Teil 1: Prolog bis Abschnitt 33 (Seiten 7-149)

  • Im Buch ist man davon überzeugt, dass sie tot ist. Ich sträube mich noch ein bisschen dagegen und hoffe, dass sie lediglich verschwunden ist


    Ich bin ebenfalls keineswegs davon überzeugt, dass Anastasia tot ist.


    Inzwischen habe ich einiges über Doras Jugend erfahren. Dora hat großes Glück, bei einer so sympathischen und "vernünftigen" Familie wie den Theußenbergs gelandet zu sein. Über ihre Mutter dagegen kann ich nur den Kopf schütteln. :roll: Die Frau ist im 19.Jahrhundert steckengeblieben und denkt nicht von der Wand bis zur Tapete, egal ob es um die Freundschaft ihrer Tochter mit "Fräulein Edith", Doras Schullaufbahn oder ihre Frisur geht.


    Im 1975er Erzählstrang ist es aufschlussreich, dass die Ehe von Carla und Tom offenbar schon länger - und nicht nur wegen der Fehlgeburt - in einer Krise steckte(e).

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Kapitel 6 - 9


    Nun befinden wir uns mit Dora und Edith 1922/1923 in Berlin. Doras Mutter hat eine Anstellung im Hause Theußenberg gefunden. Ihr Mann ist im Ersten Weltkrieg gefallen. Die scheue Dora und die quirlige, abenteuerlustige Edith Theußenberg sind sich auf Anhieb sympathisch. Als Dora Edith das Leben rettet, ist deren Mutter sehr dankbar. Von da an sind die beiden unzertrennlich - sehr zum Missfallen von Doras Mutter :roll:


    Gleichzeitig belasten Reparationszahlungen und der Einmarsch der Franzosen ins Ruhrgebiet die deutsche Wirtschaft, das sogenannte Krisenjahr 1923 wird eingeläutet. Durch die Hyperinflation gehen Menschen mit einer Schubkarre voller Geld einkaufen und kommen mit einem Brot nach Hause ( :shock: )


    Dieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen. Süß, wie sich Edith und Edith ewige Freundschaft schwören :love: Erinnert mich ein bisschen an Anne Shirley und Diana Barry aus Anne auf Green Gables.

  • Mir haben diese Kapitel auch sehr gut gefallen. Ich lese eh lieber von der "alten" Zeit . Das Berlin der zwanziger Jahre hätte ich mal so gern kennengelernt. Hier war richtig was los, da waren wir wirklich (im Gegensatz zu heute) Weltstadt !
    Dora rettet Edith aus dem Lietzensee. Dieser war mir sofort vor Augen, es ist so schön dort ! Ich habe dort ganz in der Nähe mal gearbeitet. :)
    Schön wie die beiden Mädchen Freundschaft schliessen. Allerdings denke ich, dass das und auch die Toleranz und Freizügigkeit der Theussenbergs (sie bezahlen sogar für Dora das Schulgeld) zur damaligen Zeit eher eine grosse Ausnahme war.


    Sind die Theussenbergs Juden ? Dem Namen nach eigentlich nicht aber ich weiss aus Erzählungen alter Berliner dass oft bei den Juden diese ausgeprägten Standesdünkel nicht so ganz extrem vorhanden waren. Hier in Berlin gab es sehr viele Juden, auch sehr reiche. Diese waren fest integriert und hatten wichtige Positionen in Wirtschaft, Politik und Kultur. Grosse Verlage, Kaufhäuser, sehr viele Künstler. So eine Stadtvilla in Charlottenburg am Lietzensee würde gut dazu passen.
    Toll fand ich wie Edith zu Dora steht als die Schulkameradinnen dumme Bemerkungen machen.
    Von der politischen Stimmung der Zeit kommt jetzt noch nicht so viel rüber auch wenn die entsprechenden Ereignisse angesprochen werden. Kommt vielleicht noch.
    Sehr schöne Kapitel und ich war jetzt fast enttäuscht als ich sah, dass es nun leider wieder mit der Handlung im jahr 1975 weitergeht :lol:

  • 2
    Das Schicksal war Carla nicht gerade gnädig! Erst die Schwester verschwunden, die Mutter mit Depressionen und verwirrt, die Fehlgeburt ...
    Das Telefonat mit Rachel vor dem Unfall fand ich auch merkwürdig. Da drängt sich schon der Verdacht auf, dass der Unfall eventuell keiner gewesen sein könnte.
    Das mit dem recherchieren ihres eigenen Lebens, wie sie es für ein Künstlerporträt machen würde, finde ich ja eine nette Idee, aber ob das umsetzbar sein wird? Immerhin scheint Carla nicht besonders bekannt zu sein in der Öffentlichkeit.


    3
    Toll finde ich, dass auch aus Toms Perspektive geschrieben wird! Und offenbar macht ersich Sorgen, dass Carla sich an irgendetwas erinnern könnte. Er hat eindeutig etwas zu verbergen und es hat offenbar mit Cornwall zu tun.


    4
    10.4.1918
    Eine Telefonnummer als Datum notiert, das deutet darauf hin, dass Carla hier auf einer Spur war und es geheim halten wollte.


    5
    David ist auf der Suche nach einer Frau, die eine Freundin von Carlas Mutter Dora war. Er glaubt, dass es einen Zusammenhang zwischen ihr und den Depressionen von Carlas Mutter geben könnte.
    Auch David hinterlässt bei ihr das Gefühl, dass er ihr nicht alles erzählt hat.


    Seltsam fand ich, dass Carlas Eltern nie mit ihr über ihre Kindheit und Jugend gesprochen habe. Das sie das Kriegsgeschehen aussparen wollten, kann ich mir ja erklären, aber sie müssten doch etwa in den 1920ern geboren und aufgewachsen sein?

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Clara besucht ihren Psychologen und er versucht ihr einzureden, dass sie glücklich sein soll, dass sie nur ein paar Monate von ihrem Gedächtnis verloren hat und nicht alles. Er ist mir sehr suspekt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er sich nicht an seine Schweigepflicht hält und Tom etwas sagt. Er steht garantiert noch irgendwie in seiner Schuld. :scratch:
    Außerdem erfahren wir noch, dass sie eine Schwester namens Anastasia hatte und die vor sechzehn Jahren gestorben ist. War sie vielleicht die Frau an der Steilküste? :-k Dann hätte ich mich geirrt, dass es eine verheiratete Frau war, denn sie muss ja noch ein Teenager gewesen sein, oder?
    Nach dem Gespräch trifft sie ihre Freundin Rachel, die eine lange Zeit weg war, und sie war nicht da als der Unfall passierte. Rachel gibt ihr einen Tipp, dass sie einfach mal versuchen soll, die Zeit zu rekonstruieren. Und erinnert sie an ein Gespräch kurz zu vor, dass sie unterbrochen haben, als Tom wieder kam. Es muss also etwas mit Tom zu tun gehabt haben. Der Mann ist sie mir zwar unheimlich, aber das wäre dann doch zu eindeutig. :-?


    Im nächsten Kapitel geht es dann um Tom. Er hofft, dass Clara sich nicht mehr erinnern kann. Wie gesagt er ist mir suspekt und ich gehe davon aus, dass er mit seiner Sekretärin eine Affäre hatte. Ob Clara dahinter gekommen ist?


    Clara recherchiert und findet einen Reinigungszettel. Tatsächlich ist die Kleidung noch da und sie bekommt auch ihr Notizbuch zurück. Da drinnen steht die Nummer von David Grant, einem Journalisten und sie treffen sich. Er erklärt ihr das ein alter Freund seines Vaters eine Edith sucht und sie damals darüber geredet haben. Jedoch ist Claras Mutter Dora seit dem Tod der Schwester unter schweren Gemütsschwankungen leidet.


    Auf die Geschichte mit Dora und Edith bin ich auch gespannt. Der Klappentext hat ja schon einiges angedeutet und das nächste Kapitel geht auch über Dora. Das werde ich dann heute Abend noch lesen und morgen posten.


    Die Leserunde mit euch macht mir richtig Spaß.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Hier kommt ganz deutlich zum Ausdruck, dass Tom etwas zu verbergen sucht. Etwas was seiner zukünftigen Rolle in der Politik schaden könnte ?
    Clara trifft Susan auf einem Ball der Anwaltskanzlei, eine Kollegin aus der Redaktion in welcher sie freiberuflich arbeitet. Ihr gespräch erhärtet diesen Verdacht. Susan erzählt ihr dann auch später bei einem Besuch in der Redaktion, dass Tom und sie eine "kleine Krise" nach ihrer Fehlgeburt hatten. Auch David Grant ist auf diesem Event. Tom scheint Grant ganz gut zu kennen, das hat mich jetzt etwas verwundert.
    In einem Umschlag welchen ihr der Chef ausgehändigt hatte, findet sie eine Buchungsbestätigung für einen Flug nach Berlin. Genau an dem Tag als ihr Unfall passierte. Zufall oder steckt da mehr dahinter ?


    So, morgen weiter. Jetzt muss ich mich meinem Wanderbuch widmen. Bin durch einen recht blöden Tag nicht wirklich heute zum lesen gekommen.

  • Wilde Spekulationen: :pale::wink:


    Kann sich die Sichtweise oder das Empfinden auf bestimmte Personen nach einer Amnesie wirklich so drastisch ändern? Natürlich vorausgesetzt, dass man sich an diese Menschen erinnert.


