Jan Weiler- Kühn hat zu tun

  • Kurzmeinung

    zitronenfalter
    Sehr netter, unaufgeregter Krimi mit Humor
  • Kurzmeinung

    Marie
    Alltagsgeschichte mit ein bisschen Krimi: sehr unterhaltsam
  • Der neue Roman von Jan Weiler erzählt von einem ganz normalen Polizisten namens Kühn. Er lebt mit seiner Frau Susanne, seinem Son Niko und seiner Tochter Alina in einem kleinen Haus mit großer Hypothek auf der Weberhöhe. Die Weberhöhe ist eine Neubausiedlung nahe München, die auf einem Gelände gebaut wurde, auf dem vor und während des Zweiten Weltkrieges eine Munitionsfabrik stand.


    Über deren Geschichte und über ihren Eigentümer Rupert Baptist Weber, und den zweifelhaften Ruf, der ihm nach dem Krieg zu Teil wurde, informiert Jan Weiler seine Leser ganz zu Anfang des Buches. Es ist so etwas wie eine Rahmenhandlung, die aber nicht bis zum Ende fortgeführt wird.


    Kühn hat auf seiner Dienststelle nette Kollegen, vor allem Steierer, mit dem ihn so etwas wie eine gute Männerfreundschaft verbindet. Was ihn täglich umtreibt, sind die Sorgen um das Geld, denn nach Abzug aller Kosten bleibt ihm nur ein sehr kleiner Restbetrag zum Leben, der hinten und vorne nicht reicht, um die Bedürfnisse und Wünsche seiner Familie zu befriedigen.


    Seine Tochter Alina will ein Pferd, sein Sohn redet nicht mit ihm und auch seine Frau verschließt sich ihm immer mehr. Weiler gelingt es zu Beginn und auch im späteren, immer spannender werdenden Verlauf des Buches ganz hervorragend, die Kultur und das nachbarschaftliche Klima in einer solchen Neubausiedlung, in der alle in schönen Häusern, aber auf erdrückenden Schuldenbergen sitzen, einzufangen und zu beschreiben.


    Als eines Tages ein alter Mann erstochen auf einem Weg gleich hinter Kühns Garten aufgefunden wird, muss Kühn für eine schwierige Zeit der Ermittlungen versuchen, seine Alltagssorgen zu vergessen, doch auf eine sympathische Weise schleppt er sie andauernd mit in seinem Kopf.


    Der alte Mann weist ganz eigenartige Schnittwunden auf, die der Täter ihm mit einem scharfen Gegenstand zugefügt hat, nachdem er ihn getötet hatte. Weiler hat wieder eine Figur erfunden, die dem Leser menschlich ganz nahe kommt, er hat seine Geschichte eingebunden in den normalen Alltag von Kleinbürgern in einer Münchener Vorstadt und seinen ermittelnden Kommissar mit einer Täterstruktur konfrontiert, die Kühn alle ihm zu Verfügung stehende Intuition abfordert und ihn dennoch an die Grenze bringt. Eine Grenze, an der nicht nur den Fall löst mit einem total überraschende Ende, sondern an der er auch Energie gewinnt und Neuanfänge entdeckt in seinen privaten Krisen. Bis zur nächsten ….


    Jan Weilers persönliche ungekürzte Einspielung der Hörbuchfassung ist genauso ein Hörgenuss, wie das Lesen des Buches selbst. Seiner Stimme gelingt es gut, die dem Roman innewohnende Spannung und Atmosphäre einzufangen und auszudrücken.

  • Inhalt
    Hauptkommissar Martin Kühn hat sich mit Mitte vierzig damit abgefunden, dass er wohl keinen großen Karriereschritt mehr machen wird. Dabei könnte er eine Aufbesserung seines Gehaltskontos gut gebrauchen, muss er doch die Rate für sein Haus auf der Weberhöhe abbezahlen, und möchte seiner Familie hin und wieder auch ein paar Sonderwünsche erfüllen.
    Als in seiner unmittelbaren Nachbarschaft die grausam verstümmelte Leiche eines alten Mannes gefunden wird, ahnt Kühn noch nicht, dass ihn dieses Verbrechen weit zurück in seine eigene Vergangenheit führen wird.


    Mein Eindruck
    Ein Kommissar, der im Auftrag seiner Frau Blumenerde kauft und sich Gedanken macht, wie er seiner Tochter erklären soll, dass sie zum Geburtstag doch kein eigenes Pony bekommt, ist auf jeden Fall eine sympathische Erscheinung. Der Mordfall, in dem Kühn ermittelt, ist ebenfalls sehr geheimnisvoll und spannend aufgebaut. Der Roman greift in den ersten Kapiteln in die Zeit des 2. Weltkrieges zurück, wobei Kühns späterer Wohnort, die Weberhöhe, ins Spiel gebracht wird. Ob dieser Handlungsstrang weiter verfolgt wird, und auch mit dem aktuellen Mord in Verbindung gebracht werden kann, ist eine interessante Frage, die mich während der Lektüre immer wieder beschäftigte.
    Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die (für meinen Geschmack) zu häufig beschriebenen Verletzungen und Qualen, die das Opfer ertragen musste. Die Auflösung des Falles ist zwar raffiniert durchdacht, hat aber auch Einblicke in die perverse Gedankenwelt eines kranken Gehirns gebracht, die das empathische Empfinden der meisten Hörer (und Leser) sicher sehr strapazieren wird. Der harmlos klingende Titel des Buches lässt jedenfalls keine Rückschlüsse auf die doch sehr blutigen Ereignisse zu.
    Der Autor hat bei diesem Hörbuch zugleich die Rolle des Sprechers übernommen; meiner Meinung nach eine sehr gute Wahl, da Jan Weiler die besondere Atmosphäre und Stimmung des Romans ganz ausgezeichnet wiederzugeben versteht.
    Für den logischen Handlungsaufbau, die stilistisch tadellose Umsetzung und die beeindruckende Lesung hätte ich gerne 5 :bewertung1von5: vergeben; der Punkteabzug hat seine Ursache allein in den meiner Ansicht nach zu oft wiederholten grausigen Beschreibungen des Mordfalles.

  • Mir waren die sich endlos wiederholenden Ausführungen von den blutigen Erinnerungen an bestimmte Ereignisse und seiner Verwirrung, warum er ständig daran denken muss, zu viel. Nicht die blutige Angelegenheit an sich hat mich gestört, sondern seine tiefe Verwirrung. Ich hatte das Gefühl, er zieht mich mit in seinen destruktiven Gedankenstrudel.
    Zu viel waren mir auch die verschiedenen Nebenstränge. Da waren die Fälle, an denen er arbeitete - das war ok.
    Doch dann gab es noch das Geheimnis um die Weberhöhe, das Viertel in dem er wohnt. Für den Leser ist nach dem Prolog eigentlich klar, was die ätzende Flüssigkeit ist, die in Nachbars Keller auftaucht. Nur Kühn und seine Nachbarn haben keine Ahnung.
    Im letzten Satz des Buches wird deutlich, hier soll es eine Fortsetzung zum Thema Weberhöhe geben. In meinen Augen ziemlich überflüssig, wo man schon seit dem Prolog weiß, was Sache ist.
    Mir wäre es lieber gewesen, er hätte sich entweder auf die Kriminalfälle oder das Geheimnis Weberhöhe konzentriert.
    Ich mag die Bücher von Jan Weiler eigentlich sehr. Aber das hier hat mir nicht gefallen. Meiner Ansicht nach, soll er lieber bei seinem herzerfrischenden Blick aufs Alltägliche bleiben.
    Von mir bekommt das Buch nur 3 Sterne