Kurzbeschreibung (Quelle: amazon.de)
Der Himmel im Osten war flüssiges Feuer
Mai 1940: Deutsche Panzer rollen westwärts. Während in Paris die Angst um sich greift, bricht der Simplon Orient Express ein letztes Mal nach Istanbul auf. An Bord des Zuges eine schicksalhafte Reisegesellschaft. Jeder der Fahrgäste mit einem ganz eigenen Grund, diese letzte Fahrt unter allen Umständen anzutreten: Ein Balkanfürst will die Herrschaft über sein Land zurückfordern. Seine jüdische Geliebte fürchtet um ihre Liebe – und um ihr Leben. Ein deutscher Spion setzt alles daran, sie zu beschützen. Ein russischer Großfürst ist auf der Flucht, die Sowjetmacht ihm längst auf den Fersen. Eine Stummfilmdiva fürchtet das Vergessenwerden mehr als den Krieg. Ebenfalls an Bord – Agenten aller kriegführenden Mächte. Was niemand ahnt: Im Zug befindet sich etwas, nach dem Hitler seine Truppen in ganz Europa suchen lässt. Die Fahrt steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Jeder Grenzübertritt kann das Ende bedeuten. Jeder der Passagiere fürchtet den nächsten Tag. Schließlich bricht Feuer aus. Und während Europa in Dunkelheit versinkt, rast der Express als lodernde Fackel durch die Nacht ...
Über den Autor (Quelle: amazon.de)
Benjamin Monferat ist ein Pseudonym, hinter dem sich der deutsche Autor Stephan M. Rother verbirgt. Als Schriftsteller und Historiker hat er sich ganz der Geschichte verschrieben – in all ihren Bedeutungen. Neben einem Kleinbahnhof an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, gehört das Schnaufen historischer Dampflokomotiven zu seinen ältesten Erinnerungen. Die Lebensgeschichte seines Großvaters, der im Dritten Reich am Bau luxuriöser Salonwagen beteiligt war und gleichzeitig tätigen Widerstand gegen das Regime übte, war einer der Impulse, aus denen heraus «Welt in Flammen» entstand.
Meine Meinung
Mai 1940. Die Deutschen stehen vor den Toren von Paris, sie greifen nach ganz Europa und der Simplon Orient Express startet zu seiner letzten Fahrt. An Bord befindet sich eine illustre Gesellschaft. Carol, der ehemalige König von Carpatien, der in der Heimat wieder den Thron besteigen will; der russische Großfürst Constantin Romanow, mit Ehefrau Katharina und ihren Kindern Alexej, Xenia und Elena; Betty Marshall, die amerikanische Stummfilmdiva; Eva Heilmann, eine deutsche Jüdin, die von ihrem Geliebten, eben jenem im Exil lebenden König Carol verlassen wurde; Ludvig Mueller/Ingolf Hembrecht, offiziell als Student geltend, aber offensichtlich in geheimer Mission unterwegs und ein amerikanisches Millionärsehepaar. Dazu kommen noch diverse, die Handlung nicht nur in Nebenpositionen bestimmende Charaktere und Agenten aus allen in den Krieg involvierten Nationen.
Bereits mit der Einführung der Personen in die Handlung, nahm diese Fahrt auf und zog mich in ihren Bann. Das hätte ich so nicht unbedingt erwartet, denn die Handlung wird in sehr kurzen Zeitabschnitten fast minutiös erzählt. Der ganze Roman spielt in der Zeit vom 23. Mai – 4. Juni 1940. Schnell ergab sich aber beim Lesen ein Rhythmus, der schon dem einer Bahnreise entsprach. Man begab sich von Abteil zu Abteil, um den Ablauf der Dinge aus verschiedenen Perspektiven erfassen zu können. Um dem Leser die Orientierung zu erleichtern, ist im Anhang eine Übersicht über die Wagen und die Abteil- und Sitzverteilung enthalten. Jedes neue Kapitel weist auch den momentanen Ort der Handlung und die entsprechende Uhrzeit aus.
Der Roman lebt von und mit den facettenreich gezeichneten Charakteren. Jeder für sich ist einzigartig, steht aber gleichzeitig für die Gesinnung einer Nation oder einer Interessengruppe. Es gibt kein absolutes Gut und Böse, alle wirken sehr menschlich und lebensecht. Auch die Handlung, die mit zunehmender Reisedauer immer actionreicher wird und an Spannung gewinnt, ist durchgängig logisch und glaubhaft.
Beeindruckt haben mich aber auch die Beschreibungen der Schauplätze. Sowohl die des Zuges als auch die der durchquerten Landschaften ließen Bilder in meinem Kopf entstehen, die sich schnell zum sogenannten Kopfkino entwickelten. Ich könnte mir diesen Roman auch sehr gut als eine Vorlage für eine Verfilmung vorstellen.
Einen sehr guten historischen Roman macht in meinen Augen aber der Fakt aus, dass der Autor es vermag, mir mit der Geschichte die Geschichte nahezubringen. Das schafft Benjamin Monferat sehr überzeugend. Er präsentiert nicht nur historische Fakten, er vermittelt Stimmungen, Haltungen, Gefühle und Hintergründe einer weltbewegenden Epoche.
Zitat„Das Europa, das sie hinter sich gelassen haben, existiert nicht mehr und wird sich nie wieder erheben.“ (S.757)
Ich mochte diesen Roman sehr. Es ist einer der besten historischen Romane, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Er besticht durch eine klare, der Zeit entsprechenden Sprache, ist intelligent konstruiert, wirkt sehr real und ist historisch fundiert. Es ist einer der Romane die man getrost auch ein zweites Mal lesen kann und dabei auf Details stoßen wird, die man zuvor nicht wahrnahm. „Welt in Flammen“ ist ein Roman, der mich vollkommen überzeugt hat.