Elizabeth George - Auf Ehre und Gewissen / Well-Schooled in Murder

  • Dies ist der 3. Band aus der Reihe um Inspector Linley und Seargent Havers.


    Inhalt:


    An dem Elite- Internat "Bredgar Chambers" verschwindet der 13-Jährige Matthew Whateley. Als wenig später seine Leiche gefunden wird, übernehmen Inspector Linley und Seargent Barbara Havers die Ermittlungen. Besonders auffällig und abstoßend sind die Folterspuren am Körper des Jungen.
    Bei den Ermittlungen zeigen sich viele mögliche Motive, Verdächtige und suspekte Umstände. Die Ermittlungsarbeit wird zusätzlich von dem Ehrenkodex der Schüler und Lehrer erschwert, der viele Mißstände an dieser Schule verdeckt.
    Neben der eigentlichen Mordgeschichte erfährt der Leser vieles über das Privatleben von Linley, Havers und Simon St. Johns und seiner Frau Deborah.


    Meine Meinung:


    Für mich ist es der zweite Krimi von Elizabeth George. Nach dem ersten, den ich gelesen hatte, war mir klar: Diese Autorin NIE wieder (ich weiß nicht einmal mehr, welcher Titel es war). #-o
    Aber kürzlich las ich "Das Wunschspiel". Das Thema Internatsgeschichte sowie Dynamik zwischen Schülern und Lehrern brachte mich bei Recherchen auf diesen Krimi. Da er so billig war, nahm ich ihn einfach mal mit. Und so dümpelte er im Regal.
    Jetzt nach der Lektüre bin ich so fasziniert von den Hauptpersonen, dass ich überlege, mir noch mehr von Elizabeth George zu besorgen.


    Bei Amazon habe ich eine Kundenrezension gelesen, in der kritisiert wird, dass sich die Autorin in den Abgründen im Leben ihrer Personen verstrickt. Gerade diesen Punkt empfinde ich als Stärke des Romans.


    Besonders überraschend fand ich das Ende. Eine gewisse Ahnung hat man von Anfang an, und obwohl ich dicht an der Lösung war, wäre ich nie auf den besonderen Dreh gekommen.


    Empfehlenswert - sicher auch als Einstiegsroman für Neugierige Nicht-George-Leser. Mir hat nichts zum Verständnis aus den vorigen Bänden gefehlt.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Meiner Meinung nach ist dieses Buch eines der besten der Reihe. Der Kriminalfall kann sofort Interesse wecken und auch das Privatleben der Ermittler bietet noch Neuigkeiten.


    Die letzten Bücher der Reihe ("Wer die Wahrheit sucht" und "Nie sollst du vergessen") fallen leider gewaltig ab. Vielleicht hast du eines von diesen gelesen, @ fezzig?


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mir haben alle Bücher von Elizabeth George gefallen, bis auf das neueste."With no one as witness".
    Es kam überhaupt keine Spannung auf, der Schreibstil gefiel mir nicht und die Personen waren mir nicht sonderlich sympathisch. Nach ca 1/3 habe ich abgebrochen.
    Das Vorgängerbuch "A place of hiding" war wesentlich interessanter, selbst wenn Deborah mir so auf die Nerven ging, dass ich sie gern an die Wand geklatscht hätte.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Du also auch, e-nigma? Bis dahin gefiel mir Deborah eigentlich besser als die blaublütige Helen, aber in diesem Buch (deutscher Titel "Wer die Wahrheit sucht") hat sie genervt.


    Vermutlich mag ich das Buch deswegen nicht besonders, weil ich mich während des Lesens ständig geärgert habe.


    Marie

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  • Ich glaube, ich habe damals "Gott schütze dieses Haus" gelesen - von dem aber alle schwärmen. Am besten lese ich es einfach nochmal. Und gehe unbefangen heran.


    Eben habe ich im Flohmarkt "Denn bitter ist der Tod" gekauft. Der zweite Roman im Schulmilieu. Den werde ich im Dezember lesen.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • 4.5 Sterne für einen äußerst spannenden Fall!


