Leon Reiter - Jetzt

  • Klappentext:
    Wir glauben, wir können alles beherrschen - die Naturgesetze, das Wetter, das Leben, den Tod. Doch was, wenn wir die letzte Grenze überschreiten? Wenn wir die wichtigste Konstante unseres Daseins zerstören ... die Zeit? Es gibt keine Vergangenheit mehr. Keine Zukunft. Für die Rettung unserer Welt bleibt uns nur noch eins - das Jetzt ...

    Handlung:

    Sanjay Sivamani, ein indischer Professor leitet das sogenannte "Project Pocket Light", bei dem es darum geht, Licht durch die Zeit zu krümmen bzw. andere Zeiten und Orte auszuleuchten. Dabei ging ordentlich etwas schief, denn einer der Lichtstrahlen hat Haarrisse in der Zeit verursacht, die nun in der Umgebung, in der das Projekt ansässig ist, der Stadt Aranjuez in Spanien und derer unmittelbarer Umgebung, sogenannte "Pockets" verursacht. Das sind Eintrittstore in andere Zeiten. Täglich werden es mehr und die Ausbreitung dieser Pockets in alle Richtungen geht ziemlich schnell von statten, so dass durch diese unkontrollierte Ausbreitung die Zeiten durcheinander geraten könnten. Was dann passiert oder wenn die ganze Welt von den Pockets übersät ist, mag man sich kaum vorstellen. Bevor eine Panik entstehen kann und die Regierung oder die Presse davon Wind bekommt, ließ man die Stadt auf Grund angeblich defekter Gasleitungen und daraus entstehenden giftigen Gase evakuieren. Der Professor und sein Team haben den Plan, ein Eintrittstor in eine Zeit zu finden, die unmittelbar vor dem Unfall liegt, um dann das Projekt zu sabotieren, damit dieser nie passiert. Man kann natürlich keine Armee wild durch die Zeiten schicken, da dadurch wohl unkontrolliert Zeitparadoxien entstehen würden. Stattdessen zieht der Professor vier Menschen ins Vertrauen, die er für Experten hält und die sich auf die Suche nach der gewünschten Zeit machen sollen: die französiche Professorin und Soziologin Saccard, den deutschen Erdvermesser Grewe, die italienische Historikerin Ambrosini und den britischen Elitesoldaten Usher. Nach einer kurzen Einführungszeit stimmen alle zu Rat Gezogenen zu. Ein weiteres Problem ist, das die Wissenschaftler vorher nur eine vage Vorahnung haben, wohin sie ein Tor führt: Dies kann sowohl weit in die Vergangenheit als auch weit in die Zukunft führen. Das Eintrittstor ist eigentlich gleichzeitig auch das Austrittstor zurück in unsere Zeit, befindet sich jedoch durch Verwackler ein Stück weit weg und muss mithilfe eines Messgerätes erst ausfindig gemacht werden. Nach einigen Übungsläufen in harmlose Grassteppen droht dem Team schon bald Gefahren: wilde Tiere, urzeitliche Wesen, veränderte Atmosphäre, Kriege.... Werden sie sich trotz aller Probleme durch die Zeiten kämpfen bis sie ein geeignetes Tor finden um das Experiment zu sabotieren und die Welt zu retten?

    Meine Meinung:

    "Jetzt" beginnt sehr vielversprechend. Leon Reiter wirft den Leser sofort und ohne Vorgeplänkel in die Geschichte. Man startet unmittelbar zum Zeitpunkt als das Team, das durch die Zeit reisen soll, in Spanien eintrifft, sich kennenlernt und erste Instruktionen von Professor Sivamani bekommt. Zeitreisen und deren Paradoxien sind für mich immer ganz spannende Sachen. Davon und von den verschiedenen Theorien lasse ich mir gerne das Gehirn verknoten. Und man bekommt auch so einiges in dieser Hinsicht geboten: Es wird viel darüber philosophiert, wie es sich auf Gegenwart und Zukunft auswirken würde, wenn man in der Vergangenheit Tatsachen verändern würde. Diese Abschnitte haben mir sehr gut gefallen. Leon Reiters Charaktere gingen unter dem Strich alle in Ordnung. Anders kann ich es nicht ausdrücken, denn es war nicht wirklich jemand störend, gleichzeitig stach aber auch niemand besonders heraus. Man konnte mit ihnen mitfiebern, hing aber auch nicht wirklich an einer der Figuren. Manchmal habe ich schon an Geschichten bemängelt, dass Autoren sich besonders viel Mühe geben um möglichst viele Haken und Ösen einfügen um die Geschichte zwanghaft auf Komplexität zu trimmen. Desöfteren hätte ich mir etwas simplere Geradlinigkeit im Sinne von "weniger ist mehr" gewünscht. So wörtlich musste mich Leon Reiter allerdings auch nicht nennen, denn diese relativ einfache Science-fiction-Story hat wirklich überhaupt nichts davon. Ein bisschen weniger habe ich gewollt, nicht einfach gar nichts! Man wartet andauernd darauf, dass sich jemand als Verräter entpuppt, dass jemand von außerhalb eingreift, dass die Betretungen der Pockets irgendwelche Auswirkungen auf die Gegenwart haben....dass ganz einfach irgendetwas passiert. Aber das tut es einfach nicht, so verzweifelt man auch hofft. Das Team betritt stur ein Pocket nach der anderen und kommt wieder zurück in die Gegenwart, manchmal mit mehr und manchmal mit weniger Schwierigkeiten. Gleichzeitig versucht der Professor mit seinem Team Muster zu erkennen und arbeitet mit den Daten, die durch die Betretungen der verschiedenen Zeiten, gesammelt wurden. Natürlich gab es die ein oder andere spannende Betretung, z.B. wenn sie sich durch eiszeitliche Höhen zum Austrittstor begeben müssen oder wenn sie mitten in einem blutigen Gemetzel landen, aber letztendlich lief alles episodenartig ab. Was in der TV-Serienwelt das berühmte "Monster of the week" ist, könnte hier das "Pocket of the Day" sein. Nach einiger Zeit gibt man es sogar auf, dass noch etwas wirklich Außergewöhnliches passiert, was der netten Geschichte noch einen kleinen Kick geben hätte können. Zu Gute halten muss man Leon Reiter, dass er die Geschichte mit 365 Seiten dann auch relativ kurz hält, denn schließlich hätte man das auch noch über viele weitere Seiten so führen können. Das Ende war dann auch nicht wirklich vorhersehbar und brach sogar etwas aus dem immer gleichen Kontex aus.


    Fazit:
    Ein Zeitreisespektakel, das nicht wehtut und gut unterhält, aber gleichzeitig auch ziemlich ereignis- und emotionslos über die Bühne geht.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    :study: SUB: 330

  • Ich kann mich meinungstechnisch nur anschließen. Die Geschichte plätschert dahin ohne wirkliche Aufreger. Mann kann das ganze zwar recht flüssig lesen aber es wird mit der Zeit leider etwas eintönig.


    Etwas unbefriedigend finde ich das etwas zu abrupte Ende.


    Schade um die :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Umsetzung einer ansonsten echt spannenden Idee.

    Angefangen am 16.09.22 :study: Jean G. Goodhind - In Schönheit sterben