Mechthild Gläser - Die Buchspringer

  • Die Geschichte spielt auf einer kleinen und verlassenen Insel. Alexis ist auf dieser Insel aufgewachsen. Als sie mit 17 schwanger wird, kehrt sie ihrer Familie den Rücken zu, verlässt die Insel und zieht nach Essen. Rund 16 Jahre später, nachdem Alexis von der Liebe enttäuscht und ihre Tochter Amy von ihren Klassenkameraden gemobbt werden, kehren sie zurück nach Stormsay. Hier lernt Amy ihre Großmutter kennen. Doch damit nicht genug. Amy findet heraus, dass sie eine seltene Gabe besitzt. Sie kann durch Bücher springen. Doch einige Fragen lassen Amy keine Ruhe. Warum hat ihre Mutter die Buchspringer verlassen? Und warum unterscheidet sich ihre Gabe von der der anderen Buchspringer? Als sich dann auch noch die Geschichten in verschiedenen Büchern verändern, geht Amy den Dingen auf den Grund.


    Das Cover ist wunderschön gestaltet. Es stimmt sehr gut auf die Geschichte ein und passt super zum Inhalt.


    Der Schreibstil von Mechthild Gläser hat mir sehr gefallen. An manchen Stellen poetisch, dann wieder sehr lustig. Der Schreibstil ist so bildhaft, wie ich es viel zu selten erlebt habe. Als Leser befindet man sich die ganze Zeit an Amy's Seite und durchlebt, beinahe wie ein Buchspringer, diese wundervolle Geschichte. Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Die Charaktere MUSS man einfach lieben. Da wäre zum einen Amy, die Protagonistin des Buches. Sie ist wahnsinnig liebenswert und witzig. Dazu kommt, dass sie von Selbstzweifel geplagt wird, die zu keiner Zeit nerven, die aber dem ein oder anderen Mädchen (aber eigentlich auch Personen jeden Alters und Geschlechts) bekannt vorkommen dürften. Auch die anderen Charaktere wurden liebevoll beschrieben und bekamen somit Gesichter und Gestalt. Besonders angetan hat es mir, neben Amy, der junge Werther aus „Die Leiden des jungen Werther“. Er war so ungewollt komisch, dass ich schmunzeln, teilweise sogar lachen musste. Die Idee der Buchspringer hat mich schon vor dem Lesen fasziniert und tut es noch. Schon nach den ersten Seiten konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Mechthild Gläser entführt uns in ihre eigene Geschichte, aber auch in Szenen aus „Das Dschungelbuch“, „Die Verwandlung“, „Alice im Wunderland“ und viele mehr. Die Idee des Buchspringens wurde liebevoll und detailreich umgesetzt. Besonders gut gefallen haben mir die mysteriösen Zwischentexte, die mehr mit der Handlung zu tun haben, als man als Leser zunächst vermutet. Während Amy den mysteriösen Geschehnissen in verschiedenen Büchern auf den Grund geht, fiebert man ununterbrochen mit, geht möglichen Szenarien im Kopf durch, meint, man sei dem Geheimnis auf der Spur und erfährt dann wieder, dass man doch falsch lag. Durch die vielen Wendungen, die zu keiner Zeit zu konstruiert wirken, wird man ständig überrascht. Und am Ende ergibt doch alles einen Sinn. Lediglich ein bis zwei Szenen, hätte ich mir zu einem gewissen Handlungsstrag mehr gewünscht. Auf diesen kann ich hier nicht eingehen, da dies zu viel von der Handlung verraten würde. Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Auch zum Schluss passiert einiges, dass man als Leser nicht im geringsten erwartet. Sehr gut gefallen hat mir, dass es eben kein typisches Ende, sondern etwas besonderes und unerwartetes war.


    Fazit: Ein Buch, dass für alle leidenschaftlichen Leser zu empfehlen ist.
    Außerdem hat es mich etwas an Tintenherz, aber auch an die Edelsteintrilogie erinnert. Für Fans dieser Bücher ist „Die Buchspringer“ definitiv empfehlenswert.
    Aber auch ansonsten kann ich allen, die sich gerne in eine Geschichte voller Ideen, Wendungen und ein bisschen Mystik tragen lassen wollen, dieses Buch nur empfehlen.


    In Zeiten von Buchreihen und Trilogien ist es schon beinahe eine Seltenheit, aber „Die Buchspringer“ ist ein abgeschlossener Einzelband.


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  • 'Will rannte.' (Erster Satz)
    Nach einem furchtbaren Schuljahr flüchten Amy und ihre Mutter Alexis nach Stormsay, wo Amy's Familie wohnt. Doch es gibt einen Grund wieso Alexis vor Amy's Geburt Hals über Kopf von dort geflohen ist.
    Und schon bald erfährt Amy den Grund, denn nun muss sie ihre Ausbildung zur Buchspringerin antreten. Das heißt, sie muss alles für sie mögliche tun, um die Buchwelt zu beschützen, was aber nicht so einfach ist, weil jemand drauf und dran ist diese verborgene Welt komplett auf den Kopf zu stellen.


    Rezension
    Der mir schon aus 'Stadt aus Trug und Schatten' bekannte, immer noch sehr leichte Schreibstil, ließ mich auch dieses Mal schnell in die Geschichte eintauchen. Aber vor allem war es die Neugier, die mich dazu brachte das Buch nicht aus der Hand legen zu wollen. Denn man wird als Leser direkt ins Geschehen geworfen und kann die ganze Situation nur schwer einschätzen. Und schon wenige Seiten später kommen weitere Geheimnisse dazu, die nicht nur Amy, sondern auch mich als Leser auf die Folter gespannt haben.
    Sobald diese jedoch geklärt sind, erschafft die Autorin geschickt einen neuen Spannungsbogen, denn zu diesem Zeitpunkt fängt Amy mit dem buchspringen an und erlebt Klassiker wie 'Das Dschugelbuch' und 'Stolz und Vorurteil' auf eine ganz andere Art und Weise.
    Jedoch muss ich hier anmerken, dass ich gehofft hatte, dass man viel mehr von den Büchern, die Amy jeden Tag begleiten aufschnappt, damit ich eventuell sogar Lust darauf bekomme mir einige dieser Bücher genauer anzusehen, was leider nicht unbedingt der Fall war.
    Natürlich kann man dies auch als positiv wahrnehmen, da die Bücher selbst nicht die Haupthandlung an sich reißen und die Autorin wert auf ihre eigene Geschichte legt, jedoch hätte ein klitzekleines bisschen mehr von ihnen nicht geschadet, denn auch die wichtigen Charaktere aus den Büchern , wie der junge Werther, hätten ein wenig mehr Tiefe zeigen können.
    Dagegen war Amy ein sehr willensstarker, aber auch sturer Charakter und hat so schon zu Beginn den ein oder anderen Sympathiepunkt gesammelt. Dafür war sie meiner Meinung nach auch der Charakter, der am meisten Tiefe gezeigt hat und einem ans Herz wachsen konnte. Selbst Will, der ebenfalls tolle Grundzüge aufweist, schien neben ihr gerade zu blass.
    Wo man mehr von den Charakteren erwarten hätte können, durfte man jedoch langsame Entwicklungen zwischen Beziehungen und später auch die Stärke einiger neuer und alter Beziehungen erleben. Wobei die Handlung dennoch nicht in den Hintergrund gedrängt wurde, sondern stets präsent war und stehts einem roten Faden folgte, ohne lange abzuschweifen.
    So war auch das Ende der Geschichte auf jeden Fall würdig, denn der Showdown zum Schluss reißt noch einiges aus und lässt die leichte Spannung, die während dem ganzen Buch herrscht, rasant steigen. Dabei wurde ich schlussendlich etwas verdutzt von dem, viel zu kurz vorkommenden, Showdown zurückgelassen.


    Fazit
    Obwohl ich ziemlich schnell mitten im Geschehen war und es genossen habe mit Amy und Werther ('Die Leiden des jungen Werther') durch die Welt der Bücher zu reisen, hat es mir leider oft an der Umsetzung der Idee gefehlt. Zum einen wurden die meisten Bücher nur kurz angeschnitten, obwohl ich gerne mehr erfahren hätte und zum anderen waren die Charaktere nicht so tiefgehend, wie ich es von der Autorin gewohnt bin.
    Der Unterhaltungswert war jedoch auf jeden Fall gegeben, denn vor allem zum Schluss hin ist die Spannung auf ein Maximum gestiegen, so dass das Ende wie im Nu verging.
    Das heißt, wenn ihr auf der Suche nach einem unterhaltsamen, aber leicht verdaulichen Buch seid und zudem literaturbegeistert seid und ein wenig in die Klassiker schnuppern wollt, könnt ihr in jedem Fall zu diesem Buch greifen und ein paar schöne Stunden mit Amy verbringen.

  • Amy wurde an ihrer Schule gemobbt, ihre Mutter Alexis hat sich gerade von ihrem Freund getrennt. Beide zutiefst niedergeschlagen, wollen sie nur noch weg aus Bochum. Zum Glück sind gerade Sommerferien und so reisen sie in Alexis‘ Heimat, auf die kleine Insel Stormsay vor der Küste Schottlands. Bisher wusste Amy nichts über ihre Herkunft und so lernt sie nun auch ihre Großmutter zum ersten Mal kennen.


    Und sie erfährt etwas über sich und ihre Familie: die Lennox gehören zu der seltenen Gattung der Buchspringer. Sie können sich in Bücher hineinbegeben und in den Geschichten umherwandeln. Für eine Leseratte wie Amy erfüllt sich ein Traum!
    Gemeinsam mit den beiden Jugendlichen aus der zweiten Buchspringer-Familie auf Stormsay wird Amy nun unterrichtet und soll lernen, wie sie ihrer Verantwortung für die literarische Welt nachkommen kann.


    Doch bald stellt sich heraus, dass etwas Ungewöhnliches vor sich geht. Jemand scheint sich in große Geschichten der Literatur hineinzumogeln und sie durcheinander zu bringen! Wer steckt dahinter und was bezweckt derjenige damit?


    Gemeinsam mit Schir Khan, dem Tiger aus dem Dschungelbuch, und Goethes Werther fängt Amy an, Nachforschungen zu betreiben. Doch der Unruhestifter scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein!


    Jedem Bücherfreund dürfte das Herz höherschlagen, bei den Möglichkeiten, die sich Amy hier bieten. Wer von uns würde nicht gerne einmal live ins eigene Lieblingsbuch hüpfen und den Buchfiguren leibhaftig gegenüberstehen? Eine wundervolle Idee für ein Buch und von Autorin Mechthild Gläser spannend und phantasievoll umgesetzt. Auch ohne all die Klassiker der Literaturgeschichte zu kennen, kann man gut folgen – vielleicht wird der eine oder andere jugendliche Leser aber auch dazu angeregt, einmal zu Jane Austen, Goethe oder Kafka zu greifen?


    Mich hat die Lektüre total begeistert. Den Schluss habe ich als ziemlich ungewöhnlich für ein Jugendbuch empfunden, mir hat es aber gut gefallen und ich fand am Ende alles schlüssig aufgeklärt.


    Eine tolle Reise durch die Welt der Bücher!

  • Amy kehrt mit ihrer Mutter in deren Heimat auf die Shetlandinsel zurück. Dort erfährt der Teenager, dass ihre Familie die Fähigkeit hat in Bücher zu reisen und dort sogar die Geschehnisse verändern kann. Ihr wird "Das Dschungelbuch" zugewiesen, doch schnell entschwindet sie auch in andere literarische Werke und entdeckt, dass dort ein Unhold sein Unwesen treibt und nach und nach liebgewonnene Geschichten zerstört. Plötzlich hat das Treiben in den Romanen sogar Einfluss auf die Realität und den Bewohnern der Shetlandinsel wird klar, dass sie etwas dagegen unternehmen müssen.


    Was gibt es für bibliophile Menschen schöneres, als Romane über Bücher? Nichts! Und genau dieses macht Mechthild Gläser sich gekonnt zu Nutzen und lässt somit sicherlich nahezu alle Bücherwurmherzen höher schlagen. Amy ist die Protagonistin und Ich-Erzählerin des Romans. Durch die direkte Sichtweise und die bildhafte Sprache der Autorin war es sehr leicht, sich in diese besondere Welt hineinzufinden, in der Amy u.a. auf den jungen Werther, Oliver Twist und Schir Khan aus dem Dschungelbuch trifft. Viele der erwähnten Romane sind mir bekannt, aber auch das Eintauchen in Geschichten, die ich nicht kannte wie z.B. Macbeth machte Spaß - es ist also nicht zwingend notwendig, sich in allen Werken auszukennen.


    Der Roman ist eine tolle Mischung aus fantastischen Elementen, spannenden Szenen, ein klein wenig Romantik und einer passenden Prise Humor. Die Autorin vermischt Bekanntes aus den berühmten Werken mit Amys Gegenwart und selbsterdachten märchenhaften Ideen in dieser Buchwelt. So treffen sich die Charaktere in kleinen Städten in der Bücherwelt, wenn ihr Charakter gerade nicht im Roman benötigt wird. Zwischen den einzelnen Kapiteln finden sich zusätzlich des Öfteren kleine Auszüge aus einem längst vergessenen Märchen wieder. Das Ende gefällt mir sehr. Ich hatte erst befürchtet, dass Gläser die einfache, die mittlerweile schon fast typische Variante gewählt hat, aber zum Glück hat sie davon Abstand genommen und ein Ende präsentiert, dass für mich überraschend war, aber einfach perfekt zum Roman passt. Schaut man sich nun noch das wunderschöne Cover an, bleibt nur zu sagen, dass das Buch von vorne bis hinten und von innen bis außen einfach ein perfektes Gesamtpaket ergibt. Viel mehr will ich eigentlich auch gar nicht verraten, denn das Buch muss man selbst lesen, um in diese tolle Welt eintauchen zu können.


    Fazit: Die Idee des Romans ist einfach nur genial. Ich habe mich verdammt wohl in dieser literarischen Welt gefühlt und kann daher allen nur empfehlen, dieses Schmuckstück fürs Regal zu kaufen und dann nicht lange auf dem SUB (Stapel ungelesener Bücher) liegen zu lassen, sondern auch das Abenteuer zu wagen und Amy beim Buchspringen zu begleiten. Es lohnt sich!


    Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
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  • In Zeiten von Buchreihen und Trilogien ist es schon beinahe eine Seltenheit, aber „Die Buchspringer“ ist ein abgeschlossener Einzelband.

    Na schon das allein ist ja ein Grund, das Buch auf die Wunschliste zu setzen. Und ein Buch über Bücher... das Buch ist auf jeden Fall auf meine Wunschliste gewandert.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Auch mir hat das Buch "Die Buchspringer" von Mechthild Gläser vom Schreibstil und der Aufmachung gut gefallen.
    Gleich von Anfang an konnte man sich super in die Geschichte reinversetzen und mit Amy mitfühlen. Die Spannung wird für ein Jugendbuch super gehalten. Toll fang ich, dass es die Autori geschafft hat ein doch sehr ernstes Thema (Mobbing, Scheidungskind, Pubertät,...) einzubinden.


    Einfach traumhaft ist die Idee in Bücher zu springen :love:


    Leider musste ich auch feststellen, dass ich mich sehr schlecht in der Märchenwelt / Buchwelt auskenne :pale: Da sollte ich mir in Zukunft doch das ein oder andere Buch (welches in diesem Buch eine Rolle spielen) zur Hand nehmen.


    Der Autorin ist es gelungen einen kleinen Krimi zu schreiben. Denn es kommt zu Geschehnissen, die keiner unter Kontrolle zu haben scheint.
    Die Protagonisten sind einfach zu "lieb haben" :friends:


    Ich finde mit der Idee hätte die Autorin noch weitere Bücher schreiben können, das Ende war etwas schnell. Einige Fragen sind noch offen...


    Zitat

    Geschichten waren merkwürdig. In einem Moment waren sie noch vorbei, im nächsten blättert man einfach wieder nach vorn und alles begann von Neuem. (99% der Amazon-ebook-Version)

    "Die Menschen sind zu unaufmerksam, um die Magie wahrzunehmen, die um sie herum passiert..."

    (Margit Auer - Die Schule der magischen Tiere - Band 1, Seite 88)

  • Ich habe jetzt innerhalb von 2 Tagen "Die Buchspringer" ausgelesen. Am Anfang konnte mich die Autorin in ihre kleine Welt der Buchspringer vollkommen mit nehmen. Schon auf den ersten Seiten musste ich das ein oder andere Male herzlich lachen, leider fehlte mir gerade diese humorvolle Schreibweise zum Ende des Buches.
    Je weiter die Geschichte fortschreitet, werden für mich die Protagonisten zwar nicht unsympatisch aber nicht mehr richtig greifbar....einfach zu hektisch, zu flach.
    Mir fehlte das gewisse ETWAS :cry::cry::cry: das gerade am Anfang das Buch ausgemacht hat, sich von anderen Jugendbüchern zu unterscheiden.
    gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Bester Freund,


    ich habe schon einige Male die Feder zur Hand genommen, ohne dir - wie es mein Gedanke war - gleich zu schreiben.


    Ich bin allein und freue mich meines Lebens in dieser Gegend, die für solche Seelen geschaffen ist wie die meine. Ich bin so glücklich, mein Bester, so ganz in dem Gefühle von ruhigem Dasein versunken, daß meine Kunst darunter leidet.


    Denn in den letzten Tagen ist viel geschehen.


    Doch zunächst einmal: Die hehre Gilde der Buchspringer auf der Insel Stormsay, die hier seit Jahrhunderten für den Schutz der Literatur sorgt, hat Zuwachs bekommen. Fräulein Amy aus dem Clan der Lennox. Es ist mir vergönnt gewesen, sie gleich am ersten Tag, an dem sie das Dschungelbuch in der Buchwelt besuchte, kennenzulernen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, sie hat mich vor den drei Hexen aus Macbeth retten müssen.


    Aber nicht nur deshalb habe ich sie ein klein wenig in mein Herz geschlossen, (wobei sie natürlich nie meine Lotte wird verdrängen können). Das Fräulein Amy ist so begabt und sieht bezaubernd aus in ihrer grazilen Anmut. Tatsächlich durfte ich ihr schon meinen Arm zum Geleit reichen und sie - echter Kavalier, der ich bin - durch das unwegsame Gelände führen. Ein böser Mensch würde behaupten, dass wir beide gemeinsam unbeholfen über Wurzeln stolperten und uns auf den engen Trampelpfaden gegenseitig auf die Füße traten. Aber ich weiß, du bist keiner dieser verächtlich redenden Personen, die solcherart über eine junge Dame und ihren Begleiter herfallen. Das hat das Fräulein Amy in ihrer Welt zur Genüge erlebt. Ich wünschte, ich könnte diese Personen zu einem Duell auf Pistolen fordern, wenn ich nicht wüsste, dass mein Mut dafür leider nicht ausreicht...


    Jedoch törichte Gedanken darüber erlaube ich mir nicht, weil ich die Buchwelt nicht verlassen werde. Außerdem:

    Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, gleich den süßen Frühlingsmorgen, die ich mit ganzem Herzen genieße.

    Das Fräulein Amy ist so wissbegierig und erinnert sehr an ihre Frau Mama, als diese noch die Buchwelt mit ihrer Anwesenheit beglückte. Die edle, wenn gleichwohl unglückliche Anna Karenina sagte mir erst letztens bei unserer Begegnung in der "Zeile" - du weißt, es ist der Ort, an es uns Buchfiguren gestattet ist, uns mit anderen zu treffen... Also, sie erinnerte sich wehmütig an ihre wunderbare Freundschaft mit Fräulein Alexis, und sie bedauert es heute noch mit Wehmut, dass diese eines Tages fortblieb. Wobei mir Anna Karenina im Vertrauen offenbarte, was der Grund für die Flucht von der Insel der Buchspringer gewesen ist. Als Herr von Anstand habe ich ihr natürlich strengste Geheimhaltung zugesichert.


    Schweife ich ab? Sieh es mir nach, lieber Freund. Dabei ist das Leben derzeit so aufregend, dass ich mich gar oft daran erinnern muss, mein eigenes Ende, das ich ja selbst so gewollt habe, nicht zu verpassen.


    Ich will, lieber Freund, ich verspreche dir's, ich will mich bessern, will nicht mehr ein bißchen Übel, das uns das Schicksal vorlegt, wiederkäuen, wie ich's immer getan habe; ich will das Gegenwärtige genießen, und das Vergangene soll mir vergangen sein.


    Doch es hat sich etwas Schreckliches zugetragen. Sherlock Holmes, dieser überragende Detektiv, ist tot. Das Fräulein Amy fand ihn gemeinsam mit dem jungen Macalister. Was muss das für einen Schock gewesen sein. Master Will, wie Sherlock Holmes ihn nannte, betrachtete sich als besten Freund des Meisterdetektivs und ermöglichte ihm so manchen Gang in die Draußenwelt. Um so bedauerlicher ist, dass Holmes dort zu Tode kam. Wer nur wollte sein Ableben? Er hatte außerhalb seines Buches keine Feinde, war zwar etwas eigen, zugegebenermaßen, aber ein brillanter Kopf.


    Damit nicht genug. Unerklärliche Ereignisse erschüttern die Buchwelt. Ein Dieb ist hier unterwegs, und dank meiner, ich darf sagen, nicht unbescheidenen geistigen Fähigkeiten, die selbstverständlich hinter denen vom großen Sherlock Holmes zurückstehen, gelang mir die Erkenntnis, dass dieser gemeine Dieb die Ideen aus verschiedenen Büchern stiehlt, ohne die die Bücher nicht existieren können.


    Du verstehst, teurer Freund, dass ich Fräulein Amy sofort meine tatkräftige Unterstützung bei der Lösung dieses Problems angeboten habe. Voller Stolz kann ich dir schreiben, dass sie dieses Offerte dankend angenommen hat. Und so konnte ich als treuer Freund bereits einen schlichten Betrag leisten und erstellte eine Liste der verlorenen Rudimente.


    Seit der Zeit bin ich oft draußen.

    Ich habe keine Ruhe, mich in meiner Kammer meiner Kunst zu widmen, wenn Geheimnisvolles in der Buchwelt geschieht.


    Übrigens befinde ich mich hier gar wohl.

    Denn meinem Geschick ist es zu verdanken, dass wir uns einmal der Ergreifung des Dieb so nahe wähnte. Leider gelang dies dann doch nicht. Er entkam uns, was Fräulein Amy und mich sehr betrübt.


    Und zudem quält mich - du wirst behaupten unsinnigerweise - der Gedanke, dass auch der junge Herr Will dem Fräulein Amy seine Hilfe zugesichert hat. Ich habe ihre liebevollen, sehnsüchtigen Blicke, die mir äußerst vertraut sind, bemerkt, als sie von ihm sprach. Ich gebe zu, Malalister ist ein formidabler junger Mann. Andererseits wäre ich entzückt, wenn die Bewunderung Fräulein Amys allein meiner Person gelten würde...


    Jetzt muss ich eilen, bester Freund. Meine Anwesenheit wird benötigt.


    Dir in der Ordnung zu erzählen, wie's zugegangen ist, daß ich eins der liebenswürdigsten Geschöpfe habe kennen lernen, wird schwer halten. Ich bin vergnügt und glücklich, und also kein guter Historienschreiber.

    Jedoch ich sichere dir schon jetzt einen einen wohlfeil geschliffenen, bestimmt auch in seinen Wendungen und Ergebnissen überraschenden, gleichwohl stets unterhaltsamen, mit Poesie erfüllten und fantasievollen Bericht über aufwühlende und gefährliche Abenteuer zu, wenn das wundervolle Fräulein Amy und ich das mysteriöse Rätsel gelöst haben. Wünsche uns Glück!
    Dein treuer Freund


    Werther


    P. S. Werther zitiert sich selbst (aus "Die Leiden des jungen Werther" von Johann Wolfgang von Goethe).

  • Das Cover machte mich neugierig und die Inhaltsangabe “zwang” mich quasi dazu, dieses Buch zu lesen. Und seien wir ehrlich – für jeden Buchliebhaber, für jede Leseratte und jeden Bücherwurm ist doch das Cover schon eine Wucht. Man sieht beliebte Literaturfiguren, die auch im Buch eine Rolle spielen werden: Shir Khan aus dem Dschungelbuch; das verrückte Kaninchen aus Alice im Wunderland und Sherlock Holmes.
    Auf all diese Figuren trifft auch Amy, die eine beneidenswerte Fähigkeit hat: Sie kann in die Bücher eintauchen und mit den dort ansässigen Figuren sprechen, die Geschichte verfolgen – jedoch darf sie nicht eingreifen. Erst seit Kurzem weiss sie von dieser Möglichkeit und ist damit zuerst ein wenig überfordert. Zusammen mit anderen Buchspringern hütet sie die Geschichten – und kommt nach und nach einer schrecklichen Verschwörung auf die Spur.
    Ich habe dieses Buch beim Lesen geliebt. Man trifft auf so viele Figuren, deren Geschichten man schon gelesen hat. Der Einfallsreichtum der Autorin hat
    mich wirklich überzeugt. Dennoch möchte ich nicht zu sehr auf Einzelheiten eingehen, da ich zukünftigen Lesern nichts vorwegnehmen möchte. Doch gerne hätte ich selber meinen Fuß in diese Welt gesetzt, um mir auf dem Markt Instant-Happy-Ends oder ähnliches anzuschauen <3
    An manchen Stellen hätte ich mir mehr Tiefe bei den Buchspringern und Amys Verwandtschaft und ihrer neuen Liebe gewünscht. Dennoch hat mich
    das Buch so sehr gefesselt, dass ich nicht anders kann und 5 Punkte vergebe.

  • Ich habe das Buch ja vor ein paar Tagen beendet. So im ganzen fand ich das Buch klasse. Nur das Ende habe ich mir anderes Vorgestellt. Ich fand das die Geschichte irgendwie mitten drin aufgehört hat. Ich hätte gerne noch gewust ob Amy mit ihrer Mutter zurück nach Deutschland geht oder Nicht. Und was mit der Großmutter geworden ist. Trotz des Endes bekommt das Buch 5 Sterne von mir

    Hallo sagt Jana
    :study: Das Lied von Eis und Feuer die Herren von Winterfell George R. R. Martin
    :study: Acht Nacht Von Sebastian Fitzek
    :study: Die Buchspringer von Mechthild Gläser
    :musik: Sag das du mich liebst von Joy Fielding

  • Die Buchspringer - Mechthild Gläser


    Loewe Verlag

    384 Seiten

    Fantasy

    Einzelband

    11. März 2019


    Inhalt:


    Während des Sommerurlaubs auf einer vergessenen Shetlandinsel erfährt Amy, dass sie als Mitglied der Familie Lennox of Stormsay über die Fähigkeit verfügt, in Bücher zu reisen und dort Einfluss auf die Geschichten zu nehmen.

    Schnell findet Amy Freunde in der Buchwelt: Schir Khan, der Tiger aus dem Dschungelbuch, hat stets wertvolle Ratschläge für sie, während Goethes Werther zwar seinen Liebeskummer in tintenhaltigen Cocktails ertränkt, Amy aber auch ein treuer Freund ist,

    seit sie ihn vor den Annäherungsversuchen der Hexen aus Macbeth gerettet hat.

    Lediglich die Idee, Oliver Twist Kaugummi zu schenken, war nicht die beste …

    Doch bald merkt Amy, dass die Buchwelt nicht so friedlich ist, wie sie zunächst scheint.

    Erst verschwindet Geld aus den Schatzkammern von Ali Baba, dann verletzt sich Elizabeth Bennet auf dem Weg zum Ball mit Mr Darcy, sodass eine der bekanntesten Liebesgeschichten der Weltliteratur im Keim erstickt wird.

    Für Amy ist klar: Sie muss den Störenfried stellen!

    Doch erst, als sich die Zwischenfälle auch auf die Realität auswirken und schließlich sogar ein Todesopfer fordern, wird Amy klar, wie ernst die Bedrohung ist. Worauf hat es der geheimnisvolle Attentäter wirklich abgesehen?


    Meinung:


    Die Fähigkeit in Bücher zu reisen, wünscht sich wohl ein jeder Leser, Blogger, Büchernerd, der auch nur ansatzweise bei klarem Verstand ist. Deshalb war es keine wirkliche Frage, dass ich dieses Buch mit diesem vielversprechenden Inhalt einfach lesen musste.

    Gut, ich konnte nicht reinspringen und die Geschichte miterleben wie Amy, aber es geht ja auch noch auf die gute alte herkömmliche Weise.


    Bereits der Anfang begann vielversprechend.

    Man begleitet Amy und ihre Mutter Alexis bei einer überstürzten Flucht aus Deutschland - auf einem Boot über stürmische See - hin zu Alexis Heimatinsel Stormsay. Dort ist sie auf einer kleinen Burgidylle, dem Lennox Anwesen aufgewachsen.

    Und man merkt sofort die Liebe zur Literatur, nicht nur an den hunderten von Büchern, die sich dort tummeln, sondern auch an den unzähligen Buchanspielungen und dem ausladenden, fantastischen Schreibstil der Autorin.

    Ich konnte das Papier quasi riechen, die Hügel der Insel vor meinen Augen visualisieren und das launische Wetter auf meiner Haut spüren. Es war großartig. Und das verlor sich auch erstmal nicht.


    Im Laufe der Geschichte findet Amy heraus, wie schon im Klappentext erwähnt, dass sie eine Buchspringerin ist und die überaus verantwortungsvolle Aufgabe hat die literarische Welt zu schützen.

    Dabei ist sie auch nicht alleine, sondern agiert zusammen mit zwei weiteren Springern aus einem unterirdischen Klassenzimmer heraus. So weit, so schön. Doch wie bei allem, was Spaß macht, existieren hier ebenfalls Regeln.

    Die sich von selbst erklären und irgendwo logisch sind.

    Die Handlung nicht beeinflussen. Sich raushalten.

    Aufpassen, dass die Figuren auch das machen, was sie sollen.

    Einfach zu befolgen. Aber nur, wenn die Buchwelt in Ordnung ist.


    Amy ist so eine typische Außenseiterin. Schlaksig und dürr, ein Rotschopf und eine kleine Streberin.

    Ich mochte sie aufgrund dieser Eigenschaften sofort.

    Das Buch ist außerdem in der Ich Perspektive verfasst, sodass ich mich direkt in sie hineinversetzen konnte.

    Ebenfalls gut gewählt fand ich die Atmosphäre der Geschichte. Schön geheimnisvoll, aufgelockert durch eine Reise in bereits bekannte literarische Welten. Das Dschungelbuch. Ein Sommernachtstraum.

    Peter Pan. Rapunzel. Alice im Wunderland. Die Geschichten so miteinander zu verbinden, dass eine große ganze Welt entsteht, fand ich super.


    Irgendwann setzte dann auch der spannende Teil der Story ein und hier kommt mein erster Kritikpunkt ins Spiel.

    Amy lernt das Buchspringen, reist durch die Welten und entdeckt gemeinsam mit einem Buchcharakter, dass jemand durch die Geschichten reist und sie von innen heraus zerstört.

    Die zu Beginn aufgebaute Verbindung, die ich zur Protagonistin hatte, begann ab diesem Zeitpunkt ein wenig zu bröckeln.

    Es war, als wäre es ihr in der Buchwelt nicht mehr möglich mich so stark emotional zu beeinflussen und das fand ich schade.

    Ich folgte nur noch, ich fühlte nicht mehr mit.

    Dabei waren die Ermittlungen von Amy, der Buchfigur und ihren Freunden in der Draußenwelt durchaus spannend und haben zum Mitraten animiert.


    Erst zum Ende hin setzte der Sog der Geschichte wieder ein.

    Die Idee und wie das Ganze Chaos in der Buchwelt aufgelöst wurde, fand ich wiederum echt cool.

    Vor allem auf welche Gestalten man so zwischen den Zeilen trifft. Nur der Schluss kam, wie so oft, einfach zu schnell und fühlte sich etwas gepresst und gezeitraffert an.


    Fazit:


    „Die Buchspringer“ entführt uns in eine Welt, in der die Menschen, die Leser - die Beschützer der Literatur sind.

    Die Geschichte verbindet Realität mit Fiktion in einer interessanten, authentisch Handlung, der es allerdings ein wenig an Tiefe und Gefühl fehlt. Vor allem ab der zweiten Hälfte des Buches.

    Nichtsdestotrotz ist es auf jeden Fall eine Reise wert, gerade diejenigen, die gern durch mehrere Buchwelten gleichzeitig gehen möchten, werden begeistert sein. Ein Abenteuer für Jung und Alt, für Schottlandfans und Rätselrater.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)