Anne Girard - Madame Picasso

  • 1911 flüchtet Eva Gouel vor einer geplanten arrangierten Hochzeit aus ihrem Elternhaus in die Metropole Paris, um sich dort ihr eigenes Leben aufzubauen. Über ihre Freundin Sylvette findet sie eine Anstellung als Näherin im berühmten Moulin Rouge und nennt sich fortan Marcelle Humbert. Recht schnell macht sich Eva/Marcelle einen Namen als zuverlässige Arbeitskraft, die von ihren Kollegen für ihre Einfälle und ihr Gespür sehr geschätzt wird. Ausgerechnet im Moulin Rouge sieht sie den berühmten Maler Pablo Picasso zum ersten Mal, ohne zu wissen, wer er ist. Als sie sich kurze Zeit später erneut begegnen und einander vorgestellt werden, sind sich beider der gegenseitigen Anziehungskraft bewusst, doch Eva hält sich zurück, ist Picasso doch seit vielen Jahren mit Fernande verbandelt, die sich überall Madame Picasso nennt. Doch diese Beziehung steht bereits am Abgrund und je öfter sich Eva/Marcelle und Pablo Picasso treffen, umso näher kommen sie sich. Bis sich Picasso endgültig von Fernande trennt und fortan Eva als seine Muse und Inspiration, aber gleichzeitig auch als seine „Madame Picasso“ vorstellt. Die Liebe der beiden ist sehr tief und Picasso hat ihr schon einen Heiratsantrag gemacht, als Eva schwer erkrankt.


    Anne Girard hat mit ihrem Roman „Madame Picasso“ einen wunderschönen historischen Liebesroman vorgelegt, der exzellent recherchiert wurde und von vielen Hintergrundinformationen gestützt wird. Dadurch ist ihr mit kleinen Einschränkungen ein sehr authentisches und biografisches Werk gelungen, das sich durch einen poetischen und bezaubernden Schreibstil herrlich lesen und den Leser an einer der schönsten und zugleich traurigsten Liebesgeschichten der neueren Geschichte teilhaben lässt. Die Landschaftsbeschreibungen und auch die Örtlichkeiten in Paris sind wunderbar beschrieben, so dass man sich sofort in die damalige Künstlermetropole zurückversetzt fühlt und alles vor dem inneren Auge lebendig wird. Die Charaktere sind sehr realistisch angelegt, was erneut die Recherchearbeit der Autorin hervorhebt. Pablo Picasso galt immer als stolzer, schwieriger, leicht selbstverliebter Mann, der andererseits aber auch sehr großzügig sein konnte. Die Grundlage für seine Angst vor Krankheit und Tod wurde schon in seinen jungen Jahren gelegt und erklärt innerhalb des Romans so manche seiner Reaktionen. Eva ist eine sehr junge und anfangs leicht zu beeindruckende Frau, die alles für ihre große Liebe tut und dabei über sich hinaus wächst und dadurch Pablo Picasso eine große Unterstützung ist.


    „Madame Picasso“ ist eine Hommage an Eva Gouel und eine einzigartige Liebesgeschichte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Sehr schön wurden auch Informationen zur damaligen Mode und den Lebensgewohnheiten eingestreut und die Erwähnung zahlreicher berühmter Namen aus Kunst und Kultur, die sich zur gleichen Zeit in Paris traf und austauschte, macht das Buch noch einmal mehr zum Leseschmaus.


    Auch die Aufmachung des Romans wurde vom Aufbau Verlag liebevoll gestaltet. Schon das Cover ist eine Augenweide, im Umschlag versteckt sich dann noch ein Stadtplan von Paris aus dem Jahr 1911, anhand dessen man sich gut orientieren kann.


    Ein Lesemuss für alle Liebhaber historischer Bücher, wunderbarer Liebesgeschichten und gut recherchierter Romane. Absolute Leseempfehlung, einfach wunderschön!!!


    Leider kann ich nicht mehr als :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: vergeben, aber die sind mehr als verdient.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Gestern hab ich "Madame Picasso" beendet und kann auch nur postives darüber sagen, hier mal ein Teil meiner vorablesen- Rezension:


    Ich muss gestehen, dass ich eigentlich nicht so der Liebesroman- Typ bin, aber hier steckt so viel mehr drin. Er geht um Freundschaften. Den Mut, sein Leben anders zu gestalten als Eltern es sich (zu dieser Zeit) wünschen und den Schritt in ein neues Leben, in einer großen fremden Stadt, zu machen. Und man erfährt viel über Picasso, seine Bilder und sein Leben. Natürlich auch über Eva, die wahrscheinlich in echt nur eine Randfigur abgibt. Aber hier im Buch eine tolle Hauptfigur ist.
    Schon das Cover ist sehr schön gestaltet und dann noch der alte Pariser Stadtplan von 1911 in der Innenseite, wirklich sehr schön und für mich eine tolle kleine Überraschung.
    Das Buch hat sich sehr flüssig und einfach gelesen. Es gibt Bücher, die sind anfangs ein wenig zäh und man kommt nur langsam in die Geschichte rein. Hier ging es mir ganz anders. Ich war direkt in der Geschichte drin und konnte das Buch nicht weglegen. Eigentlich wollte ich nur mal kurz rein lesen und dann waren direkt die ersten 100 Seiten weg und ich war traurig, schon so viel geschafft zu haben. Einerseits hatte ich das Bedürfnis ganz viel zu lesen, weil ich ja wissen wollte wie es weiter geht, andererseits wollte ich mir Zeit lassen, um so viel wie möglich vom Buch zu haben.
    Sehr begeistert bin ich auch davon, dass ich das Band zwischen Picasso und Eva direkt spüren konnte und so gut beschrieben war. Genau wie die freundschaftlichen Bande zwischen oder zu den anderen Protagonisten.
    Man merkt schon, ich lobe dieses Buch und habe auch nichts daran auszusetzen, außer, dass ich noch immer viel an Eva und Picasso denken muss, obwohl das Buch schon auslesen ist. Es ist eine Geschichte die definitiv nach wirkt und ich jedem empfehlen werde.
    5 Sterne für „Madam Picasso“!

    LG Jani



    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste."

    Heinrich Heine

  • "Madame Picasso" von Anne Girard hat mich in das zauberhafte Paris im Jahre 1911 entführt.


    Es handelt sich hierbei um einen fiktiven Liebesroman würde ich sagen. Die Figuren waren zwar real und manche Handlungen sind laut der Autorin auch wirklich so passiert, aber wie sich die Liebesbeziehung und das Leben von Eva und Picasso zusammengeführt hat und manche Handlungen wurden frei erfunden.


    Eva versucht sich ein eigenes selbstständiges Leben in Paris aufzubauen und nennt sich fortan Marcelle Humbert. Als Schneiderin fängt sich im Moulin Rouge an, und von nun an ändert sich alles in ihrem Leben. Sie lernt durch ihre Arbeit viele bekannte Künstler kennen - unteranderem Pablo Picasso und eine Affaire entsteht. Alles in allem will ich zum Inhalt nicht viel mehr sagen - man sollte das Buch einfach selber lesen.


    Ich liebe Paris und war selber schon mehrere Male dort. die Stadt ist im Buch wunderbar beschrieben und man erlebt das Pariser-Flair beim lesen. Die Kunstszene hat mich allerdings nie so wirklich interessiert - aber Pablo Picasso kenne sogar ich. Von daher war der Roman wirklich interessant für mich, um Picasso als Person und seine Arbeiten besser kennenzulernen.


    Der Schreibstil der Autorin ist super flüssig und verzaubert einen. Ich war sofort in der Geschichte gefangen und wollte unbedingt wissen wie sich die Beziehung zwischen Eva und Picasso weiter entwickelt. Die verschiedenen Charaktere die die beiden begleiten waren liebevoll beschrieben und man konnte sich mit den Charakteren identifizieren.


    Der Schluss war für mich wirklich traurig und ich habe mit Picasso richtig mitgelitten.


    Alles in allem ein Roman den ich auf jedenfall weiterempfehlen werden, nicht zu schwierig zu lesen und auch nicht zu trocken. Ein Punkt gebe ich Abzug, weil ich bei einigen Kapiteln sich die ganze Geschichte etwas hingezogen hat.

