Jack Kerouac - Mein Bruder, die See / The sea is my brother

  • Der Autor:
    Jack Kerouac, eigentlich Jean Louis Lebris de Kerouac (geboren am 12. März 1922 in Massachusetts, gestorben am 21. Oktober in Florida), war ein US-amerikanischer Schriftsteller, und gemeinsam mit William S. Burroughs und Allen Ginsberg einer der wichtigsten Vertreter der Beat Generation. Gemäss Nachwort fuhr Kerouac selbst 1942 ein paar Monate zur See (als Küchenjunge), nachdem er von der Uni enttäuscht war - und diese Erfahrung floss teilweise in die vorliegende Erzählung ein.


    Inhalt: (Klappentext)
    In einer New Yorker Bar lernen sich zufällig der Matrose Wesley Martin und der Dozent Bill Everhart kennen. Am nächsten Tag entschliesst sich der Schöngeist Bill spontan, seinen Posten an der Universität und damit seine bisherige Existenz aufzugeben, um mit dem Abenteurer und Frauenheld Wesley zusammen in See zu stechen.
    "Mein Bruder, die See" ist ein bisher unveröffentlichtes frühes Werk Kerouacs - ein neu zu entdeckendes literarisches Juwel!

    Tatsächlich wurde die Geschichte bereits 1943 geschrieben, allerdings erst 2011 veröffentlicht.


    Meine Meinung:
    Wer von Kerouacs Hauptwerk "Unterwegs" begeistert war, dem wird auch "Mein Bruder, die See" gefallen! Die Geschichte spielt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, ist aber ganz sicher kein Kriegsroman. Es wird viel über Faschismus, Sozialismus und Kommunismus philosophiert, aber wieder ist das Hauptthema das "Unterwegssein", die Sehnsucht nach Abenteuer, Selbstfindungstrips und schnelllebige Freundschaften. Ein weiterer Aspekt bildet zudem der Gegensatz zwischen Bill Everhart, dem "Gebildeten", der das Leben nur aus Büchern kennt, und Wesley Martin, dem trinkfesten "Wilden", Frauenheld und Jazzfan, der ausschliesslich im Hier und Jetzt lebt.
    Ziemlich viele Themen, die Kerouac hier streift und zuweilen verlieren sich einige Punkte auch im Nirgendwo. Ganz so genial wie "Unterwegs / On the Road" ist dieses Frühwerk zwar nicht, aber einen Extrapunkt verdient die wirklich prachtvolle Aufmachung dieses Buches. Die Erzählung hätte wohl auch auf 100 Seiten Platz gehabt, hier erstreckt sich der Text grosszügig auf knapp 200 Seiten, wobei ein Grossteil auch für die über 50 zeitgenössischen Fotos belegt wird. Wer also einen schönen Bildband mit Fotos von Hafenvierteln, Werftarbeitern, Bars, Schiffskajüten und New York der 1940er Jahren sucht, der kommt hier ebenfalls auf seine Kosten.