Oliver Pötzsch - Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg

  • Anlässlich der bevorstehenden Hochzeit des Bamberger Henkers Bartholomäus Kuisl, Jakobs Bruder, reist die Familie vom oberbayerischen Schongau nach Oberfranken. Schon seit Wochen verschwinden in der Stadt auf mysteriöse Weise einzelne Bürger und immer wieder tauchen Leichenteile auf, die von der Regnitz angeschwemmt werden. Augenzeugen berichten von einem Werwolf, der nachts sein Unwesen in der Stadt treiben soll. Bei näherer Untersuchung der Leichenteile stellt Jakob Kuisl fest, dass diese Folterspuren aufweisen. Während unter den Bamberger Bürgern allmählich Panik ausbricht, will niemand der Kuisls so recht an einen Werwolf glauben und stellen daher gemeinsam auf eigene Faust Nachforschungen an um zu verhindern, dass sich ähnliches wie die Bamberger Hexenprozesse zu wiederholen droht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, vor allem nachdem Barbara, Magdalenas Schwester, spurlos verschwindet…

    In seinem fünften Roman um die Henkersfamilie Kuisl entführt uns Oliver Pötzsch in die vor allem durch die schrecklichen Hexenprozesse bekannt gewordene Stadt Bamberg. Wie gewohnt hat der Autor die historischen Begebenheiten sehr gut recherchiert und auch an Spannung mangelt es seinem neuesten Buch nicht. Abgesehen von kleineren Kritikpunkten, gehört „Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg“ zu den besten Büchern der Reihe.

    Im Prolog wird eine Szene aus Jakobs und Bartholomäus‘ Jugend geschildert. Man erfährt, wie es zu dem Zerwürfnis zwischen den ungleichen Brüdern kam, das noch heute für ein gestörtes Verhältnis sorgt, und was Jakob dazu veranlasste in den Krieg zu ziehen um sich später doch für ein Dasein als Henker zu entscheiden. Bislang schwieg er über seine Vergangenheit, doch nach und nach versucht seine älteste Tochter Magdalena herauszufinden, was damals geschehen ist und bemüht sich, zwischen ihrem Onkel und ihrem Vater zu vermitteln. Dies zieht sich neben dem eigentlichen Hauptthema, die Suche nach dem vermeintlichen Werwolf, wie ein roter Faden durch das Buch. Außerdem beschäftigt sich der Autor mit der Frage, welche psychischen Auswirkungen der Beruf des Henkers, das Foltern und Töten, auf die Ausübenden haben kann. Dies stellt er sehr anschaulich und nachvollziehbar an Jakob, Bartholomäus und einem weiteren Henker dar, die auf ganz unterschiedliche Weise mit ihrem Schicksal umgehen.

    Ein weiterer, nicht unerheblicher Aspekt, an den sich Oliver Pötzsch anlehnt, sind die Bamberger Hexenprozesse, denen hunderte von braven Bürgern damals zum Opfer fielen. Obwohl die Kuisls Bamberg Jahrzehnte nach den schrecklichen Vorfällen besuchen, gibt es noch immer unübersehbare Spuren. Dies spiegelt sich auch in der gesamten Atmosphäre des Buches wider: viele Häuser, oft von reichen Patriziern, stehen leer und verfallen langsam und auch im Verhalten der Bürger macht sich der damalige Schrecken noch bemerkbar. Genau diese Angst macht sich offenbar irgendjemand zu Nutze und streift als Werwolf verkleidet durch Bamberg, entführt Menschen, foltert und tötet sie – so zumindest die Theorie von Jakob Kuisl. Das Motiv, wieso ein Unbekannter eine Wiederholung der Hexenverfolgung herauf zu beschwören versucht, bleibt unklar. Oliver Pötzsch legt geschickt falsche Fährten aus, sodass man bis zur Auflösung über die Identität des „Teufels von Bamberg“ nur spekulieren kann.

