Nora Berger - Der Fluch der Zuckerinsel

  • Martinique 19. Jh. Annabelle und Leon kommen aus verfeindeten Familien, sind sich aber in Liebe zugetan. Doch diese müssen sie aufgrund der Familienfehde geheim halten. Leon, der in Paris Medizin studiert, möchte erst sein Studium beenden und dann Annabelle ehelichen. Während Leon auf dem Weg nach Frankreich ist, wird Annabelle von ihrer Familie unter Druck gesetzt, einen anderen Mann zu heiraten, um die elterliche Zuckerrohrplantage zu retten. Annabelle ist nicht nur ihrem grausamen Ehemann ausgesetzt, sondern wird auch Zeugin der blutigen Sklavenaufstände auf den Plantagen. Als die Zustände immer unerträglicher werden, flieht Annabelle ohne ihren verhassten Ehemann nach Paris und schlägt sich dort als Sängerin durch. Ob sie Leon dort endlich wiedersehen wird?


    Nora Bergers Roman „Der Fluch der Zuckerinsel“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman in einer exotischen Kulisse. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und sehr gut zu lesen. Man wird als Leser bereits zu Beginn in eine andere und fremde Welt entführt. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft dargestellt, so dass man sich alles sehr gut vorstellen kann. Auch die Sklavenaufstände, die gesellschaftlichen Umstände, das Leben der reichen Plantagenbesitzer sowie die Unterdrückung der Sklaven und der Aberglaube der Einheimischen sind passend in die Handlung eingeflochten. Die Protagonisten sind sehr vielfältig angelegt und wirken dadurch teilweise sehr authentisch. Annabelle ist eine junge Frau aus gutem Hause, die noch sehr naiv ist und sich nach ihrer ersten Liebe Leon verzehrt. Gleichzeitig wirkt sie aber auch wie ein leichtes Mädchen, das sich jedem erstbesten Mann an den Hals wirft. Leon ist ein sehr sympathischer junger Mann, der sich gegen den Willen des Vaters stellt und für seinen Traum, Arzt zu werden, einige Opfer bringt. So muss er auch seine große Liebe Annabelle zurücklassen in der Hoffnung, sie nach Beendigung des Studiums endlich zu heiraten. Doch Leon muss erst einige Hürden nehmen und auch viele schreckliche Erfahrungen machen. Die weiteren Charaktere sind ebenfalls sehr schillernd und bunt beschrieben, so kann man seine Sympathien gleichmäßig verteilen. Aber man sollte sein Herz nicht zu sehr an eine bestimmte Person hängen, über kurz oder lang stirbt in diesem Buch fast jeder.


    Leider kann das Buch in Bezug auf den historischen Hintergrund nicht überzeugen, da die Informationen bezüglich der Sklaverei nicht in die Tiefe gehen. Auch der Konflikt zwischen den beiden Familien wurde nicht thematisiert, aus welchem Grund die Fehde besteht, wurde leider nie aufgeklärt. Zudem sterben in diesem Buch die Menschen immer genau dann, wenn man sie nicht mehr braucht. Vieles war einfach schon vorhersehbar. Leider gibt es in dieser Handlung mehr Tote als in manchem Krieg. Unterhaltsam war das Buch auf jeden Fall, aber es gibt nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, da es mit einem gut recherchiertem historischen Roman leider nichts zu tun hat.


    Mehr als :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: geht leider nicht!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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