    Ich denke nicht, dass die Veränderung durch die Amnesie kommt. Viel eher vom Gefühl, dass er zu ihr nicht ehrlich ist, ihr etwas verheimlicht. Und eine Beziehung beruht auf Ehrlichkeit und Vertrauen, doch wenn das Unterbewusstsein dies anzweifelt, wundert es mich nicht, dass Carla sich von Tom entfremdet.


    Dass der Unfall inszeniert gewesen sein könnte, ist eine interessante Idee. Darauf bin ich gar nicht gekommen.


    Wenn der Unfall inszeniert war, dann wahrscheinlich nur, um zu verhindern, dass sie nach Deutschland fliegt. Allerdings wäre das Problem damit nur verschoben, denn es fliegen laufend Flugzeuge nach Berlin. Von dem her kann ich mir die Inszenierung des Unfalls nicht vorstellen. Viel mehr bin ich der Meinung, dass Clara etwas Schreckliches gesehen oder erfahren hat und daraufhin so durch den Wind war, dass ihr der Unfall passiert ist.


    Meine Gedanken gingen bereits in die Richtung, ob Carlas Vater vielleicht nicht der Vater von Anastasia gewesen sein könnte und Anastasia dies 1959 erfahren hätte.


    So einen ähnlichen Gedankengang hatte ich auch schon, aber vielmehr für Carla. Carla hat schöne schwarze Haare. Ihre Mutter Dora ist aber blond. Dafür war Edith schwarzhaarig. Könnte es sein, dass Carla die Tochter von Edith ist? Im Umschlag heißt es auch, dass Edith ihre Freundin Dora um etwas bittet, was beider Leben verändert :-k Um dies zu vertuschen gibt es den Umzug nach England. Dann kommt der böse Fremde und erzählt Anastasia die Wahrheit über die Schwester...


    Ich sträube mich noch ein bisschen dagegen und hoffe, dass sie lediglich verschwunden ist


    Ich habe auch nicht das Gefühl, dass die verschwundene Person tot ist. Doch wo ist sie?

  • So einen ähnlichen Gedankengang hatte ich auch schon, aber vielmehr für Carla. Carla hat schöne schwarze Haare. Ihre Mutter Dora ist aber blond. Dafür war Edith schwarzhaarig. Könnte es sein, dass Carla die Tochter von Edith ist? Im Umschlag heißt es auch, dass Edith ihre Freundin Dora um etwas bittet, was beider Leben verändert Um dies zu vertuschen gibt es den Umzug nach England. Dann kommt der böse Fremde und erzählt Anastasia die Wahrheit über die Schwester...


    Interessanter Ansatz und sehr nachvollziebar. Ich glaub da könnte was dran sein. :-k Hmm...da wäre erklärt, warum der Vater auch etwas verheimlichen will. Aber dann geht das mit Tom wieder nicht auf...was hat er damit zu tun? Welchen Nachteil aht er, falls das rauskommt? Warum sollte das seiner Karriere schaden?

    Book hangover: Inability to start a new book, because you're still living in the last book's world. :drunken:

  • Kapitel 6-9
    Wir befinden uns im Jahr 1922. Dora wohnt im Dienstgebäude der Theußenbergs. Sie beobachtet Edith, die Tochter der reichen Familie Theußenberg, aus der Ferne. Ihre Mutter sagt, sie und die Tochter des Hauses können niemals Freunde werden. Doch Edith spricht Dora an, die zwei laufen in den Schnee hinaus. Edith möchte auf den gefrorenen See gehen, da bricht sie ein und wird von Dora gerettet. Trotz der Einwände von Doras Mutter ist Ediths Mutter einverstanden mit der Freundschaft der zwei Mädchen, sie macht keine Unterschiede zwischen arm und reich. Das war sicher eine Ausnahme zu der damaligen Zeit, es macht sie sehr sympathisch. Sogar das Schulgeld übernehmen sie für Dora, da sie begabt ist und die zwei so zusammen in eine Klasse gehen können. Durch Edith wird Dora in der Klassengemeinschaft akzeptiert.


    Auch ich interessiere mich sehr für diese Zeit, Geld wurde wertlos, man fuhr mit Schubkarren zum einkaufen, wie wird es weitergehen mit den beiden Familien? Den Theußenbergs geht es ja (noch?) gut, da Papier jetzt zu Hauf gebraucht wird.Auch Doras Familie profiitiert davon. Nun geht es aber erst einmal weiter mit Carla.

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • Das sehe ich genauso, für Tom geht es um alles oder nichts. Gekränkte Eitelkeit allein bringt ihn - denke ich - nicht dermaßen um den Schlaf.


    Ich schließe mich @bittersweetlight an, auch ich vermute, dass der Psychiater Tom mehr erzählt als er eigentlich dürfte. Schließlich schuldet er ihm noch einen Gefallen. Er passt sicher für Tom auf, wann sie das Gedächtnis wiedererlangt, misstrauisch ist er ja schon.


    Leider kann ich hier zur Verteidigung von Tom Charakter wenig vorbringen und auch wenn ich nichts verraten werde - zuzutrauen wäre ihm schon so einiges ... :)


    Die Frau ist im 19.Jahrhundert steckengeblieben und denkt nicht von der Wand bis zur Tapete, egal ob es um die Freundschaft ihrer Tochter mit "Fräulein Edith", Doras Schullaufbahn oder ihre Frisur geht.


    Die Formulierung "von der Wand bis zur Tapete" kannte ich noch nicht, werde ich mir aber auf jeden Fall merken. Das ist so ein schönes Bild ... :)


    Gleichzeitig belasten Reparationszahlungen und der Einmarsch der Franzosen ins Ruhrgebiet die deutsche Wirtschaft, das sogenannte Krisenjahr 1923 wird eingeläutet. Durch die Hyperinflation gehen Menschen mit einer Schubkarre voller Geld einkaufen und kommen mit einem Brot nach Hause ( )


    Das hat mich bei meinen Recherchen auch total fasziniert, als ich diese Fotos gesehen habe, wie die Menschen Karren mit Bündeln voller Geld vor sich hergeschoben haben. Für die Betroffenen war das natürlich furchtbar tragisch. Ich habe mich dabei auch erinnert, dass meine Großeltern mir als Kind erzählt haben, wie sie durch die Inflation innerhalb von Tagen ihr gesamtes, über Jahre erspartes Geld verloren haben.


    Dora rettet Edith aus dem Lietzensee. Dieser war mir sofort vor Augen, es ist so schön dort ! Ich habe dort ganz in der Nähe mal gearbeitet.


    Oh wirklich? Das finde ich auch - der See so mitten in der Stadt hat einfach etwas. Ich bin während meiner Recherchen auf ein Buch über die Geschichte des Lietzensees und die Gegend um ihn herum gestoßen. Anhand der Fotos und Bilder konnte ich mir gut vorstellen, wie es dort zu Beginn des letzten Jahrhunderts ausgesehen hat. Damals muss es noch um einiges verwunschener gewesen sein und ich hatte sofort ein Bild vor Augen, wie Dora und Edith dort am See sind ...


    Sind die Theussenbergs Juden ? Dem Namen nach eigentlich nicht aber ich weiss aus Erzählungen alter Berliner dass oft bei den Juden diese ausgeprägten Standesdünkel nicht so ganz extrem vorhanden waren. Hier in Berlin gab es sehr viele Juden, auch sehr reiche. Diese waren fest integriert und hatten wichtige Positionen in Wirtschaft, Politik und Kultur. Grosse Verlage, Kaufhäuser, sehr viele Künstler. So eine Stadtvilla in Charlottenburg am Lietzensee würde gut dazu passen.


    Also, die Theußenbergs selbst waren keine Juden, aber die Kreise und das freigeistige intellektuelle Klima, in dem sie sich in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis bewegen, war auf jeden Fall jüdisch geprägt. Viele Künstler und Wissenschaftler waren damals ja jüdisch, wie es überhaupt ein großer Teil der damaligen Berliner Elite war. Wie du es schon schreibst, waren die Juden ein fester und wichtiger Bestandteil der Gesellschaft und völlig integriert.


    Seltsam fand ich, dass Carlas Eltern nie mit ihr über ihre Kindheit und Jugend gesprochen habe. Das sie das Kriegsgeschehen aussparen wollten, kann ich mir ja erklären, aber sie müssten doch etwa in den 1920ern geboren und aufgewachsen sein?


    Freut mich, dass du das hier erwähnst. Darüber wird Carla nämlich auch noch ins Grübeln kommen ...


    Die Leserunde mit euch macht mir richtig Spaß.


    Das finde ich auch!!! :)


    Ich denke nicht, dass die Veränderung durch die Amnesie kommt. Viel eher vom Gefühl, dass er zu ihr nicht ehrlich ist, ihr etwas verheimlicht. Und eine Beziehung beruht auf Ehrlichkeit und Vertrauen, doch wenn das Unterbewusstsein dies anzweifelt, wundert es mich nicht, dass Carla sich von Tom entfremdet.


    Ja, so habe ich das beim Schreiben auch gesehen. Interessanterweise ist es übrigens wohl auch so, dass bei einer Amnesie oft eher wieder auf die Emotionen zurückgegriffen werden kann als auf konkrete Erinnerungen ...

  • Das war sicher eine Ausnahme zu der damaligen Zeit, es macht sie sehr sympathisch.


    Ja, das war es sicher. Aber der Gegensatz zwischen Doras Mutter und den Theußenbergs war auch ein Gegensatz, von dem die Gesellschaft in den 20er und 30er Jahren insgesamt geprägt war - einerseits sehr freigeistig, modern und aufgeschlossen und andererseits noch völlig in alten Hierarchien und Konventionen verhaftet, die aus vergangenen Zeiten stammten. Demokratie zum Beispiel war damals für viele Menschen ein negativer Begriff.

  • Kapitel 10-13
    Aha, bei Tom und Carla war also tatsächlich irgendwas nicht in Ordnung. Auf einer Feier trifft Carla auf eine Redaktionskollegin, die erwähnt, dass zwischen den beiden irgendetwas vorgefallen ist. Was genau erfahren wir noch nicht. Ausserdem besucht Carla ihre Arbeitsstelle, auf der sie seit dem Unfall nicht mehr war, und bekommt einen Umschlag, in dem sie Werbung und Leserpost erwartet, er enthält aber ausserdem noch eine Flugbestätigung von London nach Berlin. Was hatte Carla vor? Was wollte sie in Berlin? Der Flug war auf den Tag ihres Unfalls gebucht, was die Vermutung bestätigt, dass es kein Unfall war.

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • Allerdings denke ich, dass das und auch die Toleranz und Freizügigkeit der Theussenbergs (sie bezahlen sogar für Dora das Schulgeld) zur damaligen Zeit eher eine grosse Ausnahme war.


    Diese Großzügigkeit geht sicher auch auf die Tatsache zurück, dass sie Dora das Leben ihrer Tochter verdanken.


    Eine Telefonnummer als Datum notiert, das deutet darauf hin, dass Carla hier auf einer Spur war und es geheim halten wollte.


    Den Eindruck hatte ich auch und das bedeutet gleichzeitig, dass sie Tom schon vor ihrem Unfall misstraut hat.


    aber sie müssten doch etwa in den 1920ern geboren und aufgewachsen sein?


    Dora war 1922 schon ein Schulkind, das mit Edith allein draußen unterwegs war. 1929 hatte sie "fast schon Abitur", damit müsste sie meiner Berechnung nach um 1912 geboren worden sein. Carla ist Jahrgang 1947 (1975 ist sie 28 Jahre alt), damit ist Dora für die damalige Zeit schon eine relativ "alte" Mutter.


    In einem Umschlag welchen ihr der Chef ausgehändigt hatte, findet sie eine Buchungsbestätigung für einen Flug nach Berlin. Genau an dem Tag als ihr Unfall passierte. Zufall oder steckt da mehr dahinter ?


    Nach meiner Vermutung sollte der Unfall sie gezielt von der Reise nach Berlin abhalten. An Zufälle glaube ich in einem solchen Zusammenhang nicht.


    Könnte es sein, dass Carla die Tochter von Edith ist? Im Umschlag heißt es auch, dass Edith ihre Freundin Dora um etwas bittet, was beider Leben verändert


    Das ist durchaus denkbar. Allerdings wüsste ich dann nicht, wie man den Prolog erklären sollte. :-k


    Aber dann geht das mit Tom wieder nicht auf...was hat er damit zu tun?


    Doch! Vielleicht ist Clara die Erbin des Theußenberg´schen Vermögens (Ediths Bruder Carl könnte im Zeiten Weltkrieg gefallen sein), das könnte für einen geldgeilen Typen wie Tom schon einen Anreiz bieten, dieses Vermögen ganz allein zu besitzen.

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    (Francis Bacon)
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  • Kapitel 6-9


    Dieser Abschnitt beinhaltete wichtige Vorkommnisse für den weiteren Verlauf der Geschichte: Die beginnende Freundschaft der Mädchen und Ediths Unfall. Von beidem wird das Leben von Dora maßgebend geprägt
    Als Edith beinahe ihr Leben verloren hat, und von Dora gerettet wurde, wurde Doras Leben praktisch in einer andere Richtung gelenkt, wie auch durch die Freundschaft mit einem Mädchen aus anderen Kreisen. Die Eltern des Mädchen sind so dankbar, dass sie unbedingt Dora finanziell unterstützen wollen, damit die beide Mädchen die Möglichkeit haben gemeinsam die höhere Mädchenschule besuchen. Dora wird in die Familie Theußenberg liebevoll aufgenommen als Freundin von Edith.


    Ich kann die Unsicherheit Doras Mutter dies bezüglich gut verstehen. Sie lebt in einer anderen Welt als Theußenberg.
    Sie gehört der Arbeiterklasse und sieht keinen Sinn darin ihr Kind auf die höhere Schule zu schicken.


    Dieser Aspekt hat mich etwas stutzig gemacht und traurig. In einer idealen Welt wäre es so, dass alle Eltern für ihre Kinder eine bestmögliche Ausbildung wünschen würden. Auch was die "ungleiche" Freundschaft betrifft. Die Familie von Edith ist zwar aufgeschlossen, doch die Tatsache, dass sie reich sind und Dora mit ihrer Familie arm bleibt bestehen. Auch wenn Theußenberg Dora in allen möglichen Dingen unterstützen, würde sie wahrscheinlich die Unterschiede doch häufig zu spüren bekommen.


    Interessant fand ich die Anmerkung, dass Edith sich in ihrer Welt doch häufig alleine fühlte. Sie war ein Nachkömmling, ihr Bruder war schon fast erwachsen. Kann man gut verstehen, welche Freude es Edith gemacht haben musste, in Dora eine Freundin gefunden zu haben. Da verstehe ich auch die Theußenbergs gut, dass sie Dora unterstützen wollen, und sich über die Nähe der beiden Mädchen freuen. Wer will seine Kinder nicht glücklich sehen?


    Und schon damals wurde deutlich, dass die Zukunftsvorstellungen beider Mädchen unterschiedlich sind: eine möchte die Welt sehen, aufregendes Leben führen, die andere ein kleines Haus, einen Mann und Kinder.


    Kapitel 10 - 13


    Die Geschichte wechselt wieder die Perspektive (was ich übrigens sehr schön finde, so wird es nie langweilig :thumleft: ) und der Leser ist bei Carla.
    Wie schon viele geschrieben haben, hat Carla erfahren, dass sie Nachforschungen bezüglich Edith angestellt hat. Sie kennt auch den David aus der Zeit vor dem Unfall. David scheint an Carla interessiert zu sein, zum Beispiel fasziniert ihn ihre Entschlossenheit, aber ich bin mir noch nicht sicher in welche Richtung sein Interesse an der jungen Frau geht. Rein beruflich oder steckt doch mehr dahinter.


    Interessant finde ich, dass alle scheinen sich verschworen zu haben, wenn es um die Fragen nach der Zeit "vor dem Unfall" geht. Wenn ich mich so in der Situation von Carla vorstelle - bin ich mir sicher, dass alle bereit wären mir die Fragen nach der "verlorenen Zeit" zu beantworten, nicht so bei Carla. Sogar ihr Vater wird seltsam, wenn das Gespräch auf das Thema kommt. Und Tom verbirgt definitiv was. Einzig die Susanna erzählt ihr, dass es zwischen Carla und Tom Schwierigkeiten gab, und auch das ist ihr nur so raus gerutscht.


    Und dann noch die Sache mit dem Flug nach Berlin. Der wurde genau für den Tag, an dem der Unfall passiert ist, gebucht. :-k Es bleibt spannend.

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  • Schönen guten Morgen!


    Bis einschließlich Kapitel 14


    Carlas Familie steht durch die psychische Erkrankung ihrer Mutter unter großen Belastungen. Es ist für Carla schwer, ihre Mutter so zu erleben, wie sie seit Anastasias Verschwinden ist. Auch das Verhalten der Mutter deutet darauf hin, dass die Vergangenheit etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat. Nur was?


    Das Verhalten des Psychiaters empfinde ich hingegen als völlig normal. Nur, dass er in irgendeiner Weise von Tom abhängig zu sein scheint, gefällt mir ganz und gar nicht. Das sollte nicht sein. Ich hoffe, er achtet die Schweigepflicht und Carla kann ihm dennoch vertrauen.


    Ja, dass sie David Grants Telefonnummer getarnt hat, deutet auf Misstrauen gegenüber Tom vor ihrem Unfall hin.


    Die Rückblenden in Doras Vergangenheit empfinde ich ebenfalls als sehr toll. Ich kann mich regelrecht in diese Zeit hineinversetzen, und Berlin wirkt so weltoffen, so pulsierend, das fasziniert mich. Die Stadt muss damals einen ganz eigenen Zauber gehabt haben.


    Ich finde es toll, dass die Theußenbergs Dora so selbstverständlich in ihre Familie und in ihre Kreise aufnehmen, und der Schwur der beiden Freundinnen ist einfach rührend.



    @Emili
    Ja, die unterschiedlichen Zukunftsvorstelllungen der Mädchen fnde ich auch interessant und bin gespannt, ob sie sie werden verwirklichen können.

  • Ja, die unterschiedlichen Zukunftsvorstelllungen der Mädchen fnde ich auch interessant und bin gespannt, ob sie sie werden verwirklichen können.

    da bin ich auch gespannt, wie das Leben von den beiden sich entwickelt.
    Ich fand den Aspekt auch aus einem anderen Blickwinkel spannend. Sind es die unterschiedliche Familienverhältnisse, ich meine die finanzielle, die die Wünsche der Kinder prägen. Erlaubt sich die Dora nicht mehr zu wollen, ist sie von Natur aus bodenständiger, spielt die Erziehung dabei eine Rolle? Das waren so die Fragen die mich in dem Moment beschäftigt haben. :-k
    Irgendwie fand ich es überraschend, dass Doras Wünsche so ausgefallen sind...
    durch ihre Ausbildung konnte sie sich wünschen zu studieren... Oder ist ihr einfach nur bewusst, dass sie baldmöglichst Geld verdienen muss. Ich weiß es nicht, irgendwas hat mich da bei der Frage nach der Zukunftsperspektiven beschäftigt. :scratch:

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  • Das sind faszinierende Fragen, die du dir da gestellt hast. So tiefgreifend habe ich in dem Moment gar nicht gedacht. Doch ich könnte mir vorstellen, dass Dora durch die Wertvorstellungen ihrer Mutter geprägt und deshalb bodenständig ist. Wenigstens zum Teil. Denn ihre Mutter ist sich der Standesunterschiede ja sehr bewusst, und ich kann mir vorstellen, dass das einen Menschen prägt, wenn auch auf unbewusster Ebene. Vielleicht möchte Dora auch etwas von der Hilfsbereitschaft, die sie durch die Theußenbergs erfahren hat, an die Welt zurückgeben, und Geld verdienen, um die Mutter zu unterstützen und nicht länger von Theußenbergs abhängig zu sein.


    Edith hingegen stand von KIndesbeinen an die Welt offen, sie ist in ihrem Haus vielen Freigeistern begegnet, die sicher ihre Neugier auf die Welt geprägt und vielleicht auch angestachelt haben.

  • Wir reisen zurück ins Jahr 1922 und lernen Carlas Mutter Dora kennen, die in der herrschaftlichen Stadtvilla der Familie Theußenberg lebt, wo ihre Mutter eine Anstellung als Hausmädchen hat. Die elfjährige Dora freundet sich mit Edith, der gleichaltrigen Tochter der Familie an und fortan sind die beiden Mädchen unzertrennlich, sehr zum Missfallen von Doras Mutter. Während diese noch an den Standesbildern und dem Gedankengut des 19. Jahrhunderts festhält, ist Frau Theußenberg weitaus aufgeschlossener und behandelt Dora gleichwertig wie ihre eigene Tochter und ermöglicht ihr sogar eine Schulausbildung auf einer Mädchenschule.
    Rückblenden in die Vergangenheit von Romanfiguren liebe ich ja, nur schade, dass der erste Abschnitt um Carlas Mutter so schnell zu Ende war. Die beiden Mädchen Dora und Edith sowie Frau Theußenberg waren mir auf Anhieb sympathisch, was man von Doras Mutter nicht unbedingt behaupten kann. Ganz im Gegenteil, kam mir die Frau ziemlich suspekt vor, da man nicht feststellen kann, ob sie sich wirklich nur um ihre Tochter sorgt oder ganz andere Gedanken hat...
    Die Zeit damals ist noch von den Nachwehen des Ersten Weltkriegs geprägt und die Wirtschaft entsprechenden instabil. Diese geschichtlichen Hintergründe fand ich an diesen Kapitel besonders interessant und auch sehr gut nachvollziehbar dargestellt.


    In der Gegenwart erfährt Carla durch eine Arbeitskollegin, dass es in ihrer Beziehung zu Tom wohl schon gekriselt hat, woran sie sich zwar nicht mehr erinnern kann, was aber ihre abneigenden Gefühle gegenüber ihrem Mann erklärt. Sie entdeckt außerdem, dass sie außgerechnet an dem Tag, an dem sie den Unfall hatte, nach Berlin fliegen wollte. Wirklich purer Zufall oder steckt mehr dahinter? Eine Frage, die sich spätestens auch jetzt die Protagonistin stellt und beschließt weiter zu forschen, sowohl in ihrer als auch in der Vergangenheit ihrer Mutter...

  • ArisA schrieb:
    Aber dann geht das mit Tom wieder nicht auf...was hat er damit zu tun?


    Doch! Vielleicht ist Clara die Erbin des Theußenberg´schen Vermögens (Ediths Bruder Carl könnte im Zeiten Weltkrieg gefallen sein), das könnte für einen geldgeilen Typen wie Tom schon einen Anreiz bieten, dieses Vermögen ganz allein zu besitzen.


    Ja schon, aber dafür müsste doch überhaupt erst raus kommen, dass Carla die Tochter von Edith ist. Ich denke nicht, dass das im nachhinein noch gültig erklärt werden kann.


    Dieser Aspekt hat mich etwas stutzig gemacht und traurig. In einer idealen Welt wäre es so, dass alle Eltern für ihre Kinder eine bestmögliche Ausbildung wünschen würden.


    Vielleicht war es auch etwas die Angst, die sie so reagieren lässt. Was wenn Dora nicht gute Resultate in der Schule erzielt? Werden sie sie weiter unterstützen oder fallen lassen? Wie wird sich das auf sie selbst auswirken? Werden sie sie entlassen, weil sie es nicht zu würdigen weiss? Ich denke sie möchte eine klare Trennung zwischen ihnen, weil sie befürchtet die Anstellung zu verlieren und dann arbeitslos da zu stehen.


    Kapitel 14-17 (Dora)


    Dora und Edith treffen sich ausserhalb des Hauses, weil Dora etwas wichtiges mitzuteilen hat. Sie war im Krankenhaus und hat die Lehrstelle zur Krankenschwester erhalten. Edith ist enttäuscht, dass ihre Freundin nicht mit ihr studieren will, versteht aber Doras Einwände, dass sie auch Geld verdienen will um die Familie zu unterstützen, wie ihr Bruder. Dieser hatte sie auch bedrängt diese Entscheidung zu treffen.


    Die beiden jungen Frauen werden zu einer Geburtstagsparty bei Erik eingeladen. Dort tanzen sie und "belauschen" Gespräche. Viele gehen um die Politische Situation, die derzeit in Berlin herrschte. Schon jetzt kann man die Judenfeindlichkeit raushören.
    Auch Jules Chon ist am Fest, der Doras Herz höher schlagen lässt. Jedoch erinnert sie sich immer wieder an Wilhelms Bemerkung, dass er es nicht duldet, wenn seine Schwester mit einem Juden zusammen ist.


    Die Politische Situation verschlechtert sich immer weiter und es gibt immer mehr Arbeitslose. Leider geht es auch Doras Mutter nicht mehr allzu gut und ihr Bruder drängt sie umso mehr zu einem bezahlten Job. Weiterhin sind aber die Theussenberg bereit, die Mutter zu unterstützen und weiter zu bezahlen.


    Die Prüfungen stehen vor der Tür und wurden mit guten Noten abgeschlossen. Edith und Dora geniessen die freie Zeit bis zum Start ihrer weiteren Ausbildungen und vergnügen sich in Theatern, Kinos, Varietés und Tanzabenden. Dora versucht sich vorzustellen mit einem Mann den Rest des Lebens zu verbringen, immer mit dem Gedanken beim Kommentar ihres Bruders im Hinterkopf.
    Auch ihr Onkel, den sie alle 8 Wochen besuchen, will von ihr, dass sie endlich einen Beruf ausführt, bei dem sie Geld in die Familie bringt.
    Es stehen auch die Wahlen an und daraus kommt, dass die Nationalsozialisten die zweitstärkste Partei wird.

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  • Also, die Theußenbergs selbst waren keine Juden, aber die Kreise und das freigeistige intellektuelle Klima, in dem sie sich in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis bewegen, war auf jeden Fall jüdisch geprägt. Viele Künstler und Wissenschaftler waren damals ja jüdisch, wie es überhaupt ein großer Teil der damaligen Berliner Elite war. Wie du es schon schreibst, waren die Juden ein fester und wichtiger Bestandteil der Gesellschaft und völlig integriert.


    Danke für Deine Erklärungen bezüglich der Theussenbergs. Der Nachname hätte jetzt auch nicht gepasst.
    Ja, das waren sie, sie fühlten sich auch als Deutsche, als Berliner. Waren sie ja auch. Viele praktizierten nicht mal mehr das Judentum mit seinen speziellen Feiertagen und Bräuchen. Daher kann man auch versehen, dass viele von ihnen nach 1933 nicht weg wollten aus Deutschland, keiner konnte sich wohl vorstellen was wirklich passieren würde..


    Oh wirklich? Das finde ich auch - der See so mitten in der Stadt hat einfach etwas. Ich bin während meiner Recherchen auf ein Buch über die Geschichte des Lietzensees und die Gegend um ihn herum gestoßen. Anhand der Fotos und Bilder konnte ich mir gut vorstellen, wie es dort zu Beginn des letzten Jahrhunderts ausgesehen hat. Damals muss es noch um einiges verwunschener gewesen sein und ich hatte sofort ein Bild vor Augen, wie Dora und Edith dort am See sind ...


    Schau mal, hier sind alte Ansichtskarten. Kommst Du ursprünglich auch aus Berlin ?


    Jessy1963 schrieb:
    Allerdings denke ich, dass das und auch die Toleranz und Freizügigkeit der Theussenbergs (sie bezahlen sogar für Dora das Schulgeld) zur damaligen Zeit eher eine grosse Ausnahme war.
    Diese Großzügigkeit geht sicher auch auf die Tatsache zurück, dass sie Dora das Leben ihrer Tochter verdanken.


    Ja, das stimmt. Ich denke, das ist sicherlich der Hauptgrund.


    Die Leserunde mit euch macht mir richtig Spaß.


    Mir auch ! Ich finde es auch ganz toll, dass @Claire Winter so explizit auf Vieles eingeht. Super, danke ! :thumleft: