Das mag jetzt zwar ein wenig komisch klingen, aber mich würde mal interessieren, wie ihr euch gefühlsmäßig an eure Figuren hängt? Betrachtet ihr sie mehr von außen oder lebt ihr mit ihnen und ihren Abenteuern mit? Lacht und weint ihr mit ihnen? Verselbstständigen sie sich sogar und bekommen so etwas wie einen eigenen Willen? Was passiert in dem Fall mit eurem roten Faden? Steht er starr oder baumelt er eh nur lose in der Gegend herum?
Ich komme nur gerade darauf, weil ich gerade eben an dem Ende einer Geschichte geschrieben habe und relativ entsetzt war, wie fies das doch eigentlich gestaltet ist - und hatte dabei selber eine Gänsehaut, weil ich in Gedanken voll in der Rolle der Protagonistin steckte. Nun handelt es sich um eine Sammlung bizarrer erotischer Kurzgeschichten, also es war abzusehen, dass das nicht gut ausgeht. Genauso mies hatte ich mich gefühlt, als ich einen Kurzpsychothriller (ausnahmsweise mal komplett unerotisch ) verfasst habe, ein Psychogramm eines Stalkers aus der Sicht des Stalkers. Am Schluss war ich so geschafft, weil es äußerst anstrengend und deprimierend war, mich in diese kranke Psyche hineinzuversetzen, um das Ganze auch glaubhaft rüberzubringen.
Ich stelle es mir aber irgendwie noch furchtbarer vor, wenn man mit seinen Figuren lebt und sowieso nur Krimis und Thriller schreibt (oder Fantasy, wo die Protas einer nach dem anderen den Löffel abgeben -> Das Lied von Eis und Feuer ). Das müsste für andere Autoren doch eigentlich auch ungeheuer frustrierend sein. Oder haltet ihr dann doch lieber Abstand von euren Figuren? Oder ist dieses Gefühlsmäßige genau das, warum ihr lieber nur positive Geschichten schreibt?