Teil 1: Prolog bis Abschnitt 33 (Seiten 7-149)

  • Hallo liebe Leserunde,


    also, auch wenn ich mich wiederholen sollte, die Leserunde mit euch macht wirklich viel Spaß! Manchmal ist es allerdings gar nicht so leicht, nichts zu schreiben ... aber ich will natürlich auch nicht zu viel verraten. Mir als Autorin gefällt übrigens das Tempo auch sehr gut. Mehr dann weiter unten:



    Schüsselchen schrieb:
    Für Carla wird das Fragezeichen im Kopf immer Größer! Sie versteht alles nicht - ich als Leser allerdings auch nicht. Immer diese seltsamen Verhalten, keiner sagt was! Doch diese Konstellation verleitet immer weiterzulesen.
    Ich finde auch gerade diese Konstellation so spannend. Denn ich habe noch keine Ahnung wo das ganze hinführt, uns das macht Lust aufs weiterlesen.


    Das freut mich, denn ich habe mir beim Schreiben natürlich auch gewünscht, dass man sich beim Lesen ein bisschen wie Carla fühlt ... :)


    Vielleicht macht sie das nur nicht, weil sie sich selbst auch nicht ganz traut. Sie weiß noch nicht ganz sicher, ob sie sich das nur einbildet, oder ob ihr wirklich etwas verschwiegen wird. Ich glaube, ihr Gedächtnisverlust spielt hier schon mit eine Rolle.


    Ja, so habe ich das auch gesehen.


    Ja, das haben viele getan. Mehr als man denkt. Ich hatte eine Kollegin deren Eltern damals eine Schneiderei an der Schönhauser Allee hatten. Ihre besten Freunde, ebenfalls Schneider, waren Juden. Sie haben sie als der berüchtigte Brief zur Deportation kam, versteckt. Leider wurden sie verraten. Die jüdische Familie wurde weggebracht, meine Kollegin (damals 5 Jahre alt) kam mit ihrer Mutter ins KZ Ravensbrück, der Vater nach Dachau. Der Vater hat leider nicht überlebt, aber meine Kollegin und ihre Mutter. Viele Jahre später, nach der Wende, ihre Mutter war schon längst tot, bekam sie einen Brief aus Amerika. Das waren die Nachfahren der jüdischen Familie welche sie, nachdem nun der Eiserne Vorhang gefallen war, ausfindig gemacht hatten und sich bedanken wollten. Sie auch eingeladen haben nach Amerika. Ich fand das unglaublich toll dass sie das nie vergessen hatten.


    Was für eine berührende Geschichte! Eigentlich müsste über diese Menschen viel mehr erzählt und sie auch noch viel stärker ins Gedächtnis der Allgemeinheit gerückt werden!


    da bin ich ganz bei dir, Jessy. Ich zerplatze vor Ungeduld schon beim Lesen, wenn ich mir vorstelle tatsächlich in so einer Situation zu stecken, würde ich explodieren. Ich hätte darauf bestanden, dass jeder mit seinem Wissen über die "verlorene Zeit" raus rückt. Ob die beschützen wollen oder nicht, spielt da für mich gar keine Rolle. Es gehört sich in meinen Augen so, dass die nahestehende Menschen Carla dabei helfen, in dem sie alles erzählen, was sie wissen. Wie unangenehm oder auch gefährlich das auch sein mag, was sie zu sagen haben.


    Im Prinzip hast du damit natürlich völlig recht, aber Carla befindet sich nach dem Unfall ja in eine Art "Ausnahmezustand", der sie anfangs nicht so aktiv handeln lässt, wie sie es normalerweise tun würde. Aber das ändert sich noch ... :)


    Buchfresser schrieb:
    Wenn ich lese, wie die Nazis mit Juden (und überhaupt allen "Andersdenkenden") umgehen, wird mir ganz anders
    oh, da muss ich dir zustimmen. Ich meide generell Bücher über solche Themen, bekommt mir seelisch gar nicht. Auch hier in diesem Buch traf mich die Ungerechtigkeit und die Ungeheuerlichkeit hart. Ich weiß nicht, es bewegt sehr, wenn solche Szenen beschrieben werden. Allerdings muss es ja auch bewegen. Immer und jeden, finde ich.


    Das ging mir beim Recherchieren und Schreiben nichts anders. Mich hat dieses Thema auch oft sehr mitgenommen. Egal wie sehr man sich die Verkettung von politischen und gesellschaftlich Gründen und auch unglücklichen Umständen vor Augen führt, die den Aufstieg der Nationalsozialisten möglich gemacht haben, die Fassungslosigkeit bleibt. Gerade deshalb finde ich es aber auch wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.


    Wenn ich so etwas lese bin ich immer sehr froh dass in meiner Familie immer ganz offen über alles geredet wurde. Auch über eventuelle Verfehlungen. So eine nervende Geheimniskrämerei kenne ich nicht.


    Da hast du wirklich Glück, ich glaube nicht, dass das in vielen Familien selbstverständlich ist, vor allem nicht, wenn es echte "Verfehlungen" gegeben hat.


    Jessy1963 schrieb:
    Ich liebe solche alten Cottages mit "verwunschenem" Garten
    ja, nicht Wahr. Gerade der verwunschene Garten hat es mir angetan.


    Ja, das Haus und der Garten haben mich auch begeistert. Irgendwie denke ich immer, Menschen, die in solchen Häusern wohnen, können nicht schlecht sein, deshalb traue ich meinem Gefühl nach Paul auch nichts Schlechtes zu hinsichtlich seiner Tochter.


    Darüber freue ich mich jetzt total! :) Ich hätte das Haus und den Garten übrigens auch gerne ...



    Emili: gute Besserung!


    @Jessy1963: Ja, stimmt, das bin ich. :) Dann wünsche ich ich dir viel Spaß beim Lesen der Büchern.

  • Der Name Behringer ist mir gleich so bekannt vorgekommen, also schnell ein paar Seiten zurückgeblättert... und aha - Paul scheint wohl Carlas Vater zu sein. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. :-k Ich muss gleich wieder weiterlesen....


    Allgemein zu diesen Kapiteln:
    Ich habe noch nicht wirklich viele historische Bücher zu diesem Zeitraum gelesen und die, die ich gelesen habe, spielten alle mehr oder weniger in KZ. Das war natürlich auch nicht schön zu lesen, aber doch ein ganz anderer Blickwinkel.
    Rein theoretisch weiß ich ja zu dieser Zeit recht viel (da ist vom Geschichtsunterricht, wenn auch schon lange her, doch einiges hängen geblieben und mein Mann hat unzählige Sachbücher zu dem Thema hier stehen), aber diese Szenen, wie beispielweise mit der SA im Krankenhaus, so direkt in einem Roman gekoppelt mit Emotionen vor Augen geführt zu bekommen, ist da schon irgendwie noch schockierender als die "trockenen" historischen Details.


    Ich kann Doras Gefühle gut verstehen, als der SA-Mann so plötzlich ein völlig anderes Gesicht zeigt und genauso, dass sie sich Vorwürfe für ihre Angst macht und dass sie beihnahe bereut hätte, den Dr. versteckt zu haben.
    Und ihre Angst, vor den anderen darüber zu sprechen.
    Ich denke, dieser Satz spiegelt die Situation sehr gut wieder:

    Zitat

    Es war ein Klima der leisen Angst, in dem sie alle auf einmal lebten - man überlegte sich, was man laut sagte.


    Dora bittet auch Jules das Land zu verlassen. Er würde das sogar in Erwägung ziehen, doch Deutschland ist seine Heimat, wie er sagt.
    Mich gruselt es wirklich bei dem Gedanken, wie da Menschen wie du und ich plötzlich verdammt wurden, nur weil sie einer anderen Religion angehörten.


    Kapitel 27 ist dann am Ende wieder etwas positiver. Dora und Paul werden einander immer vertrauter und als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, fragt er Dora, ob sie nicht mit ihm ausgehen wolle. :love:


    diesen Moment fand ich wichtig für mich und für weiteren Verlauf der Geschichte. Ich bin sehr gespannt, wohin Edith diese innere Unzufriedenheit führen wird. Denn die sagte auch noch, ihr fehle die Leidenschaft. Für mich heißt es, dass ihre Leidenschaft in einem anderen Bereich liegt, in einem Bereich, den sie für sich noch nicht entdeckt hat. Ich würde es ihr wünschen, ihren Platz im Leben zu finden. Irgendwie denke ich, dass es in Richtung Politik gehen könnte.


    Mir ist Ediths "Sinnkrise" auch gleich aufgefallen. Vielleicht ist ihre Bestimmung eine ganz andere? Liegt hier irgendwo der Grund verborgen, warum sich Doras und Ediths Wege trennten?


    Ich muss jetzt dringend weiterlesen...


    Und beinah vergessen: @Emili Gute Besserung!

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Hallo liebe Leserunde,


    also, auch wenn ich mich wiederholen sollte, die Leserunde mit euch macht wirklich viel Spaß! Manchmal ist es allerdings gar nicht so leicht, nichts zu schreiben ... aber ich will natürlich auch nicht zu viel verraten. Mir als Autorin gefällt übrigens das Tempo auch sehr gut.


    Da kann ich mich auch nur anschließen. Diese Leserunde und der Austausch untereinander ist spannend und macht es mir leicht Beiträge zu schreiben (Sonst bin ich diese Ein- bis Dreizeilertexterin. Mehr zu schreiben, davor scheue ich mich normalerweise) Ein ganzes großes :friends: an Alle.


    Carla sucht auf dem Dachboden nach Hinweisen auf Edith. Carla fällt auf, wie unglücklich und ernst ihre Mutter auf Fotos aus Carlas und Anastasias Kindheit aussieht. In einem älteren Fotoalbum sieht es so aus, als wären nachträglich Fotos wieder rausgenommen worden. Außerdem findet sie ein Buch mit Einträgen zu Pferdewetten.


    Als sie in Boscastle Einkäufe erledigt, begegnet sie Lauren, einer Schulfreundin von Anastasia. Diese gibt ihr den Hinweis, sich mit ihrem Verwandten in Verbindung zu setzen, der die Ermittlungen bei Anastasia leitete. Das hat Carla schon vor dem Unfall vorgehabt. Lauren erzählt, das Anastasia oft mit dem Gedanken gespielt hat, einfach wegzulaufen, die Streitereien mit Paul haben ihr sehr zugesetzt. Lauren schürt außerdem meine Hoffnung, dass Anastasia noch leben könnte.


    Vor dem Haus ihrer Eltern steht David Grant. Er möchte einige Dinge klarstellen. Carla ist verwirrt und fragt ihn gerade heraus, ob sie etwas miteinander hatten. David betont, es sei alles rein freundschaftlich geblieben. Paul kommt nach Hause. Interessant, dass David bei der gegenseitigen Bekanntmachung nur seinen Vornamen nennt und sich als Carlas Arbeitskollege ausgibt. Als die beiden zum Reden spazieren gehen, kommt heraus, dass Carla auch mit ihm über ihre Eheprobleme mit Tom gesprochen hat und vor ihren Augen flammt ein Bild auf. Es würde bedeuten, dass David sie hinsichtlich ihres rein freundschaftlichen Verhältnisses belogen hat.



    Irgendwie kann ich Paul nicht wirklich böse sein, dass er ihr irgendwas verheimlicht. Er scheint ein sehr fürsorglicher Vater für Carla gewesen zu sein. Ich kann nur schwer glauben, dass er irgendwas Böses im Sinn hat und das er wirklich der Überzeugung ist, dass er sie schützt indem er ihr etwas verheimlicht.


    Paul hat mich auch für sich eingenommen. Besonders als er schildert, dass Dora und er auch jetzt mit der psychischen Erkrankung stille Momente des Glücks teilen :love: Trotzdem finde ich die Paktiererei mit Tom merkwürdig. Das hat einen faden Beigeschmack.


    Carlas Vater ruft in London an, wen ruft er an und warum? Vielleicht Tom?


    Der Gedanke kam mir auch sofort.

  • Es gibt eine Gedenkstätte in Berlin für diejenigen, die trotz aller Gefahr und Repressalien Juden geholfen haben. Ein Überleben im Untergrund war ohne Hilfe von anderen vor allem in den späteren Jahren auch kaum möglich. In der Gedenkstätte wird ihrer als "stille Helden" gedacht. Diese Menschen haben mich bei meinen Recherchen unglaublich beeindruckt. In Berlin gab es so zum Beispiel einen Hausmeister, der Juden, als man anfing, sie zu deportieren, immer wieder heimlich im Heizungskeller versteckt hat.


    Das sind wirklich Helden. Wenn man liest, was damals in Berlin, bzw. Deutschland, abging (ich bin inzwischen schon weit im nächsten Teil bis Kapitel 62 :uups: ), dann fürchte ich, dass ich trotz Hass auf die Nazis ein Feigling gewesen wäre...


    Wenn man sich die damalige Führungsriege der Nazis anschaut, hat diese Überzeugung von der angeblichen "Herrenrasse" heute ja auch etwas wirklich Absurdes. Im Berliner Volksmund gab es damals übrigens hinter vorgehaltener Hand einen Ausspruch, der das aufs Korn genommen hat. "Lieber Gott mach mich blind, damit ich den Goebbels arisch find" ...


    Ich kann grundsätzlich nicht begreifen, wie diese alberne Pappnase, die selbst nicht arisch war und - wenn man einer Biographie glauben darf - auch nicht das hellste Licht an der Tanne war, sich zu einem von zahlreichen Menschen bewunderten "Führer" aufschwingen konnte. Man muss doch kein Psychiater sein, um zu sehen, dass dieser Mann schlichtweg geisteskrank war.


    Wie lange hätte das aber gedauert bis sie mehr Geld verdient hätte und was hätten sie erstmal in das Studium investieren müssen?


    Es hätte mit dem Geldverdienen gedauert, aber das Studium hätten mit Sicherheit die Theußenbergs gezahlt.


    Viele Jahre später, nach der Wende, ihre Mutter war schon längst tot, bekam sie einen Brief aus Amerika. Das waren die Nachfahren der jüdischen Familie welche sie, nachdem nun der Eiserne Vorhang gefallen war, ausfindig gemacht hatten und sich bedanken wollten. Sie auch eingeladen haben nach Amerika. Ich fand das unglaublich toll dass sie das nie vergessen hatten.


    Das ist eine sehr bewegende Geschichte! :thumleft:


    Als sie in Boscastle Einkäufe erledigt, begegnet sie Lauren, einer Schulfreundin von Anastasia. Diese gibt ihr den Hinweis, sich mit ihrem Verwandten in Verbindung zu setzen, der die Ermittlungen bei Anastasia leitete.


    Seit den Enthüllungen des Onkels bekommt der Fall ganz neue Dimensionen. Jetzt käme noch jemand für die Szene im Prolog in Frage...


    Edit: Ich werde heute Abend ein anderes Buch parallel lesen, da offenbar immer noch niemand beim zweiten Teil ist. Es fällt mir allerdings sehr schwer, das Tempo zu drosseln.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Seit den Enthüllungen des Onkels bekommt der Fall ganz neue Dimensionen. Jetzt käme noch jemand für die Szene im Prolog in Frage...


    Ich hab mir versprochen, heute nicht mehr zu lesen und mich ein bisschen zu zügeln. Mal gucken, ob ich das jetzt noch schaffe :lechz:

  • Hier lernen wir Carlas Vater in jungen Jahren kennen. Nach diesem Abschnitt sind meine bedenken gegenüber Paul verschwunden. Ich kann mir nicht mehr vorstellen das er irgendwas mit Carlas Unfall zu tun haben könnte.


    Zunächst war ich, wie viele Mitleser hier, überrascht über den neuen Charakter, doch Paul hat mein Herz in der beschriebenen Szene im Sturm erobert.


    Meins auch. :love:


    Dora versteckt einen jüdischen Arzt im Schrank und mit der Hilfe des Patienten Paul Behringer gelingt die Flucht des Arztes.


    Ich habe großen Respekt für solche Menschen die den Juden geholfen haben, den es gehört sehr viel Mut dazu.
    Diese Szene war auch sehr gut geschrieben, man konnt die Angst von Dora regelrecht spüren.


    Schön noch immer das Vertrauensverhältnis zwischen Dora und Edith obwohl sie nun doch getrennte Wege gehen bzw. nicht mehr täglich so eng zusammen sind wie früher.


    Ich muss zugeben das hat mich positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht das die Freundschaft weiter so eng bestehen bleibt. Aber ich finde es klasse. :)


    Bei der Sache mit den fehlenden Fotos glaube ich nicht an einen Zufall, wie Carla es sich (noch) einzureden versucht.


    Ich glaube da auch nicht an einen Zufall und ich denke Carla weiß das eigentlich auch, sie will es nur noch nicht wahr haben.


    Als sie in Boscastle Einkäufe erledigt, begegnet sie Lauren, einer Schulfreundin von Anastasia. Diese gibt ihr den Hinweis, sich mit ihrem Verwandten in Verbindung zu setzen, der die Ermittlungen bei Anastasia leitete. Das hat Carla schon vor dem Unfall vorgehabt.


    Da bin ich gespannt was da noch raus kommt.
    Auch bestätigt Lauren das es zwischen Carla und Tom vor dem Unfall nicht so gut lief. Aber im Moment kann ich mir noch überhaupt nicht vorstelle was es da für einen Grund gegeben hat. :-k



    Vor dem Haus ihrer Eltern steht David Grant. Er möchte einige Dinge klarstellen. Carla ist verwirrt und fragt ihn gerade heraus, ob sie etwas miteinander hatten. David betont, es sei alles rein freundschaftlich geblieben.


    Was wohl eindeutig gelogen war, den ohne Grund wird Carla diesen Erinnerungsfetzten (als sie sich küssen) nicht gehabt haben.
    Aber so richtig übel kann ich ihm diese Lüge nicht nehmen, den wenn er wirklich mehr für Carla emfindet ist es eine sehr blöde Situation das sie nichts mehr davon weiß. 8-[



    Paul kommt nach Hause. Interessant, dass David bei der gegenseitigen Bekanntmachung nur seinen Vornamen nennt und sich als Carlas Arbeitskollege ausgibt.


    Das David gegenüber Paul nur seinen Vornamen nennt fand ich auch merkwürdig. Kennt Paul wohl Verwandte von ihm?


    So ich bin nun auch mit diesem Abschnitt fertig und werde mich heut Abend über die nächsten Seiten her machen. Ich bin zu gespannt wie es weiter geht. :lechz:

    SuB Anfang 2024/aktuell: 742/751
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    Hier kommt ihr zu meinem Bookstagram Account . :D Schaut gerne vorbei. :love:

  • Ich kann grundsätzlich nicht begreifen, wie diese alberne Pappnase, die selbst nicht arisch war und - wenn man einer Biographie glauben darf - auch nicht das hellste Licht an der Tanne war, sich zu einem von zahlreichen Menschen bewunderten "Führer" aufschwingen konnte. Man muss doch kein Psychiater sein, um zu sehen, dass dieser Mann schlichtweg geisteskrank war.


    Ja, aber man muss das aus der Sicht der Verhältnisse der damaligen Zeit sehen. Nicht aus den heutigen Erfahrungen heraus. Ich will das nicht verteidigen oder gar gutheissen aber ich kann es ansatzweise nachvollziehen. Die Wirtschaft am Boden, Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit in grossem Ausmass. Nach Ende des 1. Weltkrieges ständige politische Unruhen. Durch den Versailler Vertrag hohe Reparationslasten. Regierunge(n) die es einfach nicht auf die Reihe brachten, Stabilität ins Land zu bringen. Das sind so viele Faktoren die da einfach zusammenspielen. Auf deutsch gesagt, die Leute hatten einfach die Schn... gestrichen voll. Und ich glaube, die meisten haben auch gar nicht erkannt wo das schlussendlich hinführte. Da wäre die Begeisterung vielleicht nicht so gross gewesen. Aber hier wurde etwas versprochen was die Leute so lange vermisst haben. Arbeit, Stabilität und auch ein Stück "Selbstbewusstsein" nach dem verlorenen Krieg. Im Nachhinein betrachtet ist Geschichte anders als in dem Moment, in dem aktuellen Zeitrahmen wo sie passiert bzw. das Verständnis dafür.

  • Rein theoretisch weiß ich ja zu dieser Zeit recht viel (da ist vom Geschichtsunterricht, wenn auch schon lange her, doch einiges hängen geblieben und mein Mann hat unzählige Sachbücher zu dem Thema hier stehen), aber diese Szenen, wie beispielweise mit der SA im Krankenhaus, so direkt in einem Roman gekoppelt mit Emotionen vor Augen geführt zu bekommen, ist da schon irgendwie noch schockierender als die "trockenen" historischen Details.


    Das kann ich gut verstehen. Bei einem Sachbuch kann man sich ja trotzdem noch über den Verstand distanzieren, aber die Emotionen erlauben das nicht. Für mich ist es deshalb bei der Vorbereitung zu einem Roman auch immer ganz wichtig, viele persönliche Lebensberichte und Briefe zu lesen, um menschlich so nah wie möglich an eine Zeit zu herankommen.


    Paul hat mich auch für sich eingenommen. Besonders als er schildert, dass Dora und er auch jetzt mit der psychischen Erkrankung stille Momente des Glücks teilen Trotzdem finde ich die Paktiererei mit Tom merkwürdig. Das hat einen faden Beigeschmack.


    Hat es auf jeden Fall - auch wenn Paul dafür seine Gründe hat ...


    Das sind wirklich Helden. Wenn man liest, was damals in Berlin, bzw. Deutschland, abging (ich bin inzwischen schon weit im nächsten Teil bis Kapitel 62 ), dann fürchte ich, dass ich trotz Hass auf die Nazis ein Feigling gewesen wäre...


    Ich bin mir leider auch nicht sicher, ob ich diesen Mut wirklich gehabt hätte, auch wenn ich es mir wünschen würde. Ich glaube, dass das nicht einfach war, mit dieser Angst und Bedrohung klarzukommen. Deshalb war es mir auch so wichtig, im Roman zu zeigen, dass Dora nach ihrem heldenhaften Eingreifen im Krankenhaus von ihrer eigenen Angst eingeholt wird.

    Was wohl eindeutig gelogen war, den ohne Grund wird Carla diesen Erinnerungsfetzten (als sie sich küssen) nicht gehabt haben.
    Aber so richtig übel kann ich ihm diese Lüge nicht nehmen, den wenn er wirklich mehr für Carla emfindet ist es eine sehr blöde Situation das sie nichts mehr davon weiß.


    Ja, David ist in keiner einfachen Situation, was Carla angeht. :) Mehr dazu aber an späterer Stelle ...


    Aber hier wurde etwas versprochen was die Leute so lange vermisst haben. Arbeit, Stabilität und auch ein Stück "Selbstbewusstsein" nach dem verlorenen Krieg. Im Nachhinein betrachtet ist Geschichte anders als in dem Moment, in dem aktuellen Zeitrahmen wo sie passiert bzw. das Verständnis dafür.


    Ja, und zusätzlich zu dem, was du beschreibst, war es eben auch eine Zeit der Umbrüche, die psychologisch bestimmt vielen Menschen Angst gemacht hat. Die Gegensätze zu den Zeiten, in denen es noch einen Kaiser und eindeutige Hierarchien gegeben hatte, waren einfach sehr groß. Zum ersten Mal versuchte man nun, eine Demokratie zu etablieren, die von den konservativen Parteien ja von Anfang an als Bedrohung für das Land empfunden wurde und dann gab es gesellschaftlich auch noch diese vielen modernen Impulse und moralischen Freiheiten, die von vielen als gefährlicher Sittenverfall angesehen wurden.

  • Kapitel 23-33


    23-27 (Paul)
    Das Krankenhaus wird von den Nazis gestürmt und vom jüdischen Personal "gereinigt". Dora versteckt im Effekt einen jüdischen Arzt bei Paul im Schrank. Dieser hilft ihr über. Bedingt durch dieses gemeinsame Geheimnis entsteht eine Verbindung, die tiefer ist als Freundschaft. Beide fühlen sich zueinander hingezogen.
    Dora berichtet ihrer Freundin Edith von dem Vorfall im Krankenhaus, da es sie innerlich sehr aufgewühlt hat.


    28-33 (Carla)
    Rachel erweist sich als gute Freundin und als einzigste Vertrauensperson. Ich freue mich für Carla, dass sie zumindest eine Person hat, der sie vertrauen kann, auch wenn diese nichts weiß :cry:


    Carla stöbert auf dem Dachboden ihrer Eltern in alten Fotoalben. Sie erinnert sich, dass es einen Onkel in Berlin gibt, zu dem kein Kontakt mehr besteht. Des weiteren findet sie ein Fotoalbum, bei dem Fotos herausgetrennt wurden. Die Frage ist, wann sind die Fotos rausgenommen worden. Schon vor längerem, oder erst vor 7 Monaten, als sie die ersten Nachforschungen betrieb?


    Carla trifft die ehemalige Freundin ihrer verschwundenen Schwester Anastasia. Diese erzähl ihr, dass
    Carla sich vor ihrem Unfall über Anastasia und dem damaligen Hergang des Verschwinden erkundigt habe und dass sie im Sommer vorhatte mit dem damals mit den Ermittlungen beschäftigten Kripo-Beamten zu sprechen. Auch dass damals eine männliche Leiche angespült wurde und Anastasia sich oft mit ihrem Vater gestritten hat. Sie wollte sogar weglaufen, wenn Carla nicht wäre.
    Irgendwie habe ich den Verdacht, dass die Leiche der Mann von den Klippen war und dass Anastasias Tasche mit dem Mann hinuntergeworfen wurde, um das zu vertuschen, was er Anastasia erzählt hat. Doch wo ist Anastasia? Und wer hat den Mann hinabgeworfen? Oder war es ein Unfall? Tatsache ist, Anastasia ist das Mädchen vom Prolog, die vor ihrem Vater geflüchtet ist!


    Paul, Claras Vater macht sich sorgen. Es sickert durch, dass die Vergangenheit Dora um den Verstand gebracht hat. Paul will Clara schützen und setzt alles daran, dass sie die Wahrheit nicht erfährt.


    Paul hat mich auch für sich eingenommen. Besonders als er schildert, dass Dora und er auch jetzt mit der psychischen Erkrankung stille Momente des Glücks teilen Trotzdem finde ich die Paktiererei mit Tom merkwürdig. Das hat einen faden Beigeschmack.


    Dem faden Beigeschmack stimme ich zu. Allerdings kann ich Paul auch irgendwie verstehen. Er will Carla schützen. In London ist sie weit genug weg und bei Tom gut aufgehoben. Ich denke auch, dass er entweder von den Differenzen in der Ehe nichts wusste, oder diese nicht wahrhaben wollte. Den in der Außenwirkung ist Tom der perfekte Ehemann! Und für sein Kind möchte man ja nur das Beste.


    David Grant taucht plötzlich in Cornwall auf und will ein klärendes Gespräch mit Clara. Diese bittet David die Wahrheit zu sagen. David berichtet, was er weiß und beruhigt Clara, dass sie sich auf rein freundschaftlicher Basis nahe standen. Doch plötzlich hat sie eine Erinnerung, dass sie sich geküsst haben. Eine Einbildung, oder hat David doch gelogen?
    In dem Moment tat mir Clara völlig leid! Endlich will jemand die Wahrheit sagen und dann wird man evtl. doch wieder angelogen. Andererseits kann ich David verstehen. Wenn er wirklich, und diesen Anschein hat es für mich, in Clara verliebt ist und es ehrlich mit ihr meint, dann weiß er auch, dass Liebe nicht erzwungen werden kann. Und nachdem Clara sich an seine Person nicht erinnert, würde er sie nur um so mehr verwirren, wenn er von dem Verhältnis erzählen würde. Ist es die wahre Liebe, dann würde Clara schon von alleine darauf kommen oder sich erneut in ihn verlieben. Eigentlich schön von ihm, ihr Zeit zu lassen :-k

  • Ja, aber man muss das aus der Sicht der Verhältnisse der damaligen Zeit sehen.


    Ich kann noch nachvollziehen, dass Leute, die große Versprechungen machen, es erstmal in eine bestimmte Position schaffen. Aber als klar wurde, was Hitler wirklich im Schilde führte (ganze Völker auszurotten und das irre Gefasel vom "Herrenmenschen"), da hätten die intelligenteren Mitbürger merken müssen, dass er nicht sauber tickt.
    Rassisten wird es immer geben, aber ich verstehe nicht, wie dieser Mann so viele Menschen mit seinem Wahn anstecken konnte und gleichzeitig ein solches Netzwerk aufbauen konnte, dass die kritischen und vernünftigen Geister im Land kaum aufzumucken wagten.
    Auch den Personenkult um ihn als Einzelnen kann ich nicht nachvollziehen, ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass sich heutzutage "Heil Merkel!" als allgemeine deutsche Grußformel durchsetzen würde. Aber vielleicht liegt dieses Unverständnis an mir, denn ich habe überhaupt keinen Sinn für Starkult jeder Art.

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    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ok, jetzt bin ich mir doch sicher, dass Paul Carlas Vater ist.
    Irgendwie hab ich es im Moment nicht so mit Namen. Ständig muss ich nochmal nachschauen, wie wer mit Nachnamen geheißen hat :uups: .
    Carlas verlorene Erinnerungen scheinen nun langsam wieder an die Oberfläche zu wollen. Vielleicht trägt die Umgebung dazu bei.


    Im Cottage ihrer Eltern geht Carla auf den Dachboden um in der Vergangenheit zu stöbern. Aus einem der Alben wurden offenbar Fotos entfernt. Ich bin gespannt, ob die irgendwann im Laufe der Geschichte wieder auftauchen!


    Ich glaube, Boscastle würde mir sehr gut gefallen! :)


    Nach Carlas Gespräch mit Lauren habe ich Hoffnung, dass Anastasia vielleicht doch noch lebt, wenn die angespülte Leiche wirklich in Zusammenhang mit dem angespülten Rucksack stand.
    Seltsam, dass Anastasia immer solchen Streit mit Paul hatte und er sogar handgreiflich wurde, wenn er offenbar zu Carla so ein gutes Verhältnis hat. Ob sie möglicherweise wirklich nicht seine Tochter war?


    Das Zusammentreffen mit David Grant hat wieder mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet. Wozu er wohl überhaupt zu Besuch gekommen ist, wenn er eigentlich nichts Neues zu sagen hat, außer möglicherweise eine neuerliche Lüge, so denn Carlas Erinnerung eine echte ist.


    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu verwirrend. Ich habe einfach nur noch geschrieben, was mir aufgefallen ist und Fragen aufgeworfen hat. Den Inhalt wollte ich nicht nochmal zusammenfassen.


    Paul hat mich auch für sich eingenommen. Besonders als er schildert, dass Dora und er auch jetzt mit der psychischen Erkrankung stille Momente des Glücks teilen Trotzdem finde ich die Paktiererei mit Tom merkwürdig. Das hat einen faden Beigeschmack.


    Ich mag Paul auch gerne. Er scheint außerdem wirklich nur das Beste für Carla im Sinn zu haben, was auch immer er verschweigt.


    Seit den Enthüllungen des Onkels bekommt der Fall ganz neue Dimensionen. Jetzt käme noch jemand für die Szene im Prolog in Frage...


    Allerdings, ich glaube, der alte Einsiedler hat da eher weniger damit zu tun. Aber vielleicht war er ja ein Zeuge?

    Langsam muss ich aufpassen, was ich schreibe...

    Das kann ich gut verstehen. Bei einem Sachbuch kann man sich ja trotzdem noch über den Verstand distanzieren, aber die Emotionen erlauben das nicht. Für mich ist es deshalb bei der Vorbereitung zu einem Roman auch immer ganz wichtig, viele persönliche Lebensberichte und Briefe zu lesen, um menschlich so nah wie möglich an eine Zeit zu herankommen.


    Ich denke auch, dass es ganz wichtig ist, einzelnen Schicksalen ein Gesicht zu geben. Nur so kann man sich wirklich hineinversetzen und vielleicht verstehen, was da wirklich abgelaufen ist.


    Ich kann noch nachvollziehen, dass Leute, die große Versprechungen machen, es erstmal in eine bestimmte Position schaffen. Aber als klar wurde, was Hitler wirklich im Schilde führte (ganze Völker auszurotten und das irre Gefasel vom "Herrenmenschen"), da hätten die intelligenteren Mitbürger merken müssen, dass er nicht sauber tickt.
    Rassisten wird es immer geben, aber ich verstehe nicht, wie dieser Mann so viele Menschen mit seinem Wahn anstecken konnte und gleichzeitig ein solches Netzwerk aufbauen konnte, dass die kritischen und vernünftigen Geister im Land kaum aufzumucken wagten.
    Auch den Personenkult um ihn als Einzelnen kann ich nicht nachvollziehen, ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass sich heutzutage "Heil Merkel!" als allgemeine deutsche Grußformel durchsetzen würde. Aber vielleicht liegt dieses Unverständnis an mir, denn ich habe überhaupt keinen Sinn für Starkult jeder Art.


    Ich kann das auch ganz schlecht nachvollziehen.
    Er hatte aber so ein gutes Netzwerk aufgebaut, dass die, die aufmuckten, das nicht besonders lange konnten. Entweder sie waren dann tot oder in irgendein KZ abgeschoben. Angst hat da eine sehr große Rolle gespielt. Und ich finde, das kommt im Buch auch sehr gut raus. Dazu wollte ich aber später noch was sagen. Ich fürchte, das gehört dann in den nächsten Abschnitt. :uups:

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Allerdings, ich glaube, der alte Einsiedler hat da eher weniger damit zu tun


    Den meine ich auch nicht. :wink: Aber das ist eine Information aus dem nächsten Abschnitt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hallo Ihr ganz Lieben,
    vielen Dank für Eure mitfühlenden Worte, das war so lieb von Euch. Fühlt Euch alle einmal umarmt. Bei uns daheim geht noch alles drunter und drüber, aber das schöne Buch gibt mir in den kleinen Momenten eine Auszeit, in der ich mal nur an Carla und die Protagonisten denken kann. Und das ist wirklich sehr willkommen, zeigt es doch, das ein Buch auch trösten und ablenken und sich wieder etwas erholen lässt. Vielen Dank auch an Claire Winter für diese wirklich spannende Geschichte.


    Kapitel 28 - 33 Carla
    Carla erinnert sich an Kisten auf dem Dachboden des Elternhauses und macht sich daran, diese zu untersuchen, wobei sie Fotos findet, aber dem Fotoalbum fehlen auch einige, die jemand entfernt hat. Das alles ist schon irgendwie mysteriös, ich habe die Vermutung, dass es mit dem Verschwinden ihrer Schwester Anastasia in Zusammenhang steht. Aber wie gesagt, ich rätsele halt gerne und das wäre eine logische Erklärung für mich. Carla trifft auf eine ehemalige Freundin ihrer Schwester, die ihr einige Dinge aus der Zeit vor dem Unfall erzählt und auch Vermutungen zum "Tod" ihrer Schwester äußert. Die Situation wird immer verwirrender für Carla, doch so langsam bekommt sie immer mehr Ansätze, um ihre eigenen Nachforschungen anstellen zu können.
    Als sie zum Haus ihrer Eltern zurückkommt, steht auf einmal David Gray vor ihr. Er will ihr Verschiedenes erzählen, doch Carla merkt auch die seltsamen Schwingungen zwischen ihnen und hat einen Flashback, wie sie David küsst. Als Carlas Vater Paul auftaucht, verschwindet David recht schnell. Paul benimmt sich eigenartig, ist Carla gegenüber sehr einsilbig und nicht ehrlich, er weicht immer wieder aus, was Carla zunehmend auf die Nerven geht. Ehrlich, mir wäre auch schon der Geduldsfaden gerissen. Carla ist eine erwachsene Frau und der Krieg ist lange vorbei. Doch in welche Richtung das gehütete Geheimnis geht, da habe ich so meine Spekulationen...:) Trotzdem, die Zeit ist reif, dass Carla Bescheid weiß. Deshalb wird sie ohne Rücksicht auf Verluste den Spuren folgen, davon bin ich überzeugt.
    Das Buch ist einfach toll, man kann sich darin so herrlich verlieren und fiebert mit Carla mit.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Über die einzelnen Charaktere möchte ich gesondert eingehen, denn ich finde ihre Entwicklung schon innerhalb dieses Abschnittes erstaunlich und auch sehr gut nachvollziehbar.


    Carla - Sie ist durch den Unfall erst total verunsichert, fühlt sich mit ihrer Umwelt nicht sonderlich wohl, da sie das Gefühl hat, sich selbst nicht richtig zu kennen. Was mir besonders gefällt, sind die unterschwelligen Schwingungen, die sie sehr gut wahrnimmt und mehr ihrem Bauchgefühl folgt, wenn ihr was nicht behagt. Dass zwischen Tom und ihr was nicht stimmt, hat sie sofort gespürt, deshalb fühlt sie sich mit ihm auch nicht wohl. Wie recht sie damit hat, wird ihr nach und nach zugetragen. Sie hat auf jeden Fall gemerkt, dass er ihr was vormacht. Durch den Anstoß ihrer Freundin Rachel und ihrer eigenen Entschlossenheit wächst sie immer mehr zurück in ihr altes Selbstbewusstsein, sie will unbedingt wissen, was gewesen ist und lässt sich davon auch nicht mehr abbringen. Ich finde die stärkere Carla immer sympathischer und anziehender, denn sie lässt sich nicht unterkriegen, egal wie viel Schmerz sie erwarten wird.


    Tom - Ich kann den Kerl einfach nicht ausstehen. Er denkt nur an sich und seine Karriere und strahlt dabei eine Kälte und Berechenbarkeit aus, die einem Angst machen kann. Durch sein Verhalten will er Carla ruhig stellen bzw. klein halten. Er will unbedingt seinen Willen durchsetzen und seine Karriere vorantreiben, jeder Stolperstein auf seinem Weg zum Ziel wird von ihm aus dem Weg geräumt. Ich finde ihn kalt und gefühllos. Carla ist für ihn eigentlich nur ein Mittel zum Zweck.


    Dora - Sie ist für mich der Liebling der Vergangenheitsgeschichte. Sie ist so voller Leben, dabei nicht abgehoben, herzensgut und voller Liebe. Ihre Selbstlosigkeit beeindruckt mich und auch ihr Mut, der ihr selbst Angst macht. Die Freundschaft zu Edith eröffnet ihr Möglichkeiten, doch sie nutzt sie nicht aus, sondern nutzt sie dazu, sich ihre Träume zu erfüllen von einer Familie, einem Beruf, den sie liebt. Sie ist eine wirkliche Freundin, aber sie ist auch zart und zerbrechlich. Dass diese lebenslustige Frau nun in einem Sanatorium ist, bricht einem fast das Herz. Aber ich bin überzeugt davon, dass es mit dem Verschwinden von Anastasia und der Konfrontation mit der Vergangenheit zusammen hängt. Dies werden wir wohl noch herausfinden.