    Die Geschichte zieht sich insgesamt über acht Tage im Herbst des Jahres 1668 und besteht aus mehreren Handlungssträngen von denen manche zwischendurch schon zusammenführen, teilweise wieder auseinandergehen, am Schluss aber alle plausibel miteinander verknüpft werden. Simon z. B. verkehrt mit einem Studienkollegen am Hofe des Fürstbischofs, während Magdalena abwechselnd mit ihrem Onkel und ihrem Vater nach Anhaltspunkten auf die Identität und die Motive des Täters sucht oder eine spektakuläre Befreiungsaktion organisiert. Eine weitere größere Rolle spielt auch Barbara, Magdalenas jüngere Schwester, die in den Vorgängerbüchern bislang nur als Nebendarstellerin auftrat. Die junge Frau verliebt sich in einen Schauspieler und überlegt sogar, ob sie ihre Familie verlassen und ihr Leben dem Theater widmen soll, da sich Jakob in Hinblick auf ihre Zukunft sturer denn je verhält. Doch bevor sie eine endgültige Entscheidung treffen kann, gerät sie selbst in die Fänge des Werwolfs. Um die geliebte Tochter, Schwester, Nichte und Schwägerin zu retten, setzen Jakob, Magdalena, Bartholomäus und Simon sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel und müssen leider mehr als einen Verlust hinnehmen. In die Rettung von Barbara und die Überführung des Täters wurde meiner Meinung nach aber etwas zu viel Action hineingelegt. Dadurch wirkte der Schluss stellenweise ein wenig unglaubwürdig. Die enthaltene Spannung und Dramatik lässt den Leser jedoch kaum Zeit zum Durchatmen und ihn darüber wohl hinwegsehen.

    Ein historischer Stadtplan Bambergs, der Stammbaum der Kuisls und eine Auflistung der handelnden Personen zu Beginn des Buches helfen, die Übersicht zu behalten. Es wäre schön gewesen, wenn zusätzlich fiktive und historische Persönlichkeiten gekennzeichnet gewesen wären, nach meinen Recherchen zufolge gehören zu letzterer Gruppe allerdings sowieso nur der Bamberger Fürstbischof Philipp Valentin Voit von Rieneck und der kurfürstliche Erzbischof Johann Philipp von Schönborn. Abgerundet wird die Geschichte mit einem ausführlichen Nachwort des Autors in dem er auf Quellen und empfehlenswerte Literatur zum Thema Bamberger Hexenprozesse – unter anderem Sabine Weigands fantastisches „Die Seelen im Feuer“ – eingeht. Nicht fehlen darf natürlich der äußerst interessante, aufschluss- und bildreiche Reiseführer durch Bamberg, für den allein es sich schon lohnt das Buch zu kaufen.

    „Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg“ ist eine spannende, emotionale Geschichte vor historischer Kulisse mit tiefgreifenden Themen und liebenswerten, durchdachten Personen – dafür lieben die Fans Oliver Pötzsch und seine Bücher!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Das klingt interessant. Ich habe aberbisher keins von den Henkerstochter-Büchern gelesen, dann hat ein Einstieg mit diesem Roman wohl wenig Sinn?
    Bisher kenne ich von Oliver Pötzsch nur "Die Ludwig Verschwörung" und "Die Burg der Könige", die mir gut, bzw. sehr gut gefallen haben. Ich werde es aber definitiv nicht schaffen, die ganzen Henkerstochter-Bände nachzulesen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Das klingt interessant. Ich habe aberbisher keins von den Henkerstochter-Büchern gelesen, dann hat ein Einstieg mit diesem Roman wohl wenig Sinn?

    Die Geschichte um die Suche nach dem Werwolf ist in sich geschlossen und in keinem der Vorgängerbände war bisher von einem Bruder Jakobs die Rede, sodass Magdalena, ihr Mann, ihre Söhne und Geschwister ihren Onkel erst einmal selbst kennen lernen müssen. Und da es nicht in Schongau spielt und Bamberg mit seinen Bürgern auch für die Kuisls neu ist, entdeckt man mit ihnen zusammen Stadt und Leute. Einmal wird ganz kurz Bezug auf einen früheren Fall genommen, was aber keine ausschlaggebende Rolle spielt. Wie in den meisten Reihenbüchern, ist es hauptsächlich die persönliche Entwicklung der Protagonisten, die sich quer durch die Bücher zieht und hier muss man eher selbst abwägen, ob man mitten in der Reihe beginnt oder nicht. Die ersten vier Bücher sollte man meiner Meinung nach schon in chronologischer Reihenfolge lesen, da hauptsächlich immer die gleichen Personen (Magdalena, Jakob und Simon) im Mittelpunkt stehen. Dies, finde ich, ist bei dem vorliegenden Buch jedoch etwas anders, da viele neue Charaktere auftauchen und Figuren eine größere Rolle spielen, die vorher nur am Rande erwähnt wurden. Insgesamt denke ich, dass man sich auch ohne Vorkenntnisse einen guten Eindruck der Charaktere verschaffen kann, nur bei Jakob fehlte mir etwas Herzlichkeit, was aber daran liegen wird, dass er sich gemeinsam mit seinem Bruder plötzlich wieder mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss. Ich persönlich bevorzuge es, Reihenbücher in der richtigen Folge zu lesen, aber ich hoffe, dass ich dir mit meinem Eindruck ein wenig helfen konnte.

  • Insgesamt denke ich, dass man sich auch ohne Vorkenntnisse einen guten Eindruck der Charaktere verschaffen kann,


    Danke für deine interessante Rezi und auch für deine Einschätzung bzgl. der Reihe. Mir geht es wie €nigma: ich habe noch keines der Bücher gelesen und schleiche schon länger um die Reihe herum, aber inzwischen sind es so viele, dass ich nicht weiß, ob ich wirklich alle lesen möchte (und vor allem, wie lange das dann dauert :wink: ). Aber wenn man diesen Band auch allein lesen kann, werde ich mir den vielleicht dann doch mal holen. Auf jeden Fall wandert er erstmal auf die Wunschliste.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Vielen Dank für Deine Rezi ! :thumleft:
    Ich habe vor einiger Zeit den ersten Band der Reihe ("Die Henkerstochter") gelesen welcher mir sehr gut gefallen hatte ! Band zwei liegt bei mir noch auf dem SuB.

  • Meine Rezension dazu :)


    Klappentext


    Gemeinsam mit seiner Tochter Magdalena und ihrem Mann Simon reist der Henker Jakob Kuisl im Jahre 1668 nach Bamberg. Was als Familienbesuch geplant war, wird jedoch bald zum Alptraum: In Bamberg geht ein Mörder um. Die abgetrennten Gliedmaßen der Opfer werden im Unrat vor den Toren der Stadt gefunden. Schnell verbreitet sich das Gerücht, die Morde seien das Werk eines Werwolfs. Jakob Kuisl mag sich diesem Aberglauben nicht anschließen und macht sich auf die Suche nach dem »Teufel von Bamberg«.


    Meine Meinung


    Ich mag ja die Reihe um die Henkerstochter echt gerne, aber der fünfte Band hat die vorherigen noch getoppt. Ein bisschen skeptisch war ich vorher schon, weil das Buch um einiges dicker ist, als die Teile vorher, aber ich wurde nicht enttäuscht! Man kann die Bände durchaus einzeln lesen, aber zum besseren Verständnis vor allem zur Familie Kuisl wäre es besser, die Reihenfolge einzuhalten.


    Oliver Pötzsch ist sich seinem Stil treu geblieben und man fühlt sich sofort in die damalige Zeit zurückversetzt. Vor allem die Dialoge wirken in ihrer leicht bayerischen Mundart sehr authentisch und nie übertrieben. Die Perspektiven wechseln zwischen den Protagonisten, was mir einen sehr guten Überblick geschaffen hat und vor allem konnte ich auch die Gedanken und Gefühle der Figuren sehr gut nachvollziehen.


    Der Henker Jakob Kuisl kommt schön langsam in die Jahre. Er ist immer noch ein bärbeißiger, unwirscher und grober Kerl, der sich durch seine Arbeit eine sehr raue Schale zulegen musste. Trotzdem hab ich ihn schon lange in mein Herz geschlossen, denn das sitzt trotz seinem brutalen "Job" immer noch auf dem rechten Fleck.
    Sein Bruder, Bartholomäus, von dem man in diesem Band zum ersten Mal hört, lebt einige Meilen von Jakobs Heimat in Bamberg. Warum die beiden Brüder sich schon so viele Jahre nicht gesehen haben und was sie damals auseinandergetrieben hat, ist ein wohl gehütetes Geheimnis in Jakobs Familie. Die ständigen Stänkereien sind für alle Familienmitglieder nicht einfach zu ertragen und vor allem Magdalena, Jakobs Tochter, muss oft mit ihrem vorlauten Mundwerk dazwischenfahren.
    Sie ist mittlerweile mit dem Bader Simon Fronwieser verheiratet. Dadurch hat er sich einige Chancen vespielt, denn eine Henkerstochter gilt als niedrigster Stand und somit ist ihm eine hohe Laufbahn als Medicus verwehrt.


