Susan Kaye Quinn - Gefährliche Hoffnung / Closed Hearts

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    Auf den zweiten Band der Mindjack-Trilogie habe ich mich unheimlich gefreut, weil der erste mich schon richtig begeistert konnte. Und ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil - der zweite Band gefiel mir sogar noch besser als der erste!


    Ich war gespannt, wie die Autorin ihre dystopische Welt weiterentwickeln würde, und sie zieht in diesem Band wirklich die Daumenschrauben an. Es herrschen Hass und blinde Panik, und es hat sich eine Art Zweiklassen-Gesellschaft herausgebildet: die Leser, die völlig verunsichert alles glauben, was ihnen Anti-Jacker-Politiker an Gruselgeschichten einflüstern, und die Jacker, die nur noch die Wahl haben, sich entweder ihr ganzes Leben lang zu verstellen, um als normale Leser durchzugehen, oder sich nach und nach in die Ecke drängen und die Rechte entziehen zu lassen.


    Es gibt inzwischen richtige Slums für Jacker, in denen das Chaos herrscht. Viele Bewohner haben nur wenig andere Möglichkeiten, als sich als Auftrags-Jacker der Kriminalität zuzuwenden, was wiederum den allgemeinen Hass schürt...


    Da kommt schnell Spannung auf, und für mich blieb das Buch dann auch nervenzerfetzend bis zum Schluss!


    Ich fand sehr beeindruckend, wie einfallsreich und originell die Autorin ihre Geschichte erzählt und dabei doch rundum glaubhaft bleibt. Es ist einfach alles perfekt durchdacht, die Welt ist in sich stimmig und macht Sinn... Man spürt in jeder noch so alltäglichen Situation, dass wir uns hier in einer ganz anderen Gesellschaft befinden, in der andere Regeln herrschen.


    Und das liegt zum Teil sicher auch am Schreibstil, denn man merkt wieder an vielen Redewendungen und Begriffen, dass wir nicht mehr im 21. Jahrhundert sind, sondern in einer fernen Zukunft, in der Gedankenlesen selbstverständlich ist.


    Besonders gut gefallen hat mir, dass das Buch interessante moralische Fragen aufwirft, und dass es kein klar definiertes Gut oder Böse gibt. Die Leute haben schließlich gute Gründe dafür, Angst zu haben vor den Jackern! Wen würde es nicht beunruhigen zu erfahren, dass der eigene Nachbar einen jederzeit zur willenlosen Marionette machen könnte?


    Tatsächlich gibt es auch Jacker, die sich als Herrenrasse fühlen, als nächste Stufe der Evolution. Manchmal hat mich das Ganze ein wenig an X-Men erinnert... Die guten Mutanten, die bösen Mutanten, und die Menschen, die in dem Konflikt als Kollateralschaden enden.


    Kira ist in diesem Band eine sehr, sehr widerwillige Heldin. Sie will nicht die Gallionsfigur der Rebellion sein, und das hat mich wiederum ein wenig an Katniss Everdeen erinnert... Sie sträubt sich mit Händen und Füßen gegen ihre Rolle! Ihr misslingt vieles, sie kann oft nicht jeden retten, sie trifft falsche Entscheidungen oder muss die Wahl treffen zwischen Dingen, die alle schlecht sind... Aber ich fand das sehr realistisch, und sie entwickelt sich im Laufe des Buchs auch deutlich weiter.


    Ansonsten tauschen alte Feinde wieder auf, und neue Charaktere werden eingeführt... Am besten davon hat mir Julian gefallen, der Kira eine ganz neue Welt eröffnet, in der es unzählige Arten von Jackern gibt. Ob er Freund oder Feind ist, bleibt lange unklar, und gerade diese Zwiespältigkeit fand ich sehr interessant! Um mal beim Vergleich mit X-Men zu bleiben: Julian ist sozusagen der Magneto dieser Welt, der zu zweifelhaften Mitteln greift, um seine Leute zu retten...


    Raf spielte in diesem Band über lange Strecken nur als Druckmittel eine Rolle - wir sehen sehr wenig direkte Interaktion zwischen ihm und Kira, und insofern blieb auch die Romantik für mich etwas auf der Strecke, was ich aber nicht weiter schlimm fand.


    Fazit:
    Der zweite Band der Mindjack-Trilogie hat mich voll und ganz überzeugt! Es geht rasant und spannend weiter, und mehr und mehr wird klar, dass es kein friedvolles Zusammenleben geben kann zwischen den Gedankenlesern und den Mindjackern... Kira, als widerwilliges Gesicht der Rebellion, wird wieder mitten hineingezogen in den Konflikt.


    Das ist gut geschrieben und kompetent übersetzt, und es bringt mal wieder frischen Wind in das derzeit so beliebte Genre Dystopie.