Inhalt:
Georgien, 1900: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt dieses berauschende Opus über sechs Generationen. Stasia wächst in der wohlhabenden Oberschicht auf und heiratet jung den Weißgardisten Simon Jaschi, der am Vorabend der Oktoberrevolution nach Petrograd versetzt wird, weit weg von seiner Frau. Als Stalin an die Macht kommt, sucht Stasia mit ihren beiden Kindern Kitty und Kostja in Tbilissi Schutz bei ihrer Schwester Christine, die bekannt ist für ihre atemraubende Schönheit. Doch als der Geheimdienstler Lawrenti Beria auf sie aufmerksam wird, hat das fatale Folgen ...
Deutschland, 2005: Nach dem Fall der Mauer und der Auflösung der UdSSR herrscht in Georgien Bürgerkrieg. Niza, Stasias hochintelligente Urenkelin, hat mit ihrer Familie gebrochen und ist nach Berlin ausgewandert. Als ihre zwölfjährige Nichte Brilka nach einer Reise in den Westen nicht mehr nach Tbilissi zurückkehren möchte, spürt Niza sie auf. Ihr wird sie die ganze Geschichte erzählen: von Stasia, die still den Zeiten trotzt, von Christine, die für ihre Schönheit einen hohen Preis zahlt, von Kitty, der alles genommen wird und die doch in London eine Stimme findet, von Kostja, der den Verlockungen der Macht verfällt und die Geschicke seiner Familie lenkt, von Kostjas rebellischer Tochter Elene und ihren Töchtern Daria und Niza und von der Heißen Schokolade nach der Geheimrezeptur des Schokoladenfabrikanten, die für sechs Generationen Rettung und Unglück zugleich bereithält.
"Das achte Leben (Für Brilka)" ist ein epochales Werk der auf Deutsch schreibenden, aus Georgien stammenden Autorin Nino Haratischwili. Ein Epos mit klassischer Wucht und großer Welthaltigkeit, ein mitreißender Familienroman, der mit hoher Emotionalität über die Spanne des 20. Jahrhunderts bildhaft und eindringlich, dabei zärtlich und fantasievoll acht außergewöhnliche Schicksale in die georgisch-russischen Kriegs- und Revolutionswirren einbindet.
(Quelle: Verlagsseite)
Die Autorin:
Nino Haratischwili, geboren 1983 in Tbilissi, ist preisgekrönte Theaterautorin und -regisseurin (mit bislang 17 Uraufführungen, u.a. am Thalia-Theater). 2010 wurde ihr der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis verliehen. Ihr Romandebüt Juja (2010) war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises sowie auf der Shortlist des ZDF-aspekte-Literaturpreises und gewann 2011 den Debütpreis des Buddenbrookhauses Lübeck. Im selben Jahr wurde sie für ihren zweiten Roman Mein sanfter Zwilling (2011) mit dem Preis der Hotlist der unabhängigen Verlage ausgezeichnet. Zuletzt erschien ihr Einakter "Die zweite Frau" in der Anthologie Techno der Jaguare – Neue Erzählerinnen aus Georgien (FVA 2013). Für ihren neuen Roman Das achte Leben (Für Brilka)erhielt sie ein Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung für Recherchen in Russland und Georgien. Die Autorin lebt in Hamburg.
(Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung:
Erzählt wird die Familienchronik einer georgischen Familie über einige Generationen,sowie georgische Geschichte,beginnend Anfang 20.Jahrhundert, endend 2006.
Aufgeteilt ist das Buch in acht Abschnitte (Buch 1, Buch 2..) und jeder Abschnitt widmet sich einem Familienmitglied.
2006: Das jüngste Familienmitglied Brilka kehrt nicht mit ihrer Tanzgruppe nach Tiflis zurück, sondern setzt sich in Amsterdam ab. Ihre Tante Niza, die in Berlin lebt, soll sie aufspüren. Nachdem Niza sie gefunden hat, erzählt sie Brilka ihre Familiengeschichte, beginnend im Jahre 1900, der Geburt der Ururgroßmutter Stasia.
Die Schicksale der Einzelnen werden durch die geschichtlichen Ereignisse beeinflusst und die Autorin schafft es, jedes Familienmitglied glaubwürdig und lebendig zu beschreiben - sei es Stasia, deren Traum eigentlich Tänzerin war; Christine, deren Gesicht durch ein Säureattentat entstellt wird; Kostja, der zum Familientyrannen wird oder Kitty, die nach einem traumatischen Erlebnis ins Exil geht, um dort eine erfolgreiche Sängerin zu werden.
Das Geheimrezept der Familie für heiße Schokolade, das von Generation zu Generation an die Frauen der Familie weitervererbt wird, sollte man vielleicht auch erwähnen.
Der Roman ist ein vielschichtiger, lebendiger und opulenter Roman, der seinen Spannungsbogen über 1279 Seiten hält, dabei historische Fakten vermittelt und eine schicksalsreiche Familiengeschichte erzählt.
Selten hat man ein Buch in Händen, das einen so "gefangen nimmt" und man sich ein Zeitfenster sucht, um weiterlesen zu können. Und man könnte immer weiter darüber berichten, aber besser ist: selber lesen!
Für die Recherche hat Nino Haratischwili ihre Theaterarbeit zurückgestellt, hat in Archiven gestöbert und ist nach Russland und Georgien gefahren, um dort mit Zeitzeugen zu sprechen.
Eine Passage aus dem Buch spiegelt den Romanaufbau gut wieder:
" Ein Teppich ist eine Geschichte. In ihr verbergen sich wiederum unzählige andere Geschichten. (....)Das sind alles einzelne Fäden. Der einzelne Faden ist wiederum auch eine einzelne Geschichte.(....) Du bist ein Faden, ich bin ein Faden, zusammen ergeben wir eine kleine Verzierung, mit vielen anderen Fäden zusammen ergeben wir ein Muster. Die Fäden sind alle verschieden, (...) Die Muster sind einzeln schwer zugänglich, aber wenn man sie im Zusammenhang betrachtet, dann erschließen sich viele fantastische Dinge." Zitat s. 30