Autorin Claudia Toman zum Thema ebook-Preisdumping

  • Danke fürs Teilen des sehr amüsanten, aber auch traurigen Berichts. Es klingt vielleicht merkwürdig, aber so neu war mir das alles nicht. Ich musste letztes Jahr meinen Laden ummodeln, den ich mit sehr viel Herzblut betrieben habe. Warum? Alles, was ich anbot (Unikate und Qualitätsware) war zu teuer. Vergleichsmöglichkeiten gab es nicht, ich habe nicht unverhältnismäßig kalkuliert, und trotzdem blieben die Kunden aus. Erst als ich alles zum oder unter dem Einkaufspreis bzw. Materialwert verschleudert habe, um zu räumen, kamen sie wieder. Den Werteverfall betrachte ich ebenfalls mit Sorge, denn obwohl "Geiz ist geil" schon lange vom Markt verbannt wurde, steckt diese Devise schon lange in den Köpfen der Leute, und ich wage zu behaupten, vor allem bei uns in Deutschland.


    Was jetzt mit den ebooks passiert, verwundert mich daher nicht. Jeder will haben, keiner will geben. Gedanken, dass hinter jedem Produkt Arbeit und Zeit steckt und der Hersteller entsprechenden Lohn verdient hat, machen sich die wenigsten oder verdrängen sie. Ich sehe es sogar in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Das Einzige, was man tun kann, ist selbst aktiv zu werden und dagegenzusteuern. Das Beispiel im Artikel mit dem Metzger fand ich sehr anschaulich, denn es zeigt, dass Menschen hinter den Produkten stehen, die vom Erlös ihrer Produkte / Dienstleistungen / Werke leben möchten oder zumindest angemessen belohnt. Es wäre schön, wenn der Artikel etwas bewirken würde.

  • Nein, neu ist mir das Thema auch nicht.
    Aber es regt doch mal wieder zum Nachdenken an, auch wenn ich mich nicht davon ausnehmen will, dass ich mich nicht über ein ebook-Schnäppchen freue oder auch das eine oder andere kostenlose ebook besitze (und meistens nie lesen werde, denn was nichts gekostet hat, kann auch nichts sein...). Und ich würde auch nie ein ebook für 18 Euro kaufen, wenn ich das Hardcover für 20 Euro in den Händen halten kann - aber das ist ja wieder eine andere Geschichte.


    Es ist halt irgendwie auch traurig, dass Selbstgemachtes eben nichts kosten darf.
    Und dass ein Autor wie ein Künstler monatelang über seinem Werk brütet, wird eben auch nicht mehr gewertschätzt. Aber vielleicht ist das auch nur eine weitere Konsequenz, nachdem Bücher zur Massenware unter Produktionsdruck geraten sind, und viele Bücher eben innerhalb weniger Wochen runtergerissen werden und sich dann auch nur wie Massenware lesen.

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Ich habe vor ca. 10 Jahren das erste Mal ganz bewusst über diesen Effekt nachgedacht - angeregt über die Homepage einer Rockband. Dort wurde ein Bandmitglied gefragt, was er denn von den Downloads, kopierten CDs etc. hält und er antwortete damals klar und deutlich: "Nichts, denn das entzieht uns unseren Lebensunterhalt…." da hab ich das erste Mal bewusst darüber nachgedacht, welche Auswirkung es hat, wenn man CDs kopiert 8-[ Natürlich hab ich auch heute noch kopierte CDs, z.B. für's Auto - aber wenn mir jemand anders eine CD kopiert und diese mir gefällt, so kaufe ich sie hinterher dann doch im Original, das hab ich mir angewöhnt. :wink:


