Teresa Simon - Die Frauen der Rosenvilla

  • Dresden im Jetzt. Anna Kepler ist stolze Besitzerin zweier exquisiter Schokoladenläden in Dresden, die sie mit viel Liebe und noch mehr Arbeit aufgebaut hat. Neben ihrer passionierten Tätigkeit als Schokoladenkünstlerin kümmert sie sich liebevoll und mit ebensolchem Elan um die alte Villa, die sie von ihrem Großvater Kurt „Kuku“ Kepler als Erbe übernommen hat und restauriert diese und vor allem den Garten, um das Haus in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Bei der Pflanzung von alten Rosensorten stößt sie im Garten beim Graben auf eine alte Kiste gefüllt mit alten Fotos, Briefen, Haarlocken und Tagebuchseiten sowie einem goldenen Schlangenarmreif und einer zerrissenen Perlenkette. Der Fund fasziniert Anna so sehr, dass sie sich alsbald in die losen Seiten der Tagebucheinträge vertieft. Schnell stellt sich heraus, dass es sich hier um verschiedene Frauen handelt, die diese Blätter in den vergangenen fast 100 Jahren beschrieben haben. Mit Hilfe ihrer Freundin Hanka und akribischer Recherche versucht Anna, die Einträge zu sortieren und erfährt dabei die Geschichte ihrer Familie und die Schicksale der drei Frauen, die vorher in der Villa gelebt haben: Helen, Emma und Charlotte. Was haben diese Frauen mit ihrer Familie zu tun? Kann Anna das ganze Geheimnis lüften?


    Teresa Simon hat mit ihrem Buch „Die Frauen der Rosenvilla“ einen wunderschönen, teils historischen Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist so herrlich flüssig zu lesen, dass er den Leser von Beginn an verführt, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Die Aufteilung der Handlung in Gegenwart und Vergangenheit geht so wunderbar ineinander über, dass man sich gar nicht lösen kann und unbedingt erfahren möchte, was den Frauen in ihrem Leben widerfahren ist. Dass es sich hierbei um 4 Zeitebenen handelt, fällt einem nur durch die abgedruckten Tagebucheinträge auf, die immer in einem anderen Schriftsatz gehalten sind, sodass man die einzelnen Frauen und ihre Erzählungen auseinander halten kann. Die Schilderung der Örtlichkeiten ist ebenfalls besonders gut gelungen, man fühlt sich sogleich in die wunderschöne Stadt Dresden versetzt und vor dem inneren Auge sieht man zuerst das alte Dresden, welches sich ebenso wandelt und zum heutigen Dresden wird, je weiter der Roman fortschreitet. Die Charaktere wurden von der Autorin liebevoll angelegt und sind jeder auf seine Art sehr detailliert und authentisch dargestellt. Anna ist ein Mädchen der heutigen Zeit. Sie ist fleißig und mit einer großen Portion Enthusiasmus ausgestattet, sehr fokussiert auf die Ziele, die sie erreichen möchte. Sie ist eine herzliche junge Frau, die neugierig auf das Leben ist und die sich nach einer Beziehung und Kindern sehnt, um diese mit ihrer Liebe zu überschütten. Helene ist eine Frau, die ihren Mann abgöttisch liebt und ihm unbedingt das Kind schenken will, das er sich sehnlichst wünscht. Dabei unternimmt sie alles und in ihrer Verzweiflung lässt sie sich hinreißen, damit ihre Ehe nicht kaputt geht. Doch sie wird ihres Lebens nicht mehr froh. Emma ist eine lebenslustige Frau, die eine Vernunftehe eingehen muss, um das Familienerbe zu retten, doch ihre Liebe gehört einem anderen, den sie nicht haben kann. Diese Liebe kann sie nicht vergessen und der Verrat durch ihre einstmals beste Freundin nagt schwer an ihr. Nur ihre Tochter hilft ihr darüber hinweg. Charlotte ist eine sympathische Frau, die endlich ihre Wurzeln gefunden hat und diese nicht mehr verlieren will, deshalb verhilft sie ihren Angehörigen zur Flucht. Dabei erhält sie Unterstützung durch einen jungen Mann, in den sie sich so sehr verliebt, dass sie ihn heiratet. Doch er erwidert ihre Liebe nicht, was sie in Verzweiflung fallen lässt, bis sie sich von ihm trennt.


    Teresa Simon hat eine sehr gut durchdachte Handlung herrlich aufbereitet und lässt den Leser durch 100 Jahre Familiengeschichte gehen, immer begleitet vom wunderbaren Duft der Schokolade. Sehr authentisch, liebevoll und emotional beschreibt sie das Leben der einzelnen Frauen im jeweiligen Zeitabschnitt und lässt den Leser mitfiebern und miträtseln, bis das letzte Puzzlestück an seinen Platz fällt.


    Ein wunderbarer Debütroman, der allen gefallen wird, die schöne Liebesgeschichten mögen, die Spaß an historischen Büchern haben und die es lieben, Familiengeheimnisse aufzudecken. Zur Lektüre sollte man sich mit einem kleinen Vorrat an ausgesuchter Schokolade eindecken, denn dieses Lesen macht hungrig – nach mehr!!! Wundervoll gemacht. Chapeau!


    Sehr verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: !

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Dresden, 2013. Anna Kepler hat gerade ihre zweite Chocolaterie eröffnet. Ihre beiden Läden mit dem schönen Namen „Schokolust“ laufen hervorragend, was vor allem an Annas phänomenalen Geschmackssinn liegt, der ihre Kreationen und Angebote zu etwas ganz Besonderem für ihre Kundschaft macht.


    Jahre nach der Wende hat ihr Großvater Kurt Kepler sein Anwesen, die wunderbare Rosenvilla, wieder zurückerhalten. Nach seinem Tod hat Anna die Villa geerbt und sich in den Kopf gesetzt, das alte Haus und vor allem den Rosengarten wiederherzustellen. Als sie gemeinsam mit einem befreundeten Gärtner die neuen Blumenstöcke einsetzt, stoßen sie auf eine vergrabene Schatulle. Anna nimmt das alte Fundstück an sich und öffnet es. Darin stößt sie auf diverse Erinnerungsstücke sowie zahlreiche Tagebuchseiten, die teilweise angekokelt und zerrissen und völlig durcheinander sind. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Hanka macht sie sich daran, das Chaos zu sortieren. Dabei stoßen sie auf die Geschichten der Frauen, die früher in der Rosenvilla gelebt haben. Nach und nach setzt sich ein Bild zusammen und alles deutet auf ein verstörendes Geheimnis in der Geschichte des Hauses hin.


    Parallel zur Lektüre der alten Aufzeichnungen befragt Anna ihren Vater, doch sie stößt auf eine Mauer des Schweigens. Wie ist ihr Großvater in den Besitz der Villa gekommen? Wer waren die Frauen, die damals in dem Haus gelebt haben?


    Man muss dieses Buch schon genau lesen, denn es ist nicht nur eine Geschichte, die Autorin Teresa Simon hier erzählt, es sind vier! Da heißt es aufpassen, um Namen, Zeiten und Verwandtschaftsverhältnisse nicht durcheinander zu bringen.


    Jede der Frauen hat ihr eigenes, schwieriges Schicksal, bedingt durch die jeweilige Zeit, in der sie leben und das große Familiengeheimnis, das sie alle irgendwie beeinflusst.


    Anna liest die Tagebücher durcheinander, immer wieder ein Abschnitt des einen, dann wieder des anderen. Dadurch setzt sich die Geschichte für sie und den Leser erst nach und nach zusammen, immer wieder fällt ein Puzzlestück an seinen Platz. Manches bleibt auch am Ende unaufgeklärt und der Phantasie des Lesers überlassen, aber hier handelt es sich nur um kleinere Auslegungsfragen, die jeder für sich beantworten darf.


    Es war eine spannende und unterhaltsame Familiengeschichte, an die ich ganz sicher denken werde, wenn ich das nächste Mal in Dresden bin!


    Einige kleine Pralinenrezepte im Anhang runden das wunderschöne Buch ab.

  • Ich liebe Schokolade (aber nur dunkle mit mindestens 64%) und von daher war es fast ein Muss für mich dieses Buch zu lesen. Das Thema Schokolade kam zu meiner Freude auch nicht zu kurz. Zum Glück sass ich den grössten Teil der Lektüre im Flugzeug - hätte ich das Buch zuhause gelesen, hätte es mich wohl sehr viel Disziplin gekostet nicht an den HB zu fahren und mich bei Sprüngli oder Läderach mit vielen Truffes oder Pralinen einzudecken. Sorgt also schon mal vor, bevor ihr mit dem Lesen dieses Romans beginnt :-)


    Anna eröffnet nicht nur ihr zweites Café in Dresden, sondern zieht in die ihr vom Grossvater vererbte Rosenvilla und beginnt den Garten neu mit Rosen zu bepflanzen.
    Sie findet Tagebuchblätter, die sie mit Hilfe ihrer Freundin Hanka ordnet und entdeckt die verwirrende Geschichte ihrer Vorfahrinnen und das gut gehütete Geheimnis ihres Grossvaters. Zufällig lernt Anna einen Amerikaner kennen, der seine Leidenschaft zur Schokolade zum Beruf gemacht hat. Doch wieso schleicht er um die Rosenvilla herum?


    Am Anfang hatte ich ziemlich Mühe den vier unterschiedlichen Zeitebenen zu folgen. All die vielen verschiedenen Frauen- und Männernamen die in den Anfangssequenzen der neuen Tagebuchblätter auftauchten, verwirrten mich. Wer wie mit wem wann zusammengehört - das war anstrengend. Ohne Rückblättern und Namen aufschreiben hätte ich wohl aufgegeben.
    Mittlerweile hab ich gelesen, dass die Autorin sogar empfiehlt sich die Namen und Zugehörigkeiten zu notieren. Aber ehrlich, von einem guten Buch erwarte ich, dass ich es durchlesen kann ohne mir für das Verständnis Notizen machen zu müssen - oft hat man auch gar kein Schreibzeug dabei, wir lesen ja nicht am Schreibtisch, zumindest seltener als an anderen, oft bequemeren Orten. Diese Unübersicht ist für mich ein grosses Manko!


    Doch sobald ich die Eckdaten der vier Frauen zusammen hatte, wurde das Lesen einfacher und bald schon war ich gespannt wie alles am Ende zusammenkommt.
    Im Buch wird einiges Wissenswertes zu Schokolade und der Rosenzucht eingeflochten. Sehr gut gefallen haben mir die historischen Infos über Dresden. So macht das Buch richtig Lust auf eine Reise nach Dresden. Auf der man sich mit einer heissen Schokolade, von Anna gezaubert, in den Garten der Villa setzt und die Rosen bewundert. Und danach einen Abstecher in Hankas Buchhandlung.
    4 Punkte.

  • Inhaltsangabe:


    Dresden 2013: Anna Kepler hat von ihrem Großvater nicht nur die Rosenvilla geerbt, sondern auch die Liebe zur Schokolade. Bereits ihre zweite Schokoladen-Manufaktur hat sie in der Stadt eröffnet.


    Nach dem Krieg war die Villa zwangsenteignet und heruntergewirtschaftet, doch nach der Wende erhielt Kurt Kepler sie zurück. Nach seinem Tod hat Anna sie schließlich wieder mit viel Fleiß und Geld restauriert. Gerade als sie neue Rosen im Garten pflanzen möchte, entdeckt sie eine alte Zinkschatulle im Erdreich.


    Als sie diese öffnet, findet sie unzählige kleine persönliche Dinge, aber auch Briefe und Tagebuch-Einträge: Von drei verschiedenen Frauen! Sie lässt die Blätter von ihrer befreundeten Bibliothekarin Hanka sortieren und was sie dort liest, verändert sie und hebt ihren Großvater Kurt Kepler vom Sockel.


    Mein Fazit:



    Bücher mit Familiengeheimnissen sind ja immer sehr reizvoll. Wie werden die Geheimnisse aufgedeckt und vor allen Dingen: Was sind das für Geheimnisse, die teilweise bis in die Gegenwart ihre Spuren hinterlassen?


    Anna führt bislang ein sorgloses Leben in Dresden. Einzig das riesige leere Haus macht ihr etwas Kummer. Doch sie kann sich selbst nicht erklären, weshalb sie sich bislang bei ernsten Beziehungen immer zurückgezogen hat. Ihre Liebe zur Schokolade wird nur allzu deutlich, wenn man ihr beim Zubereiten der kleinen Köstlichkeiten mitlesen darf. Nur bin ich ja nicht so der Pralinee-Freund, daher war es für mich jetzt nicht unbedingt der Hochgenuss!


    Anna liest die Briefe und Tagebuch-Einträge von drei verschiedenen Frauen, die jedoch untrennbar miteinander verbunden sind: Helene (Annas Ururgroßmutter), Emma (Urgroßmutter) und schließlich Charlotte (Großmutter) berichten über ihr Leben, ihre Leidenschaften und tragische Veränderungen in ihren Leben. Doch welches wahre Geheimnis sich hinter den Geschichten verbirgt, bleibt Anna sehr lange verborgen.


    Währenddessen lernt sie den Amerikaner Phil kennen, der ihr Herz sofort in Flammen setzt und ihre Eltern müssen nach dem zweiten Herzinfarkt gemeinsam auf Reha. Fritz Kepler war nie gut auf seinen Vater zu sprechen und Anna setzt ihm mächtig zu. Doch sie wollen beide mit der Vergangenheit aufräumen.


    Die Geschichten um die Frauen sind teilweise sehr verwirrend geschrieben und geben nicht immer klar Auskunft über die Geschehnisse. Einiges musste ich mir beim Lesen zusammen reimen. Ab etwa zweidrittel der Geschichte konnte ich dann ahnen, was damals mit Helene wirklich passiert ist und weshalb sie so früh verstorben war. Anna als Protagonistin hatte damit etwas mehr Zeit gebraucht. Während mir die Frauen in der Vergangenheit schon bald recht vertraut waren, blieb mir Anna immer fremd und ich konnte sie nicht gut einordnen. Ihre Denkweise und Handlungen habe ich nicht immer verstanden oder nachempfunden.


    Die Liebesgeschichte um Phil und Anna versöhnte mich zwar etwas, aber sie kam mir zuweilen dann doch etwas zu hektisch und überstürzt vor. Und natürlich werden alle Klischees bedient, was für mich aber nicht wirklich ausschlaggebend war für den Punkt-Abzug. Eigentlich ist es ein fünf Sterne-Buch, denn die Autorin hat sich wirklich eine sehr schöne Geschichte mit vielen interessanten Charakteren ausgedacht, aber manchmal war es dann auch zuviel des Guten, so dass ich am Ende auch etwas verwirrt zurückblieb.


    Für ein Debüt-Roman ist es jedoch eine sehr lesenwerte Geschichte und ich möchte auch gern noch weitere Romane dieser Autorin lesen. Dieses Buch bekommt vier Sterne von mir.

  • Ein spannendes Familiengeheimnis
    Im Prolog schreibt eine Frau einen Brief an ihre Tochter und hofft doch, dass diese ihn nie zu lesen bekommt…
    Anna hatte sich der Schokolade verschrieben. Sie war die Erbin einer alten SchokoladenDynastie. Von ihrem Großvater hatte sie eine Villa in Dresden geerbt, die nach dem Krieg vom Staat konfisziert worden war. Diese Villa musste mit viel Geld renoviert werden, doch sie barg einige Überraschungen…
    Beim Setzen eines Rosenstockes fand Anna eine Schatulle, die dort vergraben gewesen war. Und was sie in dieser Schatulle fand, sollte ihr Leben in seinen Bann schlagen….
    Die Tagebuchblätter sortierte ihre Freundin Hanka, so dass sie die Schriften nur noch lesen musste…
    Die Schrift auf den Blättern stammte von drei Personen, von den Frauen der Rosenvilla…
    Warum hoffte diese Mutter, dass ihre Tochter den Brief nie zu lesen bekommt? Weshalb hat sie ihn dann überhaupt erst geschrieben? Was enthält dieser mysteriöse Brief? Welche Geheimnisse kämen dadurch ans Tageslicht? Inwiefern barg die Villa Überraschungen? Und vor allem welche? Was war so spannend an den Schriften, dass Anna immer weiterlesen musste? Was enthüllten die vielen Zeilen, welche Geheimnisse gaben sie preis? Wer waren die Frauen der Rosenvilla? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Das Buch ließ sich nicht ganz so leicht und flüssig lesen, wie ich es liebe. Es war für mich zu Anfang schon sehr verwirrend, weil man immer wieder ein bisschen von jeder Frau zu lesen bekam. Mal war es die eine, worauf dann eine andere folgte. Es hat dadurch ein bisschen gedauert, bis ich in der Geschichte drinnen war. Doch dann konnte ich mich gut mit den Protagonisten anfreunden und mit ihnen mitfühlen. Da zum Glück die Jahreszahlen bei den Kapiteln standen, war das dann nicht schwer. Am Ende gab es dann auch noch eine Überraschung. Allerdings hatte ich da bereits einen leichten Verdacht, was diese Überraschung betraf. Ich hatte da so meine Vermutung. Doch dazu natürlich hier nicht mehr. Obwohl ich anfangs etwas verwirrt war, hat mich das Buch doch in seinen Bann gezogen, ich wollte unbedingt wissen, was damals passiert war und das Buch hat mich gut unterhalten, hat mich nicht enttäuscht. Es hat mir sehr gut gefallen und ich spreche eine Lese-/Kaufempfehlung dafür aus.

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Frauen, Rosen und Schokolade


    Anna ist ein Dresdner Schokoladenmädchen. Sie liebt Schokolade, und mit ihren zweiunddreißig Jahren hat sie sich etwas flirrend Mädchenhaftes bewahrt. Als Erbin einer alteingesessenen Dresdner Schokoladendynastie tritt sie in die Fußstapfen ihres Großvaters und kreiert feinste Schokoladenprodukte. Denn Anna besitzt den erlesenen Geschmackssinn ihres Großvaters.


    Gleichzeitig schlägt ihr Herz für Rosen. Und sie träumt von einer Familie, einem Mann, Kindern, doch noch ist ihr das Glück nicht hold gewesen. Bis auf die letztgenannten Dinge könnte es ansonsten nicht besser laufen. In der Altstadt ihrer sächsischen Heimat hat sie ihr zweites Geschäft eröffnet und zugleich die ehemalige Familienvilla zurückgekauft. Deren Garten soll wieder das werden, was er einst war. Ein Paradies für Rosen. Anna will, dass die Rosenvilla im alten Glanz erstrahlt.


    „Ich möchte… das Gestern in das Heute einladen und sehen, wie die beiden sich vertragen.“ (Seite 25)


    Während der ersten Arbeiten wird im Garten eine vergrabene Schatulle gefunden, die neben einer zerrissenen Perlenschnur, Babyhärchen und einer Spiegelscherbe unter anderem ein Bündel verblasster Briefe, die Fotografie einer Frau, die Anna wie aus dem Gesicht geschnitten, ihr aber völlig unbekannt ist, und unzählige lose, wie aus einem Tagebuch herausgerissene Blätter offenbart. Anna lässt sich in die Vergangenheit entführen und entdeckt bei ihren Recherchen mit Hilfe ihrer Freundin Hanka bislang achtsam gehütete Geheimnisse ihrer Familie, die bis ins Jahr 1892 zurückreichen und deren vorhandenen Verbindungen erst nach und nach sichtbar werden und damit selbst Einfluss auf Anna und ihr Leben nehmen.


    Teresa Simon schreibt in „Die Frauen der Rosenvilla“ mit Leidenschaft über Schokolade und Rosen und verlockt einen, das Buch nicht ohne eine süße Nascherei zu lesen, um danach im Garten den Duft der Rosen zu genießen. Eine zauberhafte sinnenfreudige Kombination, die gelungen und glaubhaft ist, weil nicht nur die Begeisterung der Autorin für Rosen deutlich wird, sondern sie ebenfalls besondere Mühe bei der Beschreibung der Pralinenherstellung gegeben hat. Als Bonbon wartet das Buch am Ende mit sechs Pralinenrezepten und der Anleitung für einen selbst gemachten Eierlikör auf.


    „Anna schloss die Augen und schmeckte nach. Ja, so konnte Schokolade eben sein, wenn sie mit Wissen und Liebe zubereitet wurde: mild und sinnlich, dunkel und üppig, seidig und glatt, himmlisch und luxuriös. Ruin oder Glück, Vergnügen oder Ekstase – und vor allem Trost. Und sie half beim Denken.“ (Seite 88)


    Die Autorin schildert die Geschichten der Frauen der Rosenvilla in Zeitsprüngen. Neben Anna im Jahre 2013 sind es drei Frauen, die ihre „Gefühle und Gedanken in freudigen und schlimmen Zeiten“ von 1892, 1919 und 1938 zu Papier bringen – Helene, Emma und Charlotte. Und obwohl – dank unterschiedlicher Schriftarten – immer zu erkennen ist, welche Frau erzählt, ist der ständige und oft unvorhergesehene Wechsel eine Herausforderung, weil so die gerade aufgebaute emotionale Verbindung zur jeweiligen Protagonistin unweigerlich unterbrochen wird und dann erst einige Seiten weiter wieder eine Verknüpfung erfährt. Zwar folgen die Zeitsprünge keinem nachvollziehbaren konsequenten Rhythmus, so dass sich erst nach einer Weile Zusammenhänge erschließen, doch das Geschehen zieht einen letztlich trotzdem in den Bann.


    Daneben schafft es die Autorin nicht nur, die jeweiligen historischen Hintergründe – sei es die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts oder die Situation beider Weltkriege – detailliert darzustellen und mit dem Schicksal der Schokoladenfabrik und ihrer Besitzer sowie der Menschen zu verbinden, sondern auch die Stadt Dresden in die Handlung einzufügen, so dass die Lust auf einen Besuch der sächsischen Hauptstadt wächst. Hierin zeigen sich Teresa Simons Stärken.


    „Manchmal hasse ich diese Rosen beinahe, weil sie so schön und unberührbar sind. Sie blühen und vergehen. Nichts kümmert sie. Auch nicht, was mit uns Menschen geschieht.“ (Charlotte 1938, Seite 107)


    Ebenso untermauert die Autorin hinsichtlich ihrer Protagonisten ihre Fähigkeit, dass sie deren Charaktere mit Einfühlungsvermögen in Szene setzen kann. So weisen ihre Heldinnen Formate auf, die einen deren vergangenes und gegenwärtiges Schicksal und den Reigen aus Liebe und Hass, Leidenschaft und Verlangen, Freundschaft und Respekt, Neid und Missgunst, Hoffnung und Vergebung mitempfinden lassen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • In der Dresdner Altstadt hat Anna Kepler gerade ihre zweite Chocolaterie eröffnet. Beide Geschäfte betreibt sie mit großer Leidenschaft, ebenso wie die Renovierung der Rosenvilla.

    Bei der Neubepflanzung des Gartens stößt Anna auf eine Kassette, die neben alten Erinnerungsstücken auch Tagebuchfragmente enthält. Beim Ordnen der Blätter entdeckt sie, dass es sich dabei um die Einträge dreier Frauen handelt, die in der Familie aber nie erwähnt wurden. Voller Neugier macht sich Anna mit Hilfe ihrer Freundin Hanka an die Lösung des Rätsels.


    Der Anfang war zwar recht vielversprechend - vor allem die romantischen Beschreibungen des Rosengartens und der alten Villa haben mir gut gefallen - doch im weiteren Verlauf ist die Geschichte für meinen Geschmack allzu ungeordnet verlaufen.

    Die in der Vergangenheit spielenden Handlungsstränge werden nicht chronologisch erzählt, wodurch die Verwirrung steigt, und auch die Charaktere der drei Frauen (Helene, Emma und Charlotte) sind viel zu wenig ausgereift. Gerade hier wäre meiner Meinung nach noch Potential vorhanden gewesen, das die Autorin leider nicht voll ausgeschöpft hat. Die Figuren aus der Vergangenheit sind in meiner Erinnerung leider zu einem undefinierbaren Konglomerat verschmolzen, weil es der Autorin nicht gelungen ist, mir ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten und Lebenswege eindrucksvoll vor Augen zu führen.

    Das Ende des Romans fand ich ebenfalls sehr enttäuschend, da die durchaus spektakuläre Auflösung auf wenigen Seiten, fast wie nebenbei, abgehandelt wurde.

    Anna Kepler ist eine sympathische junge Frau, die weiß, was sie sich vom Leben erwartet und unbeirrt ihren Weg geht. Beruflich hat sie ja bereits ihre Erfüllung gefunden, in Annas Privatleben hingegen sieht es nicht so rosig aus wie in ihrem Garten. Die Art, wie sie ihren Traummann kennenlernt, mag ja noch akzeptabel sein, wie ihn die Autorin aber mit Annas Familiengeschichte in Verbindung bringt, kommt mir dagegen ziemlich unrealistisch vor.

    Vielleicht hätte dem Buch ein Pralinenrezept weniger, dafür aber mehr Hingabe an die Ausarbeitung des Inhalts samt Protagonisten doch recht gut getan.


    Lieb gemeinte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: