Amy Plum - After the End

  • Inhalt: Kurz vor Ausbruch des 3. Weltkrieges 1984 rettet sich eine kleine Gruppe nach Alaska, fernab jeglicher Zivilisation und geschützt vor den nuklearen Detonationen. 30 Jahre später lebt die Gruppe noch dort und die 17jährige Juneau gehört ebenfalls zu ihnen. Sie ist bereits eine der besten Jägerinnen und wächst in dem Glauben auf, sie seien eine der wenigen Überlebenen auf der Welt. Als sie von einer Jagd ins Dorf zurückkehrt, sind alle Bewohner verschwunden. Juneau zögert nicht und begibt sich auf die Suche. Doch schon nach wenigen Tagen erreicht sie eine Stadt - unberührt vom Krieg. Sie muss feststellen, dass er nie stattgefunden hat und sie nun in der normalen Welt auf sich allein gestellt ist.

    Vorab:
    Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich einiges nicht so ausdrücken kann, wie es im Buch geschrieben steht. Viele mythische Ausdrücke lassen sich in ihrer Bedeutung schlecht übersetzen und deshalb benutze ich möglichst die englischen Originalworte.


    Meine Meinung: Ohne den Inhalt zu kennen, glaubt man anfangs tatsächlich, sich in einer postapokalyptischen Welt zu befinden. Juneau ist fest davon überzeugt, dass ihre Eltern und einige andere nur durch die Flucht in die Abgeschiedenheit Alaskas dem Atomkrieg entkommen sind. Sie hat in ihrem Leben einige wenige Flugzeuge gesehen, doch das sind die einzigen Anzeichen für weitere Überlebende. Ihr Clan lebt von und mit der Natur und glaubt an eine Kraft in ihr, an Yara. Juneau, übrigens benannt nach der Stadt in Alaska, hat eine besonders starke Verbindung zu Yara, wie auch ihre verstorbene Mutter, und soll deshalb die nächste Sage werden. Ihren Mentor Whit hat sie bereits in einigen Fähigkeiten überholt und auch mit ihren Jagdfähigkeiten ist sie ein wichtiger Teil des Clans.


    Das Gefühl der Postapokalypse, das im ersten Kapitel aufgebaut wird, wird mit einem Schlag zerstört, denn im zweiten Kapitel wird der zweite Protagonist eingeführt: Miles, Sohn eines reichen Pharmazieunternehmers, der kurz vor dem Highschool-Abschluss steht und plant, danach sein Studentenleben in Yale mit Partys zu verbringen. Aber er fliegt von der Schule, zieht den Zorn seines Vaters auf sich und soll jetzt das Arbeitsleben kennenlernen. Richtig unsympatisch ist er nicht und als verwöhnt würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Miles hat keine sonderlich gute Beziehung zu seinem Vater und die ist ihm auch nicht wichtig. Was er im weiteren Verlauf tut, hat zum Ziel, sich ihm anzunähern, um das zu bekommen, was er will. Klingt unsympatischer, als er ist.


    Juneaus Clan wird entführt, sie findet nur die toten Hunde und merkt schon bald, dass man auch sie schnappen will. Juneau bricht aus aus ihrem Territorium, denn durch Yara kann sie Whit irgendwo im Süden sehen. Ihre Begegnung mit der Zivilisation des 21. Jahrhunderts ist davon geprägt, dass sie nur ein Ziel hat: Ihren Clan und allen voran ihren Vater zu finden. Es werden keine Seiten verschwendet mit Szenen, in denen sich das Mädchen völlig unnatürlich für die heutige Zeit verhält. Sie kennt den Zivilisationsstand von 1984 und auch wenn die Autos anders aussehen und sich die Mode geändert hat, für eine entschlossene und zielsichere Juneau sind I-Phone und Internet nicht von Bedeutung. Dazu ist sie sehr aufmerksam, beobachtet und analysiert, bevor sie etwas tut.
    Schon bald trifft sie auf Miles, der von L.A. nach Seattle reist, um sie zu suchen und zu seinem Vater zu bringen. Genau damit will er ihn nämlich beeindrucken, denn der scheint in das Verschwinden des Clans verwickelt zu sein. Aber der Vater ist nicht der einzige, der auf der Jagd nach Juneau ist. Sie jedenfalls muss sich auf geheiß eines Orakelspruchs mit Miles zusammentun und reist mit ihm durch den Osten der USA.


    Es passiert also einiges zu Beginn des Buches, das sich vor allem aufgrund der Motivation der Personen und der verschiedenen Schauplätzen (ab und zu sollte man vielleicht eine Karte der USA zu Rate ziehen) schlecht kürzer fassen lässt. Gut, Miles Entscheidung zum Aufbruch nach Seattle ging mir zu schnell und kam aus heiterem Himmel, doch das interessiert kaum. Und Juneaus schnelle Anpassung könnte Kritikpunkt sein, allerdings ist sie wie erwähnt sehr fixiert und wenigstens auf dem Stand von 1984.
    Dass Yara so eine wichtige Rolle einnimmt, hätte ich nicht erwartet. Ab der Begegnung von Juneau und Miles wird die Geschichte zu einem außergewähnlichen Roadtrip, der zwischenzeitlich sehr lustig ist, denn keiner traut dem anderen. Da gibt es doch einige Stellen, an denen ich sehr schmunzeln musste. Die Geschichte wird zu einem normalen Buch über zwei Jugendlich, aber dazu kommt immer stärker werdend und überraschend der Naturkult. Wie Miles tut man als Leser das anfangs noch als Spinnerei ab.


    Miles und Juneau wechseln sich als Ich-Erzähler fortlaufend ab. Das beitet sehr interessante Einblicke in das, was sie übereinander denken und dient weniger dazu, die Geschichte zu vergrößern, schließlich sind die beiden einen Großteil des Buches zusammen. Ich persönlich fand beide so sympatisch, dass ich mich auf keine Seite schlagen konnte. Ich habe das lieber von außen genossen und sicher, ab und an will man sie auch schütteln, wenn sie in Verhaltensmuster fallen, die sie schon längst überwunden hatten.
    Von diesen beiden lebt auch das Buch, denn nach dem Anfang gibt die Geschichte weniger her: Auto fahren, campen, Auto fahren, usw.. Hier und da passiert natürlich schon etwas, denn beide haben ihre Ziele und Juneau wird dazu auch noch gejagt. Aber mehr Inhalt hätte ich auch nicht gebraucht.


    Fazit: Ein schöner Jahresauftakt und ich bin gespannt auf den Nachfolger "Until the Beginning". Tatsächlich wusste ich lange Zeit nicht, ob es nur ein Einzelband wird, aber man darf sich auf noch mehr Juneau und Miles freuen. Getrübt wird diese Vorfreude leider vom Ende, das mir nicht ganz zusagte, aber den meisten Lesern doch gefallen dürfte.
    Wer nach Amy Plums "Revenants" nach mehr Kitsch, der in Rezensionen so gerne angepriesen wird, in dieser Reihe sucht, muss vielleicht später einsteigen :wink:
    Empfehlen kann ich es niemandem speziell, denn wer den Anfang mag, muss nicht unbedingt mit dem Roastrip und dem Zusammenspiel der beiden Protagonisten zufrieden sein. Und wer mehr in diese Richtung liest, schreckt vielleicht die mystische Teil ab, mit dem ich bis zum Ende nicht ganz warm geworden bin.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."