    Zum Thema eBooks: da kann ich nur indirekt mitreden, da ich keinen Reader besitze und auch keinen haben möchte solange ich noch ganz normal ein Buch halten und lesen kann. Allerdings bin ich in der glücklichen Lage, mir weder über Platz noch Kosten Gedanken machen zu müssen, das kann nicht jeder von sich sagen. Persönlich finde ich es tatsächlich schade, wenn Autoren ihre Bücher verschenken - die Grafik in dem verlinkten Beitrag zeigt ja auch sehr deutlich, dass es keinen Nutzen für den Autor hat. Die realen Kosten der eBook-Produktion kann ich nicht einschätzen, aber die gedankliche Arbeit des Schreibens, Überarbeitens und allem anderen, was für die Entstehung eines guten Buches wichtig ist, sollte doch auch finanziell honoriert werden. Aber ich hab dabei schon auch im Hinterkopf, dass man bei eBooks wohl immer nur eine Leselizenz kauft ? - mir ist es lieber, ich besitze das gedruckte Buch. :wink:


    Generell find ich diese Geiz-ist-geil-Mentalität gruselig - wir haben in Deutschland (soweit ich weiß) die niedrigsten Lebensmittelkosten in Europa und trotzdem wird immer nur gejammert…. es darf nichts kosten und soll aber beste Qualität sein. Insofern ist der Vergleich mit dem Metzger sehr gelungen. Die Rechnung kann nicht aufgehen, in keiner Branche. Es ist schlimm, wenn jemand wie @Yael die Erfahrung machen muss, dass die Kunden erst dann in den Laden kommen, wenn der Besitzer die Sachen unter Wert verkaufen muss weil er sein Geschäft nicht mehr halten kann. Die Diskussionen, die ich dazu schon geführt hab im Leben, würden Stunden füllen….. :roll: Ich habe mir angewöhnt, den kleinen Handel hier in meiner Kleinstadt so weit es geht zu unterstützen - ich kann nicht jammern über fehlende Geschäfte und Auswahl, dann aber immer nur in der Großstadt, im Supermarkt und Internet einkaufen. Als ich vor knapp 20 Jahren aus der Großstadt hierher zog war ich positiv überrascht, wie viel ich tatsächlich hier im Ort kaufen kann - diese Auswahl hält sich aber nur, wenn die Einwohner die Geschäfte auch unterstützen. Und ich rede hier von einer Stadt mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in ganz Deutschland und einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen der Einwohner, das über dem Durchschnitt des Landes liegt. Und trotzdem führ ich selbst hier immer wieder endlose Debatten darüber, ob die Kosten zu hoch sind, die Läden zu teuer, die Auswahl zu gering, das Internet doch ach so toll…… sorry, ich glaub, ich rede mich grad etwas in Rage und komm vom Thema ab :uups:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Ich habe den Artikel bereits vor einigen Tagen gelesen und bin immer noch der Meinung, dass ich mir von niemandem vorschreiben lassen möchte, wie viel oder wenig ich für eines meiner Bücher nehme oder ob ich es nicht vielleicht sogar verschenke. Ich mache meine Preise bewusst so, dass sowohl meine Leser als auch ich zufrieden sein können. Nun gut, ich habe auch nur ein einziges Buch für 2,99 € und der Rest kostet etwas mehr, trotzdem denke ich, dass bei meiner Preisgestaltung niemand anderes ein Mitspracherecht hat als ich selbst.


    Es wird bei solchen Vergleichen Verlagsautor <> Selfpublisher immer gerne vergessen, dass bei den Verlagsautoren noch weitaus mehr Positionen zu bedenken sind als bei einem Indie-Autor. Klar, in einigen Fällen fallen auch bei Selfpublishern solche Kosten an wie Lektorat und Korrektorat und auch das will bezahlt werden. Dennoch fallen diverse andere Kosten, die ein Verlag hat, unter den Tisch. Wenn nun also ein Indie-Autor für seinen Roman, an dem er monatelang gearbeitet haben mag, lediglich 2,99 € verlangt, wird dadurch nicht seine Arbeit weniger wert. Er hat wahrscheinlich an einem Buch einen ebensolchen Verdienst - wenn nicht sogar einen größeren - als der Verlagsautor, denn wir wissen ja inzwischen, dass Verlagsautoren von einem verkauften Buch auch nicht besonders viel übrig bleibt. Und wenn ein Indie-Autor Lektorat und Korrektorat bezahlt hat, wird er in den meisten Fällen auch mehr nehmen als nur 2,99 €.


