Kim Thúy - Der Klang der Fremde / Ru

  • Als Zehnjährige floh die Autorin gemeinsam mit ihren Eltern aus Vietnam und gelangte über Malaysia nach Kanada. In kurzen Stücken, die selten mehr als eine Seite umfassen, blickt die nunmehr 40jährige in diesem Buch in nicht chronologischer Reihenfolge zurück auf ihre Vergangenheit und die ihrer Familie. Viele dieser Erinnerungen bergen den Ansatz für den Sprung zu einer anderen in sich.
    Ein Beispiel: Sie berichtet von Kindern der GIs in Vietnam, die zumeist Waisen und/oder Obdachlose wurden. Einem dieser ehemaligen Kinder, einer mittlerweile jungen, obdachlosen Frau, begegnet sie in New York ohne ihr helfen zu können. Dabei erinnert sie sich an einen Onkel, der in Princeton seinen Doktor in Statistik machte und sie fragt sich, ob er die Anzahl der Risiken und Hindernisse berechnen könnte, denen diese junge Frau ausgesetzt war. Davon ausgehend überlegt sie, ob ihm dies auch mit der Berechnung der Wahrscheinlichkeit des Überlebens von Herrn An möglich wäre. Auch Herr An, ein früherer Richter und Universitätsprofessor, ist ein Flüchtling, der Grauenvolles durchmachte und ihr 'die Nuancen gelehrt' hat so wie Herr Minh in ihr den Wunsch zu schreiben weckte. Der Herr Minh, der an der Sorbonne französische Literatur studiert hatte. Und so weiter...
    Menschen und Geschehnisse aus der Vergangenheit wecken Erinnerungen an Bekannte aus jüngerer Zeit und andersherum. Und so entsteht nach und nach ein Bild eines vielschichtigen, bunten Lebens, das neben Leid und Schmerz auch viel Wärme und Freude erlebt hat. Besonders eindrucksvoll empfand ich die Liebe und Dankbarkeit zum Dasein, die immer wieder durch die poetischen Sätze hervorklingen trotz all der entsetzlichen Dinge, die Kim Thúy erlebt hat. Ein berührendes Buch!

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • @Squirrel : Hmmm, aber das war nicht das Buch, das ich gelesen habe :wink: deshalb habe ich extra einen Dateianhang beigefügt, der nun weg ist :cry:


    Du meinst die spezielle Ausgabe, die Du besitzt? Dann entschuldige bitte :friends: Magst Du sie dann nochmals hier einstellen mit dem Hinweis, dass das Deine Ausgabe ist?

  • Du meinst die spezielle Ausgabe, die Du besitzt? Dann entschuldige bitte :friends: Magst Du sie dann nochmals hier einstellen mit dem Hinweis, dass das Deine Ausgabe ist?

    Weil du es bist :D Ansonsten eine grundsätzliche Frage: Lieber immer die 'normale' Ausgabe einstellen statt irgendwelcher Sonderausgaben? Dann weiß ich für's nächste Mal Bescheid :wink:


    Ach ja, und hier MEINE :wink: Ausgabe.

  • Lieber immer die 'normale' Ausgabe einstellen statt irgendwelcher Sonderausgaben?


    Mit der normalen Ausgabe wird die Verlinkung zu Amazon hergestellt und damit erscheint auch erst die Buchinfo über Deiner Rezension :wink: Dann lieber die eigene Ausgabe nochmal separat einstellen, wenn es wichtig für einen ist :)

  • Mit der normalen Ausgabe wird die Verlinkung zu Amazon hergestellt und damit erscheint auch erst die Buchinfo über Deiner Rezension :wink: Dann lieber die eigene Ausgabe nochmal separat einstellen, wenn es wichtig für einen ist :)

    Danke!

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Der vorliegende Roman der nun in Montreal in Kanada lebenden Vietnamesin Kim Thuy beschreibt autobiographisch die Geschichte einer Kindheit in einem wohlbehüteten großbürgerlichen und sich an Frankreich orientierenden Familie in Saigon, die Verfolgung der Familie durch die nach 1975 siegreichen Kommunisten, die dramatische Flucht als "boat people" nach Malaysia, die schreckliche Zeit im dortigen Flüchtlingslager und die Auswanderung nach Kanada.


    In oft nur eine halbe Seite umfassenden Epigrammen erinnert sie sich an ihre Vergangenheit und an die vielen Menschen, die sie geprägt haben, die Großeltern und die Eltern, die Tanten und die Onkel, die der Einfachheit halber durchnumeriert werden.


    Es ist ein bewegendes und eindrückliches Buch, ist es doch durchzogen von einer tiefen Dankbarkeit an das Leben, das es bei allem Leid und allem erlebten Schrecklichen doch gut mit ihr gemeint hat.


    "Man glaubt immer, das Leben von Einwanderern sei nur schwer. Und vergisst dabei, dass ihre Erfahrungen auch wunderbare, lustige, bewegende und oft ganz absurde Momente einschließen", schreibt Kim Thuy an einer Stelle ihres Buches. Diese Offenheit hängt meines Erachtens damit zusammen, dass sich insbesondere die vietnamesischen boat poeple, ihrer alten Kultur nach wie vor verbunden und die traditionellen Familienbande und -traditionen achtend, sehr schnell in die Kultur und die Gesellschaft der jeweiligen Aufnahmeländer eingefügt haben, und dort sehr schnell große Leistungen vollbrachten. So sind etwa die Kinder von vietnamesischen Flüchtlingen in Deutschland zu einem hohen Teil in Schule, Universität und Beruf sehr erfolgreich, die Mädchen wie die Jungen.


    In seinem vor einigen Jahren für den Deutschen Buchpreis vorgeschlagenen Roman "Das amerikanische Hospital" rankt sich Michael Kleeberg um einen wunderbaren Satz der amerikanischen Lyrikern Elizabeth Bishop:
    "The art of losing isn`t hard to master". Dieser Satz könnte auch als Überschrift über diesem literarischen Kleinod von Kim Thuy stehen, das Andrea Alvermann und Brigitte Große gekonnt aus dem Französischen übersetzt haben.

  • Danke an Xirxe für die Rezi! DIESES Buch habe ich noch auf dem SUB; ein anderes hatte ich hier Kim Thúy - Der Geschmack der Sehnsucht / Mãn schon rezensiert und könnte den interessierten Leser ebenfalls begeistern!