Welches Nerd-Wissen habt ihr aus Büchern?

  • Ich lese gerade die Autobiographie von Johnny Cash und bin darin auf zwei interessante Fakten gestoßen: Cash besaß eine Zeitlang ein Ferienhaus auf Jamaica, das früher der Familie von Elizabeth Barrett Browning gehörte. Und Präsident Jimmy Carter war ein Cousin von Cashs zweiter Frau June.

  • In diesem Buch habe ich gelesen, dass England und Portugal die einzigen Länder Europas ohne Minderheitensprache sind (S.106).


    Man sollte nicht alles glauben, was in Büchern steht. Zumindest für Portugal behauptet Wikipedia was anderes. :-k

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • In diesem Buch geht es um Autismus. Das verhalten von Menschen die darunter leiden wird anhand der Geschichte eines jungen Mannes gut vermittelt. So intensiv wusste ich das bisher nicht.


    ...und zum Nerd-Wissen allgemein, alles was heute als unwichtig und nebensächliches Wissen empfunden wird, kann morgen schon wichtig sein. Selbst wenn es nur wichtig wird, weil einer vielleicht bei "Wer wird Millionär" mitmacht und so eine ganz unwichtige Frage kommt. :)


    Es ist ein ewiger Zwiespalt: arbeitet man am Abbau des SuB oder am Abbau der WL?




  • Ob es sich um Nerd-Wissen handelt oder ob ich einfach wieder mal die Einzige bin, die da was nicht mitgekriegt hat vor ein paar Jahren, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich Bauklötze gestaunt, als in in Victor Pelewins The Hall of the Singing Caryatids folgendes gelesen habe, als ein Mann in einem T-shirt mit dem "Hugo Boss"-Logo mit Nazi-SS-Buchstaben auftaucht, wie auf diesem Bild (klick hier). Auf S. 34/35 heißt es im Buch:

    Zitat von Viktor Pelewin

    Lena spotted the Nazi runes, but she didn't get the point at first."That's because Hugo Boss designed the SS uniform," Kima whispered.
    "That's because Hugo Boss designed the SS uniform," Kima whispered.

    Beim Suchen im Netz habe ich sofort diesen Artikel im Spiegel vom 23.09.2011 gefunden, dessen Informationen auf der Wikipedia-Seite von Hugo Boss bestätigt werden: angeblich hat Hugo Boss die Uniformen zwar nicht selbst entworfen, war aber ein maßgeblicher Lieferant von SS-Uniformen. Unter dem Abschnitt "Anfangsjahre" heißt es auf wikipedia:

    Zitat von wikipedia

    Im Entnazifizierungsverfahrenn wurde Hugo Ferdinand Boss zunächst als „Belasteter“, dann als „Mitläufer“ eingestuft. Die gelegentlich auftauchende Behauptung, Hugo Boss habe für den Entwurf der SS und Partei-Uniformen verantwortlich gezeichnet, ist falsch. Für diese waren die Organisationen selbst zuständig. Im Juni 2000 trat die Hugo Boss AG derStiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter bei.


    Na, das empfand ich mal als interessante Info in einem Buch, auch wenn sie sich als nicht ganz richtig herausgestellt hat.

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Das weiß ich auch erst seit kurzem, allerdings ausnahmsweise mal nicht aus einem Buch. Ich habe es im Zusammenhang mit den Dreharbeiten zu einer Fernsehserie über die Nazis gelesen.

  • Na, das empfand ich mal als interessante Info in einem Buch, auch wenn sie sich als nicht ganz richtig herausgestellt hat.

    Aber wirklich. Zumal ich quasi um die Ecke von Hugo Boss wohne (also der Firma). Nur schade, dass du erst recherchieren musstest, um die echten Fakten zu erfahren. So wird wieder fröhlich Halbwissen verbreitet...

