Sonia Laredo - Das Glück der Worte / Y entonces sucedió algo maravilloso

  • Als ich diesen Roman von Sonia Laredo in die Hand nahm, ein Debüt, das in Spanien einigen Erfolg hatte und den Klappentext las, war ich voller Erwartung. Ich hoffte, da wartet ein Roman über Bücher und ihren Zauber auf mich und erinnerte mich sofort an die die lange zurückliegenden Lektüre von „Die Schatten des Windes“ und „Das Papierhaus“.

    Erzählt wird in der Ich-Form die Geschichte von Brianda, die schon viele Jahre lang als erfolgreiche Lektorin eines Verlags arbeitet und deren ganzes Leben aus Büchern und deren Weisheiten besteht. Doch im Rahmen der größeren Krise, in der sich nicht nur Spanien seit Jahren befindet, kriselt auch der Verlag und eines Tages spricht Briandas Chef bei einem als Esseneinladung getarnten Gespräch die Kündigung aus. Zwar ist sie völlig überrascht, auch verletzt und gekränkt über diese Erniedrigung, doch sehr schnell beschließt sie, sich nicht hängen zu lassen, sondern zu verreisen.

    Es war diese doch sehr schnelle Entscheidung, die mich etwas verwirrte, und dann noch zwei kurze Textpassagen, die mir das Buch zunächst entfremdete. Da lässt Sonia Laredo ihre Erzählerin Brianda, die ihr Leben schon immer zu einem Kunstwerk machen wollte, sagen:
    „In der Kunst ruht die tiefe Wahrheit. Die Lüge ist der ausgeleierte Verschluss der Flasche, die den narkotisierenden Trank der Farce enthält…“

    Wow, dachte, ich, entweder ist das schlecht übersetzt, oder hier hat der Lektor nicht eingegriffen.
    Kurze Zeit später, Brianda hat sich schon mit einem Mietwagen auf die Reise in Richtung Santiago de Compostela gemacht, trifft sie während eines fürchterlichen Regengusses einen fremden Mann, dem sie sich in einer Hütte hingibt. Kurz zuvor denkt sie an ihr Handy: „Ich hatte nicht einmal ein Handy, um ihm (ihrem Cousin,d.R.) Bescheid zu sagen, denn das hatte ich ja in Madrid gelassen, wo es sich in wohlverdienter Ruhe von den elektromagnetischen Wellen treiben ließ.“ An dieser Stelle hätte ich beinahe aufgehört, weiterzulesen.

    Doch ich war gespannt darauf, wie die Geschichte weitergeht und vor allen Dingen, was sie über die Bücher und ihr Geheimnis zu erzählen hat.
    Ich habe es nicht bereut. Bis zum Ende hat mich kein solcher sprachliche Patzer mehr geärgert. Ganz im Gegenteil. Laredos schöne, fast poetische Sprache hat mich mehr und mehr umgarnt und bezaubert. Man ahnt ja schon, dass die erste erotische Begegnung mit dem fremden Mann in der Hütte nicht ohne Folgen bleiben wird. Doch die zeigen sich erst später, nachdem sie in dem kleinen Dorf Nuba in der Nähe des berühmten Jakobswegs bei einem Antiquar namens Don Lorenzo Unterschlupf findet, der sie von der ersten Begegnung an als seine Nachfolgerin für seine Buchhandlung auserkoren hat, die voller wunderbarer Schätze steckt.

    Brianda bleibt und lernt in der Folge viele Menschen kennen, denen sie mit bestimmten Büchern in besonderen Lebenssituationen weiterhelfen kann. Das Buch verströmt einen wunderbaren Zauber, steckt voller bemerkenswerter Zitate über die Liebe zu den Büchern. Von Briandas Liebe zu den Büchern wird man als Leser regelrecht angesteckt. Dass Sonia Laredo Briandas Geschichte dann noch verknüpft mit der anderer Menschen, dass sie am Ende die zuvor losen Fäden zusammenfügt, macht den Roman zu einer schönen Unterhaltung und zu einem Lesegenuss.

    Sonia Laredo, die selbst seit Jahren in der spanischen Buchwelt arbeitet, hat ein bemerkenswertes Debüt vorgelegt. Auf den Nachfolger darf man gespannt sein.

  • Kurzbeschreibung (Amazon):
    Eine sinnliche Erzählung voller Farben und Düfte, über das was im Leben wichtig ist: Freundschaft, Liebe, Glück - und das richtige Buch.
    Brianda lebt für Bücher. Doch dem Verlag, für den sie arbeitet, geht es nicht gut, und eines Tages wird ihr überraschend die Kündigung ausgesprochen. Am Boden zerstört, beschliesst sie zu verreisen. Irgendwo in den spanischen Bergen, auf dem Weg nach Santiago de Compostela, fällt ihr ein Schild ins Auge: "Nachfolger für Antiquariat gesucht". Brianda glaubt an einen Wink des Schicksals, denn die Bücher haben sie noch nie enttäuscht! So landet sie mitten im verwunschenen Dörfchen Nuba… und wird zur Heldin ihrer eigenen abenteuerlichen Geschichte, an deren Ende bisher ungekannte Erfüllung auf sie wartet.



    Als der Lektorin Brianda gekündigt wird, entdeckt sie daheim in ihrem Bücherregal einen Reiseführer über die Gegend von Santiago de Compostela. Sie weiss: sie will nur noch weg und fährt los Richtung Norden. Unterwegs bleibt sie im Ort Nuba hängen, in einem Antiquariat/Buchhandlung. Sie freundet sich mit dem Besitzer an und auch mit einigen Bewohnern des kleinen Dorfes und wird ein Teil davon.


    Wer bei der Beschreibung des Buches wie ich sofort an Katharina Bivalds "Ein Buchladen zum Verlieben" denkt und sich "Das Glück der Worte" deshalb sofort kaufen möchte, soll bitte noch ein wenig abwarten und zuerst mal live einen Blick ins Buch werfen. Diese Geschichte ist so anders.
    Als Brianda das Antiquariat entdeckt, denkt man, nun geht es los mit der Geschichte rund um Bücher - doch nein, jetzt nimmt das Leben ausserhalb des Antiquariats den Grossteil der Geschichte ein und leider ist einiges davon recht unglaubwürdig z.B. die Gewitterszene in der Waldhütte. Das Buch entwickelt sich eher zu einer Liebesschnulze als zu einer schönen Geschichte über eine Buchhandlung. Es ist auch keine "sinnliche Erzählung voller Farben und Düfte" wie der Klappentext suggerieren will. Im Buch geht es hauptsächlich um Nubas neuen Platz im Leben und einen verunglückten Jungen und seine kranke Mutter. Die Geschichte um jene Mutter ist spannender als alles was mit der Buchhandlung zu tun hat, die mehr Wohnort als Schauplatz ist.


    Jeder Abschnitt wird überschrieben von einem Satz aus einem Klassiker. Das war sehr sympathisch. Auch im Buch selbst wird viel zitiert.
    Aber einmal mehr ist es auffallend, dass sehr oft in Büchern in denen mit klassischen Zitaten um sich geschmissen wird, die Wärme fehlt. Durch das überhebliche "Ich kann Klassiker zitieren" entsteht eine Distanz zu den Protagonisten, die oft leider nur zitieren können und sonst nix und denen etwas Liebevolles und Warmes fehlt und oft auch ein wenig Weltfremd sind. Wobei natürlich auch immer mal wieder ganz liebe weltfremde Protagonisten in der Buchwelt auftauchen. Nur eben nicht in diesem hier.
    Leider hat dieses Buch eine Portion davon abbekommen und deshalb ist "Das Glück der Worte" einfach nur eine gewöhnliche Geschichte über Freundschaft und Liebe.
    3 Punkte.

  • Ich habe nur folgendes zu diesem Buch zu sagen:

    Das 1. Drittel hat meine Neugier geweckt.

    Im 2. Drittel habe ich mich ein oder zweimal gefragt, ob ich das Buch bis zum Ende lesen möchte.

    Das 3. Drittel nahm richtig Fahrt auf, wurde total spannend - und wartete mit einem völlig überraschenden Ende auf!

    Fazit: Wer mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen Stil zurecht kommt, sollte sich auch mit dem wirklich unvorhersehbaren Ende belohnen.