    Und schon bin ich beim vierten Band angelangt. Nachdem mir die Reihe vor 20 Jahren schon so gut gefallen hatte bin ich jetzt begeistert, wie sehr es mich immer noch fesseln kann. Zum Glück kann ich mich an die Details nicht mehr erinnern und gehe somit ganz ohne Vorwissen auf Mörderjagd!


    Der Schreibstil ist mittlerweile nicht mehr ganz so "gestelzt" wie noch im ersten bzw. zweiten Teil und sehr viel flüssiger zu lesen. Von Anfang an hab ich mich sofort wieder zuhause gefühlt und bin mit Lynley und Havers den Spuren gefolgt, die die beiden Ermittler in ein angesehenes Elite Internat führen.
    Von Anfang an spannend - wie immer mit mehreren Verdächtigen und verschlungenen Motiven wusste man bis zum Schluss nicht wirklich, wie alles zusammenhängt. Das kann Elizabeth George meiner Meinung nach echt gut, denn man kann miträtseln, ohne zu früh sich des Täters sicher zu sein! Vor allem auch die Zusammenhänge waren hier wieder verstörend und krass - und leider sicher auch realitätsnah - wenn auch hoffentlich heute nicht mehr so extrem. Wenn man allerdings manchmal die Presse hört, gerade in der Armee bzw. beim Bund, dann fragt man sich schon, was da so zwischen den "Neulingen" und den "Alteingesessenen" so abgeht.
    An manchen Stellen war ich etwas verblüfft über die direkte Ansprache der jüngeren Schüler auf bestimmte Dinge, brutale Dinge die den Mord betreffen, was heutzutage wohl nicht mehr möglich wäre bzw. einfach nicht mehr gemacht werden kann. Soweit ich weiß muss da ja immer ein Erziehungsberechtigter dabei sein? Da hat sich in den letzten Jahren doch einiges geändert. Das aber nur so am Rande ... in manchen Situationen kann man das wahrscheinlich auch schwer einschätzen.


    Passend zum Titel wurde die Ehre, die ja in diesen Kreisen sehr hoch gehoben wird, hinterfragt und gezeigt, welche Tücken dieser Spagat zwischen Wahrheit oder Loyalität beinhaltet. Da fällt die Entscheidung nicht immer leicht. Das "Petzen" wird ja allgemein eher als Tabu angesehen, zumindest kenne ich das aus der Schulzeit so - aber wie weit darf diese Loyalität reichen? Und welche Taten darf man decken, ohne sich selbst zu belasten bzw. das eigene Gewissen anderen gegenüber?


    Die Ermittlungen waren jedenfalls wieder sehr spannend. Havers war dieses Mal etwas mehr im Hintergrund, genauso wie Helen, die kaum aufgetaucht ist. St. James und Deborah hatten mit einem schwerwiegenden Problem zu kämpfen, das aber auch nicht oft zur Sprache kam. Dieses Mal stand wirklich der Mord und dessen Aufklärung im Vordergrund. Dabei war ein gutes Tempo vorhanden und auch die Atmosphäre des verregneten Englands tat hier sein übriges.
    Die Charaktere sind wie immer sehr deutlich gezeichnet, jeder auf seine Art speziell und mit mehr Seiten, als man zuerst annimmt.


    Ein sehr guter, weiterer Band aus der Reihe, die ich jedem Krimifan empfehlen kann!


    © Aleshanee
    Weltenwanderer

  • Huch, das hatte ich hier ja gar nicht rezensiert ... dann hole ich das mal nach:



    Ausgerechnet Deborah St. James, die noch schwer mit den Nachwirkungen einer erneuten Fehlgeburt zu kämpfen hat, findet auf einem Dorffriedhof die nackte Leiche eines Jungen. Bald stellt sich heraus, dass es sich um den dreizehnjährigen Matthew Whateley handelt, der seit einigen Tagen in seinem Eliteinternat Bredgar Chambers vermisst wird.


    Normalerweise würde Inspector Thomas Lynley diesen Fall der örtlichen Polizei überlassen, doch sein alter Schulfreund John Corntel, heute Lehrer in Bredgar, fleht ihn förmlich an, die Sache aufzuklären, und die alte Loyalität zwischen den Kameraden führt dazu, dass er gemeinsam mit Barbara Havers die Ermittlungen aufnimmt.


    Dass ein Ermittler in ein Wespennest sticht, ist ja eine furchtbar platte und abgedroschene Beschreibung, doch hier passt sie einfach. Was sich hinter den altehrwürdigen Mauern des Internats abspielt, wie die älteren Schüler mit den jüngeren umspringen und auch der Umgang der Lehrer miteinander, ist nicht gerade vertrauenerweckend. Erschwert werden die Nachforschungen dadurch, dass ein merkwürdig ausgeprägtes Ehrgefühl verhindert, dass offen über üble Vorfälle gesprochen wird.


    Ein sehr emotionaler Fall für Lynley, der mir aufgrund des Themas ziemlich an die Nieren gegangen ist und dabei äußerst spannend war. Lange Zeit hatte ich überhaupt keine Ahnung, warum Matthew Whateley sterben musste. Elizabeth George legt hier besonders geschickt falsche Fährten, so dass ich bis zum Schluss so ziemlich jeden einmal verdächtigt hatte (den tatsächlichen Mörder inklusive), und reißt dabei der Institution des Eliteinternats gnadenlos die wohlanständige Maske vom Gesicht.


    Daneben kommt aber auch das Privatleben unserer Hauptdarsteller nicht zu kurz. Barbara Havers ist nach wie vor überfordert mit der Pflege ihrer alten, kranken Eltern; zwischen Simon und Deborah St. James steht die Fehlgeburt, über die Deborah mit ihm nicht sprechen kann oder will; Lynley vermisst Helen, die sich nach Griechenland abgesetzt hat, um Abstand zu gewinnen.


    Eine runde Sache also, dieser 3. Band der Reihe. Einziges Manko war ein Nebenhandlungsstrang, der für meine Begriffe sehr unbefriedigend zu Ende gebracht wurde.

  • Klappentext: "Ein Elite-Internat: Tradition, Ehre und Leistung bestimmen das Leben der Schüler. Ausgerechnet hier wird eines Tages die Leiche des kleinen Matthew Whateley gefunden, und damit beginnt die Fassade von Moral und Kameradschaft zu bröckeln. Bei ihren Nachforschungen treffen Inspector Lynley und Sergeant Barbara Havers von Scotland Yard allerdings auf eine Mauer des Schweigens ..."


    Auf Ehre und Gewissen ist der 4. Band der Thomas Lynley und Barbara Havers Reihe. Ich fand das Buch gut durchdacht. Der Spannungsbogen war überschaubar und konstant, was mir persönlich gut gefallen hat. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und die Handlung ist zügig fortschreitend. Elizabeth George schafft es, die Atmosphäre des Elite-Internats realistisch darzustellen und die Spannung bis zum Ende aufrechtzuerhalten.


    Besonders gelungen fand ich die Dynamik zwischen Inspector Lynley und Sergeant Havers. Die beiden sind ein ungleiches Ermittlerduo, das sich von Roman zu Roman besser versteht und die bestehenden zwischenmenschlichen Konflikte nicht mehr so heftig miteinander ausfechtet wie zu Beginn ihrer Zusammenarbeit. Ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten sorgen für Abwechslung und machen die Geschichte lebendig.


    Das Thema des Buches, das Leben an einem Elite-Internat und die dunklen Geheimnisse, die hinter der Fassade von Tradition und Ehre lauern, ist faszinierend und gut umgesetzt. Die verschiedenen Facetten dieses Mikrokosmos werden glaubhaft dargestellt, so dass der Leser in den Bann der Szenen gezogen wird.

    Insgesamt kann ich "Auf Ehre und Gewissen" von Elizabeth George jedem empfehlen, der gerne spannende Krimis mit gut ausgearbeiteten Charakteren und einer fesselnden Handlung liest.