Steffen Kopetzky - Risiko

  • Klappentext:


    Ein Spiel, das die Weltgeschichte umzuschreiben verspricht
    Geheimexpedition des Deutschen Reichs an den Hindukusch: Nach einem Plan des Orientkenners Freiherr Max von Oppenheim ziehen sechzig Mann mit der Bagdadbahn, zu Pferd und auf Kamelen dürch Wüsten und Gebirge. Das Ziel: den Emir von Afghanistan und die Stämme der Paschtunen im Namen des Islam zum Angriff auf Britisch-Indien zu bewegen.


    Inhalt:


    Eine geheime Expedition bestehend aus deutschen, österreichischen und türkischen Soldaten soll im fernen Afghanistan den heiligen Krieg initiieren. Was absurd und vollkommen aus der Luft gegriffen klingt, ist eine historisch verbürgte Tatsache und die Grundlage für Steffen Kopetzkys tollkühnen Abenteuerroman. Hauptfigur ist der Marinefunker Sebastian Stichnote, eine der wenigen fiktiven Figuren des Buches. Aufgewachsen in Bayern geht der junge Mann zur Marine und wird ein begnadeter Funker. Er ist einer der sechzig Mann, die sich unter der Leitung des sehr jungen, aber als führender Orientkenner seiner Zeit bekannten, Oberleutnant Oskar Niedermayer auf den langen Weg von Konstantinopel nach Kabul machen. Von der Küste der Türkei bis tief hinein nach Afghanistan. Fünftausend Kilometer durch unwegsames, schwieriges, Gelände. Fünftausend Kilometer mit Maultieren, Pferden und Kamelen über schwierigste Bergpässe, durch menschenleere, lebensfeindliche Salzwüsten. Ein Marsch, auf denen ihnen alles abverlangt wird und auf dem sie unendlich viel erfahren, über die unbekannten Landschaften, über die Wüstenstämme und - nicht zuletzt - über sich selbst. Mit dieser abenteuerlichen Reise allein läßt sich Kopetzkys Roman daher nicht beschreiben. Er ist mehr als ein Abenteurroman, ist Bildungs-, Entwicklungsroman und Geschichtslehrstunde. Den Inhalt dieses Buches auf wenige Worte einzuschmelzen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Geht es doch um nichts weniger als um den Tod, das Leben, die Freiheit, um Sucht und Suche, um Literatur, um Homosexualität, um Brieftauben, Falken und Pferde, um Freundschaft, Liebe, Vertrauen und Verrat.....


    Meine Meinung:


    :thumleft: Kopetzkys gehobene Sprache, sein schier unerschöpflich scheinendes, detailliertes Wissen, der leise, feine Humor - dies alles macht den Roman zu einem ganz besonderen, lesenswerten Exemplar seiner Gattung. Alleine der Plot, eine deutsche Geheimexpedition unterwegs um den heiligen Krieg auszurufen, diese historisch belegte Begebenheit birgt unendlich viel Potential für einen Abenteuerroman im besten Sinne. Und doch ist dies nicht die einzige historische Tatsache/ Begebenheit/ Figur, auf die Kopetzky während seiner Erzählung zurückgreift und gekonnt in seine Geschichte hinein webt. Dazu diese Sprache, gehoben, anspruchsvoll, aber nicht gestelzt oder gekünstelt, stellt sich Kopetzky auf seine Figuren ein um dann, wenn es die Geschichte verlangt, diese gehobene Ebene auch mal zu verlassen und (umso eindrucksvoller) in derben, brutalen Worten zu schreiben. Besonders fasziniert hat mich die Verknüpfung von historisch belegten Tatsachen/ Personen und fiktivem Romangeschehen. Es war eine lehrreiche Lektüre, bei der ich mich selten belehrt und immer hervorragend unterhalten fühlte. Ganz, ganz großes Kino und auch, wenn wir erst am Anfang des Jahres stehen, wage ich zu behaupten, mein Leseereignis 2015.


    :thumbdown: Um es vorweg zu nehmen. Dieser Roman ist großartig. Punkt. Und was jetzt folgt, ist jammern auf ganz, ganz hohem Niveau. Denn die Stärke des Romans ist gleichzeitig auch ein wenig seine Schwäche: Kopetzkys unendlich scheinendes Hintergrundwissen und der Drang danach, es mit seinen Lesern zu teilen wurde von mir zwar in den höchsten Tönen gelobt, führt aber in einigen Passagen dazu, daß der Lesefluß gestört wird. Hier noch eine Extraschleife, da ein kleiner Exkurs in die Geschichte der Kriegsführung oder des Welthandels und dabei will man doch nur wissen, wie es mit Stichnote und Co. weitergeht. Da habe ich dann manchmal ungeduldig vorgeblättert um die lehrreiche Passage dann später nachzuholen. Ging ja auch.


    Fazit:


    Risiko war ein unfaßbar gutes Leseerlebnis, anspruchsvoll, manchmal auch anstrengend, lehrreich und immer in höchstem Maße unterhaltsam. Ein ungewöhnlicher Abenteuerromen, eine wahnsinnige Tour durch die Geschichte Asiens und Europas, ein Roman wie ich noch keinen gelesen habe mit einer gehobenen Sprache, einem hintergründigen, leisen Humor, schelmisch, augenzwinkernd und einer Detaillefülle, die ihresgleichen sucht. Von mir ganz klar :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Hach, soeben lese ich, dass der Autor im Nachbarort wohnt . Das macht mir das Buch gleich sympathisch :loool:

    "Ein gutes Buch ist wie ein erholsamer Kurztrip aus dem Alltag."
    »Verlass das Haus nie ohne ein Buch.« Edward Gorey
    "Zu Hause ist da, wo deine Bücher sind" SILBER - Kerstin Gier

  • Bei uns im Radio wurde das Buch heute als Geschenktipp vorgestellt. Das hört sich auch sehr interessant an. Aber lest selbst

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Meine Meinung:


    So endlich ist meine Odyssee auch zu Ende gegangen. Ich habe schon im Dezember begonnen das Buch zu lesen und habe immer wieder Bücher dazwischen geschoben. Ich bin gut in die Geschichte gekommen und tat mich schwer mit diesen unaussprechlichen Namen, aber das Interesse war weiterhin da um es zu lesen. Wann mich die Geschichte genau packte kann ich gar nicht genau sagen, aber diese Fülle an Informationen und Geschichte war wirklich interessant und auch, dass das Buch soviele unterschiedliche Themen anspricht fand ich gut. Ich habe am Ende trotzdem ein halben Stern für gewisse Längen abgezogen, aber definitiv eine klare Leseempfehlung.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Ich lese dieses Buch gerade auch und ich kämpfe. Gewaltig. Ehrlich gesagt finde ich den Stil unglaublich anstrengend, für mich nimmt es auf inzwischen bald 400 Seiten gar keine Fahrt auf. Das Thema interessiert mich sehr, aber die Figuren bleiben blass und ja... mehr als "ich kann sprachlich mit dem Autor nicht" kann ich dazu nicht sagen. Mal sehen, ob es noch mal wieder besser wird. Am Anfang fand ich es nicht so schlimm, in letzter Zeit habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, es lieber zur Seite zu legen.

  • Das Gefühl kann ich nachvollziehen, aber ich habe ziemlich viele Pausen eingelegt und es dann im Rutsch gelesen. Ich persönlich hatte aber tatsächlich das Gefühl, dass es nach 200 - 300 Seiten persönlich besser ist als der Anfang. Das ist nicht ganz so einfach mit dem Buch und der Spannung.

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Du weißt aber schon, dass mir das gerade nicht viel Mut macht, oder? :-?

    Das Buch ist halt nach wahrer Begebenheit (Stichnote ist fiktiv) und da passiert auf 5000 Kilometern nicht immer was. :friends:


    Für mich lag die Spannung in den Beschreibungen und der Erzählung an sich. Es hat bei mir etwas gedauert bis ich mich in das Land, mit den Namen und der Geschichte / Erzählung anfreunden konnte. Aber man kann es natürlich nicht erzwingen und wenn man eine Pause macht ist das nicht so schlimm finde ich. Habe angefangen im November 2016 "Risiko" zu lesen, aber ich mache mir bei jedem Roman Notizen und deswegen kann ich auch mal über 1 oder mehrere Bücher pausieren.
    Wenn man Lust auf was anderes bekommt sollte man dem nachgehen. :friends:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Zum Ende hin wurde es dann wieder etwas spannender, aber ich wurde letztlich einfach weder mit der sprachlichen Darstellung (m.E. gähnend langweilig), noch mit dem Protagonisten (herzlich farblos) warm. Thematisch ein hoch interessantes Buch, dessen letzte 200 Seiten mich wieder etwas versöhnt haben, aber in der Umsetzung letztlich einfach nicht mein Ding.
    Eher wohlwollende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: