Ich habe letztes Jahr diverse Bücher der Beatliteratur gelesen, und mittlerweile befindet sich Jack Kerouac im Kreis meiner Lieblingsautoren. Um ein bisschen mehr über ihn und die damalige Zeit zu erfahren, lese ich derzeit "Ruhm tötet Alles".
Auszug aus dem Klappentext:
Zitat"Die beiden großen Helden der Beat-Literatur Jack Kerouac und Allen Ginsberg schrieben sich unermüdlich von ihrem ersten Treffen im Jahr 1944 bis zu Kerouacs Tod im Jahr 1969. Alles, was für sie von Belang war, diskutierten die beiden Schriftsteller in diesen Briefen. Sie empfehlen sich Bücher, verreißen Autoren, tauschen Gedichte aus, kritisieren sich schonungslos..."
Ein 25-jähriger Briefwechsel also, in dem der Leser neben der Biographie der beiden Schriftsteller auch noch deren Meinung und Hinweise zu interessanten Büchern und Autoren erhält. Das klingt doch mal echt interessant!
Meine gebundene Ausgabe umfasst 501 Seiten, enthält eine Inhaltsangabe (alle Briefe sind in chronologischer Reihenfolge aufgeführt) ein 6-seitiges Vorwort des Herausgebers, sowie Danksagungen an alle möglichen Helfer. Zudem hat meine Ausgabe ein rotes Lesebändchen und ein sehr ausführliches Namensregister. (Kurzer Check: William S. Burroughs kommt erwartungsgemäß sehr, sehr häufig vor, aber auch Kafka, Thomas Mann, Melville, etc.)
Einziges Manko: der Verlag hat mitten aufs Cover sein dickes, fettes, rotes Logo geklebt - warum zum Geier? Ich schaffe es zwar, den Aufkleber abzuknibbeln ohne den Umschlag zu beschädigen, aber Klebespuren habe ich jetzt dennoch drauf. Keine Ahnung was das soll: erst eine hochwertige Ausgabe drucken, und dann mit einem Werbeaufkleber verunstalten...
Die ersten paar Seiten habe ich schon gelesen, und ich bin schwer begeistert. Man erfährt viel, sehr viel sogar. Zuviel für eine Rezi, aber auch zuviel, damit ich am Ende des Buchs noch weiß, was vorne steht. Kaum habe ich eine Seite gelesen, schon recherchiere ich nebenbei im Internet, bspw. nach dem erwähnten Roman, nach dem geschichtlichen Vorfall, oder nach den erwähnten Personen.
Das wird etwas dauern, bis ich mit dem Briefwechsel durch bin, aber auch wenn ich wenig am Lesen der Briefe bin, so macht es dennoch Spaß Hintergrundmaterial zu recherchieren.
Daher nehme ich mir Folgendes vor: zu jedem Jahr schreibe ich hier kurz auf, was die Beiden in dem Jahr erlebt haben, worüber sie stritten, und welche Bücher erwähnt wurden.
Der Briefwechsel startet Mitte August 1944. Die Anmerkung des Herausgebers informiert vorab, dass sich die Beiden etwa ein halbes Jahr vorher an der Columbia University kennengelernt haben. Jack Kerouac sitzt derzeit im Bronx County Jail in Untersuchungshaft: Ihr gemeinsamer Freund Lucien Carr hatte ein Mord begangen, und Jack half ihm ein paar Beweisstücke verschwinden zu lassen. (Diese Mordgeschichte ist mir schon bekannt, weil William S. Burroughs und Jack Kerouac sie im gemeinsamen Buch "Und die Nilpferde kochten in ihren Becken" verarbeitet haben.)
1944 - Biographisches
Im ersten Brief schreibt ihm Ginsberg also ins Gefängnis, erzählt wen er alles getroffen hat und wie es den Leuten draußen geht. Dabei verwendet er Pseudonyme, um die wahre Identität der Personen zu verschleiern, über die er schrieb. Keine Ahnung weshalb, aber vielleicht wird das später noch geklärt (paranoid?)
Jack heiratet Edie Parker am 25. Aug 1944 noch in Polizeigewahrsam. Zudem wird die "new vision" erwähnt, eine von ihnen entwickelte Philosophie, deren Ideen auf Baudelairs Begriff des "Künstlers als Alchemist" zurückgehen.
1944 - Literarisches
Ginsberg weiß, dass man Kerouac den Roman "Die toten Seelen" von Nikolaj Gogol ins Gefängnis gebracht hat. Für Ginsberg ist Gogols Roman neben den "Geschichten der 1001 Nacht" eine Art Familienbibel:
Zitat"es hat die ganze melancholische Grandeur von Modder Rovshia (Mütterchen Russland), den ganzen Borschtsch und Kaviar, die ganze flüchtige Leere jenes unbezahlbaren Gutes, der russischen Seele."
Ginsberg liest ausserdem zeitgleich Jane Austen (um von der morbiden "recherché tempest fortunatement perdu" -der Atmosphäre des kürzlich erfolgten Mordfalls im Freundeskreis- herunterzukommen), Charles Dickens "Große Erwartungen", zudem als Re-read "Sturmhöhe" von Emily Brontë (für ein Englischseminar), sowie vier Geschichtsbücher über die europäische Revolution im 19. Jahrhundert.
Kerouac ist zudem überzeugt, dass "Kunst das potentiell Größte ist, die neue Vision entspringt diesem künstlerischem Rohstoff der Menschheit" und empfiehlt Ginsberg daher die Lektüre von "Finnegans Wake", "Zauberberg" und "Ulysses".