    Edith - Sie ist ebenfalls ein Sympathieträger, allerdings hat sie einen ganz anderen Hintergrund als Dora, sie musste sich nie Sorgen um das Auskommen machen. Trotzdem hat sie das Herz am rechten Fleck, die Freundschaft zu Dora hat auch ihr Leben stark verändert. Eigentlich könnte man die beiden sogar als Schwestern im Geiste bezeichnen, auch wenn sie so verschieden sind. Edith ist von den beiden die Stärkere, Forschere, die sich durchsetzen kann und sich nicht darum schert, was andere sagen. Doch dies resultiert aus dem familiären Hintergrund, beruht auch aus dem Stand der Familie heraus. Edith ist ein Freigeist, der alles ausprobieren und das Leben genießen will. Ihre Zukunftspläne sind grundverschieden zu denen von Dora, doch vielleicht gerade deshalb haben die beiden Frauen so eine innige Beziehung - sie sehen sich nicht als Konkurrentinnen.


    Paul - Er ist eine ehrliche Haut und trägt Dora praktisch auf Händen. Da haben sich sprichwörtlich zwei gesucht und gefunden. Sowohl Paul als auch Dora haben die gleichen hohen moralischen Werte, sie reden viel miteinander und wünschen sich das Gleiche vom Leben. Eigentlich finde ich Paul richtig zum Liebhaben, doch in den Kapiteln mit Carla kommt er mir seltsam distanziert seiner eigenen Tochter gegenüber vor. Dabei liebt er seine Frau immer noch abgöttisch, obwohl sie mittlerweile im Sanatorium ist - er fährt sie sehr oft besuchen, also kann er nicht ohne sie sein. Das zeugt von einer tiefen Verbundenheit und Liebe. Dass Paul Carla gegenüber so zugeknöpft ist, wäre ein Grund, weil er seine Frau schützen will. Alles führt auf Dora und ihre Freundschaft zu Edith zurück, doch Carla kann das noch nicht verstehen. Ich hoffe sehr, dass im weiteren Verlauf der Geschichte Paul sich Carla wieder mehr annähert, momentan ist das wirklich eine große Distanz zu spüren zwischen Menschen, die sich doch eigentlich sehr lieben.


    David - Der Mann ist faszinierend und gleichzeitig auch etwas undurchsichtig, aber ich mag ihn sehr. Meinem Gefühl nach ist er eine ehrliche Haut. Und er mag Carla...:) Die beiden würden sehr gut zusammen passen mit ihrem Hang zum Nachforschen und auch aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds. Die hätte sich immer was zu erzählen, da wäre es nie langweilig wie es mit Tom ist. David verfolgt allerdings auch eigene Ziele, er will einem alten Freund helfen, der eng mit Doras und Ediths Vergangenheit verbunden ist. Wie groß diese Verbindung ist, wird sich im weiteren Verlauf der Geschichte noch zeigen, doch David hat ein Versprechen gegeben, dem er auch nachkommen will. Solchen Menschen gilt mein ganzer Respekt, die ihr Wort halten. Natürlich vermutet er auch eine Geschichte dahinter, doch ich glaube in diesem Fall, dass ihm der menschliche Aspekt wichtiger ist.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


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  • @dreamworx eine tolle Zusammenfassung der Charaktere. Du sprichst mir damit aus der Seele und hast das wichtigste gut zusammengefasst. Meine absoluten Lieblinge sind im übrigen Dora und natürlich Paul :love:

    2022 gelesen :study: : 1

    2021 gelesen: 128
    2020 gelesen: 51 gehört: 9

  • Auch dass damals eine männliche Leiche angespült wurde und Anastasia sich oft mit ihrem Vater gestritten hat. Sie wollte sogar weglaufen, wenn Carla nicht wäre.


    Dieses Gespräch mit Lauren hinterlässt auch eine ziemliche Wirkung bei Carla, weil das, was sie erfährt, so gar nicht in das Bild passt, das sie von ihrem Vater hat.


    Ich denke auch, dass es ganz wichtig ist, einzelnen Schicksalen ein Gesicht zu geben. Nur so kann man sich wirklich hineinversetzen und vielleicht verstehen, was da wirklich abgelaufen ist.


    Ja, da hast du absolut recht. Ich glaube, nur über so einen Zugang kann man wirklich begreifen und verstehen, was historisch geschehen ist. Es gibt eine ganz tolle Ausstellung in Berlin - ( ich merke gerade, dass ich immer von Ausstellungen in dieser Leserunde erzähle, obwohl wir über ein Buch sprechen, aber für mich persönlich sind und waren solche Quellen für meine Recherchen unglaublich wichtig, ich hoffe, ich langweile damit niemanden ...) - die heißt WIR WAREN NACHBARN. Dort ist das Schicksal der verfolgten und ermordeten Juden aus dem Bezirk Schöneberg und Tempelhof aufgearbeitet worden. Man kann sich biographische Mappen mit Lebensläufen, Briefwechsel, Fotos und vielen anderen persönlichen Dokumenten anschauen und erfährt genau, in welcher Straße und welchem Haus die einzelnen Menschen gewohnt und gelebt haben, wann sie deportiert wurden oder ihnen noch die Flucht gelang. An den Wänden sind auf Karteikarten die Namen der jüdischen Bewohner aufgelistet, sie sind nach Straßennamen sortiert und ich stand auf einmal vor der Straße, in der ich wohne. Über die ganze Wand waren von oben nach unten Namen über Namen aufgelistet. Das war ein Moment, der mich das, was damals geschehen ist, noch mal in einer ganz anderen emotionalen Dimension hat verstehen lassen.


    €nigma schrieb:
    Ich kann noch nachvollziehen, dass Leute, die große Versprechungen machen, es erstmal in eine bestimmte Position schaffen. Aber als klar wurde, was Hitler wirklich im Schilde führte (ganze Völker auszurotten und das irre Gefasel vom "Herrenmenschen"), da hätten die intelligenteren Mitbürger merken müssen, dass er nicht sauber tickt.
    Rassisten wird es immer geben, aber ich verstehe nicht, wie dieser Mann so viele Menschen mit seinem Wahn anstecken konnte und gleichzeitig ein solches Netzwerk aufbauen konnte, dass die kritischen und vernünftigen Geister im Land kaum aufzumucken wagten.
    Auch den Personenkult um ihn als Einzelnen kann ich nicht nachvollziehen, ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass sich heutzutage "Heil Merkel!" als allgemeine deutsche Grußformel durchsetzen würde. Aber vielleicht liegt dieses Unverständnis an mir, denn ich habe überhaupt keinen Sinn für Starkult jeder Art.
    Ich kann das auch ganz schlecht nachvollziehen.
    Er hatte aber so ein gutes Netzwerk aufgebaut, dass die, die aufmuckten, das nicht besonders lange konnten. Entweder sie waren dann tot oder in irgendein KZ abgeschoben. Angst hat da eine sehr große Rolle gespielt. Und ich finde, das kommt im Buch auch sehr gut raus. Dazu wollte ich aber später noch was sagen. Ich fürchte, das gehört dann in den nächsten Abschnitt.


    Ich glaube aus unserer heutigen Sicht ist das auch sehr schwierig nachzuvollziehen, aber zum einen war ein großer Teil des intelligenteren sprich intellektuellen Bevölkerungsanteil nach der Machtergreifung emigriert und hatte damit keine Stimme mehr und dann haben die Nationalsozialisten mit einer Mischung aus Terror, Repressalien, strikter Pressezensur und Propaganda regiert. - Abgesehen davon war es aber ganz sicher auch so, dass es in der breiten Bevölkerung schon den Nährboden für dieses antisemitische und rassistische Gedankengut gab, gemischt vielleicht auch mit einem gewissen Sozialneid. Die ersten Berufsverbote für jüdische Ärzten oder Juristen wurden, so schrecklich es ist, zum Beispiel durchaus von vielen gutgeheißen.


    Das Buch ist einfach toll, man kann sich darin so herrlich verlieren und fiebert mit Carla mit.


    Dankeschön! Deine Zusammenfassung der Charaktere gefällt mir übrigens sehr. So habe ich sie auch beim Schreiben empfunden ... :):)

  • Carla erwacht am nächsten Morgen in einem leeren Haus und sie überlegt, was ihr Vater ihr verschweigen könnte. Sie ruft Rachel an und bespricht sich mit ihr. Nach dem Gespräch macht sie sich auf den Weg zum Dachboden um die alten Kisten nach Hinweisen zu Edith zu stöbern. In einer Kiste findet sie Hefte mit Pferdewetten und komischen Namen von Pferden. Ich überlege, ob dies wirklich Pferdewetten waren und nicht das Heft in dem ihr Vater Buch geführt hat, über das Vermögen der geflohenen und vertriebenen Juden. :scratch: Außerdem hat sie ein Adressbüchlein aus der Berliner Zeit gefunden und darin auch die Telefonnummer ihres Onkels Wilhelm. Dann noch Fotoalben aus der ersten Zeit in England und aus der Berliner Zeit. Aber einige Bilder von damals wurden aus dem Album entfernt! Bilder von Edith und Jules? :-k


    Sie beschließt nach Boscastle zu fahren und trifft dort auf Lauren, einer Schulfreundin ihrer Schwester Anastasia. Sie erzählt ihr, dass sie sich im Sommer sehr für ihre Schwester interessiert hätte und die beiden viel darüber gesprochen hätten. Ebenso, dass kurz nach Anastasia verschwinden nicht nur ihr Rucksack, sondern auch eine männliche Leiche angeschwemmt wurde. Ihr Onkel hätte da ermittelt. Auch erfährt sie, dass ihre Schwester oft Streit mit den Eltern hatte und weglaufen wollte, aber wegen Carla geblieben ist. :-k Dass das Verhältnis nicht gut war, hat man ja schon im Prolog gelesen. Ob der Mann, der sie am Arm gepackt hat, auch der Mörder und die Leiche ist?



    Sie fährt wieder nach Hause zu ihrem Vater und trifft da auf David Grant. Bevor sie miteinander reden können, taucht ihr Vater auf. Und Grant lässt sich eine Notlüge einfallen, und sie gehen spazieren. Unterwegs unterhalten sie sich und er erzählt was er weiß. Dass sie das Verhalten ihrer Mutter verstört hat, Jules Geschichte fasziniert hat und auch von ihrer verkorksten Ehe hat sie ihn erzählt. Carla ist erstaunt darüber, aber scheinbar muss es mit ihrer Ehe im Argen gelegen haben. Wir ahnen es ja auch und so wie sich Tom verhält, hat er meiner Meinung nach zumindest eine Affäre gehabt.
    Unterdessen erfahren wir auch, dass sich Carlas Vater Paul Behringer Vorwürfe macht, dass er damals nicht anders reagiert hat und nur Carla ihm davon abgehalten hat, auch noch aufzugeben. Dennoch verstehe ich nicht, weshalb er dann nach London telefoniert und nicht will, dass sie die Wahrheit erfährt. Was ist denn so schlimmes vorgefallen, dass er immer noch schweigt. [-( Der Krieg ist schon dreißig Jahre vorbei. Er weiß doch selbst, dass Carla so lange nachbohren wird, bis sie die Wahrheit erfährt. :)

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • ( ich merke gerade, dass ich immer von Ausstellungen in dieser Leserunde erzähle, obwohl wir über ein Buch sprechen, aber für mich persönlich sind und waren solche Quellen für meine Recherchen unglaublich wichtig, ich hoffe, ich langweile damit niemanden ...)


    also ich finde es sehr spannend so direkt zu erfahren, wo der Autor/die Autorin sich ihre Inspirationen und auch Fakten über die entsprechende Zeit geholt hat. Genauso wie ich auch z.B. die Postkarten von @Jessy1963 toll fand, so fügt sich alles zu einem Bild zusammen. :winken:

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • Seltsam, dass Anastasia immer solchen Streit mit Paul hatte und er sogar handgreiflich wurde, wenn er offenbar zu Carla so ein gutes Verhältnis hat. Ob sie möglicherweise wirklich nicht seine Tochter war?


    Auch erfährt sie, dass ihre Schwester oft Streit mit den Eltern hatte und weglaufen wollte, aber wegen Carla geblieben ist. Dass das Verhältnis nicht gut war, hat man ja schon im Prolog gelesen. Ob der Mann, der sie am Arm gepackt hat, auch der Mörder und die Leiche ist?


    Ich kann mir nicht vorstellen das Paul gegenüber Anastasia Handgreiflich geforden ist. Das hätte Carla doch mit sicherheit mitbekommen und davon hat sie doch nie was erwähnt. Oder ?
    Von daher denke ich nicht das Anastasia (wenn sie die Frau im Prolog ist) vor ihrem Vater davongelaufen ist.
    Aber vielleicht täusche ich mich auch so sehr in Paul.

    SuB Anfang 2024/aktuell: 742/751
    gelesene Bücher/Seiten 2024: 15 / 4 882 S.

    :study:


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