird durchs Land gelegt, eine Kupfermine entsteht, weitere Bauern siedeln sich an. Kleine zivilisatorische Veränderungen, die von Isak eher argwöhnisch zur Kenntnis genommen werden. Er ist und bleibt der einfache Landmann, der durch Fleiss und in Einklang mit der Natur sein Leben wie bisher gestaltet. Die übrigen Protagonisten - häufig sind es Städter- gestalten ihr Leben in der Natur ohne Erfolg: sie sind zu faul, zu verwöhnt, zu anspruchsvoll, undankbar und ausbeuterisch der Natur gegenüber.


    Der Gegensatz zwischen Land und Stadt wird immer wieder thematisiert: Inger kommt als neuer Mensch aus der Haft in Drontheim. Die Hasenscharte wurde wegoperiert, sie hat diverses Handwerk, sowie Lesen und Schreiben gelernt. Allerdings hat sie sich auch städtische Umgangsformen angeeignet, interessiert sich für Mode, schätzt den Sinn von Taschengeld und hat auch sonst Schwierigkeiten sich wieder an den ländlichen Ablauf des Hofes einzugewöhnen. Es ist offensichtlich: nur Isak, der im Einklang mit der Natur lebt, ist gefestigt und mit sich im Reinen. Sein Sohn Eleseus, seine Frau Inger, sein Nachbar Brede und viele mehr, sind vom Trubel der Stadt geblendet, korrumpiert und möchten ohne grossen Aufwand ausschweifend leben.


    Ein Roman also mit deutlicher Botschaft: das produktive, naturverbundene Leben wird glorifiziert, die städtischen, zivilisatorischen Errungenschaften machen den Menschen nicht glücklich. Und so schwarz-weiss die Botschaft vermittelt wird, so einfach und unprätentiös ist auch die Schreibstil. Dank dieser nüchternen Sprache liest sich die Geschichte leicht, allerdings kommt wenig Spannung auf. Irgendwann wurde es für mich eine Aneinanderreihung von Neuerungen auf dem Hof, den Niederlagen der Städter und ein wirkliches Interesse / Sympathie gegenüber irgendeiner Figur in diesem Buch kam bei mir auch nicht auf. Es war ganz unterhaltsam, aber ein "Knut-Hamsun-Fan" werde ich wohl nicht mehr.