    Die Morde, die das Städtchen Bamberg seit einigen Wochen erschüttern, sind mysteriös und lassen viel Spielraum für eigene Vermutungen. Der Autor hat es geschafft, keinen Moment Langeweile aufkommen zu lassen. Die vielen Verwicklungen in der Kuisl Familie, die Schauspieltruppe, die zur gleichen Zeit in Bamberg weilt und die hohen Würdenträger der Kirche, die nur allzu gerne einen Werwolf als Täter verurteilen würden, hat mich lange rätseln lassen, in welchem Zusammenhang die Morde wohl stehen. Es passiert sehr viel und die Spannung steigt gegen Ende immer mehr, während man langsam ahnt, wer tatsächlich dahinter stecken könnte.


    Historische Romane oder Krimis mag ich vor allem auch deshalb, um hinter die Kulissen der damaligen Zeit zu blicken. Gerade der Beruf des Henkers und der damit verbundene niedere Stand sind hier bemerkenswert vielseitig und unverblümt dargestellt. Wie schwer gerade diese Menschen und Familien es hatten und wie sich das auf ihre gesellschaftliche Stellung ausgewirkt hat, kann man heute gar nicht mehr nachvollziehen.


    "Sowohl Scharfrichter als auch Schauspieler waren ehrlose Berufe, ausgeübt von Menschen, mit denen brave Bürger nichts zu tun haben wollten. Trotzdem erwartete man von beiden Zünften eine handwerklich perfekte und unterhaltsame Ausführung." S. 405


    Fazit


    Für Fans der Reihe ein MUSS! Rundum gelungener historischer Krimi, mit viel Spannung, neuen Hintergründen zur Familie Kuisl und einer außergewöhnlichen Mörderjagd.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer


    Die Henkerstochter Reihe


    1 ~ Die Henkerstochter
    2 ~ Die Henkerstochter und der schwarze Mönch
    3 ~ Die Henkerstocohter und der König der Bettler
    4 ~ Der Hexer und die Henkerstochter
    5 ~ Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg

  • Hm, ich weis auch nicht!?
    Irgendwie kann ich die Meinung nicht ganz teilen das dieses Buch genauso gut ist wie die Vorgänger.
    Ich persönlich war enttäuscht!!!
    Ich liebe die Reihe sehr. Ich habe alle Bücher gelesen und bin wirklich mit Inbrunst dabei. Aber dieses Buch war mir einfach zu langatmig.
    Die Geschiche war toll. Die Hintergründe genauso.
    Aber an einigen Stellen hätte man gerne kürzen können und an anderer Stelle etwas mehr ins Detail gehen.
    Was mich sehr berührt hat war das Thema mit Magdalena und Simons drittem Kind. Auch bei der Szene mit Jakob und Jeremias beim brennenden Jagdhaus sind die Tränen schon in den Augen gestanden.
    Natürlich werde ich mir ein Nachfolge Buch kaufen. Das ist Pflicht!!!
    Ausserdem möchte ich mich der Meinung anschließen das dieses Buch ohne Probleme alleine und ohne Vorkenntnise gelesen werden kann!

    Ein Freund ist ein Mensch, der mich so nimmt wie ich bin -
    und nicht so,
    wie er am wenigsten Schwierigkeit mit mir hat!!

  • Man kann das Buch schon gut alleine für sich lesen, aber ich finde, dann fehlt einem schon irgendwie die ganze Vorgeschichte vor allem auch mit Simon und Magdalena ... deshalb würde ich raten, es der Reihe nach zu lesen ;)

  • Penibel recherchiert und spannend erzählt ...


    In diesem 5. Band begeben sich Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und der nunmehrige Schwiegersohn, der Medicus Simon Fronwieser nach Bamberg, um die Hochzeit von Bartholomäus Kuisl zu feiern, obwohl die Brüder einander nicht wirklich grün sind. Doch das bunte Familientreffen wird von einer Reihe rätselhafter Verbrechen überschattet. Zuerst verschwinden einige Einwohner, die dann brutal ermordet aufgefunden werde. Schnell machen die Gerüchte von einem Werwolf die Runde.


    Statt auf der Hochzeit zu tanzen und zu zechen, müssen Jakob Kuisl und seine Lieben auf Mördersuche gehen.


    Meine Meinung:


    Auch der 5. Band dieser Reihe hat nichts von seiner Spannung verloren, auch wenn die Handlung einem bestimmten Muster folgt. Es ändern sich die Städte mit ihren Sehenswürdigkeiten und der Familienclan erhält Zuwachs durch Simon Fronwieser. Der war zwar schon in den Vorgänger dabei, aber nun ist er mit Magdalena verheiratet. Ob er es manchmal bereut, mit eine Kuisl-Tochter geheiratet zu haben? Denn Magdalena kann oft stur wie zwei Esel sein.


    Wie wir es von Oliver Pötzsch kennen, sind die historischen Details penibel recherchiert. Der Spannungsbogen ist hoch. Manchmal werden die Leser von falschen Spuren in die Irre geleitet und die Auflösung ist ein wenig unerwartet.


    Fazit:


    Wieder ein empfehlenswerter und spannender historischer Roman aus der Henkerstochter-Reihe, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Leben und Abenteuer in Bamberg


    Buchmeinung zu Oliver Pötzsch – »Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg«


    »Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg« ist ein Historischer Roman von Oliver Pötzsch, der 2014 bei Ullstein Taschenbuch erschienen ist. Dies ist der fünfte Band in der Reihe um den Schongauer Henker Jakob Kuisl und seine Familie.


    Zum Autor:
    Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.


    Zum Inhalt:
    Der Henker Jakob Kuisl reist mit seinem Anhang 1668 nach Bamberg zu seinem Bruder, der sie zu seiner Hochzeit eingeladen hat. Bei ihrer Ankunft erfahren sie, dass Bamberg von einem Werwolf heimgesucht wird. Da sind Jakob und die Seinen gefordert und beginnen zu ermitteln.


    Meine Meinung:
    Auch in diesem Buch gelingt es dem Autor Historie und Fiktion auf fesselnde Art zu verknüpfen. Die Handlung ist komplex und umfasst einige Nebenstränge. Die Figuren sind interessant mit etlichen Grautönen gezeichnet und bieten Raum für Überraschungen. Jakob kämpft mit dem ein oder anderem Alterszippelein, handelt aber weiter energisch. Seine jüngere Tochter Barbara kämpft mit den Problemen ihrer ersten Liebe, während Magdalena wie gewohnt ihrer Neugier freien Lauf gibt. Ihr Mann Simon trifft einen alten Studienkollegen und bekommt Zugang zu höheren Kreise. Jakobs Bruder Bartholomäus, der Bamberger Henker, ist tierlieb und hat noch ein Hühnchen mit Jakob zu rupfen. Geschickt werden die Einschränkungen, denen Henker und ihre Angehörigen unterliegen, in die Geschichte eingebaut. Auch der Kampf zwischen weltlichen und kirchlichen Würdenträgern um die Macht wird beleuchtet. Die Erzählung ist lebhaft und steckt voller Ideen und der Leser fühlt sich mittendrin. Die Ereignisse um den Werwolf werden anschaulich mit zum Teil heftigen Details beschrieben, wirken aber realistisch. Wechselnden Perspektiven sorgen sowohl für Spannung als auch für emotionale Höhepunkte. Der abschließende Showdown zündet ein Feuerwerk und bildet einen grandiosen Höhepunkt, auch wenn er ein wenig übertrieben wirkt. Besonders für mich ist die Schilderung der Ansichten diverser Figuren, die diesen Leben einhauchen und ihr Handeln verständlich machen. Deshalb mag ich diese Serie und werde auch weitere Bände lesen (oder hören).


    Fazit:
    Eine kurzweilige, spannende und interessante Erzählung mit einem besonderen Augenmerk auf die Henker und ihre Angehörigen, die mich erneut begeistert hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln