Cynthia Harrod-Eagles - Goodbye Piccadilly

  • Kurzbeschreibung bei amazon
    In 1914, Britain faces a new kind of war. For Edward and Beatrice Hunter, their children, servants and neighbours, life will never be the same again. For David, the eldest, war means a chance to do something noble; but enlisting will break his mother's heart. His sister Diana, nineteen and beautiful, longs for marriage. She has her heart set on Charles Wroughton, son of Earl Wroughton, but Charles will never be allowed to marry a banker's daughter. Below stairs, Cook and Ada, the head housemaid, grow more terrified of German invasion with every newspaper atrocity story. Ethel, under housemaid, can't help herself when it comes to men and now soldiers add to the temptation; yet there's more to this flighty girl than meets the eye. The once-tranquil village of Northcote reels under an influx of khaki volunteers, wounded soldiers and Belgian refugees. The war is becoming more dangerous and everyone must find a way to adapt to this rapidly changing world. [...]


    Autorin (Quelle: amazon)
    Cynthia Harrod-Eagles is the author of the hugely popular Morland Dynasty novels, which have captivated and enthralled readers for decades. She is also the author of the contemporary Bill Slider Mystery series, as well as her new series, War at Home, which is an epic family drama set against the backdrop of World War I. Cynthia's passions are music, wine, horses, architecture and the English countryside.

    Allgemeines
    Erster Band einer geplanten Trilogie über den Ersten Weltkrieg
    Erschienen am 19.06.2014 im Verlag Little, Brown - Hardcover 392 Seiten
    27 Kapitel, Ergänzungen: Familienstammbaum der Hunters, Personenverzeichnis der Bediensteten
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Die Handlung des Romans spielt im zweiten Halbjahr 1914 (hauptsächlich) in Northcote bei London.


    Zum Inhalt
    Im Mittelpunkt des Romans stehen die Familie des Bankbeamten Edward Hunter sowie deren Bedienstete. Das Ehepaar Hunter ist mit seinen vier Söhnen und zwei Töchtern auf das Land gezogen, die Bahn erlaubt es dem Familienvater, zur Arbeit nach London zu pendeln. Das Leben der Familie ist beschaulich und ganz an den Werten der Vorkriegsgesellschaft orientiert. Die beiden älteren Söhne besuchen die Universität, die älteste Tochter Diana ist auf der Suche nach einem Ehemann. Die jüngere Tochter Sadie will sich allerdings nicht mit ihrer vorgezeichneten "Karriere" als Ehefrau abfinden und würde am liebsten den ganzen Tag in der Natur mit ihrer großen Leidenschaft, den Pferden, verbringen. Auch die Dienstboten sind sehr unterschiedlich in ihren Charakteren: während die Köchin und das Ober-Hausmädchen ganz darauf fixiert sind, ihrer Herrschaft ein bequemes Leben zu bereiten, will das junge Hausmädchen Ethel höher hinaus. Auch sie sucht einen Ehemann, der ihr zu einer besseren gesellschaftlichen Stellung verhilft, dabei geht sie allerdings Risiken ein.
    Als sich im Juli 1914 Gerüchte verdichten, es könne ein Krieg bevorstehen, nimmt das zunächst niemand ernst. Auch nach dem tatsächlichen Beginn des Krieges zweifelt niemand daran, dass die Engländer schnell mit den Deutschen fertigwerden und Weihnachten wieder zuhause sein können. Viele junge Männer melden sich übereilt als Soldaten, um für die "ehrenvolle Sache" zu kämpfen und müssen feststellen, dass sich die Realität des Krieges von ihren glorifizierenden Vorstellungen drastisch unterscheidet. Doch auch das Leben der Daheimgebliebenen wird sich in den nächsten Monaten mehr verändern, als diese es sich hätten träumen lassen...


    Beurteilung
    Der Roman zeichnet ein authentisches Bild der englischen Gesellschaft am Vorabend des Ersten Weltkrieges, wobei diverse Gesellschaftsschichten geschildert werden: Familie Hunter, die der oberen Mittelschicht zuzuordnen ist, die Oberschicht, vertreten durch die Familie von Lord Wroughton, an dessen Sohn Diana Hunter interessiert ist, und die untere Schicht, hier repräsentiert durch die Dienstboten der Hunters. In jeder dieser Gruppen gibt es Menschen, die sich nicht mit den Gegebenheiten ihrer Zeit und Stellung abfinden wollen und für die der Krieg bei allen Schrecken auch Möglichkeiten bringen kann, sich aus verkrusteten Strukturen zu befreien. Die unterschiedlichen Charaktere sind sehr detailliert und glaubwürdig ausgearbeitet, das gilt auch für die Darstellung einiger Dorfbewohner, besonders der dominanten und einmischungsfreudigen Pastorengattin Mrs Fitzgerald, deren Umtriebe man sich lebhaft vorstellen kann.
    Durch den Wechsel der Erzählperspektiven wird das Interesse des Lesers durchgehend gefesselt. Sehr anschaulich schildert die Autorin die allmählichen Veränderungen, die sich im täglichen Leben der Zivilbevölkerung ergeben, von der Bevorratung und Rationierung bestimmter Lebensmittel bis zu den neuen Freiheiten, die sich für Frauen auftun, die z.B. den Führerschein machen können. Auch die bedrohliche Lage lange in England ansässiger Deutscher, die plötzlich diskriminiert und von Randalieren/Plünderern, denen der Krieg nur als Vorwand dient, angegriffen werden, wird angesprochen.
    Sprachlich ist der Roman äußerst gelungen, der Leser fühlt sich ins Geschehen eingebunden und muss - trotz der eher ernsten Thematik - oft schmunzeln, wenn es um den eigenwilligen Hund Nailer, Familienhund der Hunters, geht. :wink:
    Eine deutsche Ausgabe des Romans ist (noch?) nicht verfügbar. Wer mit englischen Texten zurechtkommt und sich für den Ersten Weltkrieg - besonders aus der Perspektive der Zivilbevölkerung - interessiert, dem sei "Goodbye Piccadilly" wärmstens empfohlen.


    Fazit
    Erster Roman einer geplanten Trilogie, der der äußerst lesenswerten Morland Dynasty Series der Autorin um nichts nachsteht. Uneingeschränkt empfehlenswert!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Waaah, ich wusste, dass dieser Thread wieder schlecht für meine Wunschliste ist, vor allem, wenn er von €nigma stammt ... :D

  • Waaah, ich wusste, dass dieser Thread wieder schlecht für meine Wunschliste ist, vor allem, wenn er von €nigma stammt ... :D

    wieso sollte es Dir besser gehen als mir :totlach: Immerhin widerstehe ich noch immer dem Drang, mir die Morland Dynastie auf die Wunschliste zu packen 8-[

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Von den Morlands hab ich den ersten Band schon auf dem SUB. Wegen einer gewissen Frau €.

  • Von den Morlands hab ich den ersten Band schon auf dem SUB. Wegen einer gewissen Frau €.


    Damit würde ich bald anfangen, vielleicht schaffst Du noch alle 35 Morland-Bände, bevor am 18. Juni der zweite Band der "War at Home"-Reihe herauskommt. :mrgreen:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Äh ... wenn ich mir die restlichen 34 Bände sofort kaufe und nix anderes mehr lese, könnte das sogar klappen :D

  • Mal wieder ein Buch mehr auf meiner Wunschliste dank dir. Vor allen Dingen, weil mich die Epoche so interessiert. Dafür würde ich sogar auf Englisch wieder lesen.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Die Hunters führen ein beschauliches Leben in Northcote, einem gemütlichen kleinen Örtchen unweit von London. Vater Edward arbeitet bei einer Londoner Bank und ist froh, dass er seinen sechs Kindern ein angenehmes Leben außerhalb der schmutzigen, hektischen Stadt bieten kann, seit die Erweiterung der Eisenbahnlinie es möglich gemacht hat, aufs Land zu ziehen. Während die sechzehnjährige Sadie verrückt nach Pferden ist und die beiden ältesten Söhne aufs College gehen, ist Diana, 19 und sehr hübsch, zum ersten Mal ernsthaft verliebt. Das einzig Dumme: ihr Angebeteter ist der Sohn eines Earl und sie als Mittelklassemädchen nicht standesgemäß für dessen Familie.


    In dieses Idyll mischen sich im Sommer 1914 jedoch ernste Untertöne, als in Sarajevo tödliche Schüsse auf Erzherzog Franz Ferdinand fallen. Man munkelt von politischen Verwerfungen und gar von Krieg, will aber nicht glauben, dass es wirklich zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Mächten kommen könnte, deren gekrönte Häupter auch noch teils weitläufig miteinander verwandt sind.


    Doch die düsteren Vorhersagen bewahrheiten sich, und in herrlichem Sommerwetter bereitet man sich nicht auf Picknicks und Freiluftfeste vor, sondern nimmt Abschied von Söhnen und Brüdern und blickt in eine ungewisse Zukunft. Auch David Hunter meldet sich zum Entsetzen seiner Mutter freiwillig zum Militär, während Sadie traurig miterlebt, wie auf dem benachbarten Gutshof Pferde für die Kavallerie requiriert werden und die Köchin zwar über die panischen Hamsterkäufe anderer Leute die Nase rümpft, sich aber trotzdem mal lieber einen Vorrat an Kolonialwaren anlegt, deren Beschaffung aus dem Ausland womöglich wegen des Krieges schwierig werden könnte.


    Wie der Krieg auf der anderen Seite des Ärmelkanals auch in England, das ja weitgehend von Kampfhandlungen verschont blieb, auch bei den Zivilisten zu Hause bis in die kleinsten Winkel des Lebens eindringt, und wie man zuvor wochenlang zittert und bangt und hofft, dass das Unfassbare nicht eintreffen wird, schildert Cynthia Harrod-Eagles sehr einfühlsam und eindringlich im ersten Band ihrer Serie "War at Home".


    Wie der Titel schon sagt, werden die Ereignisse an der Front nur gestreift. Das Buch konzentriert sich im wesentlichen auf das, was abseits der Schlachtfelder geschieht, wobei zahlreiche kleine historisch belegte Details einfließen, die selbst Leser, die mit der Materie vertraut sind, noch überraschen können.


    Gleichzeitig ist "Goodbye Piccadilly" auch ein gelungenes Familienporträt, das von der Machart her ein wenig an "Downton Abbey" oder ähnliches erinnert, weil es sich nicht nur einer Person widmet, sondern aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt wird - Eltern, Kinder und auch Dienstboten bekommen ihre Auftritte, so dass ein schönes Kaleidoskop von Charakteren und Handlungssträngen entsteht, das aber immer übersichtlich bleibt und nach einer kleinen Anlaufphase auch zu fesseln versteht, sowohl mit den Bezügen zum Krieg als auch mit den persönlichen kleinen Dramen, Freuden, Enttäuschungen und Überraschungen im Alltag. Ein Markenzeichen der Autorin sind die zahlreichen und dabei "runden" Figuren, die sie oft mit wenigen Worten so plastisch beschreibt, dass man sie persönlich zu kennen glaubt.


    Ein toller Serienauftakt, der Appetit auf mehr macht!

  • Durch den Wechsel der Erzählperspektiven wird das Interesse des Lesers durchgehend gefesselt. Sehr anschaulich schildert die Autorin die allmählichen Veränderungen, die sich im täglichen Leben der Zivilbevölkerung ergeben, von der Bevorratung und Rationierung bestimmter Lebensmittel bis zu den neuen Freiheiten, die sich für Frauen auftun, die z.B. den Führerschein machen können. Auch die bedrohliche Lage lange in England ansässiger Deutscher, die plötzlich diskriminiert und von Randalieren/Plünderern, denen der Krieg nur als Vorwand dient, angegriffen werden, wird angesprochen.


    Da ist so viel Interessantes reingepackt, so viele kleine Informationsfitzelchen, die selbst für mich noch neu waren, die ich schon recht viel aus der Zeit gelesen habe. Einfach super!


    Und Nailer fand ich auch cool :lol: