Bettina Tietjen - Unter Tränen gelacht. Mein Vater, die Demenz und ich

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Ein ganz wichtiges, berührendes Buch über das hochaktuelle Thema demenzielle Erkrankungen. Lesenswert!
  • Mit der rasanten Zunahme der Zahl der Demenzkranken in unserer Gesellschaft, steigt natürlich auch die Zahl der Angehörigen, die sich auf irgendeine Art und Weise mit dieser Form des verfrühten „Verschwindens“ der eigenen Mutter oder des Vaters auseinandersetzen müssen.


    Jedes Jahr kommen seit einiger Zeit mehrere Bücher auf den Markt, in denen mehr oder weniger bekannte Menschen ihre Erfahrungen niedergeschrieben haben.


    Nicht alle sind die so umstritten, wie das 2010 erschienene Buch von Tilmann Jens „Demenz. Abschied von meinem Vater“, das durchaus auch als eine Art „Abrechnung“ des Sohnes mit dem Vater gelesen werden konnte.


    Doch es brach vor fünf Jahren so etwas wie den Damm, ermutigte in der Folge nicht nur immer mehr Autoren, sich auch diesem Thema zu widmen, sondern brachte das Thema einem breiten Kreis von betroffenen Menschen nahe, die lernten nach der Lektüre solcher Erfahrungsberichte mutiger ihr eigenes Schicksal anzunehmen und eine Sprache dafür zu finden, auch im Gespräch mit anderen Menschen.


    Das vorliegende Buch der Fernsehmoderatorin Bettina Tietjen über ihre Beziehung zu ihrem demenzkranken Vater ist dazu in ganz besonderer Weise gut geeignet. Vom den ersten Aussetzern bis zur totalen Orientierungslosigkeit verfolgt sie die Demenzerkrankung ihres Vaters Burchard Schniewind. Sehr persönlich und offen beschreibt sie ihre eigenen Gefühle. Ihren Schmerz, einen geliebten Menschen zu verlieren noch zu seinen Lebzeiten, aber auch das für nicht mehr für möglich gehaltene Glück, ihrem Vater in seiner letzten Lebensphase noch einmal so nahe zu sein, wie selten zuvor. Was das Buch auszeichnet, ist die Hervorhebung all jener komischen und lustigen Momente, in denen Vater und Tochter trotz seiner Krankheit herzhaft miteinander lachen konnten. Deshalb, so sagt Bettina Tietjen, ist Demenz nicht nur zum Heulen. Sicher, sie war oft traurig und verzweifelt, doch die Auseinandersetzung mit ihr war ihr auch ein Denkanstoß und ein Kraftquell.


    Das Gleiche kann dem widerfahren, der dieses Buch liest, sei er nun selbst von der Demenz eines Angehörigen betroffen oder nicht.