Kurzbeschreibung:
Kann es für eine Frau etwas Demütigenderes geben, als vor dem Traualtar stehen gelassen zu werden? Wenn es nach Faith Holland geht, dann ja. Als sie nämlich beim Fluchtversuch aus einer Bar nur mit Push-up-BH und Bauch-weg-Unterhose bekleidet im Toilettenfenster stecken bleibt, ist als einzige Hilfe ausgerechnet der Mann in Reichweite, dem sie ihre ruinierte Hochzeit zu verdanken hat. Aber anstatt vor Scham im Boden zu versinken, lässt sie sich wohl oder übel von Levi Cooper befreien und wäre der Polizist nicht so sexy, dann könnte sie das Kapitel Cooper abhaken, bevor es überhaupt begonnen hat. Aber so einfach lassen sich seine grünen Augen nicht verdrängen und vergessen, obwohl die Beiden sich noch nie leiden konnten- oder?
Meine Meinung:
Wenn dieses Buch etwas nicht ist, dann der millionste Abklatsch einer "Verlassen, verliebt, verheiratet"-Geschichte. Zunächst einmal schreibt Krista Higgins unwahrscheinlich unterhaltsam. Dank ihrer unterschwelligen, durchweg liebenswerten Ironie konnte ich mir ein Grinsen nur selten verkneifen und darüber hinaus besitzt die Autorin ein bewundernswertes Händchen für Situationskomik. Die Szenen sind vielleicht nicht immer ganz ernst zu nehmen, aber was habe ich gelacht! Herrlich, dieser Ideenreichtum! Auch ernste, romantische und traurige Szenen sind gefühlsecht und mitreißend geschrieben und insgesamt macht der Schreibstil der Autorin einfach jede Menge Spaß. Für mich einer dieser Romane, die einen selbst hungrig und durstig in einem unbeheizten Raum auf unbequemem Stuhl immer und immer weiter lesen lassen.
Die Hauptcharaktere Faith und Levi sind aber auch großartige und vor allem sehr sympathische Protagonisten. Faith ist ein bisschen Bridget Jones 2.0. Sie liebt Wein und Schokolade, ist nicht unbedingt vom Glück verfolgt und die Männer? Nach acht ahnungslosen Jahren vor dem Altar vom schwulen Beinahe-Mr-Perfect verlassen zu werden sagt alles, oder? Aber von selbstmitleidiger Drama-Queen keine Spur, im Gegenteil. Auf ihre ein, zwei Pfunde zu viel wird bei Cocktail und Nachos angestoßen und die warmherzige, vielleicht manchmal etwas naive Landschaftsplanerin ist immer zur Stelle, wenn ein Fettnäpfchen "hier" ruft. Gleichzeitig ist Faith aber auch ehrgeizig, zäh und allzeit bereit, Zähne zu zeigen. Kurzum: Die Frau hat Klasse. Levi Cooper auf der anderen Seite nimmt man den harten Cop höchstens so lange ab, bis er voller Elan durch den Dreck robbt, um ein Huhn zu retten. Er ist der Typ "Harte Schale, weicher Kern" aus der Kategorie "Edel-Praline" und hat mein Herz praktisch pausenlos ein bisschen höher schlagen können. So böse er auch dreinschauen mag, so gehen ihm doch seine Stadt, seine Schwester und seine Ruhe über alles. Levi ist ein herzensguter Kerl, der das nach außen mehr oder minder erfolgreich zu verbergen versucht und trifft damit genau meinen Geschmack. Auch die Nebencharaktere sind sehr liebevoll gestaltet. Faiths Familie, ihre Freunde und Levis Schwester sind durchweg ein kleines großes bisschen verrückt, aber man muss sie einfach gerne haben.
Die Handlung beginnt damit, dass Faith an den Ort ihrer Schmach zurückkehrt. Sie liebt ihr Zuhause - ehrlich - aber der Nächste, der sie mit mitleidigem "Armes, armes Ding"-Blick ansieht, wird das nicht überleben. Dann lieber noch Levi Cooper, der zwar dafür gesorgt hat, dass sie die Flitterwochen alleine und unverheiratet verbringt, aber wenigstens kein Mitgefühl heuchelt. Schließlich konnte man sich noch nie sonderlich gut leiden- oder? Naja, das trifft es nicht ganz. Aber bis die ganze Vorgeschichte der beiden ans Licht kommt, darf erst einmal im Hier und Jetzt gelacht, gefiebert und geseufzt werden. Die beiden geben einfach ein tolles Pärchen ab. Besonders gut gefallen hat mir, dass ihre Beziehung so vielseitig ist und mehr als genug romantisch-explosiven Sprengstoff bietet. Faith und Levi geben sich Kontra ohne Ende, helfen einander, hauen sich in die Pfanne, sind füreinander da, küssen und ignorieren und lieben und hassen sich. Und das ist so toll umgesetzt, dass ich gerade die romantischen Szenen wieder und wieder gelesen habe, einfach weil sie so wunderschön waren.
Fazit:
Witz hoch zehn und Herzklopfen hoch zwanzig: eine wunderschöne, humorvolle Liebesgeschichte mit immensem Suchtfaktor