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Als ganz junger Mensch habe ich einiges an Pfadfinder-Spezialwissen aus den Werken von Karl May ziehen können. In Erinnerung ist mir bis heute geblieben, dass man bei einem langen Lauf abwechselnd (ein paar Minuten lang), das Gewicht auf ein Bein verlangern sollte, so dass man sich vorwiegend mit einem Bein abstößt und dann wechselt. So kann man länger laufen und ermüdet nicht so schnell. Sagt jedenfalls Karl May. Oder eher doch Old Shatterhand?
    In Anbetracht des Elvis-Themas hier im Thread (gehört für mich zum Musik-Allgemeinwissen für alle Zeit), frage ich mich jetzt, ob die jungen Leute heute überhaupt noch wissen, wer Karl May war?

  • Ich versuche gerade im Buch Denn sie wissen nicht, was sie tun - Genießen als politischer Faktor (tja, bei so einem Titel ist maximale Spannung vorprogrammiert :mrgreen: ) vom slowenischen Philosophen Slavoj Žižek (der u.a. Anhänger von Marx und dem franz. Psychoanalysten Jacques Lacan ist) auf S. 32 nachzuvollziehen, wie dieser Autor innerhalb von ein paar Zeilen von Bodhisattwa und Nirwana zu Geld bei Marx als allgemeines Äquivalent für Waren mit denGebrauchswerte kommt ( :scratch: wenn man's nicht besser wüsste, könnte man auf den Gedanken kommen, Bodhisattwa sei vielleicht ein syrischer Schlepper ... soll heißen, dass ich nicht den Eindruck habe, ich würde mir hier mühelos den großen Durchblick anlesen :lol: ), aber egal, in der Endnote 16 auf S. 285 zum Begriff Geld als "allgemeines Äquivalent" liefert Žižek ein richtig nettes Stück Information, mit dem man ansonsten absolut nichts gewinnbringend anfangen kann (d.h. man kann diese Info nicht in Bezug auf "Geld als allgemeines Äquivalent" ausdrücken, oder doch - mit dem Wert einer fetten "0") :

    Zitat von Slavoj Žižek

    Für eine historisch-materialistische Analyse bilden die interessanten Punkte jene Phänomene, wo das Geld nicht auf ein neutrales, "allgemeines Äquivalent" reduziert wird, das vom materiellen Gewicht einer konkreten Sozialbeziehung zeugt (Also bitte - nicht gleich ungeduldig werden smile73.gif - jetzt kommt's):


    Ein offensichtliches Beispiel ist hier die scheinbar "irrationale" und "überflüssige" Unterscheidung zwischen Pfund und Guinee ("ein Pfund und ein Schilling") - woher kommt dieser mysteriöse 5 Prozent-Überschuss? Eine Guinee diente als Zahlungsmittel für Ärzte, Rechtsanwälte und dergleichen, sie war ein Pfund zuzüglich eines Trinkgeldes für jene, deren soziale Position als zu würdevoll erachtet wurde, um ihnen zu erlauben, das Trinkgeld anzunehmen.

    Also deshalb hat angeblich ein Pfund 20 Schillinge und eine Guinee 21. :idea: ... again what learned ...

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Also deshalb hat angeblich ein Pfund 20 Schillinge und eine Guinee 21. :idea: ... again what learned ...

    Bei weiterem Nachdenken kam mir die obige Aussage ein bisschen komisch vor: es werden keine Münzen speziell als Zahlungsmittel für bestimmte Zwecke geprägt, oder? (Das ist nämlich etwas ganz anderes als die Schuldscheine, die Arnold Schwarzenegger als Zahlungsmittel für öffentliche Dienste in Kalifornien einsetzen wollte, als dieser amerikanische Bundesstaat pleite war.) Normalerweise bestimmte die Qualität des Materials, aus der Münzen geprägt wurden, ihren Wert gegenüber ähnlichen Münzen anderer Prägungen. Es war schließlich schon im Mittelalterder Fall (vllt. sogar schon im Altertum?), dass als Zahlungsmittel oftmals eine bestimmte handelsübliche Münzart aus einer bestimmten Prägestätte gefordert wurde, weil z.B. der Edelmetallgehalt oder das -gewicht höher war als bei anderen vergleichbaren Münzen.
    Deshalb habe ich mal auf wikipedia.de nachgelesen, und siehe da - der unterschiedliche Wert erklärt sich aus dem Verhältnis des Wertes von Gold zu Silber, weil eine Guinee nun mal eine Goldmünze ist und ein Pfund eine Silbermünze, sh.:

    Zitat von wikipedia

    Ursprünglich betrug ihr Nennwert 20 britische Schilling, also ein Pfund Sterling. Der Umrechnungskurs zur Silbereinheit Pfund Sterling schwankte mit dem Verhältnis des Preises von Silber zu Gold. Der Wert der immer leichter werdenden Guinee stieg auf bis zu 27 Schilling. Nach der großen Münzreform von 1696 wurde ihr Wert auf 21½ Schilling festgesetzt und schließlich 1717 auf 21 Schilling (£1-1s-0d). Mit diesem Wert von 1,05  GBP ist die Guinee bis heute als Rechnungseinheit in Gebrauch (s.u.). Die Goldmünze wurde zum letzten Mal 1813 geprägt, danach wurde sie vom Sovereign abgelöst, der dann noch etwas später wieder als Pfund bezeichnet wurde.

    Es heißt dann zwar weiter im nächsten Absatz:

    Zitat von wikipedia.de

    Da die Guinee einen aristokratischen Nimbus hatte, wurden weiterhin viele Waren des gehobenen Bedarfs in Guinee gepreist.

    Aber der kausale Zusammenhang liegt eindeutig genau anders herum als von Hern Žižek dargestellt. Der Service von Ärzten, Rechtsanwälten etc. wurde in Guineen berechnet, weil sie einen höheren Wert hatte, aber es war eben nicht so, dass die Guinee einen höheren Wert hatte, damit ein im Wert okkultes Trinkgeld für diese Herren einberechnet werden konnte.


    Sowas regt mich echt auf, alles muss man selber nachprüfen, weil jeder einfach irgendeinen populärwissenschaftlichen Schund schreibt! :evil: Ich habe außerdem den Eindruck, dass man sehr vorsichtig sein muss mit dem Rest von Herrn Žižeks Aussagen, aber irgendwo ist das Buch doch ganz interessant und amüsant (zumindest bis jetzt ...).

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  • In diesem Buch erfährt man unter Anderem, wie man aus seinem Urin Raketentreibstoff herstellen kann und was man alles beachten muss, wenn man auf dem Mars Kartoffeln anbauen möchte.
    Dieses Buch ist eine wahre Nerd-Wissens-Fundgrube. :wink:



    P.s.:
    Da habe ich doch glatt den Post vor mir übersehen. :pale:

  • Was ich bisher nicht wusste, Kapitel 19473: Am 20. Mai 1945 erließ der Berliner Stadtkommandant, der sowjetische Generaloberst Bersarin, den Befehl, in der sowjetischen Besatzungszone habe generell (also nicht nur für Armeeangehörige, sondern für den gesamten Alltagsverkehr) die Moskauer Zeit zu gelten. Erst am 23. Oktober legte das Koordinationskomitee des Alliierten Kontralrates fest, dass ab dem 18. November 29145 in ganz Deutschland die Einheitszeit "Greenwich + 1" gelten soll. (Fußnote 63, Seite 349)

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


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  • 18. November 29145

    :totlach:

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    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Ja Mensch, das ist ja quasi fast morgen... 8-[:totlach:

    :totlach: Öhm, Sternzeit 74473,72. War halt sehr vorausschauend, der Alliierte Kontrollrat! :wink:

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  • In Fußnote 107 auf Seite 354 ist dieses vielleicht unnütze, aber doch sehr schöne Wissen vermerkt:

    Zitat

    Der todkranke Lenin ließ sich Jack Londons Erzählung "Liebe zum Leben" noch auf dem Sterbebett vorlesen.

    Na, die will ich jetzt aber auch unbedingt hören! :thumleft:

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  • Bereits in den Knochenresten der Dinosaurier fand man Anzeichen für Tumore. Hat mich Mankell auf Seite 155 gelehrt.

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