    Natürlich sehen Verlage und deren Autoren diese Preispolitik nicht gerne. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Andererseits gibt es immer noch reichlich Kunden, die doch lieber ein Verlagsbuch kaufen, weil sie mit Selfpublisher-Büchern einige schlechte Erfahrungen gemacht haben. Diese Kunden werden den Verlagen treu bleiben und nicht die anderen Bücher kaufen, auch wenn sie billiger sind.


    @ Yael
    Das, was dir passiert ist, tut mir leid. Ich habe ähnliche Erfahrungen auf etlichen Kunsthandwerkermärkten gemacht, dass viele Leute nicht gerne Geld ausgeben. Allerdings muss ich dazu sagen, dass das auch gebietsabhängig ist, d.h. an manchen Orten lief es absolut blendend, während an meinem Heimatort und in der Umgebung kaum ein Euro zu machen war. Es lässt sich also nicht generell sagen, dass dein Geschäft andernorts genauso schlecht gelaufen wäre. Und der Effekt, dass die Menschen in Scharen kommen, wenn es etwas billig zu haben ist, das ist ebenso normal - auch ich kaufe gerne im Angebot. Wer nicht? Schnäppchen locken eben :friends:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Preise sind und bleiben ein Marketinginstrument. Die Gesellschaft ist das leider auch in vielerlei Hinsicht gewohnt. Doch gerade bei wirklich interessierten Lesern weiß man, dass diese auch kein Problem damit haben etwas mehr Geld auszugeben solange sie das Buch bzw. der Autor interessiert. Und genau das ist die zu überwindende Hürde. Die günstigen Preise im E-Book Bereich sind vor allen den Anfängen der Selfpublisher-Szene geschuldet. Damals waren ein Lektorat und Korrektorat ja eher noch eine Seltenheit und von daher ist es auch kein Wunder, wieso die Szene sich so einen schlechten Ruf aufbaute. Schade nur, dass die Leser diese Preise wohl mittlerweile als völlig normal betrachten und teurere E-Books daher lieber meiden. Dass dahinter eine Menge Arbeit und mittlerweile meist viel Investition steckt, ist für sie nur Nebensache und gerade als noch unbekannter Autor ist man gezwungen preislich mitzuziehen.


    Die günstigen Preise werden vor allen Dingen für noch unbekannte Autoren einer der Wege bleiben, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ein E-Book für 99 Cent kann man ja mal kaufen, viel verkehrt machen kann man nicht. Ich sehe das derzeit ganz gut bei meinem Buch Hope - Unsere einzige Hoffnung, das zum Einführungspreis für 99 Cent zu ergattern ist. Die Verkaufszahlen, die ich derzeit erziele, hätte ich nie und nimmer mit meinen Cataneo Bänden erzielt (2,99 € für ca. 300 Seiten). Wenn man bedenkt, dass in all diesen Werken viel Arbeit und Geld geflossen ist, dann muss man zugeben, dass ich mir durch diesen Weg derzeit zumindest eine Leserschaft aufbaue. Ob sich das Buch demnächst mit einem Preis von 3,99 € auch weiterhin in den Bestsellerlisten seiner Rubrik halten wird, ist jedoch schwer zu sagen. Ob mein Plan also aufgeht, wird die Zeit zeigen müssen. Ich weiß jedoch ganz sicher, dass es für mich nur ein Marketinginstrument bleiben wird um neue Leser zu erreichen. Von der Geiz ist geil Mentalität werde ich mich nicht locken lassen und meine Werke dauerhaft unter Wert verkaufen. Gratisaktionen führe ich höchstens mit meiner XXL-Leseprobe durch. Ein 300 oder 400 seitigen Roman würde ich auf gar keinen Fall verschenken. Leser die sich nicht wirklich für meine Bücher sondern nur für eine Gratisaktion erwärmen können, möchte ich auch gar nicht ansprechen. :roll:

  • Hmh, der eingangs verlinkte Artickel ist amüsant geschrieben. Aber letztlich ist mein Problem als unbekannter Autor, dass ich ein unbekannter Autor bin und nicht, dass meine Gewinne am Einzelbuch zu gering wären. Als Selfpublisher verdiene ich an den "billigen" E-Books sogar besser als an den relativ "teuren" Taschenbüchern.


    Dann ist da die Sache mit den Vergleichspreisen: 2,99€ für einen Kaffee, 0,99€ für einen Schokorigel und fast der gleiche Preis für ein Kaugummi? Klar, so etwas kommt schon einmal vor, aber normalerweise sind das die Preise, die ich für eine Packung bezahle (wenn überhaupt). Und auch der Vergleich mit dem Metzger hinkt. Als unabhängiger E-Bookautor habe ich nach der Veröffentlichung keine weiteren Kosten mehr. Der Metzger zahlt aber für jedes Schwein. Das sind ganz objektiv betrachtet unterschiedliche Bedingungen. Es könnte nur das Verschenken von gedruckten Büchern als korrekte Analogie herangezogen werden.
    Auch einige der Aussagen zum (angeblich nicht existierenden) Effekt von Gratisebooks sind an den Haaren herbeigezogen. Warum sollte ich mir hunderte Bücher herunterladen und dann nie lesen? Warum sollte das normal sein? Meiner Lesepraxis entspricht das jedenfalls nicht. Wenn ich eines der Bücher schon nachdem ich hineingelesen habe, wieder lösche, dann hatte der Autor zumindest seine Chance, wahrgenommen zu werden. Darum geht es doch bei kostenlosen Angeboten (und was ich wann kostenlos anbiete, entscheide ich schließlich selbst). Dass Gratisware generell als wertlos erachtet würde ist übrigens Unsinn. Wenn im Supermarkt wieder einmal ein Stand mit Lebensmittelpröbchen steht oder wenn ein Winzer Wein verkosten lässt, dann ist die Reaktion darauf auch selten ein "Igitt". Woher kommt die Gewissheit, dass günstige oder kostenlose Ebooks vom Kunden so anders bewertet würden? (Dass es den Effekt gibt, dass teure Sachen unabhängig von ihrer Qualität als besser angesehen werden, möchte ich gar nicht abstreiten. Aber das ist eben nur eine Tendenz, ein Mechanismus von vielen).
    Dann kommt da noch der Vorwurf, Leser hätten bei einem kostenlosen Angebot nachher geschrieben, Geld sei es ihnen auch nicht Wert gewesen. Mal abgesehen, dass man Kritik auch höflicher formulieren kann: Als Autor habe ich kein Anrecht darauf, dass Leser mein Buch gut finden oder positive Rezensionen dazu schreiben. Das gilt nun einmal auch dann, wenn ich es verschenke.
    Und zuguter Letzt: Warum soll hier den Lesern ein schlechtes Gewissen gemacht werden, wenn sie gerne günstige oder kostenlose Ebooks (legal) herunterladen? Wenn ich etwas kostenlos oder günstig anbiete, freue ich mich, wenn das Angebot angenommen wird. Ich habe mir schon meinen Teil dabei gedacht, warum ich das tue. Meine Leser verhalten sich nicht unmoralisch, wenn sie das nutzen. Es hat auch nichts mit Geiz zu tun und ist folglich weder peinlich noch sonstwie verkehrt.


    Ja, ich möchte, dass meine Werke wertgeschätzt werden (und gönne es allen anderen Autoren, die keinen Mist schreiben von Herzen). Ich möchte viele davon verkaufen und (irgendwann) davon leben können. Natürlich will ich das. Und natürlich hielte ich es für gerecht, schließlich arbeite ich viel dafür und liefere Qualität. Es ist schade, wenn das nicht aufgeht. Es ist frustrierend. Aber es ist nicht die Schuld von E-book Preisdumping.