  • Die Landschaftsbeschreibungen und auch die Örtlichkeiten in Paris sind wunderbar beschrieben, so dass man sich sofort in die damalige Künstlermetropole zurückversetzt fühlt und alles vor dem inneren Auge lebendig wird.


    und dann noch der alte Pariser Stadtplan von 1911 in der Innenseite, wirklich sehr schön

    Ich genieße Madame Picasso gerade als Hörbuch und bin bei ca. 17%. Wie bei allen Büchern, bei denen der Schauplatz genau beschrieben ist, 'muss' ich auch hier die Örtlichkeiten nachvollziehen. Und da bin ich fast am Verzweifeln, denn so, wie sich die Protagonisten durch Paris bewegen, ist das sehr komisch....
    Beispiele:
    Eva geht nach ihrer Einstellung im Moulin Rouge nach Hause "in die Rue Laffitte". Aber danach wird ihre Wohnung so beschrieben, als läge sie irgendwo zwischen Rue Ravignan und Le Moulin de la Galette (also auf dem Montmartre). Die Rue Laffitte ist ja ganz woanders. Und das wird 1911 auch so gewesen sein.
    Eva geht mit Picasso vom Moulin Rouge nach Le Bateau-Lavoir. Dabei gehen sie über die steilen Treppen der Rue Foyatier und dann über das Kopfsteinpflaster der Rue Ravignan?? Also den Weg über die Rue Ravignan kann ich verstehen, aber wieso über die Treppen der Rue Foyatier??


    Eins steht fest: ich muss diese komischen Wegstrecken hinnehmen, aber ich werde unbedingt noch das Buch aus der Bibliothek dazuholen. Vielleicht gibt der alte Pariser Stadtplan dann Aufschluss ...
    Ansonsten finde ich die Geschichte bisher sehr gut und kann die guten Rezensionen nachvollziehen

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Meine Meinung:
    Eva Gouel, verliess ihr Elternhaus nach einem Streit. Sie wollte nicht heiraten. Zumindest nicht irgendeinen Mann, sondern wenn, dann aus Liebe. Eva erhoffte sich von der grossen Stadt Paris ein neues, selbstbestimmtes Leben. Sie lebt in einem Pariser Wohnheim für junge Frauen. Ihre Mitbewohnerin, die Tänzerin Sylvette, verschafft Eva auf den ersten Seiten des Romans eine Arbeitsstelle als Näherin im Moulin Rouge. So kommt Eva in Berührung mit der Bohéme und lernt Pablo Picasso kennen und lieben. Ganz so einfach ist es allerdings nicht, denn beide sind anderweitig verbandelt. Allerdings in Beziehungen, die sie nur gewohnheitsmässig noch aufrecht erhalten.


    Evas und Pablos Liebes- und Lebensgeschichte erzählt Anne Girard unterhaltend und berührend auf den 478 Seiten. Man spürt das subtile Knistern zwischen Picasso und Eva durch alle Seiten hindurch. Die Autorin haucht den Protagonisten Leben ein, als Leser kann man ihre Entscheidungen nachvollziehen.


    Frau Girard baut Vieles ein, das damals en vogue war. So bekommen wir nicht nur Evas erste Autofahrt und ihren ersten Telefonanruf mit, sondern ebenso wie sie sich die angesagte Frisur dieser Zeit, den Bob, schneiden liess und wie sie zum allerersten Mal fotografiert wurde.
    Obwohl auch der Untertang der Titanic kurz als Nebengeschichte vorkommt, war es im Grossen und Ganzen eine unbekümmerte, hoffnungsvolle Zeit, in der Alles möglich schien. Leider blieb diese Zeit nicht für lange unbeschwert, denn schon bald wird das (Über-)Leben der Künstler beim Ausbruch des ersten Weltkrieges geschildert. Im Ganzen gesehen steht jedoch immer die Beziehungsgeschichte im Vordergrund.


    Mir gefiel, wie im Roman das komplette Umfeld einbezogen wurde: der berühmte Salon von Getrude Stein; Picassos Freund, der Dichter Guillaume Apollinaire; die Moulin Rouge-Entertainerin Mistinguett; ihr Freund, der Chansonsänger und Schauspieler Maurice Chevalier und viele, viele andere mehr.


    Auch wenn man Picassos Bilder nicht sehr mag, versteht man ihn und seine Kunst nach dieser Lektüre viel besser. Picasso zeigt sich mitfühlend, liebend, verletzlich. Er ist ein Maler mit Leib und Seele, aber überhaupt kein Egomane wie Chagall. Sein neuer Malstil hatte Kritiker und Verehrer, doch in seiner komplizierten Welt bewundert Pablo Picasso die Einfachheit von Eva. Und Eva wird so beschrieben, dass man sie einfach gern haben muss. Ihr Schicksal ist bekannt, und lässt nicht nur Picasso, sondern auch den Leser am Ende um sie trauern.


    Ich habe den Roman verschlungen, er ist fesselnd geschrieben, er hat mich fasziniert, ist absolut lesenswert und ich kann ihn wärmstens empfehlen.


    Fazit:
    Ein grossartiger Roman über die erste grosse Liebe von Pablo Picasso!
    5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Denkmal einer großen Liebe


    Der Roman "Madame Picasso" von Anne Girard führt in die Welt der Belle Epoque. Als die junge Eva Gouel im Jahr 1911 aus der Provinz nach Paris
    kommt, ist sie voller Ehrgeiz und Träume von einem selbstbestimmten Leben. Es gelingt ihr, im legendären Moulin Rouge ihren Weg als
    Kostümschneiderin zu machen. Am Montmartre, inmitten der europäischen Avantgarde, begegnet sie Pablo Picasso, dem aufstrebenden Stern der
    Kunstszene, dessen Anziehungskraft sie sich kaum erwehren kann. Was als leidenschaftliche Affäre beginnt, wird schon bald zu einer großen
    Liebesgeschichte, die ein tragisches Ende nimmt.



    Das Cover ist
    ansprechend gestaltet. Im Mittelpunkt steht der mächtige Eiffelturm, das Wahrzeichen von Paris, wo die Handlung dieses Buches spielt. Der
    Betrachter erkennt eine in ein blaues Kostüm gekleidete Frau, die einen zielstrebigen Eindruck macht. Sie hält einen Regenschirm in ihrer
    rechten Hand und geht unbeirrbar ihren Weg, direkt auf das berühmte Bauwerk zu. Der Titel ist vage. Madame Picasso ist ein Name, mit dem
    sich viele Lebensgefährtinnen von Pablo Picasso gern geschmückt haben. Doch wer ist die große Liebe des weltberühmten Künstlers gewesen?



    Eine
    Antwort auf diese Frage gibt dieser Roman, der von der Dreiecksbeziehung zwischen Pablo Picasso, Fernande Olivier und Eva Gouel
    erzählt. Im Mittelpunkt steht die hübsche, junge Eva Gouel, die aus kleinen Verhältnissen stammt und sich ihren Traum vom Glück in der
    französischen Metropole erfüllen möchte. Mehr oder minder zufällig lernt sie den stolzen Spanier Pablo Picasso kennen, der sich bereits als
    strahlender Stern in der Kunstszene einen guten Namen gemacht hat. Sie verliebt sich in den charismatischen älteren Mann, aber sie muss gegen
    viele Widerstände ankämpfen, die ihrem Glück an der Seite ihres Partners im Wege stehen.



    Die Autorin Anne Girard hat gründlich recherchiert, muss aber viele Begebenheiten frei gestalten. Leider ist Eva Gouel viel zu früh verstorben und hat nur wenige Spuren
    hinterlassen. Selbstzeugnisse gibt es kaum. Die hohe Bedeutung von Eva Gouel spiegelt sich hauptsächlich in den Werken von Pablo Picasso, der
    ihr ein bleibendes Denkmal gesetzt hat.



    Der literarische Stil von Anne Girard hat mir gut gefallen. Sie schreibt sehr flüssig, und die Seiten fliegen nur so dahin. Durch ihre anschaulichen Schilderungen
    lässt sie die Welt der Belle Epoque lebendig werden. Wir begleiten die Protagonisten ins Moulin Rouge, in die Ateliers von Pablo Picasso, zu
    dem Künsthändler Ambroise Vollard, in die literarischen Salons von Gertrude Stein und Alice Toklas, aber auch in die verträumten kleinen
    Cafes und stilvollen Restaurants von Paris. Wir erleben den Ausbruch des 1. Weltkriegs, der auf eine unheilvolle Weise nicht nur den
    Untergang einer glanzvollen Epoche, sondern auch das Ende einer großen Liebe durch eine unheilbare, tödlich verlaufende Krankheit markiert.



    Diese tragische Liebesgeschichte aus einer längst vergangenen Epoche der Kunstgeschichte hat mich sehr berührt. Aus diesem Grunde vergebe ich
    gern 5 Sterne.

  • Paris 1911 – 1915:
    Mit 23 Jahren verlässt Eva Gouel ihre Heimatstadt Vincennes, um einer von den Eltern arrangierten Ehe zu entkommen. In Paris will sie sich ein selbstbestimmtes Leben aufbauen und nennt sich fortan Marcelle Humbert. Ihre Mitbewohnerin Sylvette, die als Revuetänzerin arbeitet, verschafft der Freundin als Näherin eine Anstellung im Moulin Rouge.
    Als Eva beim Besuch einer Ausstellung den Maler Pablo Picasso kennenlernt, ist es für beide Liebe auf den ersten Blick. Der charismatische Künstler kann die reizende junge Frau nicht vergessen, obwohl er in einer komplizierten Beziehung zur wunderschönen Fernande Olivier gefangen ist. Für Eva beginnt die glücklichste und zugleich schwierigste Zeit ihres Lebens.


    Mit ihrem Roman über die außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen dem an der Schwelle zum Ruhm stehenden Pablo Picasso und einer einfachen Näherin hat Anne Girard ihren beiden Hauptfiguren ein wunderbares Denkmal gesetzt.
    Bereits die erste Zeit der Verliebtheit mit allen Gewissenskonflikten beschreibt die Autorin mit großem Einfühlungsvermögen äußerst eindrucksvoll. Evas Entwicklung vom unsicheren jungen Mädchen zu einer starken Persönlichkeit mitzuerleben, hat mich immer wieder tief berührt. Ihre Zielstrebigkeit ist von Anfang an gut erkennbar, doch geht sie nicht rücksichtslos über Leichen, um ihre Träume wahr werden zu lassen. Viele Zweifel und die Bereitschaft zum Verzicht bestimmen ebenso ihr Verhalten wie der Wunsch nach Liebe, Anerkennung und einem erfüllten Leben.
    Pablo Picasso ist mit seinem vielschichtigen, schwierigen Charakter meiner Meinung nach ebenfalls sehr gut dargestellt. Leidenschaft, Großzügigkeit und Sanftmut, aber auch Wutausbrüche, Ängste und Aberglaube machen das Wesen dieses Ausnahmekünstlers aus. Sämtliche Nuancen seiner Persönlichkeit versteht die Autorin in ihrem Roman gekonnt und glaubwürdig in Szene zu setzen.
    Darüber hinaus ist es Anne Girard sehr gut gelungen, ihren Lesern die Zeit der Belle Époque lebhaft vor Augen zu führen. Unmittelbar fühlt man sich hineinversetzt in die pulsierende Atmosphäre einer aufregenden Stadt mit ihren Künstlercafés, berühmten Salons und einer eifrig debattierenden Gästeschar. Sehr schön fand ich auch die Szenen in ländlicher Idylle geschildert, die Picassos Kreativität an der Seite seiner Muse immer wieder neu entfachen.
    Gegen Ende des Romans verdüstert sich die Stimmung zunehmend. Nicht nur Evas Gesundheitszustand bietet Grund zur Sorge, auch der Große Krieg bringt nichts als Leid über die Welt. Umso wichtiger sind die Freundschaften der Künstler untereinander, die sich trotz mancher Rivalitäten und Unstimmigkeiten in diesen dunklen Zeiten gegenseitig Halt geben und Trost schenken.
    Im Nachwort berichtet die Autorin wie sie sich dazu inspirieren ließ, Picassos unbekannteste Geliebte in diesem wunderschönen, gefühlvoll erzählten Roman zu verewigen. Für mich war diese Geschichte ganz großes Kino, tolle Unterhaltung und purer Lesegenuss.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: