Roland Habersetzer - Amakusa Shiro. Gottes Samurai/Amakusa Shiro, samouraï de Dieu : La révolte de Shimabara

  • Klappentext:


    Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es in Japan etwa 300000 Christen, unter ihnen mehrere daimyô. Doch das Tokugawa-Shôgunat, das seit 1603 Japan beherrschte, verbot die Ausübung der fremden Religion. Vor allem der dritte Shôgun der Dynastie, Tokugawa Iemitsu, sah darin eine Bedrohung für die ursprüngliche Kultur des Landes und nicht zuletzt auch für seine Herrschaft. Auf seinen Befehl wurden japanische Christen zu Zehntausenden gefoltert und hingerichtet. Besonders im Süden des Landes, wo die meisten Christen lebten, wurden die Lebensverhältnisse unerträglich. Doch im Geheimen wuchs der Widerstand gegen die Schreckensherrschaft. In seinem Zentrum standen fünf Rônin, die einen Aufstand planten. Als Anführer wählten sie einen 17-jährigen Jüngling, Shirô, von dem es hieß, er sei ein Gesandter des Himmels, ein neuer Messias. Ende 1637 brach der Aufstand aus und entwickelte sich rasch zu einer der größten Rebellionen, die das Reich der aufgehenden Sonne je erlebte. Zehntausende Bauern, Samurai und Rônin kämpften, beseelt von der Kraft ihres Glaubens, gegen die Macht des Shôgunats.


    Der französische Kampfkunstmeister Roland Habersetzer schildert in diesem Roman auf außerordentlich spannende und lebendige Weise sowie mit großer historischer Genauigkeit den Aufstand der Christen von Shimabara.


    Eigene Beurteilung/Eigenzitat:


    Roland Habersetzer ist in erster Linie als Autor von Sachbüchern im Bereich der Kampfkünste und dort in erster Linie zum Karate bekannt. Aber in den vielen Jahren seines schriftstellerischen Schaffens hat er auch einige Romane geschrieben, von denen der vorliegende einen darstellt. Vorbereitend und ausgehend von einem Besuch in Hara im Jahr 1982 hat er sich ausgiebig mit der Geschichte dieses Orts beschäftigt, dem man heute nicht mehr ansieht, dass er zu zwei Zeitpunkten in der japanischen Geschichte eine wichtige Befestigungsanlage dargestellt hat. Dieser Roman beschäftigt sich mit dem zweiten Zeitpunkt. Am 11. Dezember 1637 begann bei Fukaiema ein Aufstand christlicher Japaner gegen das Tokugawa-Shōgunat, das das Ausüben der christlichen Religion verboten hatte. Unter der Leitung von fünf prominenten Rōnin – Samurai ohne Lehensbindung – und angeführt und angestachelt durch den Jüngling Shirō, der von vielen als eine Art Messias gesehen wird, beginnen Aufstände in der ganzen Region, die schließlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen christlichen und anderen Rebellen und Shōgunatstruppen in Shimabara und auf Amakusa führen.


    Sehr anschaulich beschreibt Habersetzer in diesem Roman die damaligen Ereignisse, an denen - zumindest in einer Beobachterrolle – auch der bekannte Schwertmeister Miyamoto Musashi beteiligt gewesen ist. Er gibt den Gedanken der wichtigsten Handlungsträger der Rebellion und der Reaktion darauf Stimmen und Charakter und stellt die Schrecken des Krieges mit Hieb-, Stich- und Schusswaffen ohne jede Glorifizierung dar. Dabei bleibt er bei den jeweiligen Charakteren ganz in den wahrscheinlichen Weltbildern der damaligen Zeit verhaftet, so dass es den Leserinnen und Lesern überlassen bleibt, die hier angebotenen Definitionen von Ehre, Mut, Opferbereitschaft und Pflicht gegenüber ihrem eigenen Denken zu überprüfen. Sollte man bereit sein, für seinen Glauben zu sterben – oder auch Tausende Mitglaubende mit in den Tod zu reißen? Wie sollte man mit einer solchen Geschichte im Nachhinein umgehen?

    Das Buch schließt mit einer kurzen historischen Darstellung der Folgeereignisse für einige der Handlungsfiguren und einem längeren Anhang mit einer Zeitleiste, zeitgenössischen bildlichen Darstellungen aus japanischer und europäischer Hand, einem Namens- und einem Japanisch-Glossar und einigen Karten. Das alles in einem gut gebundenen angenehm zu haltenden Buch, dem nur noch ein Lesebändchen fehlt. Davon abgesehen für Freundinnen und Freunde der japanischen Kultur und Geschichte sicherlich ein sehr interessanter historischer Roman, bei dem die Historie nicht zu kurz kommt.

  • Davon abgesehen für Freundinnen und Freunde der japanischen Kultur und Geschichte sicherlich ein sehr interessanter historischer Roman, bei dem die Historie nicht zu kurz kommt.


    vielleicht sollte ich mal einen Ausflug nach Japan wagen? :-k das Buch hört sich interessant an :wink:

  • Ein interessanter Aspekt dieses Buchs, den ich vorhin vergessen hatte, ist die Idee, dass Musashi seinen Ni-Ten- Stil auf der Grundlage des spanischen oder italienischen Fechtens mit Rapier und "linker" Hand entwickelt haben soll. (Wobei es natürlich nicht immer ein Rapier gewesen sein muss) Der Gedanke hat mich etwas amüsiert, besonders, da in einschlägigen Klingenkreuzerkreisen gerade einige Diskussionen zu dem Thema laufen, ob das Führen von zwei Klingen gleichzeitig historisch belegbar ist (und Musashi ist dafür nun einmal berühmt gewesen, genau, wie die beiden Fechtschulen) und ob es im Gefecht praktikabel ist. Aber das nur am Rande.