Armin Müller-Stahl - Venice. Ein amerikanisches Tagebuch

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon.de)
    Das Geheimnis eines Liedes Armin Müller-Stahl erzählt eine faszinierende Geschichte jenseits des Glamours von Hollywood: Es ist die Geschichte eines Liedes, seines Komponisten und eines Geheimnisses, das in eine dunkle Vergangenheit führt … Eine spannende Spurensuche und ein Spiegelbild des Lebens in Venice Beach, in die Müller-Stahl auch immer wieder eigene Erlebnisse einfließen lässt.


    Über den Autor
    Armin Müller-Stahl wurde am 17. Dezember 1930 in Tilsit geboren. Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler überhaupt, aber auch Geiger, Maler und Schriftsteller. In beiden deutschen Staaten war er erfolgreich, aber auch in Hollywood genießt er große Anerkennung, das belegen unter anderem zwei Oscarnominierungen und zahlreiche andere Filmpreise.

    Meine Meinung

    Jeder Mensch über vierzig sei herumlaufende Filmgeschichte, das behauptet Armin Müller-Stahl in seinem Roman „Venice. Ein amerikanisches Tagebuch“.


    Zitat

    „Jeder über vierzig habe genug erlebt, habe Schläge einstecken müssen, habe Liebesaffairen gehabt, kurz, habe Dinge erlebt, die eine Filmgeschichte hergeben, ...“ (S. 5)


    So wettete er mit seinem Freund Joseph Gordon, dass er ein Drehbuch nach dessen Vorstellungen schreiben würde und macht sich gemeinsam mit einem Kameramann in Venice, einem Stadtteil von Los Angeles auf die Suche. Schnell trifft er Frank, der sich entschied als 'Homeless' zu leben, einst etwas war, aber nun nichts mehr gelten will. Von einem Nichts grenzt er sich jedoch ab, denn das sei schon sein Vater gewesen. Und genau dieser Vater rückt im Laufe der Treffen der beiden immer mehr in den Fokus.


    Den Schauspieler Armin Müller-Stahl schätze ich sehr, als Autor befasste ich mit diesem Buch erstmals mit ihm, denn ich hege leichte Vorurteile gegenüber Künstlern, die meinen, nun auch schriftstellerisch aktiv werden zu müssen. Deshalb stand dieses Buch viel zu lange ungelesen im Regal. Umso erstaunter war ich nach der Lektüre, denn was ich las, war sprachlich ausgefeilt und überzeugte mich. Der Obdachlose Frank beantwortet zunächst widerwillig die Fragen des Schauspielers, öffnet sich aber Verlauf der Handlung und berichtet immer offener über sich und seinen Vater, den ehemaligen Kriegsgefangenen und Jazz-Gitarrist, der sich in Amerika aufgrund eines dunklen Geheimnisses eine neue Identität zulegen musste. Akribisch dokumentiert Armin Müller-Stahl die Gespräche in einem Tagebuch und ergänzt sie durch eigene Gedanken. Wie ein roter Faden zieht sich die Musik durch die Handlung. Ein paar Stücke habe ich mir angehört und sehr genossen. Sie harmonisierten mit dem Buch ausgezeichnet.


    Armin Müller-Stahl hat mich mit der Handlung eingefangen und mir das Gefühl des stillen Zuhörers, des heimlichen Handlungsbegleiters vermittelt. Er erzählt mit viel Charme und nicht ohne Humor. Am Ende wartet er noch mit einer überraschenden Wendung auf und überzeugt mit einem sehr schönen, lesenswerten Roman, bei dem immer ein wenig die Frage nach der Grenze zwischen Realität und Fiktion im Raum steht.
    Auch von der Aufmachung her betrachtet ist „Venice“ etwas ganz Besonderes. Auf Hochglanzpapier wurde nicht nur der Roman gedruckt, Zeichnungen des Autors, eine Biografie, eine Zeittafel und Essays über den vielseitigen Künstler Armin Müller-Stahl machen das Buch zu einem kleinen Kunstwerk.

  • Ich verehre den Schauspieler Armin Müller-Stahl schon sehr lange. Und Dank deiner Vorstellung wird nun wohl auch der Autor bald in mein Bücherregal einziehen. :thumleft:

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark