1. Teil: Kapitel 1 - 4

  • Ich bin auch mit Teil 1 fertig. Gerade die letzten paar Seiten mochte ich sehr, wie Hans mehr und mehr in die Welt des Sanatoriums hineingezogen wird, eine harmlose Erkältung hochstilisiert wird (er ist ja wohl nicht wirklich lungenkrank), Thermometer, Untersuchung und sinnlose Bettruhe. Irgendwie habe ich den Verdacht, die Thermometer die dort verkauft werden sind gefälscht ;)
    Auch die Geschichte um Clawdia Chauchat, die heimlichen Blicke, Begegnungen auf dem Gang... obwohl Hans' Einstellung - sie sei nur für ihn nur eine mögliche Affäre "hier oben", im "Flachland", d.h. für eine ernsthafte Beziehung, aber indiskutabel, puh, so richtig sympathisch kann ich ihn nicht finden. Sein Aufenthalt scheint mir eine Flucht vor dem wirklichen Leben zu sein, er müßte seine erste Arbeitsstelle antreten, für sein Leben Verantwortung übernehmen - hier oben kann er von seinen Zinsen leben, alles wird für ihn geregelt; und der einzige, der das erkannt hat ist Settembrini - er versucht ihn zu überreden abzureisen. Alle anderen haben auf die eine oder andere Weise ein Interesse daran, dass er bleibt..

  • Hi, ich weiß ja nicht inwieweit ich hier ausplaudern darf, oder Hilfestellungen geben darf. Aus diesem Grund mal mit Spoiler :-,


  • Hallo!


    Ich bin mit dem ersten Teil auch fast durch, die letzten Seiten kommen heute noch dran (bei uns ist heute Feiertag :bounce: )


    Apropos Hippe: Da hab ich mir schon gedacht, dass der gute Hans ja doch ein komischer Kauz ist. Diese ganze Freundschaft war ja nur eingebildet, aber so sehr eingebildet, dass er eigentlich selber schon überzeugt war, dieser wäre sein bester Freund.
    Außerdem: kommen hier homosexuelle Züge zum Vorschein? Allein Hans' Verhalten am Schulhof, die Aufgeregtheit, ob er Hippe wohl heute begegnen wird, das heimliche Beobachten, ... das hat sich wie Verliebtheit für mich gelesen.


    Settembrini gefällt mir auch. Er hat etwas Intellektuelles, er scheint, doch ein "Außenstehender" zu sein, und diese Anstaltsgesellschaft objektiv und kritisch zu beurteilen. Vielleicht hat er auch deshalb dem Hans geraten, die Anstalt so schnell wie möglich zu verlassen.


    Hans kam ja durchaus als Gesunder ins Sanatorium. Doch sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends. Bei diesem Spaziergang, den er unternahm verließen ihn bald seine Kräfte und er kam außer Atem, obwohl er doch eigentlich erholt und ausgeruht sein müsste (und auch gestärkt vom guten Essen!).


    Ich kann Katja eigentlich zustimmen, mir kommt es auch wie eine Flucht vor dem Leben und den anstehenden Herausforderungen vor!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Soweit ich weiß,hatte Thomas Mann auch homosexuelle Tendenzen.Wo hab ich das noch gleich gelesen? :k
    Heidi :verbessere mich,wenn es nicht stimmt... (bin mir aber doch sicher)


    Irgendwie ist unser Hans schon ein armes Würstchen.
    Wie mag das wohl sein,ohne Eltern und ohne richtige Wärme und Zuwendung groß zu werden?
    Auch wenn er seinen Großvater wohl geliebt hat,so ist doch immer riesiger Respekt und diese ungeheure Distanz zu spüren.
    Sicher wiederholt sich dieses Muster auch in seiner Liebe zu Hippe,in der die Distanz ja fast schon zelebriert wird.
    Ich denke auch seine Schwärmerei für die Chauchat wird ähnlich verlaufen.
    Bis dato ist die zwischenmenschliche Nähe und Distanz auch ein wichtiges Motiv in diesem Buch.
    Ich stimme Euch auch zu,daß der verlängerte Aufenthalt in Davos,sicher eine willkommene Flucht vor den immensen Anforderungen des Berufslebens ist,welchen er sich ja scheinbar schon vorher nicht gewachsen gefühlt hat.
    Ich empfinde ihn immer als so verloren und orientierungslos.
    Wie seht ihr das?

  • Zitat

    Original von Schoenchen


    Ich empfinde ihn immer als so verloren und orientierungslos. Wie seht ihr das?


    In diesem Alter sind wir das doch alle, oder?
    Und unser Rattenfänger "Behrens" zieht sich ja auch bewusst die jungen Leute heran. Die Neuen sind doch immer junge Menschen.
    Nur ganz wenige, wie z. B. Joachim, wissen in diesem Alter wirklich was sie aus ihrem Leben machen möchten.
    Natürlich spielt das bei Hans als Vollwaise noch eine größere Rolle, oder aber einfach sein Charakter, wenn man das so sagen darf, er ist ja nur eine fiktive Figur.


    Der Zauberberg hat auf mich so eine immense Gewalt, weil ich durch meine Krankheiten dieses Gefühl des nicht mehr Wollens, sich fallen lassen, manchmal auch die Todessehnsucht, so absolut kenne.
    Das Gefühl für die Zeit geht mit oft verloren: "Ja, ist heute schon Donnerstag, aha, so so."

  • Hallo!


    Mir fällt da noch etwas ein zum ersten Teil bzw. Kapitel 4:


    Was haltet ihr vom großen Auftritt des Settembrini im Unterkapitel "Tischgespräche", als er die (politische) Geschichte seiner Familie erzählt?
    Vielleicht bin ich momentan ein bisschen Kant-Aufklärung-u.ä. geschädigt, aber genau hier ist diese "Zeitenwende" wieder thematisiert.


    Zitat


    ... einmal ... habe sein Großvater sich recht von Herzen glücklich gefühlt, und das sei zur Zeit der Pariser Juli-Revolution gewesen. Laut und öffentlich habe er damals das Wort ausgesprochen, dass alle Menschen dereinst jene drei Tage von Paris neben die sechs Tage der Weltschöpfung stellen würden. Hier konnte Hans Castorp nicht umhin, mit der Hand auf den Tisch zu schlagen und sich bis in den Grund seiner Seele zu wundern. Dass man drei Sommertage des Jahres 1830, an welchen die Pariser sich eine neue Verfassung gegeben, neben die sechs stellen solle, in denen Gott der Herr die Fest von den Wassern geschieden und die ewigen Himmelslichter sowie Blumen, Bäume, Vögel, Fische und alles Leben gesfchaffen hatte, schien ihm stark, und noch nachher, allein mit seinem Vetter Joachim, ausdrücklich und gesprächsweise, fand er es überaus stark, ja geradezu anstößig.


    Aus dieser Passage kann man genau die verschiedenen Anschauungen des Castorp und des Settembrini erkennen. Castorp als Vertreter des "Mittelalters", des "Althergebrachten" und Settembrini als Vertreter der Neuerung, der Aufklärung und des Fortschritts.


    Schmunzeln musste ich hier (die Szene, als Castorp mutmaßte, dass er möglicherweise Fieber hat), als sein Vetter meinte:


    Zitat

    Krank soll man hier lieber nicht werden, es kümmert sich niemand darum

    ... und sowas in einer Krankenheilanstalt??
    Auch das ganze Tamtam um das "Schnupfenfieber" ... witzig!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Ich habe die ersten 3 Kapitel gelesen und bin entsetzt. Das soll Weltliteratur sein ? Da bin ich wohl zu minderbemittelt, um das zu erkennen ... Naja, vielleicht kämpfe ich mich noch etwas weiter ...

  • Gromold: Woran scheitert es? Worüber genau bist du entsetzt (Inhalt, Stil, ...?)

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
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    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Naja ...beides, würde ich sagen. Ich finde die Sprache sehr trocken (die leisen Anflüge von Ironie sind schon ganz ok), aber was mich besonders stört ist die Geschichte (langweilig) und die Charaktere (unrealistisch).
    Es gibt praktisch niemanden, der normal ist. Es kommt einem so vor, als sei das ganze Sanatorium voll von Karikaturen, oder Figuren aus einem schlechten Traum, aber es sind keine wirklichen Menschen.
    Ausserdem stört es mich, daß Castorp nicht merkt, daß etwas faul ist.
    Kaum ist er dort, wird er krank, ohne es zu bemerken ? Schütten die einem gleich als Erstes Drogen in die Getränke ? Es erinnert mich irgendwie an Kafka's Prozess (das habe ich auch nicht zuende gelesen.
    ) ... Castorp wird verhaftet.
    Wie gesagt, ich werde das 4. Kapitel auch noch in Angriff nehmen, wenn sich dann keine Lesevergnügen einstellt, lass ich es bleiben. Man muss sich ja nicht durchquälen.

  • Naja ...beides, würde ich sagen. Ich finde die Sprache sehr trocken (die leisen Anflüge von Ironie sind schon ganz ok), aber was mich besonders stört ist die Geschichte (langweilig) und die Charaktere (unrealistisch).
    Es gibt praktisch niemanden, der normal ist. Es kommt einem so vor, als sei das ganze Sanatorium voll von Karikaturen, oder Figuren aus einem schlechten Traum, aber es sind keine wirklichen Menschen.
    Ausserdem stört es mich, daß Castorp nicht merkt, daß etwas faul ist.
    Kaum ist er dort, wird er krank, ohne es zu bemerken ? Schütten die einem gleich als Erstes Drogen in die Getränke ? Es erinnert mich irgendwie an Kafka's Prozess (das habe ich auch nicht zuende gelesen.
    ) ... Castorp wird verhaftet.
    Wie gesagt, ich werde das 4. Kapitel auch noch in Angriff nehmen, wenn sich dann keine Lesevergnügen einstellt, lass ich es bleiben. Man muss sich ja nicht durchquälen.


    @ admin : sorry, mein Browser loggt sich von alleine aus, daher Doppelpost

  • Zitat

    Original von Gromold


    Es gibt praktisch niemanden, der normal ist. Es kommt einem so vor, als sei das ganze Sanatorium voll von Karikaturen, oder Figuren aus einem schlechten Traum, aber es sind keine wirklichen Menschen.


    Der Ansatz ist doch gar nicht so schlecht, das geht doch in die richtige Richtung. Deshalb kann ich gar nicht nachvollziehen, warum bei dir kein Lesevergnügen aufkommt? Gerade aus diesem Grund, kann ich mich Thomas Manns Ironie und Weltanschauung köstlich amüsieren. Das macht es doch gerade aus! :wink:

  • Ich fühle mich auch von dieser subtilen Ironie angesprochen. Natürlich sind die Personen überzeichnet aber ich denke doch, dass jedermann sich in gewissen Zügen wiedererkennt, einem sozusagen ein Spiegel vorgehalten wird und so ein sehr treffendes Bild der Gesellschaft gezeichnet wird.


    Schade, Gromold, dass es dir nicht so zusagt!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Danke für eure Aufmunterungen. :)
    Es braucht wirklich niemandem Leid zu tun, daß es mir (noch ??) nicht gefällt. Es ist halt so, daß ich in der "großen" Literatur praktisch ein Neuling bin. Ich will mir aber auch nichts vormachen, wenn mir etwas nicht gefällt, dann ist das so, da muss dann meine Eitelkeit (die sich ärgert, daß ich etwas nicht verstehe/begreife) einfach durch :wink:

  • Nur um meiner Chronistenpflicht auch nachzukommen : ich habe jetzt das Buch weggelegt und mit den Ansichten eines Clowns angefangen.
    Ich kann mit dem Buch einfach nichts anfangen, obwohl ich die Anekdote mit Pribislav ganz putzig fand. Aber im Grunde genommen interessiert mich das, was da geschildert wird, absolut nicht.

  • @ Gromold


    Darf ich dich fragen wie alt du bist?


    Manchmal, das meine ich nicht negativ, sondern sehe es ständig auch bei mir, ist man für Ideen, Bücher usw. noch nicht reif genug. Ich lege es dann beiseite (kürzlich erst den "Doktor Faustus") und hoffe, dass meine Zeit noch kommen wird. :wink:
    Vielleicht ist der "Zauberberg" bei dir in ein paar Jahren auch der "Hit" :thumright: