Norman Manea - Die Rückkehr des Hooligan

  • Für alle, die ein neues Buch suchen:
    Buch des Monats März der Darmstädter Jury


    Manea, Norman: Die Rückkehr des Hooligan.
    Ein Selbstporträt. 2004. 411 S. 22 cm. Gebunden. 642gr.
    ISBN: 3-446-20462-8, KNO-NR: 12 36 97 50
    -HANSER- 24.90 EUR - 44.50 sFr


    Die Darmstädter Jury - Verein Buch des Monats e. V.
    1957 wurde der Verein "Buch des Monats e. V." in Darmstadt gegründet. Die "Darmstädter Jury", die das "Buch des Monats" auswählt, gibt es jedoch seit 1952 und sie ist zweifelsohne eine feste Einrichtung im Literaturbetrieb in Deutschland geworden. Die Jury sieht es als ihre Aufgabe an, besonders wertvollen, hohen Ansprüchen genügenden Werken durch ihr Votum zu einer größeren Wahrnehmung und Verbreitung zu verhelfen. Gegenwärtig gehören ihr zehn Personen des literarischen Lebens - Schriftsteller, Kritiker und Literaturfreunde - an, die sich durch ihre Unabhängigkeit, Redefähigkeit und undogmatische Offenheit auszeichnen.



    Autorenporträt
    Norman Manea, 1936 in der Bukowina (im heutigen Rumänien) geboren, wurde 1941 mit seiner Familie deportiert. Er überlebte das Lager und war ab 1974 freier Schriftsteller in Bukarest. Seit 1986 lebt er in New York.


    Leseprobe
    Ich erkannte ihn nicht in der Uniform, die plötzlich vor mir stand. Hager, blaß, kahlgeschoren, Mütze in der Hand, gesenkter Blick. Er setzte sich brav an die andere Seite des langen, schmalen Tisches neben die anderen Häftlinge. An den Kopfenden des Tisches standen Wachposten. Zehn Minuten hatten wir, das Päckchen, das ich ihm gebracht hatte, sollte am Ende des Gesprächs vor den Augen des Soldaten geöffnet werden. Er wartete mit gesenktem Kopf auf die banalen Worte, die er brauchte. Sie kamen nicht. Er sah auf, lächelte mich an, einen kindlichen Ausdruck im Gesicht. Rotgeränderte, geschwollene, angsterfüllte Augen. Tiefe violette Ringe. Rissige, geschwollene Lippen. Er versichert mir, er sei gesund und komme zurecht. Die Arbeit sei natürlich schwer, Hitze und Staub, aber er komme zurecht. Er lächelte mit der Dankbarkeit von Waisenkindern, die sich freuen, ihre Eltern wiedergefunden zu haben, die nun wieder für sie sorgen werden. Vater war fünfzig. Er war nicht alt geworden, wie mir schien, nur die düsteren, greisen, faulen Umstände hatten ihn im Griff, machten ihn alt. Ich war in jenem Frühjahr 1958 Student im vierten Studienjahr, zweiundzwanzig Jahre alt. Ein ohnmächtiges Kind, verstummt unter dem Gewicht des Augenblicks, unfähig, Verbote zu übertreten und an die andere Seite des Tisches zu gehen, um den eigenen Vater in die Arme zu nehmen, ihn zu wiegen wie ein Kind. Nicht einmal zu den erlaubten Wörtern war ich fähig. Auf die Frage nach Mutter antwortete ich ihm nicht sofort. Er brauchte nicht zu wissen, daß sie infolge seiner Verurteilung ihre Stelle verloren hatte und schließlich als Hilfsarbeiterin in der Konservenfabrik angestellt worden war, wo sie sich zehn Stunden am Tag keuchend über die riesigen Tröge mit Paprika, Kartoffeln, Gurken beugen und sie mit ihren zitternden Händen in Scheiben schneiden mußte. Nein, er brauche sich keine Sorgen zu machen, Mutter würde nächsten Monat zur Sprechstunde kommen, dann würde er sie sehen. Und da war auch die erwartete Nachricht: Der Anwalt meine, die politische Spannung habe nachgelassen, die Verhaftungswelle sei abgeflaut, irgendwo OBEN habe man eingestanden, daß es zu Übergriffen gekommen sei.


    Soeben für euch entdeckt -
    viele Grüße
    Börsenblatt

    Der Weg ist schwer, auch wenn er mit Büchern gepflastert wäre. (HK)

  • Der Originaltitel lautet: Întoarcerea huliganului
    leider gibt es zu rumänischen Büchern hier keine ISBN.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker: